Carolabrücke (Dresden)
Die Carolabrücke ist eine der vier Elbbrücken in der Dresdner Innenstadt. Sie wird im Süden in der Altstadt durch den Rathenauplatz und im Norden in der Inneren Neustadt durch den Carolaplatz begrenzt.
Sie ist nach Carola von Wasa-Holstein-Gottorp (1833–1907), der Gemahlin von König Albert, benannt. Von 1971 bis 1991 trug die Brücke nach dem sächsischen Ministerpräsidenten und Dresdner Oberbürgermeister Rudolf Friedrichs den Namen Dr.-Rudolf-Friedrichs-Brücke. An der unterstromigen Seite des Altstädter Widerlagers ist bis heute eine entsprechende Namenstafel vorhanden.
Erste Carolabrücke (1892–1945)
Die erste Brücke wurde in den Jahren 1892 bis 1895 unter Karl Manck und Hermann Klette errichtet. Das insgesamt 340 Meter lange Bauwerk war für eine 9,6 Meter breite Fahrbahn mit einer zweigleisigen Straßenbahntrasse und beidseitigen 3,2 Meter breiten Gehwegen ausgelegt. Die Brückenkonstruktion hatte in der Elbe zwei Pfeiler und drei Stromöffnungen. Jeweils sechs vollwandige eiserne Bögen überspannten die Stromöffnungen bei lichten Weiten von 61,0 Meter im mittleren Bogen und 59,0 Meter in den beiden benachbarten Bögen und einem geringen Pfeilverhältnis von nur etwa 1:14. Im Vorlandbereich schlossen am linken Flussufer zwei und auf der anderen Seite vier gemauerte Gewölbeöffnungen an.
Am Abend des 7. Mai 1945, einen Tag vor Ende des Zweiten Weltkrieges in Deutschland, sprengten Einheiten der Waffen-SS zwei Bögen der Stromöffnungen sowie zwei rechtselbische Vorlandbögen vor der vom Albertplatz vorrückenden Roten Armee. Aufgrund der starken Zerstörung wurde auf einen Wiederaufbau in alter Form verzichtet. 1952 wurden weitere erhaltene Teile demontiert. Am 7. März 1952 wurden die verbliebenen Bogenträger gesprengt. Die beiden Mittelpfeiler im Strom wurden erst beim Bau der zweiten Carolabrücke Ende der 1960er Jahre entfernt.
Zweite Carolabrücke (1967–heute)
Das heutige Bauwerk wurde von 1967 bis 1971 durch den VEB Brückenbau Dresden errichtet. Die Brücke führt mit vier Fahrspuren der Bundesstraße 170 und einem getrennten Gleiskörper der Straßenbahn die wichtigste Nord-Süd-Verbindung im Dresdner Straßenverkehr, die sich nach Norden in der Albertstraße fortsetzt.
2003 zählte die Stadtverwaltung etwa 53.000 Fahrzeuge pro Tag, die die Brücke querten. Damals führte die B 170 noch den Fernverkehr zwischen der Autobahn 4 und der tschechischen Grenze in Zinnwald durch die Innenstadt. Seit Ende 2004 wird der Fernverkehr über die A 17 um die Stadt geführt, weshalb die Belastung gesunken ist.
Die Brücke ist 32 Meter breit und besteht aus drei Überbauten. Es sind Spannbetonhohlkastenbrücken mit dem Gerberträger als Bauwerkssystem in Längsrichtung. Bei nur noch einem Strompfeiler betragen die Stützweiten im südlichen Randfeld 44 Meter und beim ersten Innenfeld 58 Meter. Die Elbe wird mit 120 Meter und 95 Meter überbrückt, das nördliche Endfeld spannt 58 Meter weit. Die über dem Strompfeiler gevoutet ausgebildete Brücke war in der DDR die Spannbetonbrücke mit der größten Stützweite. Die kleinste Durchfahrtshöhe beträgt 6,61 Meter beim höchsten schiffbaren Wasserstand.
