Cambio CarSharing
Cambio Carsharing (Eigenschreibweise: cambio CarSharing) bzw. kurz Cambio (Eigenschreibweise: cambio) ist eine europäische Dienstleistungs-Unternehmensgruppe in der Carsharing-Branche, die in Deutschland und Belgien vertreten ist. Die Holding, die cambio Mobilitätsservice GmbH & Co. KG, wurde 2000 als Zusammenschluss von drei „Carsharing-Pionierunternehmen“ aus Aachen, Bremen und Köln gegründet und hat seither ihren Sitz in Bremen. Die Cambio-Gruppe bietet Carsharing für Privat- und Geschäftskunden an und unterhält gegenwärtig (2019) in 30 deutschen und 78 belgischen Städten an mehr als 1.250 Stationen insgesamt über 3.500 Fahrzeuge für mehr als 148.000 Kunden.[1]
cambio Mobilitätsservice GmbH & Co. KG | |
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Rechtsform | GmbH & Co. KG |
Gründung | 2000 |
Sitz | Bremen |
Leitung | Joachim Schwarz, Bettina Dannheim |
Mitarbeiterzahl | circa 300 (2021) |
Umsatz | 33,9 Mio. Euro (2020) (Deutschland: 19,6 Mio. Euro, Belgien: 14,3 Mio. Euro) |
Branche | Carsharing und Dienstleistung für Carsharing-Unternehmen |
Website | cambio-carsharing.de |
Ziele
Als sich 1990 zeitgleich in Aachen und Bremen zwei Vereine gründeten, die ein „umweltschonendes Verkehrsverhalten“ fördern wollten, lag nach Aussage von Joachim Schwarz, Gründungsmitglied von StadtAuto Bremen und heutiger Geschäftsführer der Cambio-Gruppe, eine „einfache Idee“ zugrunde: „Wir wollten Kosten sparen und die Zahl der Autos in den Straßen reduzieren.“[2][3]
Gegenwärtig (Anfang 2019) wird ein Cambio-Auto durchschnittlich von 44 Kunden gefahren und ersetzt zwischen 8 und 20 private Pkw. „Die gemeinschaftliche Nutzung entlastet insbesondere dicht besiedelte Wohnquartiere. Unser wichtigstes Unternehmensziel ist die Steigerung der städtischen Lebensqualität durch mehr Platz auf den Straßen“, erklärt Joachim Schwarz in der Selbstdarstellung der Cambio-Gruppe.[4]
Die Unternehmensgruppe
Struktur
Die Cambio-Unternehmensgruppe ist gegenwärtig (Anfang 2021) ein Zusammenschluss von 16 Beteiligungs- und Partnerunternehmen in Deutschland und Belgien. Die Holding, die cambio Mobilitätsservice GmbH & Co. KG, hat ihren Sitz seit der Gründung im März 2000 in Bremen; Geschäftsführer sind Joachim Schwarz und Bettina Dannheim.
Die Holding betreibt selbst keinen Carsharing-Service, sondern stellt den Tochterunternehmen und Partnern in Form eines franchise-ähnlichen Angebots zentrale Dienstleistungen zur Verfügung, insbesondere Software, Marketing und Callcenter. Durch die 2005 gegründete Tochtergesellschaft Carsharing Service GmbH (CSS) bietet das Unternehmen zudem EDV und Callcenter für andere Carsharing-Firmen an.[5]
Das eigentliche Carsharing-Geschäft wird vor Ort von eigenständigen Unternehmen betrieben, bei denen es sich meist um GmbHs handelt. Sowohl die Kundenbeziehungen und die Kundenpflege als auch der gesamte Fuhrpark liegen in der Verantwortung der lokalen Anbieter. Eigentümer der Cambio-Gruppe sind hauptsächlich Kunden und Mitarbeiter, was in der Entstehung von Cambio aus der Umweltbewegung und den ökologischen und ökonomischen Leitzielen begründet ist.[5]
Kennzahlen und Standorte
Der Umsatz der Cambio-Gruppe betrug 2020 insgesamt 33,9 Mio. Euro, davon wurden 19,6 Mio. in Deutschland und 14,3 Mio. in Belgien erwirtschaftet. Anfang 2021 beschäftigte die Gruppe rund 300 Mitarbeiter in Deutschland und Belgien. Seit der Gründung wurde Cambio Carsharing durchgehend mit dem Umweltzeichen Blauer Engel ausgezeichnet.[1]
Gegenwärtig (Anfang 2021) hat die Unternehmensgruppe in Deutschland und Belgien mehr als 148.000 Kunden, davon mehr als 100.000 in Deutschland. Sie stellt mehr als 3.500 Cambio-Fahrzeuge an über 1.250 Stationen zur Verfügung, davon rund 2.000 Autos in Deutschland. Angeboten werden 15 Fahrzeugmodelle in vier Preisklassen. Darüber hinaus haben die Cambio-Kunden Zugriff auf insgesamt mehr als 5.700 Fahrzeuge in mehr als 210 Städten in Deutschland und Belgien, u. a. bei Partnerunternehmen außerhalb der Unternehmensgruppe. Rund ein Drittel der Nutzer sind Geschäftskunden, die meist Fahrzeuge für übliche Arbeitszeiten buchen, während die Privatkunden eher am Abend und am Wochenende fahren.[3][1]
