Wimbern
Wimbern ist ein Ortsteil der Gemeinde Wickede (Ruhr), die dem nordrhein-westfälischen Kreis Soest angehört.
Wimbern Gemeinde Wickede (Ruhr) | |
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Höhe: | 172 m |
Fläche: | 5,55 km² |
Einwohner: | 1170 (31. Jan. 2019) |
Bevölkerungsdichte: | 211 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 1969 |
Postleitzahl: | 58739 |
Vorwahl: | 02377 |
Heilig-Geist-Kloster |
Größe und Lage
Wimbern hat eine Fläche von 5,55 km² und 1170 Einwohner zum 31. Januar 2019.[1] Die Bevölkerungsdichte beträgt somit 211 Einwohner pro km².
Wimbern ist stark landwirtschaftlich geprägt und ist der südlichste Ortsteil der Gemeinde Wickede. Hier befindet sich mit dem Bellingser Berg (241,3 m über NN) auch der höchste Punkt Wickedes.
Der Wimberbach ist über weite Strecken zum Naturschutzgebiet erklärt worden.[2]
Geschichte
In Wimbern wurden Spuren aus der Jungsteinzeit gefunden. Der erste schriftliche Nachweis über Wimbern findet sich in der kleinen Isenberger Vogteirolle, die vor dem Jahre 1220 entstanden ist.[3]
Während der Mendener Hexenprozesse 1628–1631 wurden zwei Wimberner Männer als Hexer hingerichtet: Blesien Billi, der Frohne, und Franz Hellmich, der Lahme. Am 29. Oktober 1628 legten sie unter der Folter das verlangte Hexenbekenntnis ab, konnten aber aus dem Gefängnis im Turm der Stadtmauer fliehen. Sie stellten sich nach einigen Tagen freiwillig dem Gericht, um ihre Familien vor Vergeltungsmaßnahmen zu schützen, und wurden am 2. Dezember 1628 hingerichtet. Der Rat der Stadt Menden hat am 14. Dezember 2011 einstimmig beschlossen, die in Menden verurteilten Opfer der Hexenprozesse zu rehabilitieren.[4]
Um 1820 wurde Wimbern zu einer wichtigen Station im Post-Transport des Postdienstes von Thurn und Taxis. Etwa 50 Jahre später war die Ära der Postkutschen bereits beendet, als die Eisenbahn gebaut wurde und damit Wickede mit dem neu erbauten Bahnhof ein zentraler Umschlagplatz wurde. Die alte Poststation „Am Schlünder“ gegenüber dem ehemaligen Marienkrankenhaus ist heute eine Gaststätte.
Die Gemeinde Wimbern gehörte ehemals zum Amt Menden, Landkreis Iserlohn. Seit dem 1. Juli 1969 ist Wimbern auf Grund des Gesetzes zur Neugliederung des Landkreises Soest und von Teilen des Landkreises Beckum ein Ortsteil der Gemeinde Wickede (Ruhr) im Kreis Soest.[5]
Marienhospital Wickede-Wimbern
Im sogenannten Dritten Reich wurde das Marienkrankenhaus, entgegen weit verbreiteten Presseberichten, nicht von den Nationalsozialisten für ihr Euthanasie-Programm verwendet. Dazu erklärte der Oberstaatsanwalt Maaß als Leiter der Zentralstelle im Lande Nordrhein-Westfalen für die Bearbeitung von nationalsozialistischen Massenverbrechen bei der Staatsanwaltschaft Dortmund:
„Die Ermittlungen haben zureichende Anhaltspunkte für Tötungsdelikte – insbesondere Euthanasie-Tötungen – nicht erbracht.“
Die Massengräber, die 2006 auf dem Gelände des Friedhofes in Barge gefunden wurden, waren zunächst mit dem Euthanasie-Programm in Verbindung gebracht worden; später stellte sich aber heraus, dass diese Gräber ein Ergebnis von eiligen Beisetzungen aus dem Krankenhaus in den Kriegswirren waren. Keiner der Toten war ein Mordopfer. Das Krankenhaus Wimbern war zu dieser Zeit ein Ausweichkrankenhaus für die Krankenhäuser in Bochum und Dortmund.
