Burg Schönburg
Die Schönburg ist eine Burganlage über dem Dorf Schönburg in der Nähe von Naumburg (Saale) im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt.
Burg Schönburg | ||
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Ansicht von Süden | ||
Staat | Deutschland (DE) | |
Ort | Schönburg | |
Entstehungszeit | um 1130 | |
Burgentyp | Höhenburg | |
Erhaltungszustand | Bergfried, Gerichtshaus, Torhaus, Ringmauern | |
Ständische Stellung | Klerikale | |
Geographische Lage | 51° 10′ N, 11° 52′ O | |
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Anlage
Die Höhenburg erhebt sich auf einem Sandsteinfelsen etwa 40 Meter über der Saale. Die Anlage besteht aus der Vor- und der Kernburg, jeweils mit einem nahezu rechteckigen Grundriss. Zwischen beiden liegt ein Zwinger, durch den ein Kammertor mit romanischen Kantensäulen in der Torlaibung führt. Sehenswert ist vor allem der 32 Meter hohe, besteigbare Bergfried (3,60 m Mauerstärke, ursprünglicher Hocheingang in 8 Meter Höhe) mit seinem schönen Kamin im Turmgemach und der Wachstube an der Turmspitze. Der Turm stammt aus der Zeit um 1230. Das letzte in der Kernburg noch erhaltene Gebäude wurde als Gerichtshaus bezeichnet – heute als Rittersaal, in dem auch Trauungen stattfinden.[1] Große Teile der Wehrmauern um Vor- und Kernburg sind noch vorhanden.
Die heute noch anzutreffenden älteren Bauten und Bauteile der Schönburg wurden vor allem im 12. und 13. Jahrhundert errichtet. Da die Anlage nach der Verbreitung der Feuerwaffen nicht mehr den militärischen Erfordernissen angepasst oder zum Schloss umgebaut wurde, blieb ein erheblicher Teil aus dieser Bauzeit erhalten. Das Gebäude neben dem Tor zur Vorburg ist die ehemalige Försterei und wurde 1539/40 im Stil der Renaissance erbaut. Es wird heute für eine Gaststätte genutzt.
Geschichte
1137 findet die Schönburg erstmals Erwähnung in einer Urkunde. Der Sage nach soll sie bereits durch Ludwig den Springer gegründet worden sein. Im 12. Jahrhundert waren die Besitzer der Burg die edelfreien Familien von Schönburg und von Schönberg. Seit 1174 sind auch bischöflich-naumburgische Ministeriale mit dem Namen Schönburg genannt. Von etwa dem 13. Jahrhundert bis zur Reformation war die Burg im unmittelbaren und lehnfreien Besitz der Bischöfe von Naumburg/Zeitz und diente ihnen auch als Sommerresidenz. 1355 wurde die Burg Schönburg für kurze Zeit an das Naumburger Domkapitel verpfändet.[2] Im Sächsischen Bruderkrieg eroberte Apel von Vitzthum im Dienste des Landgrafen Wilhelm III. die Burg, wobei diese ausbrannte.
Der Burgward Schönburg östlich von Naumburg bildete mit zwölf umliegenden Dörfern seit dem 12. Jahrhundert einen größeren zum Hochstift Naumburg/Zeitz gehörigen Güterbezirk,[3][4] aus dem im Spätmittelalter das stiftische Amt Schönburg mit den Orten Schönburg, Possenhain und anteilig Gröbitz und Plotha entstand. Der Streubesitz der Naumburger Bischöfe um ihre Bischofskirche an der Saale wurde 1544 im Amt Naumburg zusammengefasst, in dem somit die älteren Ämter Schönburg und Saaleck, der Besitz der säkularisierten Klöster St. Georg und St. Moritz sowie das städtische Weichbild aufgingen.[5]
Mit der Reformation wurde das Bistum aufgelöst, die Burg ging im Jahr 1564 in das Eigentum der albertinischen Kurfürsten von Sachsen über, welches ein kursächsischer Amtmann verwaltete. 1570 wurde die Burg von den Kurfürsten verpachtet – zunächst wiederum an das Domkapitel von Naumburg. Im Renaissancebau der Vorburg wurde um etwa 1650 die Försterei eingerichtet, die für einige Jahrhunderte dort verblieb. An den ungenutzten Gebäuden begann der Verfall. 1668 wurden die zur Burg gehörenden Amtsgüter an die Bauern von Schönburg und Possenhain verkauft. Diese holten sich dann immer wieder die gut behauenen Steine der Gebäude für ihre Höfe. Aus dem 16./17. Jh. sind etliche Inventare und Baurechnungen überliefert, die den teilweise schlechten Zustand der Bausubstanz, aber auch Reparaturarbeiten belegen.
