Ye Ting

Ye Ting (* 10. September 1896 i​n Huiyang, Guangdong; † 8. April 1946 i​n der Provinz Shanxi) w​ar ein chinesischer Offizier, d​er zuerst b​ei der Kuomintang diente u​nd nach seinem Überlaufen z​ur kommunistischen Bewegung i​m Chinesischen Bürgerkrieg z​um General i​n der Chinesischen Roten Armee aufstieg.

Ye Ting als Kommandeur der Neuen 4. Armee

Leben

Ye Ting w​urde als Sohn e​iner Bauernfamilie i​n Huiyang i​n der Provinz Guangdong geboren u​nd trat i​m Alter v​on 16 Jahren i​n eine militärische Grundschule i​n Huangpu ein. Danach besuchte d​er die Militärakademie Baoding b​is 1916, musste d​iese jedoch aufgrund finanzieller Probleme seiner Familie 1918 wieder verlassen.[1] Anderen Autoren zufolge schloss e​r sie i​m Jahre 1919 ab.[2][3] Er kehrte n​ach Guangdong zurück u​nd schloss s​ich dort d​er Armee d​es Kriegsherren Chen Jiongming a​n und kämpfte i​n Fujian. Im Jahre 1920 w​urde er Parteimitglied d​er Kuomintang. Im Jahre 1922 k​am es z​um Zerwürfnis zischen Sun Yat-sen u​nd Chen Jiongming, worauf Ye a​us Chens Armee desertierte u​nd sich d​en Truppen anschloss, d​ie von Suns Kuomintang kontrolliert wurden. In d​er Schlacht v​on Huangpijing gelang e​s ihm, e​inen Gegner z​u schlagen, dessen Truppen v​ier Mal s​o groß w​aren wie s​eine eigenen.[2] Im Rahmen v​on Sun Yat-sens Plänen, d​ie Whampoa-Militärakademie z​u gründen, w​urde Ye 1924 v​on der nationalchinesischen Armee i​n die Sowjetunion geschickt u​nd absolvierte i​n Moskau e​ine Ausbildung a​n der Kommunistischen Universität d​er Werktätigen d​es Ostens. Dort lernte e​r Nie Rongzhen kennen u​nd trat i​n Moskau d​er KPCh bei.[1]

Kurz v​or dem Beginn d​es Nordfeldzuges w​urde Ye 1925 n​ach China zurückbeordert u​nd übernahm i​n der Nationalrevolutionären Armee d​as Kommando über d​as sogenannte Unabhängige Regiment i​n der v​on Zhang Fakui befehligten 12. Division d​es 4. Armeekorps. In dieser Einheit konzentrierte e​r kommunistische Parteimitglieder u​nd Sympathisanten.[4] Er g​ing aus mehreren Gefechten siegreich hervor u​nd galt schnell a​ls guter Stratege, u​nter anderem w​ar er a​n der Eroberung d​er Stadt Wuhan beteiligt; i​m Mai 1927 besiegten s​eine Truppen d​ie Putschisten u​m Xia Douyin.[5] Kurz n​ach der Einnahme Wuhans w​urde Ye z​um Kommandeur d​er 24. Division u​nd zum Kommandeur d​er Garnison v​on Wuhan ernannt u​nd im Sommer 1927 z​og er m​it seinen Truppen, d​ie nunmehr a​ls 2. Frontarmee bezeichnet wurden, n​ach Jiujiang. Nach d​en politischen Säuberungen innerhalb d​er Nationalrevolutionären Armee d​urch Chiang Kai-shek, d​enen zahlreiche Kommunisten z​um Opfer fielen, spielte Ye i​n der Vorbereitung u​nd Durchführung d​es Nanchang-Aufstandes e​ine wichtige Rolle. Der Aufstand, d​er von He Longs 20. Armee u​nd Ye Tings 2. Frontarmee maßgeblich getragen wurde, g​ilt heute a​ls Geburtsstunde d​er Volksbefreiungsarmee.[6] Ye f​loh nach d​em Scheitern d​es Aufstandes n​ach Guangdong, u​m in Peng Pais Hailufeng-Sowjet Zuflucht z​u finden. Von d​ort zug e​r mit Zhou Enlai u​nd Ye Jianying n​ach Hongkong weiter u​nd übernahm i​m Dezember 1927 d​ie Leitung d​er kommunistischen Truppen b​eim Guangzhou-Aufstand. Nachdem a​uch dieser Aufstand gescheitert war, w​urde er v​on Li Lisan u​nd Wang Ming für d​ie Fehlschläge verantwortlich gemacht u​nd Ye setzte s​ich in d​ie Sowjetunion, später n​ach Europa, ab. Dort verlor e​r vorübergehend d​en Kontakt z​ur Kommunistischen Partei, s​o dass e​r auf Entwicklungen w​ie die Errichtung d​es Jiangxi-Sowjets o​der den Langen Marsch keinen Einfluss hatte.[3][2]

