Betzenrod (Schotten)
Betzenrod ist ein Stadtteil von Schotten. Der Ort liegt am Südhang des Vogelsberges im mittelhessischen Vogelsbergkreis. Südwestlich am Ort vorbei verläuft die Bundesstraße 276.
Betzenrod Stadt Schotten | |
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Höhe: | 384 (384–437) m ü. NHN |
Fläche: | 9,42 km²[1] |
Einwohner: | 554 (31. Dez. 2018)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 59 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Postleitzahl: | 63679 |
Vorwahl: | 06044 |
Betzenrod (Schotten) |
Geschichte
Die älteste bekannte Erwähnung erfolge am 24. Juni 1338 unter den Namen Betzilnrode.[3] Später wandelte sich der Ortsname in Benzinrode. Aus der Zeit zwischen 1700 und 1750 ist stammen Erwähnungen unter dem Namen Petzenroht.[4] 1710 gibt es auch schon die heutige Schreibweise Betzenrod.[5] Gefundene Steinbeile lassen aber auf eine sehr viel frühere Besiedlung schließen.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Betzenrod:
„Betzenrode (L. Bez. Schotten) evangel. Filialdorf; liegt im Vogelsberg 1⁄2 St. von Schotten, hat 72 Häuser und 381 evangel. Einw., unter welchen sich 15 Bauern, so wie an Handwerkern 31 Leineweber und 1 Tuchmacher befinden.“[6]
Im Jahre 1843 wurde eine Schule erbaut. Sie wurde 1974 aufgelöst.
Am 31. Dezember 1971 wurde Betzenrod im Zuge der Gebietsreform in Hessen in die Stadt Schotten eingegliedert.[7]
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Betzenrod lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][8][9]
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Schotten
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Amt Schotten (Söhne der Margarethe von der Saale)[10]
- ab 1584: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Schotten[11]
- 1787: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Amt Schotten[12]
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Oberfürstentum Hessen, Amt (und Gericht ab 1803) Schotten und Stornfels[13][14]
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt und Gericht Schotten und Stornfels[15]
- ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Schotten (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Schotten) und Verwaltung)[16]
- ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Nidda
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Schotten
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Schotten
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Schotten
- ab 1874: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Schotten
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Schotten
- ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Büdingen (Provinzen 1937 aufgelöst)[17]
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Büdingen
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Büdingen
- am 1. Dezember 1971 wurde Betzenrod der neu gebildeten Stadtgemeinde Schotten als Stadtteil eingegliedert
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Vogelsbergkreis
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Vogelsbergkreis
Gerichte seit 1803
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Betzenrod das Amt Schotten zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Die zweite Instanz für die Patrimonialgerichte waren die standesherrlichen Justizkanzleien. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821–1822 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. Betzenrod viel in den Gerichtsbezirk des „Landgerichts Schotten“.
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolgedessen die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Schotten“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[18]
Mit Wirkung zum 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Schotten und Betzenrod kam zum Gerichtsbezirk des Amtsgerichts Nidda.[19] Zum 1. Januar 2012 wurde auch das Amtsgericht Nidda gemäß Beschluss des hessischen Landtags aufgelöst[20] und Betzenrod dem Amtsgericht Büdingen zugeteilt. Die übergeordneten Instanzen sind jetzt das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.
Einwohnerentwicklung
• 1791: | 315 Einwohner[12] |
• 1800: | 320 Einwohner[21] |
• 1806: | 305 Einwohner, 67 Häuser[14] |
• 1829: | 381 Einwohner, 72 Häuser[6] |
• 1867: | 361 Einwohner, 68 bewohnte Gebäude[22] |
• 1875: | 379 Einwohner, 66 bewohnte Gebäude[23] |
Betzenrod: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2018 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1791 | 315 | |||
1800 | 320 | |||
1806 | 305 | |||
1829 | 381 | |||
1834 | 388 | |||
1840 | 415 | |||
1846 | 424 | |||
1852 | 399 | |||
1858 | 368 | |||
1864 | 378 | |||
1871 | 353 | |||
1875 | 379 | |||
1885 | 365 | |||
1895 | 336 | |||
1905 | 339 | |||
1910 | 343 | |||
1925 | 351 | |||
1939 | 342 | |||
1946 | 469 | |||
1950 | 422 | |||
1956 | 380 | |||
1961 | 386 | |||
1967 | 389 | |||
1970 | 411 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2004 | 659 | |||
2010 | 581 | |||
2011 | 564 | |||
2015 | 596 | |||
2018 | 554 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; Einwohnerzahlen nach 2000:[24][2]; Zensus 2011[25] |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Vereine
- Betzenröder Schützenverein BSV 1960
- Freiwillige Feuerwehr
- Betzenröder Carneval Club
- Jugendclub Betzenrod e.V.