1815 ging die Burg durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses in den Besitz des preußischen Staates über. Die Zeit der Romantik brachte wieder mehr Aufmerksamkeit für die Schönburg. Bereits um 1800 wurden Restaurierungen an der Burg durchgeführt, die auf den Erhalt der reizvollen Ansicht der Burg im Saaletal gerichtet waren. Ebenso wurde der Bergfried 1825 repariert, um ihn als Aussichtspunkt zu nutzen.
Am 25. Juli 1860 gründete der junge Friedrich Nietzsche mit seinen Freunden Wilhelm Pinder und Gustav Krug auf der Burgruine die künstlerisch-literarische Vereinigung „Germania“, in der an diesem Ort vierteljährlich über Literatur, Philosophie, Musik und Sprache diskutiert wurde. Die Vereinigung bestand bis 1863.[6]
Über das gesamte 19. Jahrhundert erfolgten zur Bestandssicherung Reparaturarbeiten an den Ringmauern. Nach größeren Restaurierungsarbeiten 1884 wurde in der Kernburg eine Gastwirtschaft eröffnet, die nach 1927 in die Vorburg verlegt wurde. 1924 übernahm die Stadt Naumburg gemeinsam mit dem Naumburger Delegierten-Convent die Burg vom preußischen Staat. Der Convent hielt nun hier seine jährlichen Tagungen ab.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das traditionsreiche kulturelle Leben im Dorf Schönburg wieder aufgenommen. Das „Dorfensemble Schönburg“ mit Chor, Tanzgruppe und Bläsergruppe bezog die Burg mit ein. 1952 fand das erste große Sängertreffen auf der Schönburg statt. Es folgten dann regelmäßig bis heute sogenannte Schönburgfeste.
1991 begann eine umfangreiche Rekonstruktion der Burganlage, sodass die Burg bis 1994 für den Besucherverkehr geschlossen war.
- Burghof der Vorburg mit westlicher Ringmauer
- Der Bergfried von 1230
- Südmauer der Kernburg mit Kammertor
- Das Gerichtshaus
- 1991 eingesetzte Fenstersäulen
- Informationstafel erinnert an den u. a. von Nietzsche gegründeten Verein „Germania“
Einzelnachweise
- Hochzeitsportal Sachsen-Anhalt (Memento vom 31. Mai 2016 im Internet Archive)
- Die Schönburg im Buch Germania Sacra, S. 67
- Germania Sacra, S. 678f.
- Kleine Geschichten zur sächsisch-thüringischen Geschichte, Band 2, Umfang des Burgwards Schönburg S. 89
- Das Amt Naumburg im Landesarchiv Sachsen-Anhalt
- Wolfgang Deninger: Zu Friedrich Nietzsches Leben. Nachwort zu: Friedrich Nietzsche: Gesammelte Werke. Bindlach 2005.
Literatur
- Friedrich von Sydow: Geschichte der Schlösser Schönburg und Eckartsburg bei Naumburg, 1840/1842, Nachdr. d. Ausg. von Hansjürgen Müllerott im Thüringer Chronik-Verlag, 2000
- Hermann Größler: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen, Kreis Naumburg-Land, Halle/Saale 1905
- Friedrich Hoppe: Geschichte der Schönburg an der Saale, die Bischofsburg der Stadt Naumburg, 1931
- Uwe Baumgart: Die Schönburg – Bischofsburg zu Naumburg, 1997
- Reinhard Schmitt: Zur Geschichte und Baugeschichte der Schönburg. In: Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt, Heft 12, Halle/Saale 2003.
- Die Schönburg im Buch Germania Sacra, S. 66ff.