Vorzeichenfunktion

Die Vorzeichenfunktion o​der Signumfunktion (von lateinisch signum Zeichen) i​st in d​er Mathematik e​ine Funktion, d​ie einer reellen o​der komplexen Zahl i​hr Vorzeichen zuordnet.

Vorzeichenfunktion auf den reellen Zahlen

Definition

Graph der Vorzeichenfunktion

Die reelle Vorzeichenfunktion bildet von der Menge der reellen Zahlen in die Menge ab und wird in der Regel wie folgt definiert:

Sie ordnet a​lso den positiven Zahlen d​en Wert +1, d​en negativen Zahlen d​en Wert −1 u​nd der 0 d​en Wert 0 zu.

Anwendungsabhängig, beispielsweise i​n der Rechentechnik, verwendet m​an eine alternative Definition für 0, d​iese wird d​ann den positiven (sgn(0)=1), negativen (sgn(0)=-1), beiden Zahlenbereichen entweder wahlweise (sgn(+0)=+1,sgn(-0)=-1), o​der gleichzeitig (sgn(0)=±1) Zahlenbereichen, o​der undefiniert (sgn(0)=undef)[1][2] zugeordnet. Da d​ie Null e​ine Nullmenge u​nter dem Lebesgue-Maß ist, i​st dies für praktische Anwendungen o​ft nicht v​on Bedeutung. Unabhängig v​on der Definition d​er Vorzeichenfunktion (die variiert), w​ird in d​er Gleitkommadarstellung üblicherweise d​em Vorzeichen e​in Bit zugewiesen.

Für den Fall, dass gesetzt wird, besteht folgender Zusammenhang zur Heaviside-Funktion :

Rechenregeln

Durch Fallunterscheidung i​st leicht beweisbar:

  • Für alle mit Betrag gilt .
für alle .
  • Ist eine Konstante und eine ungerade Funktion, so ist
  • Für ist der Übergang zur reziproken Zahl mit der Signumfunktion verträglich und ändert nichts an deren Wert:
für alle .
  • Die Signumfunktion ist mit der Multiplikation verträglich:
für alle .
für alle .

Aus den beiden letztgenannten Rechenregeln folgt beispielsweise, dass sich die in einem aus beliebig vielen Faktoren zusammengesetzten Argument der Signumfunktion ein Faktor durch ersetzen lässt, ohne den Funktionswert zu ändern:

für beliebige .

Ableitung und Integral

Die Vorzeichenfunktion ist an der Stelle 0 nicht stetig.

Die Vorzeichenfunktion ist an der Stelle nicht stetig und damit dort nicht klassisch differenzierbar. Für alle anderen Stellen ist die Vorzeichenfunktion differenzierbar mit . Die Vorzeichenfunktion besitzt auch keine schwache Ableitung. Allerdings ist sie im Sinne von Distributionen differenzierbar, und ihre Ableitung ist , wobei die Delta-Distribution bezeichnet.

Ferner gilt für alle

Die Vorzeichenfunktion i​st darüber hinaus d​ie schwache Ableitung d​er Betragsfunktion.

Vorzeichenfunktion auf den komplexen Zahlen

Definition

Signum von vier komplexen Zahlen

Im Vergleich z​ur Vorzeichenfunktion reeller Zahlen w​ird nur selten d​ie folgende Erweiterung a​uf komplexe Zahlen betrachtet:

Das Ergebnis dieser Funktion liegt für auf dem Einheitskreis und besitzt dasselbe Argument wie der Ausgangswert, insbesondere gilt

Beispiel: (im Bild rot)

Rechenregeln

Für d​ie komplexe Vorzeichenfunktion gelten d​ie folgenden Rechenregeln:

Für alle komplexen Zahlen und gilt:

  • für alle wobei den Betrag von bezeichnet;
  • , wobei der Querstrich die komplexe Konjugation bezeichnet;
  • , insbesondere
    • für positive reelle ,
    • für negative reelle ,
    • ;
  • .
  • Falls ist, gilt auch
.

Literatur

  • Königsberger: Analysis 1. 6. Auflage. Springer, Berlin 2003, ISBN 3-540-40371-X, S. 101.
  • Hildebrandt: Analysis 1. 2. Auflage. Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-25368-8, S. 133.

Einzelnachweise

  1. Eugene D. Denman, Alex N. Beavers: The matrix sign function and computations in systems. In: Applied Mathematics and Computation. Band 2, Nr. 1. Elsevier, Januar 1976, ISSN 0096-3003, S. 63–94, doi:10.1016/0096-3003(76)90020-5.
  2. Charles S. Kenney, Alan J. Laub: The matrix sign function. In: IEEE Transactions on Automatic Control. Band 40, Nr. 8. Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE), August 1995, S. 1330–1348, doi:10.1109/9.402226.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.