Bahnstrecke Mülheim-Speldorf–Troisdorf
Die Bahnstrecke Mülheim-Speldorf–Troisdorf ist eine zweigleisige, elektrifizierte Hauptbahn in Nordrhein-Westfalen. Sie ist die Hauptachse des Güterverkehrs zwischen Köln und dem Ruhrgebiet sowie den Niederlanden. Sie verbindet die Rangierbahnhöfe Duisburg-Wedau (früher bedeutend, heute stillgelegt und im Abbruch) und Gremberg (in Köln).
Geschichte
Die Strecke wurde am 18. November 1874 von der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft als Verbindung der Ruhrgebietsstrecke mit der rechten Rheinstrecke in Betrieb genommen. Sie verläuft in wenigen Kilometern Abstand parallel zur dreißig Jahre älteren Bahnstrecke Köln–Duisburg der konkurrierenden Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft, von der sie Verkehr abziehen sollte. Da die Strecke an den Siedlungskernen vorbeiführt, wurde schon bald nach der Verstaatlichung beider Gesellschaften der Personenverkehr abschnittsweise eingestellt. Bis auf wenige kurze Abschnitte dient die Strecke heute ausschließlich dem Güterverkehr.
In Höhe des Bahnhofs Opladen an der Bahnstrecke Haan-Gruiten–Köln-Deutz wurden die Gleise im Rahmen der Gebietsentwicklung der Stadt Leverkusen nach Osten unmittelbar an die Strecke Haan-Gruiten–Köln-Deutz verlegt. Die neuen Streckenführungen gingen im Dezember 2016 in Betrieb.
Personenverkehr wurde auf der Strecke in der Nachkriegszeit nur noch auf den Abschnitten Mülheim-Speldorf–Düsseldorf-Rath (KBS 307, weiter zum Düsseldorfer Hauptbahnhof) und Hilden–Opladen (KBS 409) abgewickelt. Am 6. Dezember 1971 wurde der Personenverkehr zwischen Duisburg-Wedau und Mülheim-Speldorf eingestellt, am 23. September 1983 folgte die Einstellung des Personenverkehrs von Duisburg-Entenfang bis zum Bahnhof Düsseldorf-Rath.
Im Dezember 2018 beschloss der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr als zuständiger ÖPNV-Aufgabenträger die Betriebseinstellung der zwischen Duisburg Hauptbahnhof und Duisburg-Entenfang verkehrenden Linie Der Wedauer (RB 37). Begründet wurde dies mit den geringen Fahrgastzahlen. Als Ersatz wurde das Angebot der Buslinie 928 zwischen Bissingheim und der Duisburger Innenstadt ausgeweitet, die statt im Stundentakt im Halbstundentakt und zu den Hauptverkehrszeiten viertelstündlich verkehrt.[3]
Personenverkehr
Zwischen Duisburg-Wedau und Lintorf wird die Strecke unregelmäßig von Museumszügen auf dem Weg zur Angertalbahn genutzt. Nach Einstellung der Regionalbahnlinie 37 zum Haltepunkt Duisburg-Entenfang gibt es keinen fahrplanmäßigen Personenverkehr mehr.
Ausweichverkehr
Auf dem Teilstück Opladen – Hilden wurde – wie bei der KBS 307 – am 23. September 1983 der Personenverkehr beendet. Diesen hatten auf beiden Teilstücken in der Nachkriegszeit überwiegend Akkutriebwagen der Baureihe 515 übernommen, aber auch Nahverkehrszüge mit den Baureihen 140, 212 und 430 waren anzutreffen. Eine Reaktivierung des Personennahverkehrs wird immer wieder diskutiert, ist im Jahr 2010 aber nahezu ausgeschlossen.[4]
Bei Störungen auf den Bahnstrecken Duisburg–Köln bzw. Haan-Gruiten–Köln-Deutz werden Personenzüge zwischen Duisburg und Düsseldorf, Düsseldorf und Opladen oder Opladen und Köln gelegentlich über die Bahnstrecke Troisdorf–Mülheim-Speldorf umgeleitet. Im letzteren Fall kann dann der Personenbahnhof Köln-Mülheim nicht angefahren werden.