Cambio Deutschland ist gegenwärtig (Anfang 2021) in folgenden 30 deutschen Städten mit 630 Stationen vertreten: Aachen, Achim, Berlin, Bielefeld, Bonn, Bremen, Bremerhaven, Brühl, Dormagen, Düren, Eschweiler, Flensburg, Frechen, Hamburg, Herzogenrath, Hürth, Jülich, Köln, Lilienthal, Lüneburg, Oldenburg, Saarbrücken, Sankt Augustin, Siegburg, Uelzen, Wilhelmshaven, Winsen (Luhe), Wuppertal und Würselen.[1]
Cambio Belgien ist gegenwärtig (Anfang 2021) in 78 belgischen Städten mit 640 Stationen vertreten, unter anderem in: Aarlen, Antwerpen, Bergen, Brügge, Brüssel, Chiny, Gent, Hasselt, Kortrijk, Löwen, Lier, Lüttich, Mechelen, Mons, Namur, Oostende, Ottignies, Turnhout und Zwijndrecht.[1]
Die Cambio-Unternehmensgruppe ist bei den stationsbasierten Carsharing-Anbietern das zweitgrößte Carsharing-Unternehmen in Deutschland.[6]
Fahrzeugnutzung
Die Fahrzeuge können von den Kunden rund um die Uhr telefonisch, über das Internet und mit der Hilfe von Smartphone-Apps bis zu 360 Tage im Voraus gebucht werden. Die Fahrtdauer kann zwischen einer Stunde und 30 Tagen betragen. Die Buchung wird innerhalb weniger Minuten an die Fahrzeugstation übertragen. An der Station werden der Schlüsseltresor bzw. das Fahrzeug mit einer personalisierten Chipkarte oder per Smartphone-Apps geöffnet. Nach der Rückgabe des Wagens werden die Fahrtdaten zur Abrechnung an die Zentrale übertragen.
Berechnet werden die Zahl der gefahrenen Kilometer und die Nutzungsdauer. Die Kosten für Benzin, Autoversicherung, Steuern, Wartung und Abschreibung sind darin inbegriffen.
Geschichte
Die Idee ging aus der Umweltbewegung der 1980/90er Jahre hervor. Unabhängig voneinander starteten engagierte Menschen in Aachen, Bremen und Köln die gemeinschaftliche Nutzung von Fahrzeugen. StadtAuto Bremen und StadtteilAuto Aachen gehörten zu den ersten Anbietern der Carsharing-Branche, während StattAuto Köln erst 1992 entstand. Steigende Kundenzahlen führten zu einer Professionalisierung, und im März 2000 schlossen sich die drei unabhängigen Carsharing-Unternehmen zusammen und gründeten die Cambio-Gruppe – es entstand die Holding Cambio Mobilitätsservice GmbH & Co. KG mit Sitz in Bremen. In der Folge wurde das Angebot schrittweise ausgebaut und auf weitere Städte in Deutschland sowie im Nachbarland Belgien ausgeweitet. Die Cambio-Gruppe befindet sich heute noch überwiegend im Besitz von Kunden und Mitarbeitern.[3][5]
StadtteilAuto Aachen brachte 2000 ein neu gegründetes Tochterunternehmen mit ein, die Saarmobil Carsharing GmbH. Zudem wurde im Gründungsjahr 2000 die Buchungsmöglichkeit von Cambio-Fahrzeugen per Internet eingeführt. Im Oktober 2001 schloss sich das Bielefelder Carsharing-Unternehmen CityMobil der Cambio-Gruppe an. Im April 2003 entstand aus dem Oldenburger Carsharing-Verein StadtTeilAuto das Unternehmen Cambio Oldenburg, und ebenfalls 2003 eröffnete Cambio Hamburg.[5]
Seit 2002 gibt es Cambio Belgien in der Wallonie, seit 2003 in der Brüsseler Region und seit 2004 in Flandern. In Belgien hat Cambio gegenwärtig (Anfang 2018) mehr als 31.500 Kunden und verfügt über mehr als 1.160 Fahrzeuge an 458 Stationen.[5]
Seit 2008 existiert ein Cambio-Angebot in Berlin und unter dem Namen GoCar auch in Irland (Cork). 2009 wurde der von der Campus Management GmbH betriebene Lüneburger Anbieter Campus Mobil an das Cambio-System angeschlossen, der mit 700 Kunden eine der höchsten Kundenzahlen pro Einwohner hat. Seit 2010 führt Cambio in Wuppertal das ehemalige Carsharing Angebot Carriba der Wuppertaler Stadtwerke unter eigener Marke fort.[5][7]
2010 wurden der Service und die Qualität von Cambio Carsharing in den Städten Aachen, Bielefeld und Köln mit dem Servicetest-Engel des ADAC Nordrhein e. V. ausgezeichnet.[8]
Seit März 2011 setzt Cambio zusammen mit Greenpeace Energy anfangs sechs Elektromobile im Carsharing-Betrieb in Hamburg ein, die mit Ökostrom aus zusätzlichen Ökokraftwerken geladen werden. Mitte November 2011 eröffnete Cambio zwei Carsharing-Stationen in Bonn, die Unternehmensgruppe war damit in 14 deutschen Städten vertreten. Zusammen mit Greenpeace Energy setzt Cambio ab März 2012 in Köln Elektroautos ein, die mit Ökostrom geladen werden.
