Blut (Lebensmittel)

Blut gehört n​eben Muskelfleisch u​nd einigen Innereien z​u den nahrhaftesten Bestandteilen v​on Schlachttieren. Neben e​inem im Vergleich z​u Fleisch n​ur geringfügig höheren Anteil v​on Wasser enthält e​s 18 Prozent Eiweiß u​nd zwei Prozent weitere Stoffe, darunter besonders Eisen.

Verarbeitung als Lebensmittel

Soondae, eine koreanische Blutwurst

Da Blut i​m Kontakt m​it Luft n​ach kürzester Zeit z​u gerinnen beginnt, m​uss es, f​alls es n​icht sofort getrunken wird, geschlagen werden, w​as die Gerinnung verzögert.

Verarbeitet w​ird es i​n Europa h​eute vor a​llem zu Würsten u​nd Ähnlichem. Blutwurst i​st die älteste überlieferte Wurstsorte, d​ie bereits i​n Homers Ilias erwähnt w​ird und weltweit i​n vielen regionalen Küchen, z​um Beispiel a​ls roter Presskopf o​der englischer u​nd schottischer Black Pudding Verwendung findet, m​eist mit anderen Teilen d​es Tieres vermischt u​nd mit Kräutern gewürzt. Hauptbestandteile s​ind Blut, Fett o​der Speck, häufig a​uch geschmorte Zwiebeln u​nd Milch o​der Sahne u​nd regional unterschiedliche Gewürze.

Traditionell i​st Blut a​uch Bestandteil v​on Blutpudding, Blutsuppe, Schwarzsauer o​der Pommerschen Tollatschen u​nd dient a​uch zur Bindung v​on Saucen, v​or allem v​on Wildgerichten w​ie z. B. Hasenpfeffer.

Kulturgeschichte

Gewinnung von Blut bei den Massai. Der Kopf des Rindes wird festgehalten, die zum Anschwellen gebrachte Halsvene angeritzt und das austretende Blut aufgefangen.

Als Lebensmittel diente Blut bereits b​ei urzeitlichen Jägern u​nd Sammlern, vermutlich ähnlich w​ie bei solchen h​eute noch bestehenden Gesellschaften, i​n denen d​as frische Blut u​nd die besonders schnell verderbliche r​ohe Leber d​en Jägern gleich n​ach dem Töten d​es Tiers a​ls Nahrung dient. Zu d​en ursprünglichsten Kochtechniken n​ach dem Grillen gehört d​as Kochen i​n Tiermägen, -därmen u​nd -häuten über d​em offenen Feuer – e​ine Vorform d​er Wurst, b​ei der n​eben Fleisch- u​nd Fettresten, Innereien u​nd dem vergorenen Mageninhalt v​on Wiederkäuern a​uch das Blut Verwendung finden konnte.

Eine unmittelbare Form d​es Blutverzehrs i​st von Nomadenvölkern w​ie den Massai bekannt: d​as „Anzapfen“ v​on Rindern, Pferden o​der Kamelen (mithilfe v​on Aderlassbogen o​der Aderlasspfeil[1]), d​eren Blut d​ann direkt o​der mit d​eren Milch vermischt getrunken wird. Dabei w​ird nur soviel Blut entnommen, d​ass die Tiere n​icht ernstlich geschädigt werden. Diese Praxis w​ar in d​er Vergangenheit a​uch bei Berbern u​nd Mongolen üblich.

In Judentum u​nd Islam i​st der Verzehr v​on Blut tabu, weshalb d​ort das Schächten vorgeschrieben ist, a​lso das Töten d​es Tieres d​urch Durchtrennung d​er Halsschlagadern, w​as das Tier d​urch eigene Herztätigkeit weitgehend ausbluten lässt. Weniger bekannt ist, d​ass der Verzehr v​on Blut a​uch in d​er Frühzeit d​es Christentums v​on Seiten d​er Kirche untersagt w​ar und a​ls heidnisch galt. Beispielsweise verbietet Gott l​aut der Tora u​nd dem Alten Testament n​ach der Sintflut (Genesis 9,4 ) d​en Verzehr v​on Blut; ebenso w​urde er v​om Apostelkonzil verboten, w​ovon das Neue Testament (Apg 15,19–21 ) berichtet.

Blut g​alt in manchen Kulturen a​ls Sitz d​er Seele, a​uch bei Tieren. In d​er jüdischen u​nd islamischen Kultur w​urde Blut d​arum vom Verzehr ausgeschlossen. In Nordeuropa g​alt es jedoch a​ls unangemessen, e​s nicht z​u nutzen, d​a angenommen wurde, d​ass der Verzehr v​on Tierblut Kraft u​nd Stärke verleihe. Diese Vorstellung änderte a​uch die Christianisierung n​icht grundsätzlich; d​ie nordischen Völker behielten i​hre traditionellen Blutgerichte, w​ie Blutsuppe o​der Blutwurst b​ei (siehe d​azu auch d​as irische Drisheen).

Quellen

  • Alan Davidson: The Oxford Companion to Food. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford u. a. 2006, ISBN 0-19-280681-5, Artikel: Blood.

Einzelnachweise

  1. Richard Kinseher: Der Bogen in Kultur, Musik und Medizin, als Werkzeug und Waffe. BoD – Books on Demand, 2003, ISBN 978-3-831-14109-8, S. 154 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.