Aabachsee
Der Aabachsee (auch Aabachstausee genannt) ist ein Stausee hinter der Aabachtalsperre im Kreis Paderborn in Nordrhein-Westfalen unweit der Grenze zu Hessen, Deutschland. Er ist mit einer Fläche von rund 1,8 km² der größte See in Ostwestfalen-Lippe.
Aabachsee | |||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| |||||||||||
| |||||||||||
Koordinaten | 51° 29′ 31″ N, 8° 43′ 39″ O | ||||||||||
Daten zum Bauwerk | |||||||||||
Bauzeit: | 1975–1979 | ||||||||||
Höhe über Talsohle: | 40 m | ||||||||||
Höhe über Gründungssohle: | 45 m | ||||||||||
Höhe über Gewässersohle: | 43,2 m | ||||||||||
Höhe der Bauwerkskrone: | 348,7 m ü. NN | ||||||||||
Bauwerksvolumen: | 1.350.000 m³ | ||||||||||
Kronenlänge: | 450 m | ||||||||||
Kronenbreite: | 15 m | ||||||||||
Böschungsneigung luftseitig: | 1:1,3–1:1,7 | ||||||||||
Böschungsneigung wasserseitig: | 1:1,9 | ||||||||||
Daten zum Stausee | |||||||||||
Höhenlage (bei Stauziel) | 345,7 m ü. NN | ||||||||||
Wasseroberfläche | 1,8 km² (180 ha) | ||||||||||
Stauseelänge | max. 2,5 km | ||||||||||
Stauseebreite | max. 1,15 km | ||||||||||
Speicherraum | 19,5 Mio. m³ | ||||||||||
Gesamtstauraum: | 20,5 Mio. m³ | ||||||||||
Einzugsgebiet | 27,2 km² | ||||||||||
Bemessungshochwasser: | 53 m³/s | ||||||||||
Die Aabachtalsperre, die dem „Wasserverband Aabachtalsperre“ gehört und im Rahmen ihrer Stauanlage ein Teil eines weitläufigen Wasserschutzgebiets ist, wurde für die Trinkwasserversorgung und den Hochwasserschutz gebaut; eine nachrangige Bedeutung hat die Funktion des Aabachstausees als Freizeitgebiet.
Geographische Lage
Die aus Aabachstausee mit Vorsperre und Aabachtalsperre bestehende Stauanlage liegt in Ostwestfalen zwischen Bad Wünnenberg (Kreis Paderborn) im Nord-Nordwesten und Marsberg (südlich benachbarter Hochsauerlandkreis) im Südosten bzw. zwischen dem Sintfeld im Nordosten und den Briloner Höhen im Südwesten.
Geologischer Untergrund
Die Aufstandsfläche der Talsperre befindet sich im oberen Bereich der Auflockerungszone der oberkarbonischen Arnsberg-Schichten, einer Wechsellagerung von intensiv gefalteten Feinsandsteinen, Grauwacken und Ton- und Schluffsteinen.[1] Durch eine intensive tektonische Beanspruchung während der variszischen Gebirgsbildung sind die Gesteine intensiv spezialgefaltet worden. Der Bereich des Aabach-Tals ist zudem durch das Vorhandensein von großen Störungszonen gekennzeichnet.
Die Wasserwegsamkeit des Gebirges wurde während der Voruntersuchung und der Bauphase durch das Geologische Landesamt NRW mittels spezieller Testverfahren (WD-Tests) untersucht. Die WD-Tests haben gezeigt, dass die erhöhten Wasserwegsamkeiten vor allem an Klüfte in den Sandstein- und Grauwackenbänken gebunden sind. Zur Verbesserung des Baugrundes im Bereich der Sperrstelle wurden Zementinjektionen in 3 sich überschneidenden Verpressreihen ausgeführt.[2]
Unmittelbar nördlich der Talsperre werden die gefalteten oberkarbonischen Gesteine durch flach in nördliche Richtungen einfallenden kreidezeitlichen mergelige und kalkige Gesteine des Cenomaniums und Turoniums überlagert. Die geologische Grenze zwischen paläozoischen und kreidezeitlichen Schichten bildet auch die geographische und naturräumliche Grenze zwischen Arnsberger Wald (Sauerland) im Süden und der Westfälischen Bucht im Norden.
