Barkhausen (Porta Westfalica)
Barkhausen ist ein Stadtteil der Stadt Porta Westfalica im Kreis Minden-Lübbecke und gehört damit zu Ostwestfalen-Lippe im Land Nordrhein-Westfalen.
Barkhausen Stadt Porta Westfalica | |
---|---|
Höhe: | 55 m ü. NN |
Fläche: | 7,4 km² |
Einwohner: | 4254 (31. Dez. 2020)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 575 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1973 |
Postleitzahl: | 32457 |
Vorwahl: | 0571 |
Lage von Barkhausen in Porta Westfalica | |
Der Stadtteil zählt 4254 Einwohner (Stand 2020)[1] und liegt als einziger Stadtteil im Nordwesten von Porta Westfalica und damit auf der linken Weserseite. Er liegt auf einer Höhe von 49 m ü. NN.
Geschichte
Im Mittelalter war der Ort namensgebender Stammsitz des Adelsgeschlechts derer von Barkhausen.
Barkhausen war bis zum 31. Dezember 1972 eine selbstständige Gemeinde im Amt Dützen im Kreis Minden. Ab den 1930er Jahren verwendete die Gemeinde den Namenszusatz „an der Porta“. Im Rahmen der Gebietsreform wurde Barkhausen am 1. Januar 1973 in die neugeschaffene Stadt Porta Westfalica eingemeindet.[2]
Ab 1893 war Barkhausen über eine Kleinbahn, die spätere elektrische Mindener Straßenbahn, mit Minden verbunden. Der Grund für diesen Bahnanschluss war das von 1882 bis 1886 errichtete Kaiser-Wilhelm-Denkmal und die darauf folgende Entwicklung des Bereiches um das Hotel Kaiserhof zum Ausflugsziel. Seit 1954 bestand an der Straßenbahn-Endstelle Porta Anschluss an den Oberleitungsbus Minden, der über die Weser zum Bahnhof Porta Westfalica und weiter nach Hausberge an der Porta führte. Gedacht war an einen Ersatz der eingleisigen Straßenbahn durch eine Obus-Strecke; der Bahn-Einstellung 1959 folgte jedoch ein Betrieb mit Dieselbussen. Der Obus-Betrieb wurde in den 1960er Jahren eingestellt.
In der Zeit des Nationalsozialismus gab es in Barkhausen zwischen März 1944 und April 1945 das KZ-Außenlager Porta Westfalica des KZ Neuengamme. Das Lager befand sich in dem von der SS beschlagnahmten Festsaal des Hotel Kaiserhof, in dem etwa 1500 Häftlinge aus verschiedenen Ländern untergebracht waren. Diese arbeiteten hauptsächlich daran, unterirdische Produktionsstätten für die Rüstungsindustrie im Jakobsberg zu schaffen.[3]
Archäologie
Auf dem bis 2008 unbebauten Flurstück „Auf der Lake“ fanden 2008–2011 im Vorfeld der Bebauung archäologische Ausgrabungen statt, die menschliche Spuren von der Jungsteinzeit bis in die jüngste Zeitgeschichte aufdeckten.
Am Westrand des Areals fand sich innerhalb eines bronzezeitlichen Urnengräberfeldes eine für Westfalen ungewöhnlich reiche Bestattung eines Mannes mit einem Bronzeschwert aus der Zeit ca. 1200 bis 1100 v. Chr. Zu den Beschlägen seiner Schwertscheide gibt es Vergleichsstücke im nördlichen Niedersachsen und in Mecklenburg-Vorpommern. Einer früheisenzeitlichen Brandbestattung aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. diente eine ca. 17 cm hohe bronzene Rippenziste als Urne, die ursprünglich wohl in Oberitalien angefertigt worden war.[4]
Vom Römerlager Porta Westfalica zeugen zahlreiche Befunde und Funde, insbesondere Feldbacköfen, Münzen und Nägel von römischen Marschstiefeln (Caligae).[5][6]
Im 8. und 9. Jahrhundert n. Chr. wurde ein kleines Körpergräberfeld angelegt.[7] Zahlreiche andere metallene Kleinfunde, u. a. Geschosskugeln aus Blei, und Gruben mit Brandresten stammen von einem Landsknechtslager aus dem Dreißigjährigen Krieg, das vermutlich mit der Belagerung von Minden im Jahr 1634 zusammenhängt. Der jüngste archäologische Befund ist eine gut erhaltene britische Telefonleitung, die unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs angelegt worden war, jedoch seit langem nicht mehr in Funktion war.
Sehenswürdigkeiten
Eine überregional bekannte touristische Sehenswürdigkeit ist das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem Wittekindsberg, welches neben dem Fernsehturm als Wahrzeichen der Stadt Porta Westfalica dient. Ebenfalls auf diesem Berg befindet sich die Wittekindsburg. Sehenswert ist außerdem ein ehemaliges Herrenhaus an der Bundesstraße 61, das Gut Wedigenstein. Im nördlichen Stadtteilgebiet liegt der Baltus See.