Seit Mai bzw. November 2012 ist es mit der BuchungsApp von Cambio möglich, auch mit Apple iOS- und Android-betriebenen Mobilgeräten Fahrzeuge zu buchen oder Buchungen zu ändern. Damit verknüpft ist eine freiwillige unmittelbare Qualitätskontrolle des Fahrzeugzustands.[5]
Im April 2013 schloss sich Cambio der europäischen Kampagne Cleaner Car Contracts bei. Damit verpflichtete sich das Unternehmen, ab 2014 nur noch Pkw anzuschaffen, die im Schnitt weniger als 105 Gramm Kohlenstoffdioxid (CO2) pro Kilometer ausstoßen. Für diesen Schritt wurde das Carsharing-Unternehmen mit dem Goldenen Flottenaward des Cleaner Car Contracts ausgezeichnet.[5]
Im September 2014 wurde je eine erste Cambio-Station in Eschweiler und in Herzogenrath eröffnet, bei denen teilweise Elektrofahrzeuge zum Einsatz kommen. Im Frühjahr 2015 eröffnete Cambio in Kooperation mit dem Klimapakt Flensburg fünf Stationen in Flensburg.[5][9]
Unternehmensbereiche
- Carsharing: Tochtergesellschaften in Aachen, Berlin, Bielefeld, Bremen, Bremerhaven, Flensburg, Hamburg, Köln, Lüneburg, Oldenburg, Saarbrücken und Wuppertal sowie in Brüssel, Flandern und der Wallonie. Es stehen Wagentypen vom Kleinwagen bis zum Transporter in vier Preisklassen zur Verfügung, die stunden-, tage- oder wochenweise gebucht werden können.
- Carsharing-Service: Buchungsservice mit eigenem Callcenter.
- Technischer Service: Carsharing-Software und Fahrzeugzugangs-Systeme für Bordcomputer und Schlüsseltresore.
Bewertung
Beim Carsharing-Test der Stiftung Warentest im September 2012 belegte Cambio den letzten Platz. Die Tester kritisierten vor allem die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Unternehmensgruppe; im Detail ging es um Haftungsausschluss bei Nutzung von Fahrzeugen ohne Winterreifen im Winter sowie um Unklarheiten bezüglich der Weitergabe von Kundendaten.[10] Aufgrund der Kritik wurden von Cambio deren Allgemeine Geschäftsbedingungen zum 1. Juli 2013 überarbeitet. Im Nachfolgetest im Juli 2015 stellte die Stiftung Warentest nur noch geringe Mängel in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen fest, Cambio belegte mit der Note „Gut“ (2,0) den dritten Platz von elf getesteten Anbietern.[11] Bei der aktuellsten Untersuchung (test 5/2020) erhielt Cambio ebenfalls die Note "Gut" (2,3).[12]
Literatur
Sachbücher
- Willi Loose, Michael Glotz-Richter (Hrsg.): Car-Sharing und ÖPNV. Entlastungspotenziale durch vernetzte Angebote. Beiträge zur Verkehrspraxis. ksv Kölner Stadt- und Verkehrsverlag, Köln 2014, ISBN 978-3-940685-18-6, S. 39–50, 63–70.
