Wipfratal

Wipfratal war eine Gemeinde im Ilm-Kreis in Thüringen, die im Januar 2019 in die Kreisstadt Arnstadt eingemeindet wurde.

Lage der ehemaligen Gemeinde im Ilm-Kreis

Die Gemeinde lag zwischen den drei größten Städten des Kreises: Arnstadt im Norden, Ilmenau im Süden und Stadtilm im Osten. Sie wurde 1994 gebildet und umfasste zwölf Ortsteile, von denen Marlishausen mit Abstand der größte ist. Der Sitz der Gemeindeverwaltung lag jedoch im Dorf Branchewinda. Erfüllende Gemeinde war die Kreisstadt Arnstadt. Benannt war die Gemeinde nach dem Fluss Wipfra, an dem sieben der zwölf Ortsteile liegen.

Geografie

Die Gemeinde lag zwischen dem Thüringer Becken im Norden und dem Thüringer Wald im Süden auf einer Höhe von 319 m ü. NHN. Auf dem Gemeindegebiet von 49,86 km² lebten zuletzt 2907 Einwohner. (Stand: 31. Dezember 2017) Wipfratal wurde durch einen etwa 500 Meter hohen Höhenzug in der Mitte in zwei Teile geteilt. Nördlich davon liegen im relativ ebenen Land an der Wipfra die Dörfer Roda, Görbitzhausen, Hausen, Marlishausen und Ettischleben sowie westlich des Flusses die Orte Branchewinda und Dannheim. Die landwirtschaftlich geprägte Landschaft ist hier waldarm und liegt in einer Höhe von 300 bis 400 Metern.

Der südliche Gemeindeteil war bereits hügeliger und beherbergt die Orte Wipfra und Neuroda an der Wipfra sowie die westlich gelegenen Dörfer Schmerfeld, Reinsfeld und Kettmannshausen. Dieser waldarme Talkessel wird im Westen von den Reinsbergen begrenzt, die über 600 Meter hoch sind. Nördlich verbindet eine bewaldete Hügelkette die Reinsberge im Westen und den Willinger Berg im Osten. Die östliche Begrenzung sind Willinger und Sandberg, im Süden liegt die Talsperre Heyda. Vorherrschende Baumarten sind Fichte und Kiefer, der Boden besteht aus Muschelkalk und gehört zur Ohrdrufer Platte.

Nachbargemeinden

Im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden: Alkersleben, Bösleben-Wüllersleben, Stadtilm, Ilmenau, Plaue, Arnstadt, Dornheim

Gemeindegliederung

Die zwölf Ortsteile der Gemeinde waren:

Ortsteil Einwohner
2013
Fläche Höhe ü. NN Ersterwähnung
Gemeindegliederung
Branchewinda 153 3,33 km² 387 m 0876
Dannheim 267 6,47 km² 377 m 0750
Ettischleben 148 3,49 km² 312 m 0750
Görbitzhausen 116 1,62 km² 341 m 1186
Hausen 176 1,67 km² 332 m 0932
Kettmannshausen 089 2,01 km² 414 m 1450
Marlishausen 12100 7,74 km² 319 m 0750
Neuroda 201 5,12 km² 402 m 1378
Reinsfeld 174 5,49 km² 448 m 1209
Roda 062 2,81 km² 340 m 1239
Schmerfeld 096 2,99 km² 430 m 1303
Wipfra 172 5,06 km² 402 m 1348

Geschichte

Die Gemeinde Wipfratal wurde am 25. März 1994 gebildet. Die Orte sind teils deutlich über 1000 Jahre alt und von Fachwerkgehöften geprägt. Die Orte im nördlichen Gemeindeteil gehörten bis 1920 zum Amt Arnstadt des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen. Der südliche Teil war zersplittert: Schmerfeld und Wipfra gehörten zum Amt Ilmenau im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, Neuroda und Kettmannshausen zum Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha und Reinsfeld zum Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen. Im neu gebildeten Land Thüringen gehörte das Gebiet der Gemeinde zunächst zum Landkreis Arnstadt, der 1952 geteilt wurde. Die Orte der Gemeinde verblieben im nun zum Bezirk Erfurt gehörenden Kreis Arnstadt. 1994 ging dieser im Ilm-Kreis auf. Erfüllende Gemeinde für Wipfratal war die Stadt Arnstadt.

Für die Fusion mit der Kreisstadt wurde im März 2018 positiv abgestimmt.

