Brinksoot
Der Brinksoot, ein kleines Stillgewässer in Hannovers Stadtteil Wülferode, ist als Naturdenkmal geschützt.
Brinksoot
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Der Brinksoot im Mai 2021 | ||
Lage | Wülferode (Stadt Hannover) in der niedersächsischen Region Hannover | |
Geographische Lage | 52° 20′ N, 9° 52′ O | |
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Verwaltung | Region Hannover |
Dieses Naturdenkmal ist auch Teil des Naturschutzgebietes Bockmerholz, Gaim[1] und zugleich des Natura 2000-Gebietes nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) der Europäischen Union „Bockmerholz, Gaim“ mit der EU-Registriernummer 3625-331.[2] Der Brinksoot liegt in einem offenen für Ackerbau und Wiesenwirtschaft genutzten Bereich zwischen dem nördlich gelegenen Gaim und dem Bockmerholz, das südlich anschließt.
Schon im Jahr 1974 war der Brinksoot unter Schutz gestellt gewesen,[3] und zwar durch den Landkreis Hannover, zu dem die Gemeinde Wülferode bis zu ihrer Eingliederung in die Stadt Hannover zum 1. März des Jahres 1974 gehörte. Es war die Nummer H - S 14 vergeben worden.[4] Die nach dem Niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetz[5] inzwischen für die Aufgaben der unteren Naturschutzbehörde zuständige Region Hannover[6] ordnete die Naturdenkmale für ihr Gebiet im Jahr 2010 neu, hob die bisherigen Verordnungen der Kommunen auf, erließ für die meisten der bisherigen Naturdenkmale eine neue (Sammel-)Verordnung und begründete die Unterschutzstellung des Brinksoot in der Anlage zu der neuen Verordnung mit dieser Beschreibung:
- Fast rundes Gewässer mit Vorkommen von Rauem Hornblatt, Krausem Laichkraut, Kalmus, Sumpfiris, Igelkolben, Tannenwedel, Seebinse, Mädesüß, Sumpfdotterblume. Das Gewässer ist Laichplatz für Lurche, u. a. kommt hier der Kamm-Molch vor.
und nannte als Schutzzweck
- Das Gewässer wird wegen seiner Schönheit sowie seiner Bedeutung für Wissenschaft und Heimatkunde geschützt.
Den Standort beschreibt die Verordnung
- 1,5 km östlich von Wülferode und ca. 700 m von der Autobahn BAB 7, im Schafanger,
nennt als Flurdaten
- Hannover-Wülferode, Flur 5, Flurstück 34/1,
verwendet die Bezeichnung
- Brinksoot
und registriert sie unter der Nummer ND-H 223.[7]
Der Brinksoot liegt auf einer Höhe von ungefähr 67 m ü. NHN. Die Fläche des Brinksoot und die Wiesen in seiner Umgebung sind Eigentum der Stadt Hannover.[8][9] Die Wiesen um den Brinksoot sind nach der Naturschutzgebiets-Verordnung für Bockmerholz, Gaim als Magere Flachland-Mähwiesen mit acht in der Verordnung genannten Maßgaben zu bewirtschaften.[10]
Die Stadt Hannover hat neben dem Brinksoot eine Informationstafel aufgestellt, die Besucher über das Vorkommen von Pflanzen und Tieren, ökologische Bedeutung, Geschichte und Schutzwürdigkeit informiert. Dass der Brinksoot Teil des Natura-2000-Gebietes "Bockmerholz, Gaim" ist, wird nicht erwähnt. Die Fläche zwischen dem landwirtschaftlichen Weg und dem Brinksoot ist eine schmale, regelmäßig gemähte Wiese, so dass Besucher bis an den Teich gehen können. Auf dieser Wiese steht auch ein Tisch mit Bänken auf seinen beiden Längsseiten.[11] Die Erneuerung der Informationstafel, der Sitzgelegenheit und der Zustand des Gewässers waren Gegenstand einer Anfrage in der lokalen Vertretungskörperschaft.[12] Die Wasserpflanzen haben sich so stark entwickelt, dass schon vor dem Beginn des Sommers das Gewässer praktisch bedeckt ist. Noch Anfang der 1990er Jahre waren große Teile der Wasseroberfläche unbedeckt.[13][14]
Der Niedersächsische Heimatbund hatte im Jahr 1992 in seiner „Roten Mappe“ bei der Niedersächsischen Landesregierung für die Schaffung eines Biotopverbundes im Bereich von Brinksoot und dem heutigen Naturschutzgebiet "Bockmerholz, Gaim" geworben, lobte den Ankauf von Flächen durch die Stadt Hannover und sprach sich für eine Sicherung der östlich des Kronsbergs liegenden Flächen als Naturraum aus.[15] Diese Anregung wurde durch die Meldung der Flächen als Natura-2000-Gebiet und die Unterschutzstellung als Naturschutzgebiet "Bockmerholz, Gaim" erreicht, letztere erfolgte erst im Jahr 2019.
