Allertshofen
Allertshofen ist ein Ortsteil der Gemeinde Modautal im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg.
Allertshofen Gemeinde Modautal | |
---|---|
Höhe: | 288 m ü. NHN |
Fläche: | 1,63 km²[1] |
Einwohner: | 320 (30. Jun. 2020)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 196 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. April 1971 |
Postleitzahl: | 64397 |
Vorwahl: | 06167 |
Allertshofen liegt im vorderen Odenwald am Wurzelbach.
Geschichte
Das Dorf wird im Jahre 1449 erstmals urkundlich genannt.[1] 1542 wird die Frankensteinische Mühle genannt und 1703 wird die Schneidemühle außerhalb des Dorfes in Richtung Hoxhohl erbaut. 1883/84 wird eine gemeinsame Schule für Allertshofen und Hoxhohl gebaut. In historischen Dokumenten ist der Ort unter folgenden Ortsnamen belegt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Allerczhoffen (1449); Allertzhoffen (1485); Allerzhoffen (1489); Allertshofen (1662).
Allertshofen lag im Gerichtsbezirk der Zent Oberramstadt. Die Zent war in sogenannte „Reiswagen“ eingeteilt, denen jeweils ein Oberschultheiß vorstand, die dem Zentgrafen unterstellt waren. Dieser Bezirk hatte einen Frachtwagen (Reiswagen) einschließlich Zugtiere und Knechten für Feldzüge bereitzustellen. Allertshofen gehörte zum „Brandauer Reiswagen“, dem auch noch die Orte Brandau, Neunkirchen, Hoxhohl, Herchenrod, Lützelbach, Ernsthofen, Neutsch, Klein-Bieberau und Webern angehörten. Die gesamte Zent Oberramstadt war dem Amt Lichtenberg zugeteilt. Diese Einteilung bestand noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts.[3]
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Allertshofen:
»Allertshofen (L. Bez. Reinheim) luth. Filialdorf; liegt 3 Stunden von Reinheim, und hat 22 Häuser u. 174 Einw., die bis auf 11 Kathol. und 3 Reform. lutherisch sind. Unter denselben sind 7 Bauern, 10 Handwerker und 6 Taglöhner. Man findet 2 Mahlmühlen, mit denen 1 Schneidmühle verbunden ist. Das Dorf gehörte den Herrn von Frankenstein und kam 1662, durch Kauf, an Hessen.«[4]
Gebietsreform
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde aus den bis dahin selbstständigen Gemeinden Allertshofen und Hoxhohl am 1. April 1971 durch freiwilligen Zusammenschluss die neue Gemeinde Modautal gebildet.[5] Am 1. Januar 1977 kamen kraft Landesgesetz weitere Gemeinden hinzu.[6][7] Für Allertshofen wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[8]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Allertshofen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][9][10]
- vor 1662: Heiliges Römisches Reich, Freiherren von Frankenstein
- ab 1662: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt (durch Kauf), (1630 gehört der hessische Teil zum Amt Lichtenberg; 1783: Amt Lichtenberg, Zent Oberramstadt, Brandauer Reiswagen)
- ab 1803: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Fürstentum Starkenburg, Amt Lichtenberg
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Fürstentum Starkenburg, Amt Lichtenberg[11]
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Lichtenberg
- ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Reinheim (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Lichtenberg) und Verwaltung)
- ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Dieburg
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- ab 1866: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Darmstadt (Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurden die drei hessischen Provinzen Starkenburg, Rheinhessen und Oberhessen aufgelöst.)
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Darmstadt
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Darmstadt
- am 1. April 1971 zur Gemeinde Modautal
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Darmstadt-Dieburg (in dem die Landkreise Landkreis Darmstadt und Dieburg im Zuge der Gebietsreform in Hessen aufgingen)
Gerichte
Allertshofen gehörte zum Zentgericht Oberramstadt. In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg wurde das „Hofgericht Darmstadt“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen. Damit war für Allertshofen das Amt Lichtenberg zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Zentgerichte hatten damit ihre Funktion verloren.
