Ketterer Kunst
Die Ketterer Kunst GmbH & Co. KG ist ein international agierendes Kunst-Auktionshaus mit Hauptsitz in München. Als verkaufsstärkstes[2] Auktionshaus in Deutschland versteigert das Familienunternehmen[3] Kunst des 19. Jahrhunderts, Klassische Moderne, Nachkriegs- und Gegenwartskunst sowie wertvolle Bücher.[4] Darüber hinaus veranstaltet Ketterer Kunst regelmäßig Kunstausstellungen.[5]
Ketterer Kunst | |
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Rechtsform | GmbH & Co. KG |
Gründung | 1954 (1991 Umwandlung in eine KG) |
Sitz | München |
Leitung | Robert Ketterer, Peter Wehrle als Geschäftsführer der persönlich haftenden Gesellschafterin, der Experts Art Service GmbH[1] |
Branche | Auktionshaus |
Website | www.kettererkunst.de |
Geschichte
Im Jahr 1954 gründete Wolfgang Ketterer eine Galerie in Stuttgart.[6] 1965 zog die Galerie nach München in die Villa Stuck. Mit zwölf Mitarbeitern gründete Wolfgang Ketterer dort zusätzlich einen Verlag mit Druckerei und Fotosetzerei. Die Galerie zeigte Ausstellungen unter anderem zu Künstlern wie Ernst Fuchs, Renato Guttuso, Erich Heckel oder Horst Janssen. 1968 versteigerte das Unternehmen erstmals Moderne Kunst im süddeutschen Raum.[7] Zu den ersten versteigerten Werken zählten ein Pastell von Edgar Degas (Schätzpreis 250.000 Mark) sowie ein Gemälde von Camille Pissarro (110.000 Mark). Bis 1983 erweiterte Ketterer sein Auktionsprogramm um Spezialgebiete wie den Jugendstil, afrikanische und präkolumbische Kunst, Asiatika und Antiquitäten. 1977 eröffnete das Unternehmen eine Repräsentanz in New York.[6] Im gleichen Jahr trat Ketterer als erster Auktionator weltweit mit einem digital erstellten Auktionsprotokoll vor das Pult.[8] 1982 zog das Unternehmen ins Carolinenpalais an der Münchner Brienner Straße 25. 1989 übernahm Ketterer das 1795[9] gegründete Buch- und Kunstantiquariat F. Dörling in Hamburg.[10][11]
Um alle Geschäftsaktivitäten in einer Gesellschaft zu vereinen,[6] wurde 1991 die Ketterer Kunst KG gegründet. 1994 zog sich Wolfgang Ketterer aus dem Geschäft zurück. 1997 übernahm Robert Ketterer die alleinige Geschäftsführung.[10] 2001 zog Ketterer Kunst in die Villa Prinz Alfons von Bayern, Prinzregentenstraße, in München.[12] 2007 führte Ketterer Kunst zum ersten Mal Online-Auktionen durch.[13] Im gleichen Jahr eröffnete das Unternehmen eine Repräsentanz in Berlin.[10] Mit dem Bild Nadja des Künstlers Emil Nolde versteigerte Ketterer Kunst im Herbst 2007 erstmals ein Werk für über 1 Million Euro.[14] 2008 zog das Unternehmen mit seinem Firmensitz in einen 3500 Quadratmeter großen Neubau in unmittelbare Nähe der Messe München.[10] 2009 wurde die Hamburger Repräsentanz neu strukturiert. Seitdem konzentriert sich der Standort auf Auktionen von wertvollen Büchern, Manuskripten, Autographen sowie dekorativen Grafiken. Kunstauktionen wurden am neugebauten Firmensitz in München gebündelt.[15] 2009 wurde hier eine Ausstellung von Bildern des Schauspielers und Malers Armin Mueller-Stahl gezeigt.[16] Ketterer Kunst gründete 2012 seine dritte deutsche Repräsentanz in Düsseldorf in der Nähe des Malkasten-Hauses.[17] 2017 zeigte Ketterer Kunst zum 10-jährigen Jubiläum seiner Repräsentanz in Berlin 40 Werke unter anderem von Künstlern wie Max Beckmann, Norbert Bisky, Gustav Klimt oder Vertretern der Contemporary Art wie Katharina Grosse, Leiko Ikemura oder Rainer Fetting.[18] 2019 kooperierten Johann König und Robert Ketterer und zeigten in München in einer Ausstellung einen Querschnitt des Programms des Galeristen König. Dazu zählte Kunst von Michael Sailstorfer, Jorinde Voigt oder Julian Rosefeldt.[19]
Auktionen (Auswahl)
- 2003 versteigerte Ketterer Kunst eine Sammlung von etwa 800 Werken unter anderem der alten Meister, impressionistische und expressionistische Gemälde sowie über 250 Arbeiten von Käthe Kollwitz. Einen Preisrekord erzielte dabei eine Farblithographie der Künstlerin als teuerste Arbeit von Kollwitz auf Papier (Preis 155.000 Euro).[20]
- 2007 erzielte das teuerste kleinformatige Frauenportrait Emil Noldes („Nadja“) bei einer Auktion 2,58 Millionen Euro.[21]
- 2011 erreichte das Bild Weib mit Inder auf Teppich von Max Pechstein bei einer Auktion eine Summe von 3,5 Millionen Euro inklusive Aufgeld.[22] Dies ist bis dato (Stand 2020) das weltweit teuerste versteigerte Werk des Künstlers.[23]
- 2014 versteigerte Ketterer Kunst ein Bild des japanischen Künstlers Kazuo Shiraga aus dem Jahr 1961 für 3,2 Millionen Euro.[24]
- 2015 erzielte Ketterer Kunst erstmals ein Millionenergebnis für eine Arbeit Günther Ueckers. Für Rund 1,9 Millionen Euro wurde das Nagelbild Schneebartwesen[25] versteigert.[26]
- Im Dezember 2017 bekam ein Bieter für das Gemälde Scheiben und Halbscheiben von Ernst Wilhelm Nay den Rekordzuschlag bei 1,85 Millionen Euro (rund 2,3 Millionen Euro inklusive Aufgeld).[27]
- Im November 2019 versteigerte Ketterer Kunst in Hamburg eine Bibel aus der Gutenbergpresse für insgesamt rund 1 Million Euro. Nach Angaben des Unternehmens war dies der höchste Preis, der bis dato bei einer Auktion für eine Bibel in Deutschland erzielt wurde.[28]
- Im gleichen Jahr kaufte bei einer Auktion in München ein Bieter das Bild Treppe zum Schloss (Murnau) von Wassily Kandinsky für 2,5 Millionen Euro.[29]
Weblinks
Einzelnachweise
- kettererkunst.de Impressum
- Sabine Spindler: Rekordzuschläge gegen den Trend. Handelsblatt, 12. Dezember 2019, abgerufen am 8. Mai 2020.
