Beerbach (Dietersheim)
Beerbach (fränkisch Baabach) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Dietersheim im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim (Mittelfranken, Bayern).
Beerbach Gemeinde Dietersheim | |
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Höhe: | 350 m ü. NHN |
Fläche: | 5,69 km²[1] |
Einwohner: | 220 (2013) |
Bevölkerungsdichte: | 39 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1972 |
Postleitzahl: | 91463 |
Vorwahl: | 09161 |
Ortsansicht Beerbach |
Geographie
Das Dorf liegt am Brünnleinsbach und am Buchengraben, die 0,25 km nördlich des Ortes zum Beerbach zusammenfließen, einem rechten Zufluss des Schweinebachgrabens. Etwa 0,5 km südwestlich erhebt sich der Salzleckenkopf (384 m ü. NHN), 0,75 km der Rothenberg (384 m ü. NHN), 0,5 km nordwestlich der Kirschenbuckel. 0,25 km südlich liegt der Klosterwald, etwa 0,25 km östlich das Waldgebiet Hochstraße, 1 km nordwestlich das Flurgebiet Reutenfeld.
Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Dietersheim (2,5 km nordwestlich), an der Pechhütte vorbei nach Rimbach zur Kreisstraße NEA 24 (3 km südöstlich) und zur Kreisstraße NEA 6 (1 km nördlich).[2]
Ortsname
Der Ortsname „Beerbach“ wurde von mittelhochdeutsch ber, ‚Eber‘, ‚Schwein‘, „Saubär“ als ‚männliches Schwein‘, abgeleitet, woraus auch mundartlich Beier, Beir für das Geschlecht von Beirbach erklärt werden kann.[3][4]
Geschichte
In der Gründungsurkunde des Klosters Heilsbronn von 1132 wurde ein „Wignand von Beirbach“ erwähnt, womit erstmals auch der Ort urkundlich bezeugt ist. Das Heilsbronner Kloster war jedoch dort nicht begütert. Das ortsansässige Geschlecht wurde 1168 mit „Henricus de Beirbach“, 1235 mit „Heinricus de Beigerbach“ und 1253 mit „Fridericus de Beigerbach“ bezeugt. 1517 wurde der Ort in einer Urkunde des Zisterzienserklosters Birkenfeld erwähnt. 1699 kaufte Wilhelm von Witzleben Beerbach als freies, adeliges Rittergut, aber bereits 1703 kam es zum Haus Brandenburg zurück. 1724 wurde es Johann Heinrich von Stürzel überlassen, der es 1735 seiner Tochter Charlotte bei ihrer Heirat mit Ernst Ludwig von Holleben vermachte.[5]
Das von 1700 bis 1706 durch Wilhelm von Witzleben erbaute Schloss mit 26 m Länge und 17 m Breite im Ortskern wurde 1802–1805 abgebrochen und nur einige Kellergewölbe und das Wappen derer von Tubeuf am Haus Herrnbergstraße 2 erinnern an die Feudalzeit.[6]
1769 erwarb Hofrat Charles Baron de Tubeuf das Rittergut Beerbach. Wenige Jahre nach dem Tode seiner Frau verkaufte er es für 60.000 Gulden an das Fürstentum Ansbach und zog nach Erlangen in das Palais in der Friedrichstraße.[7] 1786 wurde das Rittergut vom Neustädter Kastenamtmann im Auftrag des Markgrafen unter öffentlicher Aufsicht einzeln und stückweise an die Untertanen verkauft.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Beerbach 49 Anwesen. Das Hochgericht übte das brandenburg-bayreuthische Stadtvogteiamt Neustadt an der Aisch aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte die brandenburg-bayreuthische Administration Beerbach. Alle Anwesen hatten das Fürstentum Bayreuth als Grundherrn (Administration Beerbach: Schloss, Wirtshaus mit Brauhaus, Branntweinbrennerei, Gemeindehaus, Gemeindehirtenhaus, Bäckerei, ehemalige Pechhütte, ehemalige Ziegelhütte, 22 Häuser, 10 Halbhäuser, 8 Viertelhäuser; Klosteramt Birkenfeld: 1 Hof).[8]
1810 kam Beerbach zum Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde es dem 1811 gebildeten Steuerdistrikt Oberroßbach und der 1813 gebildeten Ruralgemeinde Oberroßbach zugeordnet. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Beerbach, zu der Pechhütte gehörte.[9][10] Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Neustadt an der Aisch zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Neustadt an der Aisch (1919 in Finanzamt Neustadt an der Aisch umbenannt, seit 1972 Finanzamt Uffenheim).[11] Ab 1862 gehörte Beerbach zum Bezirksamt Neustadt an der Aisch (1939 in Landkreis Neustadt an der Aisch umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Neustadt an der Aisch (1879 in das Amtsgericht Neustadt an der Aisch umgewandelt). Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 5,687 km².[1]
Von etwa 1837 bis 1967 gab es in Beerbach eine Einklassenschule, in der bis über 100 Schüler unterrichtet wurden.