- Erneuerbare Energien für Schotten e.V.
- Betzenröder Verschwisterungsverein
- Geflügelzuchtverein Betzenrod
- Gesangverein Frohsinn
Sagenhaftes
„Der Hirzborn in Betzenrod. Mitten in Betzenrod springt der Hirzborn, der hat feines, klares Wasser und die Eller geht dahin, wenn sie einer Frau ein Kind schöpfen soll. Ist's in der Nacht recht still, so soll man die noch nicht geborenen Kinder ganz deutlich im Borne schreien hören“. (Quelle: Theodor Bindewald: Oberhessisches Sagenbuch. Frankfurt, 1873)
Natur
- Gluckensteine – Felsgruppe im Eichholz
- Wildfrauhaus – Felsgruppe
Betzenröder Windpark
Der Windpark wird von der Windkraft Betzenrod GbRmbH und der Betzenröder Windenergie GbRmbH betrieben. Die AN Bonus 450 wurde im September 1995 errichtet. Die Nordex 54 und Fuhrländer nahmen im Herbst 1998 ihre Arbeit auf.[26]
Anlage | Leistung | Nabenhöhe | Betreiber | Ertrag in kWh/Jahr |
---|---|---|---|---|
AN Bonus | 450 kW | 42,5 Meter | Windkraft Betzenrod GbRmbH | bis zu | 400.000
Fuhrländer | 750 kW | Betzenröder Windenergie GbRmbH | bis zu | 920.000|
Nordex N54 | 1.000 kW | 60 Meter | Betzenröder Windenergie GbRmbH | bis zu 1.000.000 |
Einzelnachweise
- Betzenrod, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Zahlen – Daten – Fakten. In: Internetauftritt der Stadt Schotten. Abgerufen im April 2020.
- Ludwig Baur: Hessische Urkunden I. ND 1979, S. 536, Nr. 775.
- Wilhelm C. Buna: [La baße partie du cercle du Haut-Rhein, divisé en tous ses etats et souverainetes, ou sont le landgraviat de Hesse, les Abbayes de Fulde, et d’Hirschfeld, avec les seigneuries de Wetteravie] et une partie de Westerwald. Frankfurt am Main 1762, OCLC 165492729 (ckis.cuni.cz – Vermutlich zwischen 1700 und 1750).
- Matthäus Seutter: Wetteravia cum omnibus inclusis principatibus, comitatibus, dominiis et præfecturis, et confinibus provinciis accuratissime designata et juxta limites determinata. 1710 (ckis.cuni.cz).
- Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 26 (Online bei google books).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 352.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
- Die Zugehörigkeit des Amtes Schotten anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567-1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604-1638. und Hessen-Darmstadt 1567-1866.
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 f., § 25 Punkt A. (google books).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 208 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
- Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 9 (Online bei google books).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 277 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
- Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 345, 422 (online bei Google Books).
- Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 262 ff. (online bei Google Books).
- Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
- Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
- Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12. Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 4, S. 41–44, Artikel 1, Abs. 2 f) und Artikel 2, Abs. 2 e) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
- Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes vom 16. September 2011. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 2011 Nr. 4, S. 409 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 474 kB]).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 229 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
- Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB 013163434, OCLC 162730484, S. 121 (Online bei google books).
- Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 12. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB 013163434, OCLC 162730484, S. 18 (Online bei google books).
- Zahlen - Daten - Fakten - Wissenswertes. In: Webauftritt. Stadt Schotten, archiviert vom Original am 3. April 2016; abgerufen im April 2016.
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt
- Windkraft Betzenrod GbRmbH
Weblinks
- Ortsgeschichte im Internetauftritt der Stadt Schotten
- Betzenrod, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Betzenrod In: Hessische Bibliographie[1]
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!