Burundisch-portugiesische Beziehungen
Die burundisch-portugiesischen Beziehungen umfassen die bilateralen Beziehungen zwischen Burundi und Portugal. Die Länder unterhalten seit 1975 direkte diplomatische Beziehungen.[1]
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Portugal | Burundi |
Die Beziehungen zwischen Burundi und Portugal gelten als weitgehend problemfrei, aber erst schwach ausgeprägt. Ihr bilateraler Handel findet auf einem niedrigen Niveau statt, es bestehen keine bedeutenden gegenseitige Auswanderergemeinden, und auch historisch kreuzten sich ihre Wege bisher kaum. Politisch bestehen ebenfalls vergleichsweise wenig Beziehungen. Als bedeutendste Verbindungsglieder können dabei die Zusammenarbeit zwischen der EU und Burundi und die gemeinsame Arbeit in den UNO-Organisationen gelten, darunter die burundischen und portugiesischen Militärkontingente in der UN-Mission in Somalia.
Auf zivilgesellschaftlicher Ebene gibt es nur wenig mehr direkte Berührungspunkte, darunter Kontakte zwischen Kulturschaffenden, insbesondere Auftritte burundischer Musiker in Portugal. Zu nennen auch Projekte portugiesischer Hilfsorganisationen wie die Assistência Médica Internacional (AMI), die mehrfach in Burundi tätig war.[2]
Im Jahr 2019 waren sechs Staatsbürger Burundis in Portugal gemeldet,[3] 2008 war ein portugiesischer Bürger konsularisch in Burundi registriert.[4]
Geschichte
Das alte Königreich Burundi lag auf Höhe jenen Teils der Ostküste Afrikas, den der portugiesische Entdecker Vasco da Gama 1498 erreichte und der danach Teil der Handelsrouten des Portugiesischen Weltreichs wurde (erste Ankunft da Gamas in Mombasa am 7. April 1498, portugiesische Besitznahme Sansibars ab 1505). Jedoch war die Küste Teil der Swahili-Gesellschaft, zu der das Königreich Burundi kaum Beziehungen unterhielt, so dass es auch zu keinen bekannten Begegnungen zwischen Burundiern und Portugiesen kam.
Burundi wurde Ende des 19. Jahrhunderts deutsche Kolonie und nach dem Ersten Weltkrieg als Teil von Ruanda-Urundi eine belgische Kolonie.
1962 erlangte Burundi seine Unabhängigkeit von Belgien. Zum kolonialistischen Estado Novo-Regime Portugals entstanden dabei keine Beziehungen, insbesondere wegen den seit 1961 ausbrechenden Portugiesischen Kolonialkriegen in seinen afrikanischen Überseeprovinzen.
Nach der linksgerichteten Nelkenrevolution 1974 beendete das nunmehr demokratische Portugal seine Kolonialkriege, entließ seine Kolonien in die Unabhängigkeit und richtete die portugiesische Außenpolitik neu aus.
Am 22. Februar 1975 nahmen Burundi und Portugal diplomatische Beziehungen auf. Erstmals akkreditierte sich ein Vertreter Portugals am 21. Juli 1977 in Burundi. Gegenseitige Botschaften richteten beide Staaten danach nicht ein.[1]
Die andauernde innenpolitische Instabilität, die hohe Korruption und die in der Folge weiter anhaltende Unterentwicklung Burundis als ärmstes Land der Welt (2018) erschwerten seither engere Beziehungen auch zu Portugal. Die wenigen direkten Kontakte bestanden meist über multilaterale Organisationen oder über Portugiesen, meist Ärzte, die für portugiesische Organisationen wie die AMI oder internationale wie die Ärzte ohne Grenzen nach Burundi kamen.[5][6]
Diplomatie
Burundi führt keine eigene Botschaft in Portugal, das Land wird vom burundischen Botschafter in Paris betreut. Auch burundische Konsulate sind in Portugal bisher nicht eingerichtet.
Portugal unterhält ebenfalls keine eigene Botschaft in Burundi, das Land gehört zum Amtsbezirk des portugiesischen Botschafters in Kinshasa. Auch ein Konsulat hat Portugal aktuell nicht in Burundi (Stand 2020).[7]
Wirtschaft
Das Handelsvolumen zwischen Burundi und Portugal belief sich im Jahr 2017 auf 1,234 Mio. Euro (2016: 88.100 Euro; 2015: 20.300 Euro; 2014: 192.800 Euro; 2013: 413.600 Euro), wobei es ausschließlich portugiesische Exporte nach Burundi gab. Seit 2013 gab es lediglich im Jahr 2016 Exporte nach Portugal (Quarzsand im Wert von 300 Euro). so dass das Handelsvolumen hier auch immer einen gleich hohen Handelsbilanzüberschuss zu Gunsten Portugals darstellt.
Burundis Einfuhren aus Portugal bestanden 2017 zu 96,1 % aus landwirtschaftlichen Erzeugnissen (ausschließlich Malz), zu 2,5 % aus Maschinen und Geräten, und zu 1,4 % aus Metall.
Vier portugiesische Unternehmen waren 2016 im Handel mit Burundi tätig.[8]
Die portugiesische Außenhandelskammer AICEP unterhält keine Niederlassung in Burundi, das Land wird vom AICEP-Büro in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa betreut.
