Alexander Gerbig
Alexander Gerbig (* 8. Dezember 1878 in Suhl; † 3. August 1948 ebenda) war ein deutscher Maler und Grafiker. Gerbig war ein Vertreter des deutschen Expressionismus. Viele seiner Bilder malte er auf Reisen nach Holland, Frankreich, Amerika und Italien.
Leben und Wirken
Alexander Gerbig arbeitete in den Jahren 1894 bis 1900 nach einer abgeschlossenen Malerlehre in Meiningen als Dekorationsmaler, zuletzt in Dresden. Im Jahr 1899 lernte er in Dresden den Maler Max Pechstein kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Von 1900 bis 1902 studierte er zwei Wintersemester an der Königlichen Kunstgewerbeschule Dresden (zusammen mit Pechstein) bei den Professoren August Max Rade, Richard Mebert und Alfred Diethe. Während dieser Zeit verdiente er in den Sommermonaten seinen Lebensunterhalt als Dekorationsmaler. 1902 beendete er das Studium mit Auszeichnung mit einem Belobigungsdekret.
In den Jahren von 1904 bis 1911 folgte ein Studium an der Königlichen Kunstakademie Dresden bei Richard Müller, Oskar Zwintscher und Gotthardt Kuehl. In dieser Zeit erhielt er verschiedene Auszeichnungen, wie das Ehrenzeugnis 1906, Silberne Medaille 1908, Goldene Medaille 1909, Torniamentisches Reisestipendium 1911. Verschiedene Studienreisen führten ihn ins Elsass, nach Holland und Frankreich.
Von Wilhelm Kreis wurde er als Lehrer an die Kunstgewerbeschule Düsseldorf berufen und unterrichtete dort von 1911 bis 1912 zwei Sommersemester. Hier entstand eine Freundschaft mit dem Kunsthistoriker Max Raphael.
1912 erhielt er für sein im Elsass entstandenes Bild „Wäscherinnen“ den Villa-Romana-Preis des Deutschen Künstlerbundes und von November 1912 bis November 1913 war er als Stipendiat Gast der Villa Romana in Florenz.[1] Dort „entdeckte“ er zusammen mit Max Pechstein, der ihn begleitete, den Fischerort Monterosso al Mare. Dieser findet vor allem durch Pechsteins „Erinnerungen“ Eingang in die Kunstgeschichte. Danach ließ sich Gerbig in Suhl nieder.
Von 1915 bis 1918 diente er als Soldat im Ersten Weltkrieg und hielt die Geschehnisse des Krieges in zahlreichen Zeichnungen, Holzschnitten und Grafiken fest.[2] Nach Kriegsende knüpfte er zahlreiche Verbindungen nach Berlin (zum Beispiel zum Kunstsalon Fritz Gurlitt, Berliner Secession, Paul Fechter), Altenburg (u. a. Künstlerbund Ostthüringen, Lindenau-Museum), ins Rheinland (Kölner Kunstverein, Das Junge Rheinland, Elberfelder Museum, Edmund Becher, Gesellschaft zur Förderung der Kunst des 20. Jahrhunderts), Erfurt (Künstlervilla Alfred Hess, Erfurter Kunstverein, Angermuseum), Dresden (u. a. Kunstakademie, Kupferstichkabinett, Sächsischer Kunstverein). 1924 unternahm Gerbig gemeinsam mit Pechstein eine zweite Studienreise nach Monterosso al Mare.
Nach erfolgreichen Personalausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland fanden in den Jahren 1928 (anlässlich seines 50. Geburtstags) und 1932 kleine Personalausstellungen in seiner Heimatstadt Suhl statt. In den Jahren 1936 und 1937 unternahm Gerbig eine Studienreise nach Amerika, bei der er auch seinen dort lebenden Bruder besuchte.
