Kunstsammlungen Zwickau
Die Kunstsammlungen Zwickau – Max Pechstein Museum sind eine 1925 begründete Abteilung des Städtischen Museums Zwickau, das am 23. April 1914 als König-Albert-Museum eingeweiht wurde.
Vorgeschichte
Der Neubau des Architekten Richard Schiffner war zunächst zur Unterbringung der Ratsschulbibliothek, der 1868 gestifteten Mineraliensammlung, der Handschriften des Ratsarchivs und der Kunstgegenstände im Besitz der Stadtgemeinde sowie der Sammlung des Altertumsvereins errichtet worden. Heute beherbergt es die Kunstsammlungen (inklusive der Skulpturensammlung), die auf die Mineraliensammlung des Zwickauer Bergfaktors Ernst Julius Richter zurückgehende[1] geowissenschaftliche Abteilung und die Ratsschulbibliothek.
Entwicklung der Kunstsammlungen
Von 1925 bis 1930 leitete der Kunsthistoriker Hildebrand Gurlitt das König-Albert-Museum.[2] Gurlitts Berufung im Jahr 1925 sollte zum Beginn des Aufbaus einer zielgerichteten Kunstsammlung werden. Er legte den Schwerpunkt auf Werke zeitgenössischer Maler und veranstaltete zahlreiche Ausstellungen.[3] So präsentierte er 1925 Werke von Max Pechstein, 1926 standen Käthe Kollwitz und das junge Dresden im Mittelpunkt, 1927 wurden Werke von Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff gezeigt und 1928 wurde eine Ausstellung Emil Nolde gewidmet. Mit zahlreichen Künstlern seiner Zeit stand Gurlitt in engem persönlichen Kontakt, so beispielsweise mit Ernst Barlach, den er noch 1937 für die Ausgestaltung des Tympanons der Hamburger Petrikirche zu gewinnen versuchte,[4] was Barlach allerdings ablehnte, um seine Mäzene wie Hermann F. Reemtsma nicht in Ungelegenheiten zu bringen.
Gurlitt ließ vom Bauhaus in Dessau das Zwickauer Museum gestalten und ausmalen; diese Neugestaltung, die 1926 der Öffentlichkeit präsentiert wurde, fand überregionalen Beifall. Weniger angetan war zum Teil die lokale Presse – nicht nur von der Umgestaltung des Museums, sondern auch von Gurlitts fortschrittlichem Kunstgeschmack. Pressekampagnen gegen die von Gurlitt bevorzugt angeschaffte moderne Kunst brachten auch die finanziellen Engpässe der Stadt Zwickau ins Spiel, die bei seiner Entlassung am 1. April 1930 neben seiner nicht rein „arischen“ Herkunft eine Rolle spielten.
Gurlitts Nachfolger Sigfried Asche und Rudolf von Arps-Aubert agierten während der Zeit des Nationalsozialismus dann auch deutlich verhaltener und bevorzugten unverfänglichere Sammlungsgebiete.
1937 wurden in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ aus dem König-Albert-Museum eine bedeutende Anzahl von Kunstwerken beschlagnahmt. Ein Teil davon wurde anschließend vernichtet.[5]
Gertrud Rudloff-Hille und Marianne Vater, die in der Nachkriegszeit für das Museum arbeiteten, schlossen zum Teil wieder etwas an Gurlitts Linie an, erweiterten die Kunstsammlung nach 1945 aber auch um zahlreiche Werke der Romantik. Eine Ausstellung zu Werken Max Pechsteins sowie die Verleihung der Ehrendoktorwürde an diesen Künstler 1947 kann ebenfalls als Fortsetzung der Bemühungen Gurlitts um die Zwickauer Sammlung angesehen werden. In den 1960er und 1970er Jahren waren derartige Bestrebungen in der DDR allerdings mit Schwierigkeiten verbunden und fanden unter dem Volkskundler Richard Wolf, der von 1963 bis 1986 im Amt war, auch nicht mehr statt.