Mit der Gebietsreform in Bayern wurde Beerbach am 1. Januar 1972 nach Dietersheim eingegliedert.[12]
Bis Anfang der 1980er Jahre war Beerbach bis in den Großraum Nürnberg als „Kirschenmetropole“ bekannt.[13]
Baudenkmäler
- Dietersheimer Str. 2 (Haus Nr. 6): Gasthaus
- Haus Nr. 14: Ehemalige Schäferei, 1727 als Kellergebäude errichtet, 1885 neu gebaut. Eingeschossiges Satteldachhaus auf Quadersockel. Zwei Dachgeschosse, Glockentürmchen. Rundbogige Kellertür war bezeichnet „J. H. v. St(ürzel) 1727“, modern verändert. Im Keller großes Tonnengewölbe.[6]
- Haus Nr. 15: Ursprünglich Brauerei. An Neubau des 19. Jahrhunderts Bogenstein in Wiederverwendung: „L I E v“(on) „H“(olleben) / „1753“. In der Scheuer an der Nordseite im Putz „Erbaut von Johann Friedrich Hülf 1854“.[6]
- Haus Nr. 50: Erstes Viertel 19. Jahrhundert. Zweigeschossiges Walmdachhaus, im Erdgeschoss teilweise verändert. Quadersockel, Ecklisenen, verkröpftes Gurtband. Obergeschoss verputztes Fachwerk. An der Westseite des Erdgeschosses Wappenstein der Tubeuf, zwei Löwen halten glattes Wappen, mit Devise „Deo et virtuti“.[6]
- Das nach dem Ersten Weltkrieg am Ortsausgang Richtung Dietersheim errichtete Gefallenendenkmal wurde nach dem Zweiten Weltkrieg mit zwei Steinplatten ergänzt.[14]
Einwohnerentwicklung
Gemeinde Beerbach
Jahr | 1818 | 1840 | 1852 | 1855 | 1861 | 1867 | 1871 | 1875 | 1880 | 1885 | 1890 | 1895 | 1900 | 1905 | 1910 | 1919 | 1925 | 1933 | 1939 | 1946 | 1950 | 1952 | 1961 | 1970 |
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Einwohner | 293 | 423 | 402 | 384 | 409 | 426 | 440 | 451 | 443 | 450 | 401 | 393 | 355 | 354 | 351 | 326 | 307 | 309 | 277 | 368 | 370 | 324 | 317 | 276 |
Häuser[15] | 52 | 61 | 71 | 72 | 69 | 66 | 62 | 65 | ||||||||||||||||
Quelle | [16] | [17] | [18] | [18] | [19] | [18] | [20] | [18] | [18] | [21] | [18] | [18] | [22] | [18] | [18] | [18] | [23] | [18] | [18] | [18] | [24] | [18] | [1] | [25] |
Ort Beerbach
Jahr | 1818 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 1987 |
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Einwohner | 293* | 350 | 337 | 374 | 365 | 292 | 258 | 317 | 267 | 233 | 226* | 220* |
Häuser[15] | 52* | 73 | 58 | 56 | 55 | 51 | 55 | 62* | ||||
Quelle | [16] | [17] | [19] | [20] | [21] | [22] | [23] | [24] | [1] | [25] | [26] |
Kirchengemeinde
Beerbach gehört zum evangelisch-lutherischen Pfarramt Dottenheim. In der Dottenheimer St.-Markus-Kirche befinden sich die Grabstätten der früheren Rittergutsbesitzer von Tubeuf. Der Friedhof wurde 1934 angelegt. Bis dahin wurden die Verstorbenen auf dem Friedhof Dottenheim beigesetzt. Die neu errichtete Kapelle am Friedhof wurde 1974 geweiht.
