Bahnstrecke Fontoy–Esch-sur-Alzette
Die Bahnstrecke Fontoy–Esch-sur-Alzette war eine etwa 20 km lange, eingleisige, zeitweise elektrifizierte Bahnstrecke in Lothringen. Genutzt wird derzeit nur noch der Abschnitt zwischen Audun-le-Tiche und Esch-sur-Alzette.
Fontoy–Esch-sur-Alzette | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Bahnhof Bollingen (Boulange), vor 1914 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckennummer (SNCF): | 195 000 / 189 000 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 21,9[Anm. 1] km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stromsystem: | 25 kV / 50 Hz ~ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zweigleisigkeit: | nein | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Geografie
Die Strecke trägt heute die französische Streckennummer 195, der Abschnitt von Audun-le-Tiche nach Esch-sur-Alzette die Nummer 186.[1]
Die Strecke verband die Bahnhöfe von Fontoy, Audun-le-Tiche und Esch-sur-Alzette. Sie verlief dabei nahe und parallel zur von 1871 bis 1918 hier bestehenden Grenze zwischen Frankreich und Deutschland, damals auf der deutschen Seite. Die zu überwindenden Höhenunterschiede sind beträchtlich.
Die Strecke zweigt bei Fontoy von der Bahnstrecke Mohon–Thionville ab, passiert Boulange (bis 1918: Bollingen) im Norden, Tressange im Westen, durchquert Aumetz, führt nach Hirps, kommt oberhalb und östlich von Audun-le-Tiche an, das im Alzette-Tal liegt, führt über den Viadukt d’Audun-le-Tiche-Mont, eine 89 m lange Stahlbrücke und erreicht dann den zeitweiligen Endbahnhof Audun-le-Tiche-Mont (bis 1918: Deutsch-Oth Berg). Der nächste Abschnitt besteht im Wesentlichen aus der Kehrschleife von Audun-le-Tiche, einem 360°-Bogen, und führt in den Bahnhof Audun-le-Tiche (bis 1918: Deutsch-Oth). Die Kehrschleife ist eine bauliche Besonderheit[Anm. 2] und diente dazu, einen Teil des Höhenunterschieds von fast 100 m zwischen Aumetz und Audun-le-Tiche auszugleichen. Im Zuge dieses Bogens liegt auch das 375 Meter lange[2] (nach anderen Angaben sind es 360 m) und 30 m hohe Viadukt d’Audun-le-Tiche, auf dem auch die nach Luxemburg führende Strecke überquert wird. Hinter dem Bahnhof Audun-le-Tiche unterquert die Strecke auf dem weiteren Weg zunächst das Viadukt d’Audun-le-Tiche, quert dann die ehemals deutsch-luxemburgische, heute französisch-luxemburgische Grenze, während sie dem Lauf und dem Tal der Alzette folgt.
Geschichte
Die Strecke wurde in mehreren aufeinander folgenden Abschnitten von den Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen eröffnet:
- am 1. November 1899 von Fontoy bis Aumetz,
- am 1. Dezember 1901 von Aumetz bis Deutsch-Oth Berg (heute: Audun-le-Tiche-Mont),
- am 11. März 1904 von Deutsch-Oth Berg bis Deutsch-Oth und
- 1909/1911 das grenzüberschreitende Anschlussgleis von Aumetz nach Crusnes.
Das Anschlussgleis von Aumetz nach Crusnes war eine internationale Kuriosität: Im französischen Crusnes bestand direkt an der Grenze ein Bergwerk, das dort aber keine Verbindung zu einer Bahnstrecke hatte. Das Problem wurde durch ein grenzüberschreitendes Anschlussgleis an die Bahnstrecke Fontoy–Esch-sur-Alzette gelöst, das bei Aumetz anschloss. Ab 1909 war es provisorisch entlang einer Straße verlegt, 1911 dann endgültig installiert. Für den Verkehr auf der Strecke bestand ein Abkommen, dass die Abfuhr des Eisenerzes nach Frankreich zollfrei stellte.[3]
Der Bau der Bahnstrecke Fontoy–Esch-sur-Alzette erklärt sich einzig aus den beidseits anschließenden Bergwerken, die lothringer Eisenerz förderten. Dies sorgte für einen intensiven Güterverkehr. Der Personenverkehr war immer gering und wurde bereits zum 5. Mai 1948 eingestellt.
