Ammoniumdinitramid
Ammoniumdinitramid (ADN) ist als Oxidator für Treibstoffe und als Explosivstoff von großer Bedeutung.[4] ADN wurde als erstes in der Sowjetunion entwickelt (Wladimir Alexandrowitsch Tartakowski u. a.) und nach dem Kalten Krieg im Westen bekannt.
Strukturformel | |||||||||||||||||||
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Allgemeines | |||||||||||||||||||
Name | Ammoniumdinitramid | ||||||||||||||||||
Summenformel | H4N4O4 | ||||||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
Farblose Kristalle[1] | ||||||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | |||||||||||||||||||
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Eigenschaften | |||||||||||||||||||
Molare Masse | 124,06 g·mol−1 | ||||||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest | ||||||||||||||||||
Dichte |
1,812 g·cm−3 (20 °C)[2] | ||||||||||||||||||
Schmelzpunkt | |||||||||||||||||||
Sicherheitshinweise | |||||||||||||||||||
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Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Eigenschaften
Ammoniumdinitramid besteht aus festen, farblosen Kristallen. Es bereitet noch Schwierigkeiten, den Stoff rein zuhalten.
Explosionskenngrößen
Wichtige Explosionskennzahlen sind:
- Explosionswärme: 2668 kJ·kg−1 (H2O (g)).[2]
- Normalgasvolumen: 1084 l·kg−1.[2]
- Spezifische Energie: 843 kJ·kg−1[2]
- Schlagempfindlichkeit: 4 N·m[2]
- Reibempfindlichkeit: 64 N[2]
Verwendung
Ammoniumdinitramid ist ein festes Oxidationsmittel, welches hauptsächlich für Mehrkomponenten-Raketenfesttreibstoff mit hoher Leistung verwendet wird. ADN und andere ähnliche Verbindungen sind der Gegenstand von mehreren Patenten für eine Verwendung als feste Mehrkomponenten-Raketenfesttreibstoffe und als Sprengstoffe, beides für pyrotechnische Verwendungen im Allgemeinen und für andere Verwendungen, wie bei Mitteln zum Aufblasen von Airbags.[5] ADN erscheint aufgrund seiner guten Sauerstoffbilanz und hohen Bildungsenthalpie als halogenfreies Oxidationsmittel für Raketenfesttreibstoffe interessant und ist derzeit Gegenstand intensiver Untersuchungen. Die Abwesenheit von Halogenen erschwert die Radar-Detektion der Abgasspur der Rakete.[6]
Es ist auch Bestandteil der monergolen flüssigen Treibstoffmischung LMP-103S für Satellitentriebwerke. Diese könnte das wesentlich giftigere Hydrazin als monergolen Treibstoff für Raumflugkörper ablösen[7].
Herstellung
Man gewinnt Ammoniumdinitramid durch Ammonolyse von Dinitroaminen, welche durch stufenweise Nitrierung von Urethanen, β,β′-Iminodipropionitril oder Nitramid entstehen. Die jeweils letzte Nitrierstufe erfordert stärkste Nitrierreagenzien wie Nitroniumtetrafluoroborat oder Distickstoffpentoxid. Ein anderes Verfahren führt über die direkte Nitrierung von Ammoniak mit Distickstoffpentoxid zu einem Produktgemisch von ADN und Ammonsalpeter.[8]
Weblinks
Einzelnachweise
- Venkatachalam, S.; Santhosh, G.; Ninan, K.N.: An Overview on the Synthetic Routes and Properties of Ammonium Dinitramide (ADN) and other Dinitramide Salts in Propellants, Explosives, Pyrotechnics 29 (2004) 178–187, doi:10.1002/prep.200400043.
- Köhler, J.; Meyer, R.; Homburg, A.: Explosivstoffe, zehnte, vollständig überarbeitete Auflage. Wiley-VCH, Weinheim 2008, ISBN 978-3-527-32009-7.
- Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
- Patent DE10201937B4: Verfahren zur Herstellung von mit Additiven versetztem Ammoniumdinitramid (ADN). Angemeldet am 19. Januar 2002, veröffentlicht am 4. August 2005, Anmelder: Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V., Erfinder: Thomas Heintz et al.
- Patent EP1390323B1: Auf Ammoniumdinitritamid basierende flüssige Einkomponenten-Treibmittel mit verbesserter Verbrennungsstabilität und Lagerfähigkeit. Angemeldet am 23. Mai 2002, veröffentlicht am 4. Juli 2007, Anmelder: ECAPS SE, Erfinder: Kjell Anflo, Niklas Wingborg.
- Wissenschaft-Online
- ‘Green’ satellite fuel designed to make space safer. ESA, 16. März 2010, abgerufen am 9. Juli 2011 (englisch).
- J. Köhler, Rudolf Meyer, Axel Homburg: Explosivstoffe. 9., überarb. u. erw. A., Wiley, 1998, ISBN 3527288643 (Auszug).