Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
Die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (bis 1942: Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, bis 2001 Akademie der Wissenschaften in Göttingen[2]), gegründet im Jahre 1751 von König Georg II. von Großbritannien, Kurfürst von Hannover, ist die älteste durchgehend bestehende Einrichtung unter den acht wissenschaftlichen Akademien in Deutschland, die unter dem Dach der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften zusammengeschlossen sind. Ihre Aufgabe ist es, in eigener Arbeit und in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Forschungseinrichtungen des In- und Auslandes der Wissenschaft zu dienen. Mitglieder sind Professoren der Geistes- und Naturwissenschaften, die sich auf ihrem Fachgebiet in besonderer Weise verdient gemacht haben. Die Akademie ist daher ein Ort, an dem Interdisziplinarität auf höchstem wissenschaftlichem Niveau verwirklicht wird.
Akademie der Wissenschaften zu Göttingen | |
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Motto | Fecundat et Ornat[1] |
Gründung | 1751 |
Trägerschaft | öffentlich rechtliche Einrichtung des Landes Niedersachsen |
Ort | Göttingen, Deutschland |
Präsident | Daniel Göske |
Website | adw-goe.de |
Erster Präsident war der Universalgelehrte Albrecht von Haller. Das Motto der Akademie lautet Fecundat et Ornat (Sie befruchtet und ziert).[1]
Aufgaben
Die Akademie betreut derzeit mehr als 20 Langfristprojekte von nationalem und internationalem Rang, darunter die Deutschen Inschriften des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Germania Sacra, Gelehrte Journale und Zeitungen als Netzwerke des Wissens im Zeitalter der Aufklärung, Johann Friedrich Blumenbach – Online, Runische Schriftlichkeit in den germanischen Sprachen, das Mittelhochdeutsche Wörterbuch und das Frühneuhochdeutsche Wörterbuch.
Wer in die Akademie aufgenommen wird, entscheiden allein die Mitglieder in geheimer Wahl. Die Mitglieder verteilen sich auf zwei Klassen, die Mathematisch-Naturwissenschaftliche und die Geistes- und Gesellschaftswissenschaftliche Klasse, die aber stets zusammen tagen, wenn wissenschaftliche Vorträge gehalten werden.
Die Professoren treffen sich alle zwei Wochen im Semester zu Plenarsitzungen und tauschen Forschungsergebnisse aus. Einige Beiträge werden ins Jahrbuch aufgenommen, das einen Überblick über die laufenden Forschungsarbeiten bietet.
Häufig wendet sich die Göttinger Akademie in Vorträgen an die Öffentlichkeit. In Zusammenarbeit mit der Georg-August-Universität bietet sie Ringvorlesungen an. Seit 2005 findet jährlich zu einem aktuellen Thema die Akademiewoche statt. Regelmäßig halten Mitglieder Vorträge im Landtag zu Hannover und diskutieren mit politischen Entscheidungsträgern.
Auf der öffentlichen Jahresfeier im November, die den Höhepunkt der zahlreichen Veranstaltungen des Jahres bildet, legt der amtierende Präsident seinen Rechenschaftsbericht vor; anschließend vergibt die Akademie Preise, mit denen sie hervorragende Leistungen würdigt und insbesondere junge Wissenschaftler auszeichnen und fördern möchte. Im Mittelpunkt der Jahresfeier steht die Festrede, die sich mit einem wissenschaftlichen oder wissenschaftspolitischen Thema beschäftigt.
Der Sitzungssaal befindet sich in der Aula der Georg-August-Universität.
Mitglieder
Die Akademie besteht aus zwei gleichberechtigten Klassen, der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen und der Geistes- und Gesellschaftswissenschaftlichen Klasse. Jede Klasse kann bis zu vierzig ordentliche Mitglieder unter 70 Jahren haben, die in Göttingen oder im norddeutschen Raum wohnen. Zu diesen ordentlichen Mitgliedern kommen bis zu zweihundert korrespondierende Mitglieder hinzu, die im übrigen Deutschland und im Ausland leben.
Als älteste durchgehend bestehende Institution ihrer Art in Deutschland kann die Akademie auf eine lange Tradition zurückschauen. Viele berühmte Gelehrte waren Mitglieder, darunter Carl Friedrich Gauß, die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm, Johann Wolfgang von Goethe, die Brüder Alexander und Wilhelm von Humboldt, Georg Christoph Lichtenberg, und Werner Heisenberg. Heute bringen drei Nobelpreisträger ihr Wissen in die Göttinger Akademie ein: Erwin Neher, Bert Sakmann und Stefan Hell. Insgesamt 74 Träger des Nobelpreises kann die Göttinger Akademie in ihrer Geschichte vorweisen.