Verkehr
Bis zum Bau des Weserauentunnels führte die B 61 durch den Kern des Stadtteils. Die Weserbrücke Porta verbindet den Stadtteil mit dem Stadtteil Hausberge.
Busverbindungen bestehen nach Minden und über das Zentrum in Hausberge bis nach Eisbergen.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter des Ortes
- Ida Carola Ströver-Wedigenstein (1872–1955), Lyrikerin und bildende Künstlerin
- Martin Hutze (1894–1968), Kommunalpolitiker, Bürgermeister der Stadt Minden 1945–1946
- Wilhelm Witthaus (1900–1974), Politiker (NSDAP)
- Friedrich L. Boschke (1920–1999), Chemiker und Wissenschaftsautor
- Wolfhard Möller (* 1944), Physiker und Hochschullehrer
- Ekkehard W. Stegemann (1945–2021), evangelischer Theologe und Hochschullehrer
- Wolfgang Stegemann (* 1945), evangelischer Theologe und Hochschullehrer, Zwillingsbruder von E. W. Stegemann
- Norbert Mette (* 1946), römisch-katholischer Theologe und Hochschullehrer
- Reinhard Korte (* 1948), Kommunalpolitiker (CDU), Bürgermeister der Stadt Minden 1999–2004
Persönlichkeiten, die mit dem Ort verbunden sind
- Karl Friedrich Stellbrink (1894–1943), Pfarrer und Widersacher der Nationalsozialisten, war 1920/1921 Vikar in Barkhausen
Literatur
- Robert Kauffeld: Das Leben in unserer Heimat 1939 bis 1948 – Kriegsbeginn bis Währungsreform. 2016.
- Fritz W. Franzmeyer: Die Porta links der Weser: 2000 Jahre Geschichte und Geschichten aus dem Raume Aulhausen-Barkhausen. Berlin: Franzmeyer und Löhl, Berlin 2002, ISBN 3-00-008655-2. (Chronik)
- Robert Kauffeld, Fritz W. Franzmeyer, Hans Rösler: Als Unser Omma noch klein war: Bilder aus dem alten Barkhausen an der Porta. Franzmeyer und Löhl, Berlin 2003, ISBN 3-9809268-0-X (Bildband)
- Fritz W. Franzmeyer, Robert Kauffeld: Und der Willem schaute gelassen zu – Berichte und Anekdoten aus dem bewegten Barkhauser Leben vergangener Tage. Autorengemeinschaft Franzmeyer-Kauffeld, Porta Westfalica 2005, DNB 974297054 (Erzählungen)
- Rainer Fröbe: „Vernichtung durch Arbeit“? KZ-Häftlinge in Rüstungsbetrieben an der Porta Westfalica in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs. In: Joachim Meynert, Arno Klönne (Hrsg.): Verdrängte Geschichte: Verfolgung und Vernichtung in Ostwestfalen 1933–1945. AJZ, Bielefeld 1986, ISBN 3-921680-55-7, S. 221–297.
Weblinks
- Barkhausen auf der Website der Stadt Porta Westfalica
- Barkhausen im Kulturatlas Westfalen
- Private Website über Barkhausen
- Website der Arbeitsgruppe "Im Römerlager" mit zahlreichen weiteren Informationen und Bildern zu den archäologischen Ausgrabungen und zur 2022 neu konzipierten Ausstellung in Barkhausen
- Porta Westfalica – Barkhausen. Wanderung zu den Sehenswürdigkeiten auf dem östlichen Wiehengebirge. Video im YouTube-Kanal des Mindener Tageblattes
Einzelnachweise
- SV Porta Westfalica - Ortsteile. Abgerufen am 6. Oktober 2021.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 326.
- Das Lager im Kaiserhof / Barkhausen. In: www.gedenkstaette-porta.de. Abgerufen am 22. Mai 2016.
- Hannelore Kröger, Eugen Müsch: Wertvoll - die Rippenziste aus Porta Westfalica-Barkhausen. Archäologie in Westfalen-Lippe 2010 (2011), S. 265–268.
- Bettina Tremmel: Augusteische Marschlager in Porta Westfalica-Barkhausen. Archäologie in Westfalen-Lippe 2009 (2010), S. 45–47.
- Bettina Tremmel: Augusteische Marschlager in Porta Westfalica-Barkhausen „Auf der Lake“. Archäologie in Westfalen-Lippe 2010 (2011), S. 79–81.
- Werner Best: Perlen und Schwerter - frühmittelalterliche Körpergräber aus Barkhausen. Archäologie in Westfalen-Lippe 2010 (2011), S. 115–118.