Wellendorff
Die Wellendorff Gold-Creationen GmbH & Co. KG[1] ist eine deutsche Schmuckmanufaktur in Familienbesitz mit Hauptsitz in Pforzheim in Baden-Württemberg. Als Klassiker der Marke gelten heute die goldene Wellendorff-Kordel[2] sowie die farbigen, in sich drehbaren Ringe. Nach einer alle zwei Jahre durchgeführten Studie des Manager Magazins wurde Wellendorff unter die Top Ten aller deutschen Luxusmarken gewählt und zudem als beste deutsche Schmuckmanufaktur ausgezeichnet.[3][4][5][6][7]
Wellendorff Gold-Creationen GmbH & Co. KG | |
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Rechtsform | GmbH & Co. KG |
Gründung | 1893 |
Sitz | Pforzheim, Deutschland |
Leitung | Geschäftsführer:
|
Mitarbeiterzahl | 120 |
Branche | Schmuckhersteller |
Website | wellendorff.com |
Geschichte
Die Manufaktur wurde 1893 von Ernst Alexander Wellendorff in Pforzheim gegründet. Dort hatte Wellendorff die Großherzogliche Kunstgewerbeschule und Fachschule für die Metallindustrie besucht und ein Diplom mit Auszeichnung erhalten. Auch die Nähe zum international bedeutenden Kurort Baden-Baden förderte den sich rasch abzeichnenden Erfolg des selbstständigen Designers und Goldschmieds. Er wurde bald auch im Russischen Kaiserreich und in Großbritannien bekannt.
Sein Sohn Alexander Wellendorff kümmerte sich um den Wiederaufbau der Manufaktur nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg.[8]
1960 trat Hanspeter Wellendorff, der Sohn von Alexander und Enkel von Ernst Alexander Wellendorff, als Geschäftsführer in das Unternehmen ein. Sein Entschluss, die Manufaktur als Marke zu etablieren, führte unter anderem zur Entwicklung des Brillant-„W“ als Markenzeichen und zur Entstehung der seidenweichen Wellendorff Kordel.[9][3]
Heute wird das international tätige Unternehmen in dritter und vierter Generation der Gründerfamilie von Hanspeter Wellendorff (* 1935)[10] sowie dessen Söhnen Christoph und Georg geleitet.[11]
Markenzeichen und Logo
Seit dem Jahre 1975 trägt jedes Schmuckstück als Signet das „Brillant-W“.[12] Im Logo ist neben dem „W“ auch der Wellendorff-Slogan „Wahre Werte“ verankert.[13]
Produkte
Im Jahre 1977 wurde die klassische Wellendorff-Kordel eingeführt, welche bis heute nahezu unverändert hergestellt wird. Für die Kordel eines mittleren Colliers benötigt ein Goldschmied einen hauchdünnen 18-karätigen Golddraht von etwa 160 Metern Länge, aus dem in vielen Arbeitsschritten von Hand ein Collier gewoben wird. Hanspeter Wellendorff forschte über zwei Jahre lang, um seiner Frau Eva einen Kindheitswunsch zu erfüllen – ein Schmuckstück, das ebenso zart und weich durch ihre Finger gleiten sollte wie die schweren Seidenkordel an den Vorhängen ihrer Großmutter.[12]
Der zweite Wellendorff-Klassiker entstand 1993, als Christoph Wellendorff um die Hand seiner Frau anhielt: Er ließ eigens einen farbigen Ring aus 18 Karat Gold anfertigen. Charakteristisch für die Ringe ist der Glanz von farbiger Wellendorff-Kaltemaille, die zwischen gravierten Mustern und Ornamenten auf mehreren Ebenen aufgetragen wird. Die verwendete Kaltemaille ist im Vergleich zur herkömmlichen Emaille stoßfest und besonders beständig. Besonderheit: Dank hochpräziser Handwerkskunst lässt sich der Innenring drehen.[14][15][16]
Im Jahr 1997 begründete der erste Jahresring „Hongkong“, aus Anlass der Übergabe der britischen Kronkolonie an die Volksrepublik China, eine Unternehmenstradition. Wellendorff präsentiert seither jährlich einen limitierten Jahresring, bei dem ein Thema oder Ereignis in Gestalt eines Ringes umgesetzt wird. Die limitierten und nummerierten Jahresringe von Wellendorff sind begehrte Sammlerobjekte.[17][18][19]
Immer wieder macht Wellendorff mit Entwicklungen und Innovationen auf sich aufmerksam, wie einer besonderen Faltschließe für ein Armband und einem drehbaren Solitärring, die beide patentiert wurden.[16][20] Im Frühjahr 2021 wurde mit dem „federndem Gold“ nach 17 Jahren Entwicklungsarbeit ein Goldarmband vorgestellt, das durch die Spannkraft und Flexibilität immer wieder in die Ausgangsposition zurückgeht. Dafür verantwortlich ist das veränderte, komplett aus 18 kt Gold gefertigte Innenleben, wodurch kein Verschluss mehr nötig ist.[21][22]
- Gürtel (Detail des Flechtens)
- Faltschließe, Armband „Morgensonne“
- Solitärring „DANKE FÜR“ (Detail)
- Solitärring „DANKE FÜR“ (drehen)
Die Manufaktur fertigt ausschließlich mit 18-Karat-Gold unter Verwendung von Edelsteinen wie auch Kaltemaille.