Stausee
Der Aabachstausee liegt zwischen „Fürstenberger Wald“ im Osten und Südosten und „Madfelder Wald“ im Süden auf 345,7 m ü. NN Höhe. Er wird im Rahmen des Schweinsbergs bei der Ortschaft Bleiwäsche (zu Bad Wünnenberg) von bis 479,7 m hohen Erhebungen eingerahmt; 5 km südlich erhebt sich der 502,6 m hohe Totenkopf.
Gespeist wird der Aabachstausee insbesondere durch den Aabach (auch „Aa“ genannt), der nach Durchfließen der Vorsperre des Aabachsees in seinen Südarm einfließt, und durch die Kleine Aa, die in den Südostarm mündet, aber auch durch Murmecke (Südwestarm) und Haßbach (Westarm) sowie einige weitere kleine Bäche. Entwässert wird der Stausee durch den Aabach, der ein südlicher Zufluss der Afte ist.
Der Aabachstausee, der bei Vollstau maximal 1,8 km² Fläche hat, ist etwa 2,5 km (Entfernung Südarm–Staudamm) lang und maximal zirka 1,15 km (Entfernung Südwestarm–Ostufer) breit.
Vom Gesamtstauraum des Aabachstausees entfallen 3 Mio. m³ auf den Hochwasserrückhalteraum und 17,5 Mio. m³ auf den Betriebsraum für die Trinkwasserversorgung und den Reserve- und Totraum. Aus dem Stausee werden jährlich rund 11 Mio. m³ Rohwasser entnommen.
Talsperre
Die Aabachtalsperre wurde 2,85 km süd-südöstlich von Bad Wünnenberg als Staudamm von 1975 bis Mai 1978 erbaut; über den Damm führt die Kreisstraße „K 36“, welche die Bad Wünnenberger Stadtteile Fürstenberg im Nordosten und Bleiwäsche im Südwesten miteinander verbindet. Ihr Probestau dauerte von April 1979 bis Juni 1982. Die Talsperre wurde 1983 in Betrieb genommen.
Die Talsperre wurde als Zonendamm mit innerer Kerndichtung und vorgelagertem Dichtungsteppich errichtet; sie besteht aus Hanglehm und stark verwittertem Schluffstein. Das für den luft- und wasserseitigen Stützkörper benötigte Schüttmaterial besteht aus verwitterungsarmem Kalkstein, für die diesbezüglichen Übergangszonen wurde angewitterter Schluffstein verwendet. Unter dem wasserseitigen Dichtungsteppich befindet sich ein Kontrollgang.
Die Aabachtalsperre hat eine kleine Vorsperre, deren Staudamm ähnlich aufgebaut ist wie die Hauptsperre und die etwa 430 m lang und maximal 130 m breit ist. In das Staubecken der Vorsperre mündet der aus Richtung Süden kommende Aabach.
Überflutete Bauwerke
An der Stelle der heutigen Aabachtalsperre und in dem sich an diese direkt anschließenden Bereich des Aabachstausees befanden sich bis zum Baubeginn des Staudamms etwa sieben kleine Fischteiche, die vom Staudamm überbaut bzw. vom Stausee überflutet wurden. Außerdem wurde das an der alten Landstraße (Kreisstraße K 36) zwischen den Ortschaften Fürstenberg und Bleiwäsche gelegene Gasthaus „Bumbams Mühle“ vom Wasser überflutet, dessen Mauern bei niedrigem Wasserstand zu sehen sind und woran die auf der „Halbinsel“ zwischen Süd- und Südostarm des Stausees befindliche „Denkstelle Bumbams Mühle“ erinnert.
Nutzung
Die Aabachtalsperre dient mit dem Aabachstausee der Trinkwasserversorgung von mehr als 200.000 Einwohnern der Kreise Paderborn, Soest, Gütersloh und Warendorf sowie dem Hochwasserschutz und der Sportfischerei.