- Verkehrsbelastung
- 2003: 53.000 Kfz/24h
- 2009: 45.000 Kfz/24h[1]
- 2015: 47.250 Kfz/24h[2]
- 2016: 40.000 Kfz/24h (nach Freigabe der sanierten Albertbrücke)[2]
Sanierungsmaßnahmen ab 2019
Obwohl sich das Tragwerk der Brücke in einem guten Zustand befindet, sind seit Ende 2019 verschiedene Erhaltungsmaßnahmen erforderlich. Zudem sollen die Fahrbahnausstattung und -gestaltung den gegenwärtigen Nutzungsanforderungen angepasst werden. Bei der Sanierung der Carolabrücke sollen breitere Geh- und Fahrradwege angebaut werden. Der vorhandene Brückenquerschnitt reicht dafür allerdings nicht aus, weshalb die Kappen entsprechend verbreitert werden.
Dabei kommt erstmals Carbonbeton im Großbrückenbau zur Anwendung. Die nichtmetallische Carbonbewehrung in Verbindung mit Beton eröffnet als leichterer und flexiblerer Materialverbund gegenüber dem Stahlbeton neue Möglichkeiten der Brückensanierung. Das Material erlaubt es, den Geh- und Radweg von 3,60 Meter auf 4,25 Meter zu verbreitern. Mit herkömmlichen Materialien wäre das aus statischen Gründen nicht möglich. In Zusammenarbeit mit der TU Dresden soll Carbonbeton im Bauwesen etabliert werden. Der Einsatz auf der Carolabrücke ist ein Pilotprojekt, das die Vorteile der nichtmetallischen Bewehrung verdeutlichen und Dresden als Innovationsstandort herausstellen soll. Neben dem Carbonbeton wird auch der Einbau von Basaltbewehrungen getestet. Vorgesehen ist, dass die Brückenkappe des Bogens A von einem Ufer bis zur Brückenmitte mit Carbonbeton gebaut wird und die zweite Hälfte bis zum anderen Ufer mit Basaltbeton.[3][4]
Skulpturen
Die beiden allegorischen Figurengruppen „bewegte Elbe“ (Triton schwingt seine Keule bei der Jagd über die Wellen) und „ruhige Elbe“ (Nereide reitet über ruhiges Wasser) auf der Altstädter Seite der Carolabrücke wurden 1907 von dem Dresdner Bildhauer Friedrich Offermann aus Sandstein geschaffen. Die Bronzetafeln und die bronzenen Kronen, die am Sockel angebracht waren, wurden 1946 entfernt. Beim Neubau der Brücke wurden die Sockel um ein Drittel zugeschüttet.[5]
Literatur
- Erich Fiedler: Straßenbrücken über die Elbe. Saxoprint, Dresden 2005, ISBN 3-9808879-6-0.
- Erich Fiedler: Brücken der Stadterweiterung. Albertbrücke – Carolabrücke – Flügelwegbrücke. In: Dresdner Elbbrücken in acht Jahrhunderten (= Dresdner Hefte. Band 94). Dresdner Geschichtsverein, Dresden 2008, ISBN 978-3-910055-90-2, S. 51–60 (Digitalisat der SLUB Dresden).
Einzelnachweise
- Zählung 2009, Prognose 2020 und Prognose 2025 (Memento vom 4. Mai 2014 im Internet Archive) (PDF; 12 kB)
- Thomas Baumann-Hartwig: Verkehrszählung in Dresden: Spitzenreiter ist Flügelwegbrücke. In: Dresdner Neueste Nachrichten. 23. Februar 2017, abgerufen am 9. Mai 2021 (In der Druckausgabe vom 25./26. Februar 2017 unter dem Titel Flügelwegbrücke liegt vorn).
- Carolabrücke bekommt breiteren Rad- und Gehweg. In: dresden.de. Landeshauptstadt Dresden, 2. Dezember 2019, abgerufen am 26. Juni 2020.
- Alexander Buchmann: Carolabrücke: Deshalb dauert die Sanierung länger. In: Tag24. 23. Juni 2020, abgerufen am 9. Mai 2021.
- Kunst im öffentlichen Raum. Kulturamt Dresden, Dresden 1996.
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