Von 1969 bis 1983 beherbergte das Marienkrankenhaus die einzige Pockenstation Westfalens. Die letzte Pockenepidemie in Deutschland fand Anfang 1970 statt, als ein 20-jähriger die Pocken in das nördliche Sauerland einschleppte und insgesamt 20 Personen infizierte. Die Erkrankten wurden im Marienhospital in Wimbern isoliert.[7] Nachdem die WHO 1980 die Pocken für ausgerottet erklärte, wurde die Station zum Alten- und Pflegeheim St. Raphael umgebaut. Das Krankenhaus musste zum 31. Dezember 2011 aus wirtschaftlichen Gründen den Betrieb einstellen und wurde abgewickelt.[8]
Seit 2015 ist im ehemaligen Krankenhaus eine Zentrale Unterbringungseinheit für Flüchtlinge eingerichtet.
Kloster
Die Steyler Missionsschwestern erwarben 1950 von Max Freiherr von Boeselager aus dem Voßwinkeler Schloss Höllinghofen den Grund und Boden für das Heilig-Geist-Kloster. Sie bezogen es nach zweijähriger Bauphase im Frühjahr 1956. Am 2. Mai 1956 weihte Erzbischof Jaeger die Klosterkirche.
Wappen
Am 15. April 1937 wurde der damals eigenständigen Gemeinde Wimbern das Wappen verliehen. Die offizielle Beschreibung lautet: "Von Silber und Rot geteilt; oben ein halbes rotes Mühlrad mit neun schwarzen Schaufeln, unten ein gestürztes [auf den Kopf gestelltes] Faßeisen." Das Mühlrad weist zudem hin auf die alte Mühlentradition am Mühlenbach (Graberbach). Das untere Feld entspricht dem Wappen des alten Amtes Menden, wobei das gestürzte Faßeisen einem alten Gerichtssiegel des Kurkölnischen Gerichts Menden aus dem 18. Jahrhundert entnommen ist. Die Farben Rot und Silber stehen für Westfalen.[9]
Persönlichkeiten
- Gerhard Eikenbusch (* 1952 in Wimbern), deutscher Pädagoge und Schriftsteller
- Volker Fleige (* 1957 in Wimbern), 2009 bis Oktober 2015 Bürgermeister der Stadt Menden
- Matthias Machnig (* 1960 in Wimbern), deutscher Politiker (SPD)
- Stefan Neuhaus (* 1965 in Wimbern), Germanist und Professor
Einzelnachweise
- Gemeinde Wickede (Ruhr): Zahlen, Daten & Fakten, abgerufen am 21. Januar 2020
- http://www.abu-naturschutz.de/schutzgebiete_so/SO-066.html
- Geschichte des Ortes Wimbern (Memento des Originals vom 18. Januar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 13. August 2012.
- Westfalenpost vom 15. Dezember 2011
- Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Ein Handbuch zur kommunalen Neugliederung mit systematischen Übersichten und Verzeichnis der neuen und der aufgelösten Gemeinden. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 93.
- Theo Bönemann: Urteil zum staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren im Fall der Gräberfunde in Wimbern/Barge. In: Sauerland. Zeitschrift des Sauerländer Heimatbundes. Nr. 1/ März 2008, S. 34–37 (PDF-Datei, 1,92 MB (Memento des Originals vom 22. April 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ), ZDB-ID 400848-0.
- Durchs Fenster. In: Der Spiegel. Nr. 7, 1970 (online).
- Homepage des Krankenhauses mit Einstellungsmitteilung, abgerufen am 6. Februar 2013
- Geschichte des Ortes Wimbern (Memento des Originals vom 1. Februar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 10. August 2012.