Beschaubrücke
Beschaubrücke ist die Bezeichnung für einen Steg, von dem aus die Grenztruppen der DDR grenzüberschreitende Züge zwischen der DDR und der Bundesrepublik sowie West-Berlin von oben her kontrollierten. Entsprechende Anlagen existierten auch an der Grenze zwischen der DDR und Polen und an der sowjetischen Westgrenze.
Aufbau
Beschaubrücken waren häufig Signalbrücken nicht unähnliche Metallkonstruktionen. Sie waren entweder einseitig auf einem Pfeiler (Schwanheide)[1] oder beidseitig auf zwei Pfeilern (Beispiel: Berlin-Alt-Treptow) gelagert. Die Pfeiler waren häufig Gittermasten, es kamen aber auch einfachere Bauweisen (Beispiel: Marienborn) und andere Konstruktionen (Beispiel: Gutenfürst) vor. Die Aufgänge waren meist einfache Leitern oder Treppen in Metallbauweise. Der Beschaugang konnte offen oder eingehaust (überdacht) sein.
Standorte
Die Beschaubrücken überspannten im oder hinter dem DDR-Grenzbahnhof das Gleis bzw. die Gleise in Richtung innerdeutsche Grenze und nach West-Berlin. Ihnen nachgelagert war häufig eine „Schutzweiche gegen ungenehmigte Ausfahrten“.[2] In besonderen Fällen (Beispiel: Berlin-Alt-Treptow) befanden sich Beschaubrücken auch an freier Strecke. Im Bahnhof Friedrichstraße war eine Beschaubrücke in die westliche Hallenfassade integriert.
Personal
Die Beschaubrücken an der innerdeutschen Grenze waren mit bewaffneten Organen der DDR-Grenztruppen besetzt.
Bahnhöfe mit Beschaubrücken
Innerdeutsche Grenze
- Drewitz, massive Metallkonstruktion mit integriertem Wachhäuschen an der Westseite[3]
- Ellrich, überspannte drei Gleise im westlichen Bahnhofsbereich, zwei Pfeiler in Gitterkonstruktion, offen, zunächst ein, später zwei Wachhäuschen auf der Brücke[4][5]
- Gerstungen
- Gutenfürst, massive Beschaubrücke zwischen zwei Gebäuden, mittig ein Wachhäuschen[6], 2013 entfernt.[7]
- Marienborn, überspannte zwei Gleise am östlichen Ende der Bahnsteige 2 und 3, eingehaust[8]
- Oebisfelde[9]
- Schwanheide, zunächst nur ein Pfeiler in Gitterkonstruktion,[10] später mehrere Gleise überspannende Brücke, mittig geschlossenes Wachhäuschen[11]
Oder-Neiße-Grenze
- Bahnhof Frankfurt (Oder) für aus Polen in die DDR einfahrende Güterzüge[12]
Beschaubrücken außerhalb von Bahnhöfen
Innerdeutsche Grenze
- Berlin-Alt-Treptow: Das durch den Ost-Berliner Bezirk Treptow führende, die beiden in West-Berlin gelegenen Güterbahnhöfe Treptow und Görlitzer Bahnhof verbindende Gleis war beidseitig mit Beschaubrücken versehen[13]
- bei der Anschlussabzweigstelle Harbke in Richtung Helmstedt, eingehaust, beidseitig schräge Treppenaufgänge[14]
Oder-Neiße-Grenze
- Bahnstrecke Berlin–Szczecin, in Polen unmittelbar an der deutsch-polnischen Staatsgrenze
Literatur
- Bernd Kuhlmann: Deutsch-deutsche Grenzbahnhöfe. 2. Auflage. GeraMond, München 2006, ISBN 3-7654-7140-2.
- Bernd Kuhlmann: Züge durch Mauer und Stacheldraht. 1. Auflage. GVE, Berlin 1998, ISBN 3-89218-050-4.
- Bahn Extra: Eisenbahn und Mauerfall. Heft 3/2009. GeraMond. München
- Bernd Kuhlmann: Eisenbahnen über die Oder-Neiße-Grenze. Ritzau KG – Verlag Zeit und Eisenbahn, Pürgen 2004, ISBN 3-935101-06-6.
- Bahn Extra: Deutsch-deutsche Grenzbahnhöfe. Heft 5/2016. GeraMond. München
Einzelnachweise
- Bernd Kuhlmann: Deutsch-deutsche Grenzbahnhöfe, S. 69
- Bernd Kuhlmann: Deutsch-deutsche Grenzbahnhöfe, S. 59
- Bernd Kuhlmann: Züge durch Mauer und Stacheldraht, S. 29
- Bahn Extra: Eisenbahn und Mauerfall, S. 11
- Bernd Kuhlmann: Deutsch-deutsche Grenzbahnhöfe, S. 86/87 u. 89
- Bernd Kuhlmann: Deutsch-deutsche Grenzbahnhöfe, S. 123
- Zollbrücke schwebt am Kranhaken über Bahnhof Gutenfürst In: Vogtland-Anzeiger, 21. Februar 2013
- Bernd Kuhlmann: Deutsch-deutsche Grenzbahnhöfe, S. 80
- Bernd Kuhlmann: Deutsch-deutsche Grenzbahnhöfe, S. 74/75
- Bernd Kuhlmann: Deutsch-deutsche Grenzbahnhöfe, S. 69
- Bahn Extra: Eisenbahn und Mauerfall, S. 35
- Bernd Kuhlmann: Eisenbahnen über die Oder-Neiße-Grenze, S. 115
- Udo Dittfurth: August 1961 – S-Bahn und Mauerbau. Verlag GVE. S. 67/68. ISBN 3-89218-080-6
- Bernd Kuhlmann: Züge durch Mauer und Stacheldraht, S. 45