Beim Anrücken der Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs sprengte die französische Armee das Viadukt d’Audun-le-Tiche.[4]
Die Strecke wurde 1962 wegen des anhaltenden schweren Güterverkehrs mit 25 kV elektrifiziert. Bis Anfang der 1990er Jahre nutzten schwere Güterzüge mit mehreren tausend Tonnen Gewicht die Strecke. Der Niedergang der Eisenindustrie in Lothringen und die Schließung der Bergwerke ließen den Verkehr komplett wegbrechen. 1999 wurde die Oberleitung abgebaut.
Heutiger Zustand
Die Strecke ist heute nicht mehr befahrbar.[5] Am Westende des Viadukt d’Audun-le-Tiche wurde die Trasse zum Bau einer Wildwechsel-Brücke über die Route départementale D 616 beseitigt.[6]
Lediglich zwischen Audun-le-Tiche und Esch-sur-Alzette wird die Strecke von Triebwagen der Société Nationale des Chemins de Fer Luxembourgeois (CFL) befahren, der Betrieb ist gegenüber dem französischen Schienennetz ein Inselbetrieb. Das Empfangsgebäude des Bahnhofs Audun-le-Tiche wird aber von der Bahn heute nicht mehr genutzt.[7] Der Zustand der übrigen Strecke lässt Zugverkehr nicht mehr zu. Dennoch wurde 2007 durch eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Straßburg der endgültige Abbau der Strecke gestoppt, was Befürwortern der Wiedereröffnung Hoffnung machte, die eine entsprechende Bürgerinitiative gründeten. Die Anliegergemeinden sind aber dagegen. Eine Wiedereröffnung erforderte einen weitgehenden Neubau der Infrastruktur, die noch bis Ende der 1990er Jahre existierte, dann aber abgebaut wurde oder verrottete.
Literatur
- Eisenbahnatlas Frankreich. Bd. 1: Nord – Atlas ferroviaire de la France. Tome 1: Nord. Schweers + Wall, Aachen 2015. ISBN 978-3-89494-143-7
Weblinks
- jmo: Line / ligne / Strecke Fontoy / Fensch km 0–Boulange/Bollingen km 5–Aumetz km 9–Hirps–Audun-le-Tiche-Mont–Audun-le-Tiche/Deutsch Oth [! (Fr) ] (Bilder und Infos zur Strecke) ; abgerufen am 14. Februar 2022.
- Team Xerbutri: Viaduc d’Audun-le-Tiche, 2018; abgerufen am 14. Februar 2022.
Anmerkungen
- Fontoy–Audun-le-Tiche.
- Siehe auch: Liste von Kreiskehren.
Einzelnachweise
- Eisenbahnatlas.
- Team Xerbutri. (Weblinks)
- Jean Buchmann, Jean-Marc Dupuy, Andreas Knipping, Hans-Jürgen Wenzel: Eisenbahngeschichte Elsass-Lothringen. EK-Verlag, Freiburg 2021. ISBN 978-3-8446-6429-4, S. 33.
- Team Xerbutri. (Weblinks)
- Team Xerbutri. (Weblinks)
- Google maps; abgerufen am 13. Februar 2022.
- Laurent Baudoin: Les gares d’Alsace-Lorraine. Un heritage de l’annexion Allemande (1871–1918). Editions Pierron, Sarreguemines 1995. Ohne ISBN, S. 36f; Eisenbahnatlas Frankreich. Bd. 1: Nord – Atlas ferroviaire de la France. Tome 1: Nord. Schweers + Wall, Aachen 2015. ISBN 978-3-89494-143-7, Taf. 19 C2.