Zukunftsplanungen
Seit langem wird gewünscht, den regelmäßigen Personenverkehr auf der Bahnstrecke zwischen Duisburg-Wedau und Düsseldorf-Rath wieder aufzunehmen. Entlang der Ratinger Weststrecke haben die Stadtteile Lintorf (ca. 15.200 Einwohner), Tiefenbroich (ca. 6.500 Einwohner) und Ratingen-West (ca. 17.900 Einwohner) zusammen ein Nachfragepotential von fast 40.000 Personen. Laut Nahverkehrsplan des zuständigen ÖPNV-Aufgabenträgers, dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, ist eine Reaktivierung im Personenverkehr jedoch derzeit nicht möglich bzw. sehr kostspielig. Die Ratinger Weststrecke ist nämlich so stark im Güterverkehr befahren, dass sie für eine Ausweitung des SPNV dreigleisig ausgebaut werden müsste.
Um den Verkehrswert zu erhöhen, sollen die Züge südlich von Düsseldorf-Rath nicht wie die S 6 über das westliche Ende der Ruhrtalbahn und die Bahnstrecke Köln–Duisburg, sondern über Düsseldorf-Grafenberg, die vorhandene Verbindungskurve zur Bahnstrecke Düsseldorf–Elberfeld und den Haltepunkt Düsseldorf-Flingern zum Hauptbahnhof Düsseldorf geführt werden. Ziel dabei ist, Düsseldorf-Grafenberg durch einen neuen Haltepunkt Düsseldorf-Schlüterstraße zu erschließen. Wegen geänderten Sicherheitsbestimmungen, die ein Begegnungsverbot von Personen- und Güterverkehr in langen Tunneln vorsehen, erfordert dies den Bau einer weiteren Röhre zum 2053 Meter langen Staufenplatztunnel. Dadurch stiegen die Investitionskosten von ursprünglich 25 Millionen Euro auf mindestens 140 Millionen Euro, was zur Folge hat, dass das Projekt in der integrierten Gesamtverkehrsplanung kurzfristig nicht förderfähig ist.[5][4]
Eine Reaktivierung im Personenverkehr ist zwar mit Problemen verbunden, wird aber von verschiedenen Seiten weiterhin angestrebt. Zur Kostenreduzierung wird nun eine Führung von Düsseldorf-Rath über Rath Mitte nach Düsseldorf Hbf in Betracht gezogen.[6][7] Dazu wurden bereits entsprechende Demonstrationsfahrten auf der Strecke durchgeführt.[8] Die Planungen zur Reaktivierung der Ratinger Weststrecke im Schienenpersonennahverkehr sollen trotz Einstellung der RB 37 weiterverfolgt werden.[3]
Güterverkehr
Die Bahnstrecke diente und dient dem schweren Güterverkehr. Im nördlichen Bereich des Bahnhofs Düsseldorf-Rath ist ein Anschluss zu Vallourec Deutschland vorhanden, über den mit Stahlröhren beladene Güterzüge bereitgestellt werden.
- Kalkzug mit Diesellokomotive der Eisenbahn und Häfen in Entenfang
- Güterzug mit DB-Baureihe 155 in Ratingen-Lintorf
- NIAG 3 in Entenfang
Weblinks
Einzelnachweise
- DB Netze - Infrastrukturregister
- Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
- Alternativkonzept Bus für die Linie RB 37 (Beschlussvorlage). Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, 19. November 2018
- Sven Steinke: Reaktivierung der Ratinger Weststrecke sehr unwahrscheinlich. In: zughalt.de. 13. Juni 2010, abgerufen am 14. Januar 2018.
- Nahverkehrsplan VRR 2012
- Rosali Kurtzbach: Ratinger Weststrecke für den Pendlerverkehr. WAZ, 29. November 2016, abgerufen am 14. Januar 2018.
- Norbert Kleeberg: Westbahn soll schon im Jahr 2019 starten. RP Online, 13. Januar 2018, abgerufen am 14. Januar 2018.
- Westbahn-Demonstrationsfahrt ein voller Erfolg. Stadt Ratingen, 29. September 2017, abgerufen am 14. Januar 2018 (Pressemitteilung).