Am 1. Januar 2019 wurde Wipfratal in die Kreisstadt Arnstadt eingemeindet.[1]

Einwohnerentwicklung
Jahr Einwohner
1843 1989[2]
1939 2555[3]
1989 2552[4]
1994 2560
1995 2595
1996 2652
1997 2688
Jahr Einwohner
1998 2711
1999 2746
2000 2756
2001 2816
2002 2911
2003 2954
2004 2925
Jahr Einwohner
2005 2941
2006 2968
2007 2915
2008 2911
2009 2879
2010 2834
2011 2757
Jahr Einwohner
2012 2755
2013 2780
2014 2808
2015 2880
2016 2882
2017 2907

jeweils 31. Dezember; Datenquelle ab 1994[5]

Religion

26 % der Einwohner sind evangelisch-lutherisch, 2 % katholisch.[6] In allen zwölf Ortsteilen existieren evangelische Kirchen; sind gehören zum Kirchenkreis Arnstadt-Ilmenau der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Die wenigen Katholiken sind der Pfarrei St. Elisabeth in Arnstadt, Bistum Erfurt, zugeordnet.

Politik

Ehemaliger Gemeinderat

Seit der Kommunalwahl am 25. Mai 2014 bestand der Rat der Gemeinde Wipfratal aus 11 Ratsfrauen und Ratsherren, die sich folgendermaßen auf die einzelnen Sitze verteilten:

CDU2 Sitze
Die Linke2 Sitze
Freie Liste3 Sitze
Bürgerbündnis4 Sitze

Ehemaliger Bürgermeister

Der ehrenamtliche Bürgermeister Werner Schmidt (SPD) wurde am 27. Juni 2004 gewählt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Wirtschaft der Gemeinde war von der Landwirtschaft und der Viehwirtschaft geprägt. Industriebetriebe sind nur in sehr geringer Zahl vorhanden, im Ortsteil Marlishausen befinden sich jedoch 2 Metallbaufirmen. Viele Einwohner pendeln zum Arbeiten in die Städte der Umgebung, von denen die Gemeinde Wipfratal mit ihrem verhältnismäßig preisgünstigen Bauland in den letzten Jahren deutlich gewinnen konnte. So stieg die Einwohnerzahl seit der Gemeindegründung 1994 um etwa 400 Personen an, in Marlishausen entstanden größere Einfamilienhaussiedlungen. Im Ortsteil Hausen wurde ein altes Bauerngehöft zum NaturErlebnisHof Hausen umgestaltet.

Verkehr

Rund 300 Meter westlich von Marlishausen befindet sich die Anschlussstelle Anstadt-Süd der Autobahn A 71 und damit das nördliche Ende der Thüringer-Wald-Autobahn, die die Gemeinde annähernd in Nord-Süd-Richtung durchquert. Parallel dazu verläuft die Schnellfahrstrecke Nürnberg–Erfurt.

Der Auto- und Busverkehr innerhalb von Wipfratal rollt über Landes- und Kreisstraßen. Marlishausen verfügt über einen Bahnhof an der Bahnstrecke Arnstadt–Saalfeld.

Im Norden verläuft ein Radwanderweg, der Stadtilm mit Arnstadt verbindet. An dessen Endpunkten hat er Anschlüsse an den Ilmtal- bzw. Gera-Radweg. Entlang der Westgrenze von Wipfratal verläuft der Themenwanderweg Von Bach zu Goethe von Arnstadt nach Ilmenau.[7]

Geschichtsdenkmale

Ein Gedenkstein auf dem Friedhof in Reinsfeld erinnert an sechs Opfer eines Todesmarsches von KZ-Häftlingen, der gegen Ende des Zweiten Weltkrieges durch die Gemarkung der Gemeinde führte. Sie, wie auch die anderen Opfer, die in Kettmannshausen und Dannheim begraben sind, wurden von SS-Angehörigen ermordet.[8]

Einzelnachweise

  1. Thüringer Gesetz- und Verordnungsblatt Nr. 14/2018 S. 795 ff., aufgerufen am 3. Januar 2019
  2. Quelle für schwarzburgische und sächsische Orte: Johann Friedrich Kratzsch: Lexicon der sämmtlichen Ortschaften der Deutschen Bundesstaaten. Naumburg, 1843. Online abrufbar bei Google Books. Quelle für preußische Orte: Handbuch der Provinz Sachsen. Magdeburg, 1843. Online abrufbar bei Google Books
  3. Michael Rademacher: Einwohnerzahlen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  4. Bevölkerungsentwicklung ab 1989 (TLUG) (Memento des Originals vom 29. Oktober 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tlug-jena.de (PDF; 18 kB)
  5. Datenbank. In: Statistik Thüringen. Abgerufen am 9. September 2019.
  6. Zensus 2011
  7. ilmenau.de: Qualitätsweg Von Bach zu Goethe
  8. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 149ff., ISBN 3-88864-343-0
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