Im Zuge der Ausweisung des Naturschutzgebietes „Bockmerholz, Gaim“ wies die Stadt Hannover für den Brinksoot auf diese Ziele hin:
- Inhaltlich zielt die Unterschutzstellung insbesondere auf den Erhalt, die Entwicklung oder die Wiederherstellung: [...] kalkreicher, nährstoffarmer Stillgewässer sowie der Feuchtwiesen und Sümpfe basenreicher, nährstoffarmer Standorte im Bereich „Brinksoot“.[16]
Der Brinksoot war als kleine Tonkuhle entstanden, diente dann als Viehtränke – das niederdeutsche Wort „Soot“ wird als Brunnen oder Wasserloch verstanden – und wurde von der Bevölkerung Wülferodes bis in die 1950er Jahre hinein als Badegelegenheit genutzt.[11][17] Nach dem Erwerb der Flächen durch die Stadt Hannover konnte ein Teil des Ackerlandes in Wiesen umgewandelt werden. Die Stadt ergänzte in den 1990er Jahren das Feuchtgebiet um den Brinksoot entlang des renaturierten „Holz- und Flaitgrabens“ um elf Tümpel. Im nahen Bockmerholz bestehen noch mit Wasser gefüllte Bombentrichter, die hauptsächlich Bergmolchen (Ichthyosaura alpestris) als Habitat dienen. Diese Bombentrichter sind bei Bombenabwürfen durch Luftangriffe auf Hannover am 22. und 23. September 1943 entstanden. In der Nähe des Brinksoot war während des Zweiten Weltkriegs als Attrappe eine Fabrikanlage gebaut worden, um die Piloten alliierter Flugzeugbesatzungen von den in Hannover gelegenen Fabriken abzulenken.[18]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Verordnung über das Naturschutzgebiet „Bockmerholz, Gaim“ in den Städten Sehnde und Laatzen sowie in der Landeshauptstadt Hannover, Region Hannover (Naturschutzgebietsverordnung „Bockmerholz, Gaim“ - NSG-HA 217), Fundstelle: Gemeinsames Amtsblatt für die Region Hannover und die Landeshauptstadt Hannover, Nr. 1/2019, 5. Dezember 2019, S. 4 (PDF, 114 kB) und Anlage 1 zur Verordnung über das Naturschutzgebiet "Bockmerholz, Gaim" in den Städten Sehnde und Laatzen sowie in der Landeshauptstadt Hannover, Region Hannover (NSG - HA 217), (PDF, 4,87 MB)
- 3625-331 Bockmerholz, Gaim. (FFH-Gebiet) Steckbriefe der Natura-2000-Gebiete. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Abgerufen am 23. Mai 2021.
- Jens Schade: Uralte Felsbrocken, knorrige Bäume: Im Südosten Hannovers gibt es viele Naturdenkmale, Abruf am 24. Mai 2021
- S. § 1 Absatz 4 der Landschaftsschutzgebiets-Verordnung der Landeshauptstadt Hannover (LSG H - S 03 - Kronsberg) vom 19. Oktober 2001 (Amtsblatt für die Region Hannover Nr. 1/2003 vom 9. Januar 2003)
- § 161 Nr. 3 des Niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetzes
- Landschaftsrahmenplan der Region Hannover, S. 611, Abruf am 25. März 2021
- 19. Verordnung über Naturdenkmäler der Region Hannover (Neuregelungsverordnung), Anlage 1, in Gemeinsames Amtsblatt für die Region Hannover und die Landeshauptstadt Hannover - Sonderausgabe, S. 30 (PDF Abruf am 20. Mai 2021)
- Anlage zum Bericht der Stadtverwaltung vom 1. Juni 2016, Abruf am 26. Mai 2021
- Grüne Fläche bei Openstreetmap.org
- § 5 Absatz 4 Ziffer 9 der Verordnung über das Naturschutzgebiet „Bockmerholz, Gaim“ in den Städten Sehnde und Laatzen sowie in der Landeshauptstadt Hannover, Region Hannover (Naturschutzgebietsverordnung „Bockmerholz, Gaim“ - NSG-HA 217), Fundstelle: Gemeinsames Amtsblatt für die Region Hannover und die Landeshauptstadt Hannover, Nr. 1/2019, 5. Dezember 2019, S. 4 (PDF, 114 kB). Die Fläche ist in der Anlage 1 (Landkarte) zur Verordnung über das Naturschutzgebiet "Bockmerholz, Gaim" in den Städten Sehnde und Laatzen sowie in der Landeshauptstadt Hannover, Region Hannover (NSG - HA 217) dargestellt.
- Siehe auch die Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien bei Commons (Abschnitt Weblinks)
- Antwort der Stadtverwaltung von 2018, Abruf am 26. Mai 2021
- Foto von Jens Schade, Abruf am 26. Mai 2021
- Foto aus dem Jahr 2010, Abruf am 26. Mai 2021
- Rote Mappe 1992 des Niedersächsischen Heimatbundes, „Biotopvernetzungin Wülferode, Stadt Hannover 240/92“, S. 19
- Beschluss-Drucksache 1518/2018 vom 6. Juni 2018 der Stadt Hannover, Abruf am 26. Mai 2021
- S. auch Foto mit Details des Informationstextes
- Heinz Siegfried Strelow: Bedeutsamster Waldkomplex des Westteils der Börden. Naturschutzprojekt soll Gaim und Bockmerholz künftig vernetzen. In: Hannoverscher Vogelschutzvereine.V. (Hrsg.) HVV-Info, Nr. 2/2009, S. 4f. (Digitalisat)