Wald-Amorbach
Wald-Amorbach ist der kleinste und älteste Stadtteil von Breuberg im Odenwaldkreis in Hessen.
Wald-Amorbach Stadt Breuberg | |
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Höhe: | 203 (190–254) m ü. NHN |
Fläche: | 3,64 km² |
Einwohner: | 510 (2016) ca.[1] |
Bevölkerungsdichte: | 140 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Oktober 1971 |
Postleitzahl: | 64747 |
Vorwahl: | 06165 |
Lage
Wald-Amorbach liegt, von Wald umgeben, im Buntsandstein-Odenwald sowie im nördlichen Teil des Breuberger Stadtgebietes. Durch den Ort verläuft die Landesstraße 3413. Der Ort gruppiert sich um die Wegegabelung Spessartstraße / Kirchstraße, an der schon früh bedeutende Verkehrswege zusammen trafen.[2]
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf im Jahre 1286. Am 1. Dezember 1303 sind Schenkungen des „Synandus miles de Bruberg“ an das Kloster Höchst, darunter auch Wald-Amorbach zu verzeichnen. 1381 gehören zwei Höfe den Brüdern Dieter und Peter von Amorbach. 1391 hält das Kloster Höchst den Zehnten. Pfalzgraf Ruprecht II. belehnt 1396 Dieter Gans von Otzberg und Pfalzgraf Ruprecht III. 1408 Ulrich Bunner von Altheim mit einem Hof, 20 Morgen Acker und zwei Morgen Wiesen zu Wald-Amorbach, die ihm sein Schwiegervater Peter Schelle von Amorbach zu seiner Tochter Anna gegeben hat, als Fuldisches Lehen. Dieses Lehen des „Pfalzgräflichen Höfchens“ verfällt 1495. 1567 verkauft die Äbtissin des Klosters Höchst Einkünfte in Wald-Amorbach an Balthasar Breunle zu Umstadt und den königsteinischen Amtmann Philipp Freundt zu Breuberg.
1524 gehört der Ort als Teil des Kondominat Umstadts zu gleichen Teilen Hessen und der Pfalz. 1803 kommt auch der pfälzische Anteil mit dem Amt Otzberg an Hessen-Darmstadt. 1805 kommt der Ort durch Gebietstausch von Hessen-Darmstadt in den Besitz derer Löwenstein-Wertheim, 1806 jedoch schon wieder an das nun im napoleonischen Rheinbund aufgewertete Großherzogtum Hessen und dort zum Amt Habitzheim. Nach Auflösung der Ämter kam Wald-Amorbach 1822 zum Landratsbezirk Erbach, welcher 1848 im Regierungsbezirk Erbach aufging. Dieser wurde 1852 wieder aufgelöst und Wald-Amorbach dem Kreis Neustadt zugeschlagen, 1874 wurde Wald-Amorbach in den Kreis Erbach eingegliedert. Dieser wurde 1938 in Landkreis Erbach und 1972 in Odenwaldkreis umbenannt.[3]
Am 1. Oktober 1971 wurde Wald-Amorbach im Rahmen der hessischen Gebietsreform in die neugebildete Stadt Breuberg eingegliedert.[4]
Ortsadel
Der Ort ist Namensgeber der niederadligen Herren von Amorbach, auch Schelle von Amorbach genannt, die in der Gegend (Odenwald, entlang des Mains bis in den Spessart) Lehens- und Grundbesitz besaßen und von ihrer ersten urkundlichen Erwähnung 1286 bis zu ihrem Aussterben im 16. Jahrhundert den Ort als Stammsitz angesehen haben. Sie waren wohl Vasallen des Klosters Fulda, stellten Burgmannen auf der nahen Burg Breuberg und später auch für das Haus Hanau-Lichtenberg auf der Clingenburg (1481). Von ihnen stammen wohl auch die verwandten Schelle von Umstadt ab. Neben dem Ort sollen ihre Stammburg (Burg Waldamorbach) und wohl auch die ihnen zugehörige benachbarte Burg Dorndiel gelegen haben.[5][6]
- Wappendarstellungen der Schelle von Amorbach
- Der Dorfbrunnen im Ortszentrum mit dem Wappen der Schelle von Amorbach
Historische Namensformen
In historischen Dokumenten ist der Ort unter folgenden Ortsnamen belegt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[7] Amerbach (1286); Ammerbach (1303); Wüsten-Ammerbach (1391); Wüstammerbach (1398)[8]; Wusten Amerbach (1428); Amerbach (1457); Wosten Amorbach (1495); Wusten Amorbach (1567); Wüßten Amorbach (1607); Amerbach (1608); Wüstamorbach (1829); Wald-Amorbach (1833).
