Abbehausen
Abbehausen ist eine ehemalige eigenständige Arbeiterwohngemeinde und seit 1974 ein Stadtteil der Stadt Nordenham an der Unterweser im Landkreis Wesermarsch in Niedersachsen. Abbehausen setzt sich aus vier Bauerschaften zusammen.
Abbehausen - Ellwürden Stadt Nordenham | ||
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Höhe: | 2 m ü. NN | |
Fläche: | 29,5 km² | |
Einwohner: | 3500 | |
Bevölkerungsdichte: | 119 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. März 1974 | |
Postleitzahl: | 26954 | |
Vorwahl: | 04731 | |
Lage von Abbehausen - Ellwürden in Niedersachsen | ||
Geografie
Abbehausen liegt etwa drei Kilometer Luftlinie westlich des Stadtzentrums von Nordenham. Die Weser verläuft etwa drei Kilometer östlich des Ortskerns, der früher zu Abbehausen gehörende Hafen Großensiel liegt direkt an der Weser, der Jadebusen ist etwa acht Kilometer westlich vom Ort entfernt. Abbehausen liegt zwei Meter über NN und hat 3500 Einwohner auf 29,5 Quadratkilometer.
Geschichte
Die erste urkundliche Nennung des Ortes erfolgte im Jahre 1312. Als Abbahuasne galt das Dorf als eine Art „Vorort“ für das mittelalterliche Butjadingen-Stadland, doch ist dieses urkundlich nicht mehr nachzuweisen, ebenso wie die Existenz der so genannten „Rüstringer Bundeslade“ in Abbehausen.
Von 1334 bis 1450 lag Abbehausen, zeitweise auch ‚Obbehusen‘ geschrieben, zwischen der Ahne als erstem und der Heete als zweitem Grenzfluss zwischen Stadland und Butjadingen. Im 17. Jahrhundert war es Sitz einer oldenburgischen Vogtei. Im 19. Jahrhundert trat an ihre Stelle Ellwürden als Sitz des Amtes Abbehausen, dann des Amtes Stollhamm und schließlich bis 1933 des Amtes Butjadingen.
Am 1. März 1974 erfolgte die Eingliederung der bis dahin selbständigen Gemeinde Abbehausen mit den 14 Bauerschaften in das Stadtgebiet von Nordenham.[1]
Der am 5. Mai 2001 eingeweihte internationale Nordseeküsten-Radweg (Großbritannien, Niederlande, Deutschland, Dänemark und Norwegen) verläuft durch den Ort.
In Abbehausen befindet sich das Historische Kaufhaus, das am 12. Mai 1853 von Johann Hermann Büsing als Gemischtwarenhandlung im ehemaligen Posthaltereigebäude an der Postroute Ovelgönne–Abbehausen–Stollhamm gegründet wurde. Während in den oberen Stockwerken museale Ausstellungsstücke präsentiert werden, wird im Erdgeschoss immer noch ein Laden mit über 3000 Artikeln des täglichen Bedarfs betrieben.
Politik
Als einziger Stadtteil der Stadt Nordenham besitzt Abbehausen heute noch einen Ortsrat.[2] Dieser umfasst 15 Sitze. Bei der letzten Ortsratswahl 2021 wurden sechs Sitze von der CDU, fünf von der SPD, zwei von der FDP sowie jeweils einer von den Grünen und der WIN gewonnen. Ortsbürgermeister ist Ralf van Norden (CDU).
Bauwerke
Kirche St. Laurentius
Die St.-Laurentius Kirche zu Abbehausen wurde zwischen 1858 und 1862 auf den Grundmauern des Vorgängerbaus aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet.
Den Taufstein der Kirche signierte Ludwig Münstermann um 1628 als sein Werk. Dabei verwandte der Bildhauer die Cuppa eines vermutlich am Ort vorhandenen, romanischen Taufsteins als Sockel und drehte somit das Taufbecken um. Das hatte Münstermann bereits 1616 in Eckwarden getan. Dem Bildhauer Münstermann wird auch das Epitaph für den Vogt Rönnies Meiners und seine Frau Tide von 1627 zugeschrieben.[3]
Viel Pech hatte die Kirchengemeinde zu Abbehausen im 17. Jahrhundert mit der Beschaffung einer neuen Glocke. Dreimal missglückte es dem Stückgießer Peter Vielters aus Bremen, die Marienglocke umzugießen, nachdem diese im Jahr 1670 gesprungen war. Der erste Versuch misslang direkt, weil das flüssige Metall nicht ausreichte, die Form zu füllen. Daraufhin wurde in der Gemeinde gesammelt. Fast 1000 Pfund Metall kamen zusammen aus „Kessel, Pott und Zinnen Gut“. Aber auch der zweite Versuch ging daneben. Die Schmelzmasse durchbrach die Form. Im dritten Anlauf brachte er endliche eine Glocke zustande – mit einem Klang, der nicht anders als erbärmlich bezeichnet werden konnte. Der sich anschließende Prozess der Kirchengemeinde gegen Vielters dauerte 22 Jahre. Dann misslang zweimal dem Rotgießer Ditmar Ramien aus Oldenburg der Guss der Glocke. Erst der Glockengießer Otto Struwe (auch Strufe) aus Hamburg lieferte 1695 die noch heute erklingende Marienglocke.
Arp Schnitger baute für die Kirchengemeinde 1713 die Orgel. In den Chroniken ist überliefert, dass er daran nicht wirklich verdient hat, sondern aus Verbundenheit mit der Gemeinde seine Kunstfertigkeit in ihren Dienst stellte. Denn Schnittger heiratete im selben Jahr in zweiter Ehe die Witwe des Küsters.
Am 29. Juli 1951 übergab der damalige Bischof der Oldenburgischen Kirche Wilhelm Stählin der Gemeinde in einem Festgottesdienst ihren Flügelaltar. Es ist eine Besonderheit dieses Retabels, dass es drei verschiedene Ansichten zeigen kann – sogenannte Wandlungen. Es war eine Schenkung im Andenken des letzten Ministerpräsidenten des Freistaat Oldenburg Theodor Tantzen, der in der Abbehauser Kirchengemeinde beheimatet war. Das Werk stammt von dem Maler Erich Klahn. Der Korpus, die Flügel und ihre plastischen Darstellungen – sämtlich aus Holz – wurden in den Werkstätten des Lübecker Bildhauers Heinrich Dose gefertigt. Klahn erstellte die Vorlagen dazu, sowie die Malereien der Innenansicht.
Weblinks
Einzelnachweise
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 276.
- Der Ortsrat Abbehausen (Ortsteil der Stadt Nordenham), Homepage der Stadt Nordenham, abgerufen am 28. September 2019
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- Dietmar J. Ponert, R. Schäfer: Ludwig Münstermann, Der Meister-die Werkstatt-die Nachfolger. Text- und Tafelband, Oldenburg 2016, S. 383–392.