Beispiele für Produkte:
- Collier „Sonnenglanzfächer“ mit Amulett „Goldschatz“
- Armband „Zartes Glück“
- Brillantringe „Zwei Herzen. Eine Liebe.“, „Drei Herzen. Eine Liebe.“ und „Liebeserklärung“
- Armband „Umarme mich Sonnenglanz“
Ernst Alexander Wellendorff Gedächtnispreis
In Gedenken an den Firmengründer wurde anlässlich des 100 jährigen Jubiläums der Manufaktur der Ernst Alexander Wellendorff Gedächtnispreis ins Leben gerufen, der seit 1993 jungen Absolventen der Goldschmiede-Meisterprüfung für traditionelle Handwerkstechniken verliehen wird.[23][24]
Lehrstuhl „Brand Management für Luxus und High-Value Brands“
Mit dem Wintersemester 2020/21 wird Professor Dr. Fernando Fastoso, bisher an der University of York, an die Hochschule Pforzheim berufen.[25] Dort bekleidet er den neuen „Luxus-Lehrstuhl“, den die Schmuckmanufaktur Wellendorff als einer der Hauptförderer der Stiftungsprofessur initiiert hat. Sie ist sowohl Teil des BWL-Bachelorprogramms als auch Teil des Masterstudiengangs und bildet eine Schnittstelle zwischen Betriebswirtschaft, Design und Technik. Inhaltlicher Kernpunkt im Forschungs- und Arbeitsfeld ist das Thema Luxus. Die Professur ist für drei Jahre ausgelegt und geht danach in eine reguläre Hochschulprofessur über.[26][27]
Vertrieb
Wellendorff ist mit Boutiquen z. B. in Berlin im KaDeWe und Hotel Adlon, Mainz, Stuttgart, Frankfurt am Main, Düsseldorf, München, Wien, San Francisco, Hongkong, Peking, Hangzhou und Tokio sowie weltweit durch ein Netzwerk ausgewählter Juweliere vertreten.[3][28]
Beispiele für Boutiquen:
- Boutique KaDeWe Berlin
- Boutique in Tokio
Weblinks
- wellendorff.com
- Rüdiger Soldt: Schmuckmanufaktur Wellendorff: Graue Goldstadt. In: www.faz.net. 15. Dezember 2018, abgerufen am 16. Dezember 2018.
Einzelnachweise
- Offizielle Website der Schmuckmanufaktur, abgerufen am 5. März 2015
- Georg Etscheit: Kleine Weltmeister (11) : Das „W“ im Dekolleté. In: Die Zeit 06/2003. 2003, abgerufen am 27. April 2010.
- Hannes M. Kneissler: Familie Wellendorff – Goldenes Händchen - brand eins online. brand eins, 2020, abgerufen am 16. Juli 2020.
- Wellendorff: Unter den Besten - FOCUS Online. Focus Online, 2018, abgerufen am 16. Juli 2020.
- Maria-Antonia Gerstmeyer: 125 Jahre Wellendorff: Wie ein Familienunternehmen Luxus neu definiert - WELT. Die Welt, 2018, abgerufen am 16. Juli 2020.