- Gisela Warmke, Bettina Dannheim: cambio. In: Bundesverband CarSharing e. V. (Hrsg.): CarSharing in Deutschland von den Anfängen bis heute. Zweite, erweiterte Auflage. ksv Kölner Stadt- und Verkehrsverlag, Köln 2016, ISBN 978-3-940685-15-5, S. 29–40.
Print- und Online-Medien
- (MID): Angebot für Fahranfänger. In: Handelsblatt vom 27. Juli 2012
- Claudia Hauser: Mit Cambio zur Entbindung. In: Kölner Stadt-Anzeiger vom 23. September 2012
- Alexandra Knief: Bremen baut Car-Sharing aus. In: Weser-Kurier vom 20. Oktober 2012
- Bettina Brucker: Carsharing: Auch für Geschäftsleute eine sinnvolle Alternative. In: Haufe.de vom 4. Januar 2013
- Jade Hochschule setzt auf Carsharing. In: Mobilaro vom 20. März 2013
- Carsharing. Cambio expandiert. In: Weser-Kurier vom 1. August 2015, S. 18
- Daniela Stürmlinger: Hamburger Firmen profitieren vom Carsharing. In: Hamburger Abendblatt vom 16. März 2016
- (SPS): Carsharing-Anbieter streicht Diesel: Wegen Stickoxidausstoß. In: Welt.de vom 29: November 2016
Weblinks
- Internetauftritt von cambio Deutschland (deutsch, englisch)
- Internetauftritt von cambio Belgien (niederländisch, englisch, französisch)
- Gisela Warmke: cambio CarSharing – Präsentationsfolien (Vortrag bei der Veranstaltung „Mobilität in der Smart City“ des Deutschen Verbands für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung am 24. Oktober 2017 in Berlin) (PDF-Datei; 6165 kB)
Einzelnachweise
- Daten und Fakten – cambio Mobilitätsservice GmbH & Co. KG (Stand: April 2021). (PDF-Datei; 54 kB) In: cambio-carsharing.de. cambio Mobilitätsservice GmbH & Co. KG, abgerufen am 23. April 2021 (Stand: April 2021).
- (rv): cambio wird 25: Eine simple Idee – ein deutliches Statement. (PDF-Datei; 988 kB) In: cambioJournal, Ausgabe 31. cambio CarSharing, November 2015, S. 2, abgerufen am 14. Januar 2018.
- Jürgen Hinrichs: Carsharing boomt. In: Weser-Kurier. 15. Januar 2018, S. 9 (online auf weser-kurier.de vom 14. Januar 2018 [abgerufen am 15. Januar 2018]).
- Unternehmensportrait – CarSharing entlastet Verkehr und Geldbeutel (Stand: Januar 2019). (PDF-Datei; 56 kB) In: cambio-carsharing.de. cambio Mobilitätsservice GmbH & Co. KG, abgerufen am 22. Januar 2019.
- Unternehmensentwicklung >> Meilensteine der Unternehmensgeschichte. In: cambio-carsharing.de. cambio Mobilitätsservice GmbH & Co. KG, abgerufen am 22. Januar 2019 (Stand: Januar 2019).
- (bcs): Aktuelle Zahlen und Daten zum CarSharing in Deutschland >> CarSharing in Deutschland. In: carsharing.de. Bundesverband CarSharing e. V. (bcs), abgerufen am 11. Januar 2018 (Stand: 1. Januar 2017).
- Hans-Joachim Mag: Cambio übernimmt Carriba. In: fuhrpark.de. bfp fuhrpark + management, 6. Januar 2010, archiviert vom Original am 13. Januar 2018; abgerufen am 12. Januar 2018.
- Kristina Jürgenhake: Carsharing im Test. Bielefeld ganz vorn. (PDF-Datei; 16 kB) In: direkt-bielefeld.de. 27. Juni 2010, abgerufen am 12. Januar 2018 (Digitalisat im Medienspiegel 2010 des Bundesverbands CarSharing e. V. auf carsharing.de).
- Joachim Pohl: Anbieter Cambio: Endlich geht’s los: Carsharing für Flensburg. In: Flensburger Tageblatt (shz.de). 14. September 2014, abgerufen am 15. Januar 2018.
- Siehe Carsharing-Test der Stiftung Warentest. In: Zeitschrift test, Heft 10/2012, S. 68–73, und auf test.de vom 5. Oktober 2012; abgerufen am 14. Januar 2018.
- Siehe Carsharing-Test der Stiftung Warentest. In: Zeitschrift test, Heft 7/2015, S. 74–79, und auf test.de vom 10. Juli 2015; abgerufen am 14. Januar 2018.
- Siehe Carsharing-Test der Stiftung Warentest. In: Zeitschrift test, Heft 5/2020, sowie auf test.de vom 29. April 2020; abgerufen am 17. Mai 2020.