Écoyeux
Écoyeux ist ein Ort und eine westfranzösische Gemeinde (commune) mit 1.376 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) im Département Charente-Maritime in der Region Nouvelle-Aquitaine. Der Ort lag auf einer Nebenstrecke des Pilgerwegs (Via Turonensis) nach Santiago de Compostela.
Écoyeux | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Nouvelle-Aquitaine | |
Département (Nr.) | Charente-Maritime (17) | |
Arrondissement | Saintes | |
Kanton | Chaniers | |
Gemeindeverband | Saintes | |
Koordinaten | 45° 49′ N, 0° 30′ W | |
Höhe | 43–94 m | |
Fläche | 20,46 km² | |
Einwohner | 1.376 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 67 Einw./km² | |
Postleitzahl | 17770 | |
INSEE-Code | 17147 | |
Écoyeux – Rathausturm und Vierungsturm der Kirche |
Lage
Der Ort liegt in der Landschaft Saintonge in einer Höhe von etwa 50 Metern ü. d. M. am Fluss Bramerit und befindet sich etwa 15 Kilometer (Fahrtstrecke) nordöstlich von Saintes bzw. etwa 24 Kilometer nordwestlich der Stadt Cognac. Der Hauptort des Kantons, Burie, liegt nur etwa 11 Kilometer südöstlich.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2007 | 2012 |
Einwohner | 650 | 623 | 685 | 804 | 940 | 1.152 | 1.280 |
Im 19. Jahrhundert stieg die Einwohnerzahl der Gemeinde von etwa 1.300 auf zeitweise über 1.500 Personen an. Infolge des Verlustes an Arbeitsplätzen durch die Reblauskrise und die Mechanisierung der Landwirtschaft sank die Einwohnerzahl bis auf die Tiefststände der 1960er bis 1980er Jahre ab.
Wirtschaft
Écuyeux diente bereits im Mittelalter den umliegenden Dörfern als Handels- und Handwerkszentrum. Im Jahr 1500 erhielt der Ort das Recht dreimal jährlich eine überregionale Messe zu veranstalten. Landwirtschaft und Weinbau bestimmen seit Jahrhunderten das Wirtschaftsleben des Ortes; obwohl der Ort zu den Fins Bois des Weinbaugebiets Cognac gehört, wird die überwiegende Menge der hier gekelterten Trauben zu Wein verarbeitet, der über die Appellationen Charentais und Pineau des Charentes vermarktet wird. Seit den 1980er Jahren ist der Tourismus in Form der Vermietung von Ferienwohnungen als Einnahmequelle hinzugekommen.
Geschichte
Die Geschichte von Écoyeux reicht bis in die gallorömische Zeit zurück, in der ein Landgut (villa rustica) mit Namen Escoïus erwähnt wird. Aus mittelalterlicher Zeit sind keine Nachrichten überliefert; bei dem recht imposanten Kirchenbau dürfte es sich jedoch um eine benediktinische Prioratskirche gehandelt haben, der durch ihre Lage nahe dem Pilgerweg nach Santiago zusätzliche Einnahmen zuflossen. Im Jahr 1652 starben 132 Einwohner an einer Pestepidemie; einige Familien wanderten danach nach Québec aus. Im Jahre 1881 beschrieb der Abbé Braud Kirche und Sakristei als ebenso heruntergekommen wie die geistig-religiöse Verfassung der Bevölkerung.
Sehenswürdigkeiten
Siehe auch: Liste der Monuments historiques in Écoyeux
- Die einschiffige Kirche Saint-Vivien, ein romanisch anmutender, aber erst im 15. Jahrhundert in seine heutige Form gebrachter Bau, ist eine Wehrkirche, die den Bürgern des Ortes, aber auch den Santiago-Pilgern Schutz vor marodierenden Räuberbanden bot, die nach dem Ende des Hundertjährigen Krieges (1337–1453) arbeitslos wurden und die Gegend unsicher machten. Oft waren es ehemalige Söldner, die sich auf nichts anderes verstanden, als Gewalt anzuwenden, zu plündern und zu morden. Manche Dörfer reagierten darauf durch den Bau von Wehrkirchen. Die romanische Apsis ist durch massive Strebepfeiler bzw. Halbsäulenvorlagen gegliedert. Unterhalb der Dachtraufe findet sich eine – bei vielen Kirchen in der Saintonge anzutreffende – Blendarkadengliederung. Die Westfassade, deren seitliche Türme die Fassadengliederung teilweise überschneiden, ist im Erdgeschoss dreigliedrig gestaltet: ein tympanonloses Mittelportal sowie zwei kleinere seitliche Blendportale mit ihrem schönen Mauerwerk aus schräggestellten Steinen ergeben zusammen das antike Triumphbogenmotiv. Die Archivolten des Mittelportals sind mit abstrakt-vegetabilischen Motiven geschmückt. Darüber entstand eine dekorlose und durch eine – im 19. Jahrhundert phantasievoll ergänzte – Zinnenwehr optisch verstärkte burgartige Architektur. Das einschiffige Innere der Kirche ist ausgesprochen schlicht gehalten. Die Kirche wurde im Jahr 1907 als Monument historique[1] anerkannt.
- Der auch als 'Alte Burg' (château vieux) bezeichnete Baukomplex mit einem schönen oktogonalen Treppenturm aus der Zeit der Renaissance dient heute als Rathaus (mairie).
- Das Château d’Écoyeux oder Château de Polignac,[2] ein Herrensitz aus dem 17. Jahrhundert, der jedoch nur in Teilen vollendet und von seinen Eigentümern nie bewohnt wurde, befindet sich in Privatbesitz und ist seit 1971 als Monument historique[3] eingetragen.
Literatur
- Le Patrimoine des Communes de la Charente-Maritime. Flohic Editions, Band 1, Paris 2002, ISBN 2-84234-129-5, S. 173–174.
Einzelnachweise
- Église Saint-Vivien, Écoyeux in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
- Die Familie Poulignac aus dem Angoumois änderte 1585 ihren Namen auf Polignac; ihr Versuch, als Verwandtschaft des jüngeren Hauses Polignac aus dem Velay anerkannt zu werden, wurde jedoch vom königlichen Hof zurückgewiesen.
- Château de Polignac, Écoyeux in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
Weblinks
- Écoyeux, Wein – Infos (franz.)
- Écoyeux – Ortsbild
- Écoyeux, Kirche Saint-Vivien – Fotos + Kurzinfos (franz.)
- Écoyeux, Kirche Saint-Vivien – Fotos + Kurzinfos (Memento vom 17. Dezember 2012 im Webarchiv archive.today) (franz.)