Das Präsidium wird alle vier Jahre vom Plenum gewählt. Präsident der Akademie ist Daniel Göske, Professor für Amerikanistik an der Universität Kassel. Vizepräsidenten sind Andrea Polle, Professorin für Forstbotanik und Baumphysiologie an der Universität Göttingen, und Jens Peter Laut, Professor für Turkologie und Zentralasienkunde an der Universität Göttingen.
Forschung
Forschungsprojekte des Akademienprogramms
Forschungsprojekte im Rahmen des bundesweiten Akademienprogramms:
- Deutsche Inschriften des Mittelalters und der frühen Neuzeit
- Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (2016 abgeschlossen)
- Die Inschriften des ptolemäerzeitlichen Tempels von Edfu (Finanzierung bis 2017)
- Edition der naturwissenschaftlichen Schriften Lichtenbergs
- Edition und Bearbeitung byzantinischer Rechtsquellen
- Enzyklopädie des Märchens
- Erschließung der Akten des kaiserlichen Reichshofrates
- Frühneuhochdeutsches Wörterbuch
- Gelehrte Journale und Zeitungen der Aufklärung
- Germania Sacra
- Goethe-Wörterbuch
- Hof und Residenz im spätmittelalterlichen Deutschen Reich (1200–1600)
- Johann Friedrich Blumenbach-online
- Katalogisierung der orientalischen Handschriften in Deutschland
- Leibniz-Edition
- Mittelhochdeutsches Wörterbuch
- Ortsnamen zwischen Rhein und Elbe – Onomastik im europäischen Raum
- Papsturkunden des frühen und hohen Mittelalters
- Patristische Kommission
- Qumran-Wörterbuch
- Runische Schriftlichkeit in den germanischen Sprachen
- Sanskrit-Wörterbuch
- SAPERE
- Schleiermacher-Edition,
- Göttinger Septuaginta-Unternehmen
Forschungskommissionen
- Demografischer Wandel
- Die Göttinger Akademie und die NS-Zeit
- Edition und Erforschung der Septuaginta
- Wissenschaftsgeschichte der Aufklärung
- Funktion des Gesetzes in Geschichte und Gegenwart
- Die Natur der Information
- Erforschung der Kultur des Spätmittelalters
- Imperium und Barbaricum: Römische Expansion und Präsenz im rechtsrheinischen Germanien und die Ausgrabungen von Kalkriese
- Kommission für Mathematiker-Nachlässe
- Origin of Life
- Manichäische Studien
- Synthese, Eigenschaften und Struktur neuer Materialien und Katalysatoren
Preise
Die Akademie vergibt:
- Biologie-Preis der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
- Chemie-Preis der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
- Preis für Geisteswissenschaften der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
- Physik-Preis der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
- Brüder-Grimm-Medaille
- Dannie-Heineman-Preis
- Hans-Janssen-Preis
- Hanns-Lilje-Preis
- Lichtenberg-Medaille
- Wedekind-Preis für deutsche Geschichte (Akademie-Preis für Geschichte)
- Wilhelm-Jost-Gedächtnismedaille
Literatur
- Karl Arndt: Göttinger Gelehrte. Die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen in Bildnissen und Würdigungen 1751–2000. 2 Bände. Wallstein, Göttingen 2001, ISBN 3-89244-485-4.
- Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse, 3. Folge, Bd. 246/Mathematisch-Physikalische Klasse, 3. Folge, Bd. 50).
- Achim Link: Die Veröffentlichungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001. Bibliographie mit Schlagwort-Katalog. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82518-8 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse, 3. Folge, Bd. 245/Mathematisch-Physikalische Klasse, 3. Folge, Bd. 49).
- Rudolf Smend, Hans-Heinrich Voigt (Hrsg.): Die Wissenschaften in der Akademie. Vorträge beim Jubiläumskolloquium der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen im Juni 2000. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2002, ISBN 3-525-82519-6 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse, 3. Folge, Bd. 247/Mathematisch-Physikalische Klasse, 3. Folge, Bd. 51).
- Rudolf Smend (Hrsg.): Wissenschaft entsteht im Gespräch. 250 Jahre Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Wallstein, Göttingen 2002, ISBN 3-89244-624-5.
- Rudolf Vierhaus: Etappen der Göttinger Akademiegeschichte. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2003.
- Weitere Publikationen
- Digitale Bibliothek, Documentenserver res doctae
Namentliche Mitglieder
- siehe Kategorie:Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
Weblinks
Einzelnachweise
- Über uns. 14. August 2019, abgerufen am 26. September 2019.
- Satzungsänderung 2001, Umbenennung von „Akademie der Wissenschaften in Göttingen“ zu „..zu Göttingen“, 13.8.2001, Nds. Ministerialblatt Nr. 34/2001 S. 775–777