Einzugsgebiet
Die durch die Aabachtalsperre gestauten Gewässer sind insbesondere Aabach, der auch das Wasser der Großen Aa in den See führt, Kleine Aa, „Murmecke“ und „Haßbach“. Das daraus resultierende Einzugsgebiet ist 28 km² groß.
Über einen Überleitungsstollen, den etwa 1,5 km langen Karpke Ableiter, der als Freispiegelstollen mit einer Maximalkapazität von 7 m³/s erbaut wurde, werden Abflüsse aus dem 7 km² großen Teileinzugsgebiet des östlich verlaufenden Fließgewässers Karpke bzw. aus dem Rückhaltebecken Karpke (349,6 m ü. NN) in den Südostarm des Aabachstausees übergeleitet, in den die Kleine Aa mündet.
Entnahmeeinrichtungen
Die Hochwasserentlastung (Vorrichtung zum Schutz von Absperrbauwerken vor hohen Wasserständen) steht am wasserseitigen Dammfuß als rund 40 m hoher Turm mit Überfalltrichter im Stauraum des Aabachstausees. Er hat oben einen kreisförmigen Einlauftrichter, einen senkrechten Fallschacht und führt nach einer 90°-Krümmung durch einen Stollen durch den Staudamm hindurch in das Tosbecken unterhalb bzw. nördlich der Aabachtalsperre. Das Entnahmebauwerk enthält neben der Hochwasserentlastung auch den Grundablass und die Betriebsauslässe zur Rohwasserentnahme mit vier Entnahmeöffnungen in verschiedenen Höhen. Dadurch kann das Rohwasser jeweils aus der Höhe entnommen werden, in der die Wasserqualität am besten ist.
Freizeitinformationen
Der Aabachsee liegt in naturbelassener Landschaft und ist wenig touristisch erschlossen; direkt am Stausee liegen keine Ansiedelungen. Er ist von einem rund 9 km langen, asphaltierten Rundweg umgeben, der von Wanderern, Fahrradfahrern und Inline-Skatern genutzt wird.
An einigen Stellen des Aabachstausees ist das Angeln möglich. Voraussetzung für das Angeln ist ein gültiger Fischereischein und die Teilnahme an der „Informationsveranstaltung zur Fischereilichen Bewirtschaftung Aabach-Talsperre“, die im März jeden Jahres vom Wasserverband Aabachtalsperre durchgeführt wird. Fischereischeine werden im Wasserwerk des dortigen Wasserverbands ausgegeben.
Weitere Freizeitnutzung ist nicht möglich, weil der Stausee und seine Umgebung Wasserschutzgebiet sind.
Bildergalerie
- Blick über den See, im Hintergrund der Damm.
- Überfalltrichter des Sedimentationsbeckens
- Das Sedimentationsbecken bei niedrigem Wasserstand
- Tafel zum Gedenken an „Bumbams Mühle“
Siehe auch
Weblinks
- Wasserverband Aabach-Talsperre
- Aabach-Talsperre Bad Wünnenberg
- Stauanlagenverzeichnis NRW (PDF; 122 kB)
- Stauanlagen in Nordrhein-Westfalen; Landesumweltamt NRW (PDF-Datei; 121 kB)
Einzelnachweise
- Karl-Heinz Ribbert, Klaus Skupin, Béatrice Oesterreich: Geologische Karte NRw 1:25.000, Blatt 4518 Madfeld, Karte und Erläuterung, Krefeld 2008, ISBN 3-86029-155-6
- Friedrich-Karl Ewert: Untersuchungen zu Felsinjektionen, Münsterl. Forsch. geol. Paläont. 53, Münster 1981, 1-326
Literatur
- Peter Franke, Wolfgang Frey: Talsperren in der Bundesrepublik Deutschland. Herausgegeben vom Nationalen Komitee für Grosse Talsperren in der Bundesrepublik Deutschland (DNK) und Deutscher Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau e.V. (DVWK). Systemdruck-GmbH, Berlin 1987, ISBN 3-926520-00-0.1