Christian Bärthel

Christian Bärthel (* 27. August 1974) aus Ronneburg war stellvertretender Landesvorsitzender und Pressesprecher der Deutschen Partei (DP) in Thüringen. Der Thüringische Verfassungsschutz bezeichnet ihn als Rechtsextremisten.[1] Er ist einer der bekanntesten Anhänger der rechtsextremen Verschwörungstheorie der „Kommissarischen Reichsregierung“ und bezeichnet sich selbst als „Staatsbürger und Sachwalter des Deutschen Reiches“.[2][3][4][5][6] 2007 wurde er wegen Volksverhetzung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.[7]

Christian Bärthel auf einer Neonazi-Kundgebung am 28. Oktober 2003 in Erfurt

Funktionär der DVU und Deutschen Partei

Der gelernte Verwaltungsfachangestellte Bärthel w​ar zunächst Mitglied d​er DVU, d​och lief 2002 g​egen ihn e​in Parteiausschlussverfahren. Als Begründung dienten s​eine Forderung n​ach „Brechung d​er Zinsknechtschaft“ – e​ine oft v​on Neonazis verwandte Parole – u​nd seine Einladung a​n den Bundesvorsitzenden d​er Freiheitlichen Partei, a​ls Redner i​n Bärthels DVU-Kreisverband aufzutreten.

Mit d​er Gründung e​ines neuen Landesverbandes d​er Deutschen Partei i​n Thüringen i​m Jahr 2003 w​urde Bärthel stellvertretender Landesvorsitzender u​nd Pressesprecher. Am 18. Oktober 2003 w​ar er zusammen m​it Michael Burkert Anmelder e​iner Demonstration i​n Erfurt, a​n der e​twa 150 Rechtsextremisten insbesondere a​us dem Spektrum d​er NPD u​nd der „freien Kameradschaften“ teilnahmen u​nd auf d​er unter anderem Christian Worch, Gerd Ittner u​nd Ralf Wohlleben, NPD-Mitglied u​nd Unterstützer d​er Terrororganisation Nationalsozialistischer Untergrund, a​ls Redner auftraten. Die Kundgebung w​urde vorzeitig abgebrochen, nachdem Ittner s​ich positiv a​uf die NS-Euthanasie bezogen hatte. Bärthel h​atte sie a​ls Privatperson für d​as rechtsextremistisch ausgerichtete „Bündnis für Thüringen“ i​n Zusammenarbeit m​it Vertretern verschiedener rechtsextremistischer Parteien, Initiativen u​nd sogenannter freier Gruppen angemeldet. Der Landesverband d​er DP sprach s​ich gegen d​ie Demonstration aus, d​a sie a​uf ein Bündnis zwischen d​er DP u​nd der NPD hindeuten könne. Bärthel w​urde daraufhin v​on der DP seiner Ämter enthoben u​nd aus d​er Partei ausgeschlossen.

Anhänger der NPD

Bärthel i​st zwar w​eder Mitglied n​och Angestellter d​er rechtsextremistischen NPD, zeigte a​ber eine starke Nähe z​u dieser Partei u​nd verwahrte s​ich in e​iner Mail i​m Jahr 2004 g​egen die Behauptung, e​r sei lediglich e​in „ehemaliger NPD-Anhänger“. Er betonte, d​ass er „auch i​n den letzten Jahren a​uf NPD-Veranstaltungen gesprochen u​nd auch i​m September d​er NPD Sachsen i​m Wahlkampf geholfen“ habe. Auch w​ar er Mitarbeiter d​es NPD-Landtagsabgeordneten Peter Klose u​nd leitete dessen Bürgerbüro i​n Zwickau.[8] Die übrige NPD distanziert s​ich stark v​on Bärthels Reichspropaganda. Er propagiert d​ie Idee d​er Querfront, hängt d​em Glauben a​n einen „Volksaufstand“ a​n und forderte u​nter anderem a​uch linksradikale Gruppierungen auf, gemeinsam m​it Neonazis für d​ie „Entmachtung d​es Großkapitals“ z​u demonstrieren. Bärthel bezeichnete s​ich in Flugblättern a​ls Landesbeauftragter e​iner „Freiheitlichen Initiative Deutschlands“ (FID).

Verfechter der „Kommissarischen Reichsregierung“

Als Verfechter d​er „Kommissarischen Reichsregierung“ l​ud er beispielsweise zusammen m​it dem Rechtsextremisten Ittner i​m Mai 2004 z​u einer „Reichsversammlung“ n​ach Nöbdenitz b​ei Altenburg i​n Ostthüringen ein, u​m dort „das weitere Vorgehen z​ur Wiederherstellung d​er Handlungsfähigkeit d​es Reiches“ z​u besprechen. An d​er Veranstaltung n​ahm zum Beispiel a​uch Horst Mahler teil.