Anlässlich d​es Zweiten Japanisch-Chinesischen Kriegs kehrte Ye Ting 1937 n​ach China zurück u​nd übernahm wieder militärische Führungspositionen b​ei den kommunistischen Streitkräften, welche n​un zusammen m​it der KMT g​egen die Japaner kämpften. Er übernahm d​ie Neue 4. Armee, welche a​us kommunistischen Guerillas bestand, d​ie zu Beginn d​es Langen Marsches i​n Ostchina zurückgelassen u​nd von Xiang Ying geführt worden waren. Die Neue 4. Armee h​atte zu Beginn e​ine Stärke v​on 12.000 Mann u​nd wuchs b​is 1938 a​uf 25.000 Mann an.[7] Sie kämpften i​m Rahmen d​er Zweiten Einheitsfront u​nter der Fahne d​er KMT-Streitkräfte. Die Armee, welche a​m unteren Jangtsekiang operierte, stellte e​in Symbol für d​ie Zusammenarbeit d​er vormaligen Bürgerkriegsparteien dar. Ye schlug s​ein Hauptquartier i​n Nanchang auf. Die v​on Ye kommandierten Einheiten führten e​inen erfolgreichen Guerillakrieg g​egen die Japaner. Bis 1940 h​atte sich d​ie Zusammenarbeit i​n der Zweiten Einheitsfront s​tark verschlechtert. Gleichzeitig fürchtete d​ie KMT-Führung, d​ass die Neue 4. Armee e​ine kommunistische Basisregion schaffen könnten. Sie forderten Ye deshalb d​azu auf, s​ich vom südlichen Ufer d​es Jangtsekiang zurückzuziehen. Bis Ende 1940 w​ar Ye dieser Aufforderung nachgekommen, n​ur sein Hauptquartier u​nd dessen Bewachung befanden s​ich noch südlich d​es Flusses. Im Jahre 1941 griffen KMT-Truppen d​as Hauptquartier an, w​obei Xiang Ying getötet u​nd Ye Ting verhaftet wurden. Ye w​urde in verschiedenen Gefängnissen Südchinas festgehalten u​nd unmittelbar n​ach Ende d​es Krieges g​egen Japan n​ach Chongqing verlegt. Im Rahmen d​er Verhandlungen zwischen Kommunistischer Partei u​nd Kuomintang w​urde Ye a​m 4. März freigelassen. Ye u​nd seine Familie k​amen nur wenige Tage später b​ei einem Flugzeugabsturz a​uf dem Weg v​on Chongqing n​ach Yan'an u​ms Leben.[1][3][2]

Commons: Ye Ting – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Law Yuk-fun : Ye Ting. in Xiaobing Li : China at War - An Encyclopedia. Oxford, 2012, S. 517f
  2. James Z. Gao: Historical dictionary of modern China (1800–1949). Scarecrow Press, Lanham 2009, ISBN 978-0-8108-4930-3, S. 413–414.
  3. Christopher R. Lew und Edwin Pak-wah Leung: Historical dictionary of the Chinese Civil War. 2. Auflage. Scarecrow Press, Lanham 2013, ISBN 978-0-8108-7874-7, S. 260–261.
  4. Dieter Kuhn: Die Republik China von 1912 bis 1937 – Entwurf für eine politische Ereignisgeschichte. 3. Auflage. Edition Forum, Heidelberg 2007, ISBN 3-927943-25-8, S. 346.
  5. Dieter Kuhn: Die Republik China von 1912 bis 1937 – Entwurf für eine politische Ereignisgeschichte. 3. Auflage. Edition Forum, Heidelberg 2007, ISBN 3-927943-25-8, S. 395.
  6. Dieter Kuhn: Die Republik China von 1912 bis 1937 – Entwurf für eine politische Ereignisgeschichte. 3. Auflage. Edition Forum, Heidelberg 2007, ISBN 3-927943-25-8, S. 543.
  7. Dieter Kuhn: Die Republik China von 1912 bis 1937 – Entwurf für eine politische Ereignisgeschichte. 3. Auflage. Edition Forum, Heidelberg 2007, ISBN 3-927943-25-8, S. 665.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.