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Wald-Amorbach lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[7][9][10]
- vor 1390: Heiliges Römisches Reich, Kloster Fulda Zent Umstadt (Kondominat)
- ab 1390: Heiliges Römisches Reich, Kurpfalz (durch Kauf; bis 1427 an Herrschaft Hanau verpfändet), Zent Umstadt
- ab 1524: Heiliges Römisches Reich, Kurpfalz, Oberamt Otzberg
- ab 1803: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt (durch Reichsdeputationshauptschluss), Oberamt Otzberg
- ab 1805: Heiliges Römisches Reich, Herren von Löwenstein-Wertheim (durch Tausch), Amt Habitzheim
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Fürstentum Starkenburg, Fürstentum Starkenburg, Amt Habitzheim (Niedere Gerichtsbarkeit weiter bei Löwenstein-Wertheim)
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Habitzheim (zur Standesherrschaft Löwenstein-Wertheim gehörig)
- ab 1822: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Breuberg (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Höchst) und Verwaltung)
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Erbach
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Neustadt
- ab 1866: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Neustadt
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Neustadt
- ab 1874: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- ab 1918: Deutsches Reich (Weimarer Republik), Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Erbach (Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurden die drei hessischen Provinzen Starkenburg, Rheinhessen und Oberhessen aufgelöst.)
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Erbach
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Erbach
- am 1. Oktober 1971 zur neuen Stadt Breuberg
- ab 1. August 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Odenwaldkreis
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kirche
Als im Jahre 1565 Wald-Amorbach kurpfälzisch wurde, mussten die Einwohner vom lutherischen Bekenntnis zum reformierten wechseln. 1577 wurden sie mit der hessischen Zugehörigkeit wieder lutherisch, und 1586 mussten sie vom lutherischen Katechismus zum reformierten Heidelberger Katechismus wechseln.
Zwischen 1739 und 1741 wurde die heutige Pfarrkirche als Neugründung errichtet, eine Vorgängerkirche wurde bereits 1524 erwähnt, welche wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. Die barocke Saalkirche ist nach Süden ausgerichtet. Sie schließt mit einem polygonalen geschlossenen Chor ab. Bekrönt wird die Kirche mit einem quadratischen Dachreiter mit verschieferter oktogonaler welscher Haube. Der einfache verputzte Bruchsteinbau hat innen noch seine Originalausstattung. Eine Südempore wurde 1850 zusätzlich errichtet. Wald-Amorbach war erst Filialort von Groß-Umstadt, gehört jetzt aber zur Pfarrei Breuberg. Die Kirche ist St. Bartholomäus geweiht.[2]
Natur und Schutzgebiete
In der Gemarkung von Wald-Amorbach liegt ein Teil des Naturschutzgebiets „Bruchwiesen von Dorndiel“.[11]
Auch das Natura2000-Gebiet „Wald bei Wald-Amorbach“ (FFH-Gebiet 6120-301) befindet sich teilweise in der Gemarkung.[12]
Hoher Stein
Der Hohe Stein an der heutigen Landesgrenze zwischen Bayern und Hessen auf dem Grenzberg an der Gemarkungsgrenze zu Hainstadt und Mömlingen sind zwei markante Grenzsteine am ursprünglichen mittelalterlichen Grenzdreieck von Kurmainz, der Herrschaft Breuberg und des Kondominats Umstadt.
Einzelnachweise
- Einsatz für ein lebendiges Dorf. (Memento vom 1. Dezember 2017 im Internet Archive) In: Darmstädter Echo vom 12. November 2016.
- Wüstamorbach – ein Kurpfälzer Ort im Breuberger Land, Stadtarchiv Breuberg: Breuberger Geschichte und Geschichten; abgerufen am 29. November 2017
- Wald-Amorbach, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 19. Mai 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 29. November 2017.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 358.
- Eintrag zu Wald-Amorbach in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts, abgerufen am 14. September 2016.
- Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde.Band 6, S. 67 ff.
- Wald-Amorbach, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Lehensbriefe der Gans von Otzberg über zwei Höfe mit allem Zubehör im Ort
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen. Band 1. Darmstadt 1866, S. 43 ff. (online bei Google Books).
- Verordnung über das Naturschutzgebiet „Bruchwiesen von Dorndiel“ vom 26. November 1990. (PDF) Staatsanzeiger für das Land Hessen 51/1990, S. 2738, Nr. 1222, abgerufen am 15. Juli 2020.
- Wolfgang Röhser: Bewirtschaftungsplan (Maßnahmenplan) für das FFH-Gebiet 6120-301 „Wald bei Wald-Amorbach“. (PDF) Regierungspräsidium Darmstadt, 30. April 2013, abgerufen am 23. Juni 2021.
Weblinks
- Wald-Amorbach. Infos, Bilder. In: www.wald-amorbach.de. Private Website
- Wald-Amorbach In: Webauftritt der Gemeinde Breuberg.
- Wald-Amorbach, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).