Altenburg (Alsfeld)
Altenburg ist der nach der Kernstadt größte Stadtteil von Alsfeld im mittelhessischen Vogelsbergkreis.
Altenburg Stadt Alsfeld | |
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Höhe: | 271 (264–326) m |
Fläche: | 5,02 km²[1] |
Einwohner: | 1179 (31. Dez. 2020)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 235 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Dezember 1969 |
Postleitzahl: | 36304 |
Vorwahl: | 06631 |
Geographie
Altenburg liegt im Vogelsberg südlich der Kernstadt und ist von dieser durch die Bundesautobahn 5 getrennt. Östlich des Orts verläuft die Bundesstraße 254; im Ort treffen sich die Landesstraße 3145 und die Kreisstraße 122.
Geschichte
Von den Anfängen bis zur Gebietsreform in Hessen
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Altenburg erfolgte unter dem Namen Aldenbure im Jahr 1193.[1] Es wird mit Sifridus von Aldinburg erstmals ein Landadliger in Altenburg genannt. Eine Vorgängerburg des hoch über dem Ort aufragenden Schlosses Altenburg wurde zur Zeit der Merowinger erbaut. Im 18. Jahrhundert erfolgte ein Neubau, der bis heute den Freiherren Riedesel gehört.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Altenburg:
„Altenburg (L. Bez. Alsfeld) evangel. Filialdorf; liegt an der Schwalm auf einer Basaltkuppe, 1⁄2 St. von Alsfeld und 1426 Hess. (1085 Par.) Fuß über der Meeresfläche. Man findet 61 Häuser 446 Einw., die außer 2 Kath. evangelisch sind, und unter denselben 16 Bauern und 20, welche bürgerliche Gewerbe treiben, 1 Schloß, das auf steiler Anhöhe erbaut ist und von dem Baron von Riedesel mit seiner Dienerschaft bewohnt wird, 2 Höfe und 2 Mahlmühlen. Hier besteht seit 1814 eine Tuchmanufaktur mit einer durch die Schwalm getriebene Maschinenspinnerei für Schaaf- und Baumwolle, eine Färberei und eine Walke. Es werden hier Tücher, Bieber, Barchent und wollene Decken verfertigt. Die Bieber sollen den englischen nicht nachstehen. Außer den Kratzmaschinen sind hier eine Grobmühle und mehrere Feinmühlen, welche letztere die Wolle in das vollkommenste Webergarn verwandeln. – Altenburg war ehemals ein fuldisches Lehen. Der Landgraf Heinrich I. zerstörte, 1293, den Ort, so wie mehrere Hessische Raubschlösser, weil die Besitzer ihre Lehen nicht von ihn empfangen wollten. Eine Alsfelder burgmännische Familie trug Altenburg von den Landgrafen zu Lehen, welche davon auch den Namen führte, und 1300 erkaufte es Landgraf Heinrich I. von Reinhard von Altenburg.“[3]
Seit der Gebietsreform
Zum 1. Dezember 1969 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Altenburg im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis als Stadtteil nach Alsfeld eingegliedert.[1] Für den Stadtteil Altenburg, wie für die übrigen Stadtteile von Alsfeld, wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[4]
2005 errang Altenburg den 1. Preis auf regionaler Ebene im Landeswettbewerb Unser Dorf. 2006 wurde das Dorf Landessieger.
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Altenburg lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][5][6]
- vor 1567: Landgrafschaft Hessen,
- ab 1567: Landgrafschaft Hessen-Marburg
- 1604–1648: strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
- ab 1604: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Oberamt Alsfeld, Amt Alsfeld[7]
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Oberfürstentum Hessen, Oberamt Alsfeld, Amt Alsfeld[8][9]
- ab 1815: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Alsfeld[10]
- ab 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Romrod (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Alsfeld) und Verwaltung)[11]
- ab 1829: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Alsfeld (Amtssitzverlegung)
- ab 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
- ab 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Alsfeld
- ab 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
- ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Alsfeld (Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurden die drei hessischen Provinzen Starkenburg, Rheinhessen und Oberhessen aufgelöst.)
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Alsfeld
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Alsfeld
- am 1. Dezember 1969 wurde Altenburg als Stadtteil nach Alsfeld eingegliedert.