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde Gerbig im Jahr 1938 als „entarteter Künstler“ diffamiert und seine Arbeiten wurden aus den deutschen Museen entfernt.[3] Er wohnte weiterhin in Suhl und begab sich bis 1945 in eine innere Emigration.
Nach 1945 bemühte er sich um eine Neubewertung deutscher Kunst und Kultur. Er wurde Ehrenvorsitzender der Sektion Bildende Kunst des Kulturbundes Suhl.
Gerbig starb am 3. August 1948 in Suhl, wo er auch beigesetzt wurde.[4]
Werke (Auswahl)
- 1906: Roggenschnitt, Privatbesitz
- 1906/07: Wanderung in der Dresdener Heide, Privatbesitz
- 1910/11: Drescherinnen, Museum der Brotkultur, Ulm
- 1911: An der Seine, Tuilerien, Privatbesitz
- 1911: Wäscherinnen, Waffenmuseum Suhl
- 1913: Italienische Taverne, Privatbesitz
- 1913: Montessori al Mare (verschiedene Bilder gleichen Titels), meist Privatbesitz
- 1921: Im Stall, Holzschnitt
- 1931: Freund Pechstein als Skiläufer, Verbleib unbekannt
- 1934: Zur Heuernte
- (?): Rittersporn, Kunstsammlungen Zwickau
- 1944 Blick über Goldlauter-Heidersbach zum Thüringer Wald, Privatbesitz
Literatur
- Wolfgang Knop: Meine Suche nach dem Maler Gerbig. Kulturbund der DDR, Bezirksleitung Suhl, 1981.
- Wolfgang Knop: Schaut her, ich bin’s. Eigenverlag, Suhl 1998.
- Wolfgang Knop: Damals. Ein Maler sieht die „gute alte Zeit“. Eigenverlag, Suhl, 2004.
- Wolfgang Knop: Mein lieber Alex … Dein alter Max. Kunstsammlungen Zwickau, 2014, ISBN 978-3-933282-46-0.
- Wolfgang Knop, Matthias Rolfs: Die Kriegsmappe von Alexander Gerbig. Stadtverwaltung Suhl, 2020.
- Wolfgang Knop: Mensch – Tier – Natur, Stadt. Ingolstadt, 2020, ISBN 978-3-932113-85-7.
- Expressionismus in Thüringen. hrsg. von Cornelia Nowak, Kai Uwe Schierz, Justus H. Ulbricht. Jena, 1999. ISBN 3-931743-26-8.
- Italiensehnsucht. Auf den Spuren deutschsprachiger Künstlerinnen und Künstler 1905–1933. Wienand Verlag, 2020. ISBN 978-3-86832-590-4.
Weblinks
- Commons: Alexander Gerbig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Werke von und über Alexander Gerbig in der Deutsche Digitale Bibliothek
- Suche nach Alexander Gerbig im Portal SPK digital der Stiftung Preußischer Kulturbesitz
- Suche nach Alexander Gerbig im Museum Kunst der verlorenen Generation
- Brief von Max Pechstein an Alexander Gerbig in Lebendiges Museum Online
- Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst" der Freien Universität Berlin
- Alexander Gerbig auf Artnet
- Spezialkatalog zum Nachlass Alexander Gerbig in SLUB
- Auktionsergebnisse zu Alexander Gerbig bei Ketterer Kunst
- Villa Romana Prize - Preisträger seit 1905
- Fine Arts Museums of San Francisco
- Nachlass von Alexander Gerbig in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
Einzelnachweise
- Villa Romana Prize - Preisträger seit 1905. Website der Villa Romana. Abgerufen am 17. November 2020
- Wolfgang Knop, Matthias Rolfs: Eine Einführung. In: Die Kriegsmappe von Alexander Gerbig. S. 4–6.
- Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin. Abgerufen am 17. November 2020
- Wolfgang Knop: Erweiterte und ergänzte Biographie. In: Schaut her, ich bin's. S. 12–13.