- Madeleine Mader: Markenprofil: Wellendorff – ein wahres Schmuckstück! – BrandBlog. Biesalski & Company GmbH, 2018, abgerufen am 16. Juli 2020.
- Klaus Ahrens: Die Goldschmiede von Wellendorff: Eine fabelhafte Familie - manager magazin. manager magazin new media GmbH, 2011, abgerufen am 8. September 2020.
- Stadtarchiv Pforzheim, Archivsignatur S1-29-W-060; vgl. auch http://www.pfenz.de/wiki/Alexander_Wellendorff
- Steffen Fründt: Wie Wellendorff glänzende Geschäfte macht. In: Welt. 3. Dezember 2007, abgerufen am 21. Juli 2010.
- Franz Littmann: Pforzheim. Die Geschichte einer Schmuckstadt. J. S. Klotz Verlagshaus. Neulingen 2021, ISBN 978-3-948424-59-6, S. 209.
- Ein zehnmal gespaltenes Haar in Gold. In: FAZ. 16. April 2010, abgerufen am 21. Juli 2010.
- Maria-Antonia Gerstmeyer: Schmuck aus Pforzheim: Ambitionierte Handwerkskunst und Magie – wie passt das zusammen? - WELT. In: Welt. 2. Mai 2020, abgerufen am 20. September 2020.
- Iris Wimmer-Olbort: WELLENDORFF: Wahre Werte sind bleibende Werte - HZ. In: Handelszeitung. 30. März 2005, abgerufen am 20. September 2020.
- Axel Henselder: 125 Jahre Streben nach Perfektion - GZ-Online. In: Goldschmiede-Zeitung. 21. Juni 2018, abgerufen am 20. September 2020.
- Thomas Thieme: Schmuckmanufaktur Wellendorff: Weniger als eine Haaresbreite Toleranz - Wirtschaft - Stuttgarter Zeitung. In: Stuttgarter Zeitung. 3. März 2015, abgerufen am 20. September 2020.
- T: Claudia Wellendorff - WOMEN IN BUSINESS. In: WOMEN IN BUSINESS. Swisscontent AG, 3. März 2015, abgerufen am 20. September 2020.
- Louisa Markus: Wellendorff zelebriert 2020 mit einem limitierten Jahresring. In: Elle (Zeitschrift). 1. Dezember 2019, abgerufen am 20. September 2020.
- Louisa Markus: Wellendorff-Jahresring 2020 ausverkauft - GZ-Online. In: Goldschmiede-Zeitung. 16. Dezember 2019, abgerufen am 20. September 2020.
- Wellendorff - Historie - Wahre Werte. 25. August 2020, abgerufen am 20. September 2020.
- Wellendorff - Solitärring DANKE FÜR. 25. August 2020, abgerufen am 26. September 2020.
- Holger Appel: Federleicht: Ausziehbares Goldarmband von Wellendorff. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. April 2021, abgerufen am 24. April 2021.
- BUNTE Magazin: Frühlingsgefühle!: Ein neues Schmuckstück stellt die Physik infrage und wickelt uns ein! Widerstand zwecklos. Bunte, 18. März 2021, abgerufen am 24. April 2021.
- Wellendorff-Gedächtnispreis vergeben - blickpunkt juwelier. Meth Media Verlagsgesellschaft mbH, 2018, abgerufen am 8. September 2020.
- Claudia Keller: Gold- und Silberschmiede sind in den Meisterstand erhoben worden. - Pforzheim - Pforzheimer-Zeitung. J. Esslinger GmbH & Co. KG, 2019, abgerufen am 8. September 2020.
- Hochschule Pforzheim - Profile - Fernando Fastoso. Hochschule Pforzheim - Gestaltung, Technik, Wirtschaft und Recht, 2020, abgerufen am 6. Oktober 2020.
- Georg Weishaupt: Schmuckmanufaktur Wellendorff leistet sich Lehrstuhl für Luxus. Handelsblatt GmbH, 18. Juni 2019, abgerufen am 6. Oktober 2020.
- Luxus als Studienfach: Wellendorff stiftet Lehrstuhl - FOCUS Online. Focus Online, 19. September 2020, abgerufen am 6. Oktober 2020.
- Oliver Klaffke: Wellendorff: Diskrete Heldentaten. In: BILANZ. BILANZ, 22. Oktober 2010, abgerufen am 22. Oktober 2010.