AD4üm-62

AD4üm-62 beziehungsweise AD4üm-63 (ab 1966: ADümh101, ab 1976: ADmh101) waren bei der Deutschen Bundesbahn (DB) die Gattungsbezeichnungen für einen luxuriösen Reisezugwagen, einen Aussichtswagen im Stil der US-amerikanischen Domecars. Von ihnen wurden nur fünf Stück gebaut, die alle erhalten blieben.

Rheingold-Ausführung mit acht Panoramafenstern in der bis Mitte der 1960er Jahre verwendeten Originallackierung
Rheinpfeil-Ausführung mit vier Panoramafenstern in der nachträglich eingeführten TEE-Lackierung
Im Apfelpfeil-Farbschema, ausgestellt in Köln am 16. April 1978
Im Netrail-Design, 2009
Luxon-Wagen von RailAdventure, 2019

Geschichte

Für den Fernschnellzug (F-Zug) Rheingold, der ausschließlich die 1. Klasse führte, beschaffte die DB 1962 bei Wegmann aus Kassel neue, besonders komfortable Wagen.[1] Darunter befanden sich auch drei Aussichtswagen der Gattung AD4üm-62, sie trugen die Nummern 10551 bis 10553. Davon wurden zwei für die beiden regulären Umläufe benötigt, der dritte diente als Reserve.

1963 wurden für den Rheinpfeil die beiden nahezu baugleichen Wagen 10554 und 10555 in Betrieb genommen. Diese waren äußerlich an den, nur noch vier statt acht, und dafür doppelt so breiten Fenstern im Panoramaabteil erkennbar, was es erlaubte, die Zahl der Fensterstege zu halbieren.[2] Sie hatten die abweichende Gattungsbezeichnung AD4üm-63,[3] außerdem trugen sie ursprünglich statt des Rheingold-Schriftzuges die Anschrift „Deutsche Bundesbahn“. 1965 wurden beide Züge zu Trans-Europ-Express-Zügen (TEE) heraufgestuft.[2]

Ab 1971 wurden die TEE-Züge in Deutschland weitestgehend in das neu geschaffene Intercity-Netz integriert und der fahrplanmäßige Einsatz der Aussichtswagen 1973 beendet. 1976 wurden sie an die Internationale Apfelpfeil-Organisation (IAO), einen Reiseveranstalter, verkauft. Die IAO baute die Drehgestelle um und verringerte deren Höhe um 20 cm, was den Fahrzeugen eine Fahrzeugbegrenzungslinie gab, das deren freizügigen Einsatz in ganz Europa ermöglichte. Als die IAO in die Insolvenz fiel, kaufte das Reisebüro Mittelthurgau die Fahrzeuge, ertüchtigte sie für den Einsatz mit 200 km/h und vermarktete mit ihnen Schienenkreuzfahrten unter der Marke TEE Panorama. Anschließend wurden sie an die Veolia-Tochter Tågkompaniet verkauft, die sie von 1999 bis 2002 zwischen Stockholm und Narvik verkehren ließ.[2] Dann wurden die Wagen einzeln an unterschiedliche Eigentümer veräußert:

Beschreibung

Die Fahrzeuge entstanden 1962 auf der Basis des damaligen UIC-X-Standards (heute: UIC-Z), und hatten, wie die übrigen Wagen der Serie, Klimaanlagen, goldbedampfte Fensterscheiben sowie Magnetschienenbremsen. Letztere ermöglichten – zusammen mit einer Ausnahmezulassung des Bundesverkehrsministeriums – eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h statt der damals generell zulässigen 140 km/h.[2] Die Wagen sind 26,4 Meter lang, 2825 Millimeter breit, die Dachhöhe an den Wagenenden beträgt 4050 Millimeter. Das Panoramaabteil war zunächst 4450 mm hoch, seit dem Umbau bei Apfelpfeil hat sich die Höhe auf 4270 mm reduziert. Sie sind 50 Tonnen schwer und laufen auf Drehgestellen der Bauart Minden-Deutz 36.[9]

Die Wagen haben an beiden Enden Einstiegsplattformen mit Drehfalttüren sowie je eine Bordtoilette. Das Mittelteil mit dem 8412 Millimeter langen Panoramaabteil ist doppelstöckig, wobei fünf Treppenstufen aufwärts und vier abwärts führen. Das verglaste Großraumabteil im Obergeschoss bietet zusammen 22 Sitzplätze in acht Sitzreihen, darunter 18 Sitze in 2+1-Anordnung – die in die jeweilige Fahrtrichtung drehbar sind – und vier nicht-drehbare Einzelsitze an den Stirnseiten des Aussichtsabteils. In der unteren Etage befindet sich ein Gepäckabteil, ein Postabteil und ein Maschinenraum. Zwischen dem Aussichtsraum und den Eingangsbereichen liegt auf der einen Seite eine Bar mit 15 Sitzplätzen, davon acht Fensterplätze in Vis-à-vis-Anordnung an Tischen, eine Vierer-Sitzbank und drei Barhocker. Diese Seite des Wagens war zwecks einfacherer Bewirtschaftung in der Regel an die Küchenseite des Speisewagens gekuppelt.[3] Auf der anderen Seite sind zwei gewöhnliche Sechser-Abteile und ein weiteres, kleineres angeordnet, das als Zugsekretariat diente. Dort konnten mittels Zugpostfunk auch handvermittelte Telefongespräche über das A-Netz geführt werden.[2]

Literatur

  • an: Vom Dom Car zum Luxon. In: Eisenbahn-Revue International 5/2019, S. 240–243.
  • Friedhelm Ernst: Ein Aussichtswagen für die DB. In: eisenbahn-magazin. Nr. 3, 2016, ISSN 0342-1902, S. 38–40.
  • Horst J. Obermayer und J. Deppmeyer: Reisezugwagen; Deutsche Bundesbahn (= Deutsche Eisenbahnen). Weltbild Verlag, Augsburg 1994, ISBN 3-89350-819-8, S. 28.
Commons: AD4üm-62 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ernst: Ein Aussichtswagen.
  2. an: Vom Dom Car zum Luxon, S. 240
  3. DB Schnellzugwagen Typ Rheingold auf heinrich-hanke.de, abgerufen am 11. Mai 2019
  4. 5901: Luxon auf Probefahrt. In: Eisenbahn-Revue International 10/2016, S. 478.
  5. Luxon – Himmlische Aussichten für Ihre Reise. (Homepage).
  6. an: Vom Dom Car zum Luxon, S. 243.
  7. an: Vom Dom Car zum Luxon, S. 240; Aussichtswagen auf der AKE-Homepage.
  8. NN: »Rheingold«: Eisenbahnwaggon als Informationszentrum am Güterbahnhof = Blog der Stadt Coburg rund um das Entwickeln, Planen, Bauen und Wohnen vom 12. Mai 2017; abgerufen am 10. Mai 2019.
  9. SDA4üm/AD4üm-62/ADümh 101 & AD4üm-63/ADümh 101 auf dbtrains.com, abgerufen am 11. Mai 2019
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