Kultur
Mangels gegenseitiger Vertretungen gibt es auch nur wenig gegenseitige Ausstellungen oder Veranstaltungen, die von den jeweiligen Botschaften üblicherweise initiiert oder gefördert werden. Auch das portugiesische Kulturinstitut Instituto Camões ist nicht in Burundi tätig.
Der Kulturaustausch findet daher meist in Form von Einladungen burundischer Künstler nach Portugal statt, etwa das Gastspiel des burundisch-britischen Musikers JP Bimeni 2019 beim wichtigsten portugiesischen Weltmusikfestival, dem FMM Festival das Musicas do Mundo in Sines,[9] oder auch der angekündigte Auftritt des burundischen Perkussions- und Tanzensembles Maitres Tambours Du Burundi zum Abschluss des 5. Weltmusikzyklus im Lissabonner Teatro da Trindade am 24. November 2020.[10]
Sport
Fußball
Die Burundische und die Portugiesische Fußballnationalmannschaft der Männer sind bisher noch nicht aufeinander getroffen, auch die Burundische und die Portugiesische Frauen-Nationalelf haben bislang noch nicht gegeneinander gespielt (Stand 2020).
Gelegentlich treten Spieler aus Burundi auch für portugiesische Teams an, etwa Nationalspieler Cédric Amissi, der 2016/17 für União Madeira spielte.
Andere
Bei den Olympischen Spielen 2019 in Rio de Janeiro gelangte die portugiesische Judoka Joana Ramos nach einem Sieg gegen Antoinette Gasongo aus Burundi in die zweite Runde und schloss die Spiele am Ende als 9.
Die Burundische und die Portugiesische Rugby-Union-Nationalmannschaft trafen bereits aufeinander, so im Siebener-Rugby beim Safaricom Safari Sevens Bowl Cup 2015, einem traditionsreichen Turnier in Kenia. Die portugiesische Auswahl besiegte dabei das Team aus Burundi, das als eines der schwächsten des Turniers galt, mit 53:0 und wurde am Ende Zehnter.[11]
Beim Porto-Marathon 2018 wurde der burundische Läufer Olivier Irabaruta Zweiter, hinter Robert Chemonges aus Uganda, der hier mit 2:09:05 einen neuen Streckenrekord aufstellte.[12]
Weblinks
- Übersicht zu den burundisch-portugiesischen Beziehungen beim Diplomatischen Institut im Außenministerium Portugals
Einzelnachweise
- Webseite zu den burundisch-portugiesischen Beziehungen im diplomatischen Portal des portugiesischen Außenministeriums, abgerufen am 5. Februar 2021
- Alfredo Cunha, Luís Pedro Nunes (Text): Toda a Esperança do Mundo., Porto Editora, Porto 2015 (ISBN 978-972-0-04780-9), S. 304ff.
- Liste ausländischer Bürger in Portugal (nach Distrikten) bei der portugiesischen Ausländerbehörde Serviço de Estrangeiros e Fronteiras, abgerufen am 5. Februar 2021
- Webseite zur portugiesischen Emigration in Burkina Faso beim portugiesischen wissenschaftlichen Observatório da Emigração, abgerufen am 5. Februar 2021
- Médico português em direto do Burundi no dia de Natal – „Portugiesischer Arzt am Weihnachtstag live aus Burundi“, Beitrag vom 26. Dezember 2018, Website der portugiesischen Zeitung Jornal de Notícias, abgerufen am 5. Februar 2021
- Fazer milagres com quase nada – „Wunder bewirken, mit fast nichts“, Artikel vom 1. Juli 2019 über portugiesische Freiwillige in Krisengebieten im Notícias magazine, Beilage der portugiesischen Zeitung Jornal de Notícias, abgerufen am 5. Februar 2021
- Diplomatisch-konsularische Vertretungen Portugals in Burkina Faso, Portal für Reisende und Auslandsportugiesen des Außenministerium Portugals, abgerufen am 3. Februar 2021
- Überblick über die wirtschaftlichen Beziehungen zu Burundi, Datei-Abruf bei der portugiesischen Außenhandelskammer AICEP, abgerufen am 5. Februar 2021
- No FMM, Sona Jobarteh e JP Bimeni são nomes de heróis – „Beim FMM heißen die Helden Jona Jobarteh und JP Bimeni“, Artikel vom 19. Juli 2019 der portugiesischen Zeitung Público, abgerufen am 5. Februar 2021
- No ciclo Mundos do Teatro da Trindade cabem os Triaboliques, Oumou Sangaré e Tony Allen – „Im Weltmusik-Zyklus des Teatro da Trindade haben u. a. Triaboliques, Oumou Sangaré und Tony Allen Platz“, Artikel vom 13. Februar 2020 der portugiesischen Zeitung Público, abgerufen am 5. Februar 2021
- Portugal termina Safaricom em 10.º lugar – „Portugal beendet Safaricom auf dem 10. Platz“, Artikel vom 4. Oktober 2015 der portugiesischen Zeitung Público, abgerufen am 5. Februar 2021
- Maratona do Porto: novo recorde batido e 40% de participantes estrangeiros – „Porto-Marathon: neuer Rekord aufgestellt und 40 % ausländische Teilnehmer“, Artikel vom 4. November 2018 der portugiesischen Zeitung Jornal de Notícias, abgerufen am 5. Februar 2021