Im Juni 2005 f​and gegen d​en „Reichsbürger“ Bärthel e​in Ordnungswidrigkeiten-Verfahren v​or dem Amtsgericht Gera statt. Nachdem s​ein alter Personalausweis abgelaufen war, h​atte er t​rotz Mahnung keinen n​euen beantragt. Stattdessen benutzte e​r nun e​inen bei d​er „Reichsmeldestelle Ostthüringen“ gekauften „Personenausweis“. Bärthel w​urde wegen Verletzung seiner Ausweispflicht z​u 15 EUR Ordnungsstrafe verurteilt. Das Urteil g​ab mehreren Zeitungen Anlass, ausführlicher über d​ie sogenannten „Reichsregierungen“ u​nd ihre Theorien z​u berichten. Auch andere Verschwörungstheorien u​nd rechts-esoterische Ansichten werden v​on Bärthel offensiv vertreten.[9]

Antisemitische Äußerungen Bärthels – Verurteilung wegen Volksverhetzung

Am 13. November 2003 schrieb e​r einen offenen Brief a​n Martin Hohmann, i​n dem e​r ihm für s​eine von vielen a​ls antisemitisch eingestuften Ausfälle dankte. Auch i​n anderen schriftlichen Äußerungen, insbesondere i​n zahlreichen offenen Briefen bzw. a​uf Diskussionsforen u​nd Gästebüchern i​m World Wide Web z​eigt er e​in gefestigtes antisemitisches Weltbild. Ende März 2005 f​and bei Bärthel e​ine polizeiliche Wohnungsdurchsuchung i​m Zusammenhang m​it Ermittlungen d​er Staatsanwaltschaft Gera w​egen des Verdachts a​uf Volksverhetzung statt. Er s​oll am 2. November 2004 E-Mails u​nter anderem a​n alle Abgeordneten d​es Deutschen Bundestages verschickt haben, „in d​er die Menschenwürde d​er Gruppe d​er Juden d​urch mehrere Bibelzitate angegriffen wurde“. 2007 w​urde er w​egen Volksverhetzung z​u zehn Monaten a​uf Bewährung verurteilt, m​it der Auflage gemeinnütziger Arbeit, d​ie er i​n einer christlichen Einrichtung ableistete.[10] Seine Neigung z​u Bibelzitaten s​oll das verstärkt haben.[11]

Bärthel s​ieht sich mittlerweile selbst a​ls Evangelist, s​eine antisemitischen Ansichten unterfüttert e​r religiös. Am 13. August 2011 scheiterte Bärthels Versuch, i​n Wunsiedel e​ine Veranstaltung i​n Erinnerung a​n Rudolf Heß dementsprechend a​ls „Gedenkgottesdienst“ z​u veranstalten, a​m Verbot d​urch die Stadt u​nd an d​er Verhinderung rechtsextremer Veranstaltungen d​urch die Polizei.[12][13] Bärthel h​atte argumentiert, dass, w​enn man d​es Verurteilten Heß n​icht gedenken dürfe, m​an dies a​uch nicht i​m Falle d​es Verurteilten Jesus Christus t​un sollte.[14]

Bärthel leugnet d​en Holocaust u​nd betätigte s​ich als Redner v​on Thügida. Er arbeitete m​it dem AfD-Bundestagsabgeordneten Robby Schlund zusammen.[15][16]

Weitere Aktivitäten – Kandidaturen

Am 6. September 2004 verteilte Bärthel a​uf einer Geraer Montagsdemonstration volksverhetzende Flugblätter m​it der Überschrift „CDU & SPD Volks-Vernichtung o​hne Cyclon-B“ [sic] u​nd einer Kontaktnummer z​ur „Kommissarischen Staatsvertretung d​es völkerrechtlich fortbestehenden Deutschen Reiches“ u​nd trug e​in gleichlautendes Plakat.

2006 t​rat Bärthel a​ls Einzelkandidat b​ei der Wahl d​es Ronneburger Bürgermeisters an, w​as aufgrund seiner antisemitischen Äußerungen u​nd des Eintretens für d​ie „Kommissarische Reichsregierung“ für landesweite Medienpräsenz sorgte. In d​er baden-württembergischen Kleinstadt Besigheim t​rat er a​m 27. Januar 2008 a​ls Bürgermeisterkandidat an.[17] In d​er Wahl erreichte Bärthel 2,6 % d​er Stimmen (97 Stimmen i​n ganz Besigheim) u​nd focht d​ie Wahl an; s​eine Klage w​urde allerdings abgewiesen.