- Marcus Woeller: Wer ist Deutschlands Nummer eins? In: Die Welt. 6. Juli 2019, abgerufen am 3. Juni 2020.
- Brita Sachs: Auf der steilen Treppe zum hohen Preis. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. Juni 2019, abgerufen am 8. Mai 2020.; Sebastian Späth: "Wer Geld mit Kunst machen will, muss Werke von Frauen kaufen". Der Spiegel, 16. Oktober 2019, abgerufen am 8. Mai 2020.; Rose-Maria Gopp: Die teuersten Kunstwerke in Deutschland. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Dezember 2019, abgerufen am 8. Mai 2020.
- Über uns. Ketterer Kunst, abgerufen am 8. Mai 2020.
- Wolfgang Ketterer ist tot. Der Spiegel, 14. Oktober 2009, abgerufen am 8. Mai 2020.
- Brita Sachs: Früchte eines Patriarchen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. Oktober 2009, abgerufen am 8. Mai 2020.
- Annegret Erhard: Bleibt alle anders. Die Welt, 28. März 2020, abgerufen am 8. Mai 2020.
- Peter Dittmar: Lebe lieber ungewöhnlich. Die Welt, 1. Dezember 2012, abgerufen am 8. Mai 2020.
- Annegret Erhard: Im Zeichen des Hammers. Weltkunst, 22. Februar 2017, abgerufen am 8. Mai 2020.
- Jean-Paul Sartre für 60000 Mark. Der Spiegel, 2. Juni 1986, abgerufen am 8. Mai 2020.
- Dorle Gribl: Prominenz in Bogenhausen: Villen und ihre berühmten Bewohner. Volk Verlag, München 2009, ISBN 978-3-937200-61-3.
- So wird der Einstieg leicht gemacht. In: kettererkunst.de. art – Das Kunstmagazin, Oktober 2017, abgerufen am 8. Mai 2020.
- Rekorde. Ketterer Kunst, abgerufen am 8. Mai 2020.
- Ketterer Kunst strukturiert Standort Hamburg um. Börsenblatt, 16. September 2008, abgerufen am 8. Mai 2020.
- Anna Fischhaber: Die kreative Lust eines Hollywoodstars. Süddeutsche Zeitung, 10. Juni 2009, abgerufen am 8. Mai 2020.
- Bertram Müller: Noble Adresse für den Kunstkauf. Rheinische Post, 23. Mai 2012, abgerufen am 5. August 2020.
- Christiane Meixner: Das Auktionshaus Ketterer feiert zehn Jahre Berlin. Der Tagesspiegel, 10. April 2017, abgerufen am 8. Mai 2020.
- Sabine Spindler: Das Programm hält, was es verspricht. Handelsblatt, 17. Oktober 2019, abgerufen am 8. Mai 2020.
- Johann Reidemeister: Fränzi, am Wasser liegend. In: Neue Zürcher Zeitung. 10. Mai 2003, abgerufen am 27. Mai 2020.
- Rekordpreis für "Nadja". Der Tagesspiegel, 13. Juni 2007, abgerufen am 8. Mai 2020.
- Sabine Spindler: Deutschlands teuerste Leinwand des Jahres. Handelsblatt, 17. Dezember 2011, abgerufen am 8. Mai 2020.
- Auktionsergebnisse für die Kunstwerke von Hermann Max Pechstein. Kunstmarktdatenbank Artprice, abgerufen am 8. Mai 2020.
- Tobias Timm: Da geht noch mehr. Die Zeit, 23. Dezember 2014, abgerufen am 8. Mai 2020.
- 816 Günther Uecker. In: Ketterer Kunst. Abgerufen am 27. Mai 2020.
- Sebastian Preuss: Warum sind diese Nägel so teuer? In: Die Zeit. 19. Dezember 2017, abgerufen am 27. Mai 2020.
- Annegret Erhard: Millionen für den Maler der Scheibenwelt. In: Die Welt. 16. Dezember 2017, abgerufen am 27. Mai 2020.
- Gutenberg-Bibel für eine Million versteigert. ZDF, 25. November 2019, abgerufen am 8. Mai 2020.
- Kandinsky-Gemälde für 2,5 Millionen Euro versteigert. Süddeutsche Zeitung, 7. Juni 2019, abgerufen am 8. Mai 2020.