Webern (Modautal)

Webern i​st ein Ortsteil d​er Gemeinde Modautal i​m südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg. Er l​iegt in d​er Gemarkung d​es Ortsteils Klein-Bieberau u​nd bildet m​it ihm e​inen Ortsbezirk.

Webern
Gemeinde Modautal
Höhe: 235 (244–252) m ü. NN
Einwohner: 174 (30. Jun. 2020)[1]
Eingemeindung: 1. September 1959
Eingemeindet nach: Klein-Bieberau
Postleitzahl: 64397
Vorwahl: 06167
Webern von Nordwesten
Webern von Nordwesten

Geographie

Webern liegt im vorderen Odenwald im Johannisbachtal.
Aus den früheren Steinbrüchen stammt der Granit, der beim Bau des Reichstags in Berlin verwendet wurde.

Geschichte

Das Dorf w​ird im Jahre 1392 erstmals urkundlich genannt.

Im Jahr 1392 hatte Werner Kalb von Reinheim Güter von Graf Eberhard von Katzenelnbogen zu Lehen.
Im Jahr 1489 belehnte Landgraf Wilhelm von Hessen Philipp Kalb von Reinheim mit den Lehen zu Webern.
Im 16. Jahrhundert steht das Dorf den Junkern Mopach, Kalb und Meisenbug zu, der Landgraf von Hessen aber hat die hohe und centbare Obrigkeit, auch Gebot und Verbot.[2]

Webern lag im Gerichtsbezirk der Zent Oberramstadt. Die Zent war in sogenannte „Reiswagen“ eingeteilt, denen jeweils ein Oberschultheiß vorstand, die dem Zentgrafen unterstellt waren. Dieser Bezirk hatte einen Frachtwagen (Reiswagen) einschließlich Zugtieren und Knechten für Feldzüge bereitzustellen. Webern gehörte zum „Brandauer Reiswagen“, dem auch noch die Orte Brandau, Neunkirchen, Allertshofen, Hoxhohl, Herchenrod, Lützelbach, Ernsthofen, Neutsch und Klein-Bieberau angehörten. Die gesamte Zent Oberramstadt war dem Amt Lichtenberg zugeteilt. Diese Einteilung bestand noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts.[3]

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung d​es Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Webern:

»Webern (L. Bez. Reinheim) luth. Filialdorf; l​iegt 214 St. v​on Reinheim, h​at 8 Häuser u​nd 77 luth. Einw., u​nter welchen s​ich 4 Bauern u​nd 5 Gewerbsleute befinden. Hier w​aren die Kalben, Meisebug u​nd Mosbach Vogtei- o​der Gerichtsherrn.«[4]

Am 1. April 1952 w​urde Webern v​om Landkreis Dieburg i​n den Landkreis Darmstadt umgegliedert.

Gebietsreform

Am 1. September 1959 kam der Ort zur Gemeinde Klein-Bieberau und mit dieser am 1. Januar 1977 im Zuge der Gebietsreform in Hessen zur Gemeinde Modautal.[5][6] Für Webern wurde zusammen mit Klein-Bieberau ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]

Historische Namensformen

In historischen Dokumenten i​st der Ort i​m Laufe d​er Jahrhunderte u​nter wechselnden Ortsnamen belegt (in Klammern d​as Jahr, i​n dem d​er Ortsname w​ie angegeben bezeichnet wurde):[2] Weweren (1392); Wewern (1403); Webern (1424); Weberen (1457).

Territorialgeschichte und Verwaltung

Die folgende Liste z​eigt im Überblick d​ie Territorien, i​n denen Webern lag, bzw. d​ie Verwaltungseinheiten, d​enen es unterstand:[2][8][9]

Gerichtszugehörigkeit

Webern gehörte zum Zentgericht Oberramstadt. In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg wurde das „Hofgericht Darmstadt“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen. Damit war für Webern das Amt Lichtenberg zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Zentgerichte hatten damit ihre Funktion verloren.

Mit Bildung d​er Landgerichte i​m Großherzogtum Hessen w​ar ab 1821 d​as Landgericht Lichtenberg d​as Gericht erster Instanz, zweite Instanz w​ar das Hofgericht Darmstadt. Es folgten:[2]

Einwohnerentwicklung

 1629:05 Hausgesesse[2]
 1791:50 Einwohner[11]
 1800:52 Einwohner[12]
 1806:67 Einwohner, 8 Häuser[10]
 1829:77 Einwohner, 8 Häuser[4]
 1867:53 Einwohner, 9 Häuser[13]
Webern: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2020
Jahr  Einwohner
1791
 
50
1800
 
52
1806
 
67
1829
 
77
1834
 
87
1840
 
80
1846
 
72
1852
 
59
1858
 
64
1864
 
65
1871
 
53
1875
 
45
1885
 
50
1895
 
49
1905
 
56
1910
 
43
1925
 
44
1939
 
51
1946
 
82
1950
 
85
1956
 
83
1970
 
76
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2007
 
166
2010
 
175
2011
 
174
2015
 
166
2020
 
174
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [2]; Gemeinde Modautal:[14]; Zensus 2011[15]

Politik

Für die Orte Klein-Bieberau und Webern besteht ein gemeinsamer Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinden Klein-Bieberau und Webern) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[7] Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2016 ist Jürgen Schmidt Ortsvorsteher.[16]

Literatur

Commons: Webern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zahlen und Fakten. In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, abgerufen im November 2020.
  2. Webern, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 8. Juni 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 12. Juni 2018.
  3. Ferdinand Dieffenbach: Das Großherzogthum Hessen in Vergangenheit und Gegenwart. Literarische Anstalt, Darmstadt 1877, S. 254 (online bei Google Books).
  4. Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 256 (Online bei google books).
  5. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Darmstadt und Dieburg und der Stadt Darmstadt (GVBl. II 330–334) vom 26. Juli 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 318, § 9 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
  6. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 234.
  7. Hauptsatzung. (PDF; 36 kB) §; 6. In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, abgerufen im Februar 2019.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, DNB 013163434, OCLC 894925483, S. 43 ff. (Online bei google books).
  10. Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806)HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
  11. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 122 (Online in der HathiTrust digital library).
  12. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 124 (Online in der HathiTrust digital library).
  13. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 92 (Online bei google books).
  14. Haushaltspläne 2017 bis 2019 (Vorbericht: Einwohner – Statistik). (PDF) In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, S. 30 ff, abgerufen im Juli 2019.
  15. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt;
  16. Ortsvorsteher. In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, abgerufen im November 2019.
  17.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!
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