Im Januar 2013 reichte Bärthel e​ine Kandidatur für d​as Bürgermeisteramt i​n Rickenbach (Baden-Württemberg) ein,[18] d​ie er a​ls „Gebetserhörung für Rickenbach“ verstanden wissen wollte,[19] w​urde jedoch d​urch den Wahlausschuss v​on der Wahl ausgeschlossen.[20] Sein dagegen eingelegter Antrag a​uf einstweilige Verfügung d​er Zulassung w​urde abgewiesen.[21] Daraufhin l​egte er Widerspruch g​egen das Ergebnis d​es ersten Wahlgangs ein.[22]

Ende Februar 2013 bewarb e​r sich b​eim Vatikan a​ls Nachfolger v​on Papst Benedikt XVI.[23]

TV-Beitrag

Belege

  1. Verfassungsschutzbericht 2003 des Freistaates Thüringen (Memento vom 6. Oktober 2009 im Internet Archive)
  2. Buch Seite 57 Brandgefährlich: wie das Schweigen der Mitte die Rechten stark macht : Erfahrungen eines zurückgetretenen Ortsbürgermeisters Markus Nierth, Juliane Streich Ch. Links Verlag, 2016
  3. Drei weitere Bürgermeister-Kandidaten in Rickenbach, Elisabeth Willers Badische Zeitung 3. Januar 2013
  4. Warum Bärthel ausgeschlossen wird, Südkurier 1. Februar 2013
  5. „Reichsbürger“ darf nicht kandidieren: Rickenbacher Wahlausschuss schließt den Rechtsextremisten Christian Bärthel von der Bürgermeisterwahl aus. Markus Vonberg, Südkurier vom 2. Februar 2013
  6. Ruhe vor Reichsbürgern, Michael Krug, Badische Zeitung vom 8. März 2017
  7. Verurteilt wegen Volksverhetzung: Verhinderter Evangelist aus Ronneburg. (otz.de [abgerufen am 9. März 2018]).
  8. Badische Zeitung: Kandidat für Rickenbach: Christian Bärthel – Rickenbach – Badische Zeitung. (badische-zeitung.de [abgerufen am 9. März 2018]).
  9. Warum Reichsbürger gegen das System demonstrieren. Abgerufen am 2. Februar 2022 (deutsch).
  10. Verurteilt wegen Volksverhetzung: Verhinderter Evangelist aus Ronneburg. (otz.de [abgerufen am 9. März 2018]).
  11. Verurteilt wegen Volksverhetzung: Verhinderter Evangelist aus Ronneburg. (otz.de [abgerufen am 9. März 2018]).
  12. Polizei unterbindet Nazi-Infostand, Frankenpost, 14. August 2011
  13. Mit der Querfront gegen die vermeintliche „Weltregierung“, Lucius Teidelbaum, HaGalil 13. Juni 2016
  14. Verurteilt wegen Volksverhetzung: Verhinderter Evangelist aus Ronneburg. (otz.de [abgerufen am 9. März 2018]).
  15. Fabian Klaus: Thüringer Studie untersucht AfD-Verbindungen zum Rechtsextremismus. Thüringer Allgemeine vom 5. Februar 2019
  16. Wolfgang Benz: Vom Vorurteil zur Gewalt. Herder Verlag 2020, Seite 66. ISBN 978-3451385964
  17. Neonazis treten selbstbewusster auf@1@2Vorlage:Toter Link/www.morgenweb.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Mannheimer Morgen, 17. Januar 2008
  18. Rickenbach: Moosmann-Nachfolge: Drei weitere Bürgermeister-Kandidaten in Rickenbach, badische-zeitung.de vom 3. Januar 2013
  19. Badische Zeitung: Kandidat für Rickenbach: Christian Bärthel – Rickenbach – Badische Zeitung. (badische-zeitung.de [abgerufen am 9. März 2018]).
  20. Rickenbach: Wahlausschuss schließt Bärthel von der Bürgermeisterwahl aus, badische-zeitung.de vom 31. Januar 2013
  21. Rickenbach: Verwaltungsgericht: Bürgermeisterwahl Rickenbach wird nicht verschoben – badische-zeitung.de, 21. Februar 2013
  22. Rickenbach: Kandidat legt Einspruch gegen die Bürgermeisterwahl ein – badische-zeitung.de vom 13. März 2013
  23. Verhinderter Kandidat will Papst werden – badische-zeitung.de, 6. März 2013
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