Mit Bildung der Landgerichte im Großherzogtum Hessen war ab 1821 das Landgericht Lichtenberg das Gericht erster Instanz, zweite Instanz war das Hofgericht Darmstadt. Es folgten:[1]
- ab 1848: Landgericht Reinheim (Verlegung aus Lichtenberg), zweite Instanz: Hofgericht Darmstadt
- ab 1879: Amtsgericht Reinheim, zweite Instanz: Landgericht Darmstadt
- ab 1968: Amtsgericht Darmstadt mit der Auflösung des Amtsgerichts Reinheim, zweite Instanz: Landgericht Darmstadt
Einwohnerentwicklung
• 1600: | [1] | 14 Gemeindsleute
• 1629: | Hausgesesse[1] | 11
• 1791: | [12] | 66 Einwohner
• 1800: | 104 Einwohner[13] |
• 1806: | 111 Einwohner, 19 Häuser[11] |
• 1829: | 174 Einwohner, 22 Häuser[4] |
• 1867: | 207 Einwohner, 29 Häuser[14] |
Allertshofen: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2020 | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Einwohner | |||
1791 | 66 | |||
1800 | 104 | |||
1806 | 111 | |||
1829 | 174 | |||
1834 | 180 | |||
1840 | 195 | |||
1846 | 200 | |||
1852 | 202 | |||
1858 | 193 | |||
1864 | 204 | |||
1871 | 207 | |||
1875 | 208 | |||
1885 | 187 | |||
1895 | 169 | |||
1905 | 176 | |||
1910 | 193 | |||
1925 | 171 | |||
1939 | 145 | |||
1946 | 265 | |||
1950 | 244 | |||
1956 | 213 | |||
1961 | 195 | |||
1967 | 230 | |||
1970 | 242 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2007 | 283 | |||
2010 | 288 | |||
2011 | 291 | |||
2015 | 284 | |||
2020 | 320 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; Gemeinde Modautal:[15]; Zensus 2011[16] |
Religionszugehörigkeit
• 1829: | 160 lutheranische (= 91,95 %), 3 reformierte (= 1,72 %) und 11 katholische (= 6,32 %) Einwohner[4] |
• 1961: | 154 evangelische (= 78,97 %), 28 katholische (= 14,36 %) Einwohner[1] |
Politik
Für Allertshofen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Allertshofen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[8] Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2016 ist Hartmut Förster Ortsvorsteher.[17]
Weblinks
- Allertshofen. In: Webauftritt der Gemeinde Moduatal.
- Allertshofen, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Allertshofen nach Stichwort nach GND In: Hessische Bibliographie
Einzelnachweise
- Allertshofen, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 8. Juni 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 12. Juni 2018.
- Zahlen und Fakten. In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, abgerufen im November 2020.
- Ferdinand Dieffenbach: Das Großherzogthum Hessen in Vergangenheit und Gegenwart. Literarische Anstalt, Darmstadt 1877, S. 254 (online bei Google Books).
- Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 1 (Online bei google books).
- Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 31. März 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 16, S. 680, Punkt 673, Abs. 2 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
- Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Darmstadt und Dieburg und der Stadt Darmstadt (GVBl. II Nr. 330–334) vom 26. Juli 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 318 ff., §9 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
- Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 234.
- Hauptsatzung. (PDF; 36 kB) §; 6. In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, abgerufen im Februar 2019.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, DNB 013163434, OCLC 894925483, S. 43 ff. (Online bei google books).
- Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806)HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 122 (Online in der HathiTrust digital library).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 124 (Online in der HathiTrust digital library).
- Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 2 (Online bei google books).
- Haushaltspläne 2017 bis 2019 (Vorbericht: Einwohner – Statistik). (PDF) In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, S. 30 ff, abgerufen im Juli 2019.
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt
- Ortsvorsteher. In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, abgerufen im November 2019.
- Darmstädter Echo, Mittwoch, 3. August 2016, S. 14
- Darmstädter Echo, Dienstag, 9. Oktober 2018, S. 22