Baia (Suceava)
Baia, im Mittelalter Civitas Moldaviae, auch Târgul Moldovei genannt (deutsch Molde, auch Moldenmarkt, Mulde; ungarisch Moldvabánya, auch Bája) ist eine Gemeinde im Kreis Suceava, die im 14. bis 16. Jahrhundert als eines der wichtigsten urbanen Zentren des Fürstentums Moldau große Bedeutung hatte.
Baia Molde Moldvabánya | |||||
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Basisdaten | |||||
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Staat: | Rumänien | ||||
Historische Region: | Westmoldau | ||||
Kreis: | Suceava | ||||
Koordinaten: | 47° 25′ N, 26° 13′ O | ||||
Zeitzone: | OEZ (UTC+2) | ||||
Höhe: | 345 m | ||||
Fläche: | 39,00 km² | ||||
Einwohner: | 6.405 (20. Oktober 2011[1]) | ||||
Bevölkerungsdichte: | 164 Einwohner je km² | ||||
Postleitzahl: | 727020 | ||||
Telefonvorwahl: | (+40) 02 30 | ||||
Kfz-Kennzeichen: | SV | ||||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2020[2]) | |||||
Gemeindeart: | Gemeinde | ||||
Gliederung: | Baia, Bogata | ||||
Bürgermeister: | Maria Tomescu (PSD) | ||||
Postanschrift: | Str. Stoleru Nicolae, 7 Comuna Baia, jud. Suceava, RO–727020 | ||||
Website: | |||||
Sonstiges | |||||
Stadtfest: | Festivalul Baia - file de istorie, fast jährlich, unterschiedlich im Zeitraum, zwischen Juli und September[3] |
Lage
Die Kommune liegt acht Kilometer südwestlich von Fălticeni entfernt im Kreis Suceava und wird von der Moldau durchquert.
Geschichte
Archäologische Grabungen beweisen, dass das Gebiet von Baia bereits vor der Cucuteni-Tripolje-Kultur im 6. Jahrtausend v. Chr. bewohnt worden war.[4] Nach Karl Auner (1865–1932), Generalvikar des Bistums Iași und Historiker, existierte der mittelalterliche Ort bereits im 13. Jahrhundert.
Die Stadt wurde von armen Siebenbürger Sachsen, die nach dem Mongolensturm von 1241 in das Gebiet der späteren Moldau geflüchtet waren, gegründet. Bereits im 13. Jahrhundert hatten dominikanische Missionare eine Kirche errichtet und im Jahre 1337 wird in einem Dokument eine „von armen, nach Baia ausgewanderten Sachsen“ erbaute Franziskanerkirche erwähnt. Auch Ungarn siedelten dort. So kam es, dass Baia über ein Stadtsiegel mit lateinischer Inschrift verfügt.[5]
Baia mit seiner Zitadelle war – durch Dokumente aus der Kanzlei Ludwig von Anjous bestätigt – die erste Hauptstadt des feudalen Staates Moldau, auch nach 1359, dem Jahr der Befreiung von der ungarischen Abhängigkeit (bis 1388). Die Stadt war auch ein sehr wichtiges religiöses Zentrum. Durch ein Dekret des Fürsten Alexander des Guten aus dem Jahr 1410, begann die Errichtung einer katholischen Kathedrale, dem größten Gotteshaus in der damaligen Moldau, deren eindrucksvollen Ruinen noch heute zu sehen sind. Von 1420 an war der Ort die Residenz der katholischen Bischöfe, die 1468 aufgehoben wurde.
Berühmt wurde die Stadt durch die am 15. Dezember 1467 zwischen der Armee des Fürstentums Moldau, angeführt von Fürst Stefan dem Großen und der des König des Königreichs Ungarn, Matthias Corvinus dort gefochtene Schlacht von Baia. Sie endete mit einer bitteren Niederlage für die Ungarn sowie der Flucht und Verwundung des magyarischen Königs. Dabei wurde Baia durch den gewollt gelegten Brand auf Befehl Stefans, der zum Erreichen seiner Kriegsziele nötig gewesen war, völlig zerstört.[6]
Die Stadt wurde wieder völlig aufgebaut und Fürst Petru Rareș ließ zwischen 1530 und 1532 die Kirche Mariä Himmelfahrt errichten. Trotzdem sollte die Stadt aber nie mehr ihre alte Bedeutung wiedererlangen. Durch die Bemühungen des Fürsten Alexandru Lăpușneanu, der dort jährlich drei Jahrmärkte stattfinden ließ, betrug zwar 1599 die Einwohnerzahl 15.000 Seelen bei 3.000 Gebäuden, wie ein westlicher Reisender zu berichten wusste, doch knapp hundert Jahre später (1691) erwähnte ein anderer, der Ort sei völlig unbewohnt.[7]
Nachdem 1774 die Bukowina gegen Ende des Russisch-Osmanischen Kriegs (1768–1774) vom neutralen Österreich besetzt worden war, wurde dies 1775 im Frieden von Küçük Kaynarca bestätigt, offiziell als Dank für Österreichs „Vermittlerdienste“ zwischen den Kriegsgegnern. Dadurch lag Baia sehr nahe an der Grenze zu späteren Kronland Herzogtum Bukowina. In dieser Zeit blühte auch wieder der Katholizismus in der Region auf und das Land kam in den Jurisdiktionssprengel des Erzbischofs von Lemberg.[8]
Nicolae Stoleru (* 14. September 1878 in Călinești, Kreis Botoșani; † 12. September 1916, gefallen bei Dealul Rusca - Pietrele Roșii) war ein rumänischer Lehrer, der 1904 nach Baia kam und einen großen Beitrag zur Alphabetisierung und Erziehung der Kinder geleistet hatte. Bei seiner Ankunft waren nämlich 87 % der schulpflichtigen Kinder vor Ort Analphabeten. Er beschäftigte sich aber auch mit der Anhebung des Bildungsniveaus der Bauern und hielt unermüdlich Vorträge zu wissenschaftlichen Errungenschaften, zur Verbesserung der Hygiene, über die Modernisierung der Landwirtschaft und zur Bekämpfung des Alkoholismus.[9] Ihm zu Ehren wurde 1937 ein Denkmal errichtet, auch trägt die in der Gemeinde angesiedelte Schule für Kunst und Handwerk seinen Namen.