Nur eine Schenkung von Fritz Bleyl im Jahr 1966, der dem Museum neben eigenen Werken auch Holzschnitte von Erich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner zukommen ließ, bildete hier eine Ausnahme. 1971 erhielten die Kunstsammlungen die Gemäldesammlung Alter Meister aus dem Nachlass des Kunsthistorikers Walter Hentschel.[6]
Nach der Wende bemühte man sich, die Lücken in den Beständen aufzufüllen. Die stadtgeschichtliche Abteilung des Museums zog 2003 in den Museumskomplex „Priesterhäuser“ um, während in dem mittlerweile denkmalgeschützten Bau des König-Albert-Museums weiterhin die Kunstsammlungen untergebracht sind.
Im Herbst 2011 konnte die „Plastikhalle“ des Museums als Schausammlung der spätgotischen und frühbarocken Skulpturen wiedereröffnet werden.[7]
Im April 2014 öffnete in den Kunstsammlungen Zwickau das Max-Pechstein-Museum.[8] Seitdem wird das Haus offiziell als Kunstsammlungen Zwickau – Max Pechstein Museum bezeichnet.
Künstler, deren Werke 1937 als "entartet" aus dem König-Albert-Museum beschlagnahmt wurden
Ernst Barlach, Karl Hofer, Reinhold Rudolf Junghanns (1884–1967), Wassily Kandinsky, Ernst Ludwig Kirchner, Eugen Kirchner (1865–1938), Paul Klee, Moissey Kogan, Oskar Kokoschka, Bernhard Kretzschmar, Otto Lange, Laviarow, El Lissitzky, Franz Marc, Otto Mueller, Ernst Müller-Gräfe, Emil Nolde, Max Pechstein, Enrico Prampolini, Hans Purrmann, Christian Rohlfs, Karl Schmidt-Rottluff, Walter von Ruckteschell, Wilhelm Rudolph, Oskar Sarmatzki, Gustav Schmidt, Schmidt-Steinpleis, Richard Seewald und Magnus Zeller.
Gebäude
Der Haupteingang befindet sich auf der südlichen Seite des zentralen Kuppelbaus zum Festplatz hin (früher Hindenburg-Platz, heute Platz der Völkerfreundschaft). Vom Kuppelbau, den eine Aussichtsplattform abschließt, gehen drei im rechten Winkel zueinander gelegene Flügel ab, wovon der östliche die Ratsschulbibliothek Zwickau und das Stadtarchiv samt Lesesaal beherbergt. Im Westflügel sind im Souterrain die mineralogisch-geologischen Sammlungen, im Erdgeschoss die Skulpturensammlung und im Obergeschoss die Gemäldesammlung untergebracht. Der eingeschossige Nordflügel beherbergt Sonderausstellungen und Magazinräume. Der eklektizistische Repräsentationsbau mit seinem neobarocken Fassadenschmuck steht unter Denkmalschutz.[9]
Leiter
- Hildebrand Gurlitt, erster Museumsleiter, 1925–1930.
- Heinrich Kleinebreil, eigentlich Leiter der Stadtbibliothek, wurde zum Geschäftsführer nebenher, 1930–1933.
- Sigfried Asche, 1933–1936.
- Rudolf von Arps-Aubert, 1936–1945.
- Gertrud Rudloff-Hille, 1945–1950.
- Marianne Vater, 1950–1963.
- Richard Wolf, 1963–1986.
Literatur
- Michael Löffler: Hildebrand Gurlitt (1895–1946), erster Zwickauer Museumsdirektor. Städtisches Museum Zwickau, Zwickau 1995.
- Isgard Kracht: Im Einsatz für die deutsche Kunst. Hildebrand Gurlitt und Ernst Barlach. In: Maike Steinkamp, Ute Haug (Hrsg.): Werke und Werte. Über das Handeln und Sammeln von Kunst im Nationalsozialismus. (= Schriften der Forschungsstelle „Entartete Kunst“ 5) Akademie-Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-05-004497-2, S. 41–60.
Weblinks
Einzelnachweise
- Schätze der Erde
- Städtisches Museum Zwickau, zwickau2000.de, abgerufen am 13. März 2013.
- Kunstsammlungen Geschichte
- Isgard Kracht: Im Einsatz für die deutsche Kunst. Hildebrand Gurlitt und Ernst Barlach. In: Maike Steinkamp, Ute Haug (Hrsg.): Werke und Werte. Über das Handeln und Sammeln von Kunst im Nationalsozialismus. Akademie-Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-05-004497-2, S. 53.
- Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin
- Gemäldesammlung
- Skulpturen
- Max-Pechstein-Museum
- Dehio, S. 1098.