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Vogelsbergkreis
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Vogelsbergkreis
Gerichte seit 1803
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit für Altenburg durch das Amt Alsfeld. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übergingen. „Landgericht Alsfeld“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht in Alsfeld, das heutige Amtsgericht, das für Altenburg zuständig war.
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolgedessen die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in Amtsgericht Alsfeld und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[12] In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Altenburg 1215 Einwohner. Darunter waren 36 (3,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 210 Einwohner unter 18 Jahren, 540 zwischen 18 und 49, 276 zwischen 50 und 64 und 189 Einwohner waren älter.[13] Die Einwohner lebten in 495 Haushalten. Davon waren 138 Singlehaushalte, 144 Paare ohne Kinder und 162 Paare mit Kindern, sowie 42 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 81 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 356 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[13]
Einwohnerzahlen
• 1791: | 302 Einwohner[7] |
• 1800: | 302 Einwohner[14] |
• 1806: | 243 Einwohner, 50 Häuser[9] |
• 1829: | 446 Einwohner, 61 Häuser[3] |
• 1867: | 450 Einwohner, 60 Häuser[15] |
Altenburg: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2020 | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Einwohner | |||
1791 | 302 | |||
1800 | 302 | |||
1806 | 243 | |||
1829 | 446 | |||
1834 | 476 | |||
1840 | 478 | |||
1846 | 465 | |||
1852 | 462 | |||
1858 | 443 | |||
1864 | 416 | |||
1871 | 471 | |||
1875 | 475 | |||
1885 | 553 | |||
1895 | 585 | |||
1905 | 705 | |||
1910 | 773 | |||
1925 | 766 | |||
1939 | 777 | |||
1946 | 1.030 | |||
1950 | 1.054 | |||
1956 | 907 | |||
1961 | 880 | |||
1967 | 896 | |||
1970 | 857 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2006 | 1.388 | |||
2011 | 1.215 | |||
2015 | 1.241 | |||
2020 | 1.179 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Alsfeld: 2006[16], 2015[17], 2020[2]; Zensus 2011[13]; |
Religionszugehörigkeit
• 1829: | 446 evangelische, zwei römisch-katholische Einwohner[3] |
• 1961: | 768 evangelische (= 87,27 %), 100 römisch-katholische (= 11,36 %) Einwohner[1] |
Kulturdenkmäler
Persönlichkeiten
- Georg Riedesel zu Eisenbach (1812 in Altenburg – 1881), Erbmarschall, Standesherr und Politiker
- Giesebert Riedesel zu Eisenbach (1813 in Altenburg – 1885), Erbmarschall, Standesherr und Politiker
- Georg Riedesel zu Eisenbach (1845 in Altenburg – 1897), Erbmarschall, Standesherr und Politiker
Literatur
- Literatur über Altenburg nach Stichwort nach GND In: Hessische Bibliographie
- Suche nach Altenburg (Alsfeld) In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Weblinks
- Stadtteil Altenburg In: Webauftritt der Stadt Alsfeld.
- Altenburg. Ortsgeschichte, Ortsbeirat, Infos. In: www.altenburg-alsfeld.de. Ortsbeirat Altenburg
- Altenburg, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Illustration von Daniel Meisner von 1626: Aldenburg in Hessen. Vix sicca morte tyranni (Digitalisat)
- Ansicht von Burg Altenburg, 1626. Historische Ortsansichten, Pläne und Grundrisse. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Altenburg, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Altenburg. In: Webauftritt. Stadt Alsfeld, abgerufen im Juli 2021.
- Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 10 (Online bei google books).
- Hauptsatzung. (PDF; 205 kB) § 8. In: Webauftritt. Stadt Alsfeld, abgerufen im Juli 2021.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 176 (Online in der HathiTrust digital library).
- Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 6 (Online bei google books).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 226 (Online in der HathiTrust digital library).
- Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 414 (online bei Google Books).
- Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 6 ff. (online bei Google Books).
- Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 34 und 74 .
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 186 (Online in der HathiTrust digital library).
- Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 32 (Online bei google books).
- Stadtteil Altenburg im Webauftritt der Stadt Alsfeld. abgerufen im Oktober 2017.
- Haushaltsplan 2017, Vorbericht.