In der Zwischenkriegszeit war Baia bis zur kommunistischen Verwaltungsreform von 1950 Kreisstadt des Bezirks gleichen Namens. Infolge dieser wurde letzterer zwischen den Kreisen Suceava und Iași aufgeteilt. Heute gehört der Ort zum Kreis Suceava.
Ein bekannter Sohn der Stadt war der rumänische Literaturhistoriker, -kritiker und Schriftsteller Mihai Gafița (* 21. Oktober 1923 in Baia; † 4. März 1977 in Bukarest).
Bevölkerung
Die Einwohnerzahl nahm seit dem Jahr 2002 (6 793 Personen) kontinuierlich ab. Gemäß der Volkszählung von 2011 hat der Ort heute 2012 Gebäude und die rund 6 500 Einwohner verteilen sich auf 1865 Haushalte.[10] Zusammen mit dem unter Baias Verwaltung stehenden Dorf Bogata sind es zirka 7.000 Einwohner. Die Bevölkerung setzt sich zu gut 99 % aus Rumänen zusammen, nur 30 Personen gaben die Zugehörigkeit zu einer anderen Ethnie an.[11][12] 95,41 % sind rumänisch-orthodoxe Christen aufgeteilt in sechs Pfarreien.
Kultur
Baia verfügt über:
- vier Schulen,
- vier Kindergärten,
- die Schule mit Gymnasialcharakter für Kunst und Handwerk "Nicolae Stoleru",[13]
- eine Gemeinschaftsbibliothek sowie
- den Sportverein (Avântul Baia) und
- ein ethnographisches Museum.
Sehenswürdigkeiten
- Die Kirche des Hl. Georg, auch Biserica Albă (die Weiße Kirche) genannt, die Fürst Stefan infolge seines Sieges über die Ungarn gestiftet haben soll
- Die Kirche Mariä Himmelfahrt von 1530, die Fürst Petru Rareș hatte erbauen lassen
- Die Ruine der katholischen Kathedrale von 1410
- Baia, Ruine der Kathedrale
- Ehemalige Präfektur des Kreises Baia
- Biserica Albă (die Weiße Kirche) in Baia
- Mariä Himmelfahrt in Baia
Weblinks
Einzelnachweise
- Volkszählung 2011 in Rumänien
- Angaben bei Biroului Electoral Central, abgerufen am 14. April 2021 (rumänisch).
- Angaben zum Festival von Baia 2009 (Memento vom 12. September 2014 im Internet Archive) und 2011 (Memento vom 4. Februar 2015 im Internet Archive)
- Descoperire în România: cea mai mare locuință pre-Cucuteni datând din 5200–5100 Î. Hr., In: „Gândul“ vom 7. Oktober 2013.
- Hugo Weczerka: Das Fürstentum Moldau und die Deutschen. In: Isabel Röskau-Rydel: Deutsche Geschichte im Osten Europas. Galizien, Bukowina und der Moldau. Berlin 1999, S. 338.
- Petre Otu: Wie Fürst Stefan dem Großen den ungarischen König Matthias Corvinus bei Baia besiegte am 19. März 2012 bei historia.ro abgerufen am 18. Februar 2015 (rumänisch).
- I. Constantinescu: România de la A la Z. Dicționar turistic. (Ed. Stadion, București, 1970), p. 29.
- Franz Lang (Hrsg.): Buchenland: hundertfünfzig Jahre Deutschtum in der Bukowina. Band 16, Verlag des Südostdeutschen Kulturwerks, München 1961, S. 17 f.
- Geschichte der schulischen Bildung in Baia (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive) (rumänisch; PDF; 181 kB).
- http://www.recensamantromania.ro/wp-content/uploads/2012/08/TS2.pdf.
- http://www.recensamantromania.ro/wp-content/uploads/2012/08/TS6.pdf.
- http://www.recensamantromania.ro/rezultate-2/.
- Webdarstellung der Nicolae Stoleru-Schule (Memento vom 23. Mai 2014 im Internet Archive).