Vereinsleben
In Beerbach gibt es ein vielfältiges und lebendiges Vereinsleben.
Verein | Gründungsjahr | Zahl der Mitglieder 2013 |
---|---|---|
Freiwillige Feuerwehr Beerbach e. V. | 1888 | 45 |
Obst- und Gartenbauverein | 1902 | 33 |
Männergesangverein Beerbach 1905 e. V. | 1905 | 53 |
Dorfverein Beerbach e. V. | 1999 | 54 |
Regelmäßige Veranstaltungen
- Kirchweih im Zelt Anfang Oktober
- Straßenfest der Dorfjugend im August
Persönlichkeiten
- Viktor von Holleben (1737–1808), preußischer Generalmajor
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Berbach. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 1: A–Ei. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1799, DNB 790364298, OCLC 833753073, Sp. 342 (Digitalisat).
- Hanns Hubert Hofmann: Neustadt-Windsheim (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 2). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1953, DNB 452071216, S. 81 (Digitalisat). Ebd. S. 183 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Berbach. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 229 (Digitalisat).
- Hans Sponholz u. a. (Hrsg.): Landkreis Neustadt an der Aisch. Verl. f. Behörden u. Wirtschaft Hoeppner, Aßling-Pörsdorf/Obb. 1972, DNB 720137675, S. 75.
- Richard Strobel: Landkreis Neustadt an der Aisch (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 32). Deutscher Kunstverlag, München 1972, DNB 730125742, S. 27.
Weblinks
- Beerbach auf der Website dietersheim.de
- Beerbach in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 7. September 2021.
- Beerbach in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 20. September 2019.
- Beerbach im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 803 (Digitalisat).
- Beerbach im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
- Christoph Beck: Die Ortsnamen des Aischtales und der Nachbartäler. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt a. d. Aisch 1926, S. 5.
- Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933. 2., unveränderte Auflage. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1978, ISBN 3-87707-013-2, S. 447 (Erstausgabe: 1950).
- H. Sponholz (Hrsg.): Landkreis Neustadt an der Aisch, S. 75. Informationen teilweise übernommen von von Karl Friedrich Hohn: Geographisch-statistisches Handbuch von Bayern, 2. Auflage, Nürnberg 1840, Sp. 130f.
- R. Strobel: Landkreis Neustadt an der Aisch, S. 27. Denkmalschutz mittlerweile aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen. Ursprüngliche Hausnummerierung.
- Palais in der Friedrichstraße auf erlangen-virtuell.myfen.de
- H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 81.
- Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, S. 58 (Digitalisat).
- H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 222.
- H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 183.
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 536.
- Siehe Website dietersheim.de
- Gefallenendenkmal Beerbach in Denkmalprojekt.org
- Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
- Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 8 (Digitalisat).
- Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 196 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 179, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1055, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1219, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1154 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1227 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1264 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1094 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 175 (Digitalisat).
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 339 (Digitalisat).