Versorgungsstufe
Versorgungsstufe ist ein Begriff aus der Krankenhausplanung in Deutschland. Mit dem Krankenhaus-Kostendämpfungsgesetz (KHKG) vom 22. Dezember 1981 (BGBl. I s. 1568) sollten die Instrumentarien zur Bedarfsplanung verbessert und eine Änderung in der Investitionsförderung bewirkt werden. Die Krankenhäuser wurden von den Ländern fortan in den Krankenhausplänen in vier Versorgungsstufen eingeteilt.
Einige Bundesländer teilen in ihren Krankenhausgesetzen die nach § 108 SGB V für die Krankenhausbehandlung zugelassenen Allgemeinkrankenhäuser in drei oder vier Kategorien ein. Fachkrankenhäuser werden dabei keiner Versorgungsstufe zugeordnet. Die meisten Länder unterscheiden in ihren Krankenhausplänen dagegen nicht nach Versorgungsstufen, sondern differenzieren ihr Angebot an Krankenhausbetten in anderer Weise.
Vergleich der Strukturen der Krankenhausversorgung nach Ländern vor der Einführung
Bezeichnungen in den Bundesländern nach der Krankenhausbedarfsplanung um 1974:
- Baden-Württemberg:
- Krankenhaus der Grund- und Ergänzungsversorgung (100 bis 250 Betten)
- Krankenhaus der Regelversorgung (ca. 460 Betten)
- Krankenhaus der Zentralversorgung (900 bis über 1200 Betten)
- Krankenhaus der Maximalversorgung (ca. 1800 Betten)
- Bayern:
- Krankenhaus der I. Versorgungsstufe (ca. 300 Betten)
- Krankenhaus der II. Versorgungsstufe (ca. 500 Betten)
- Krankenhaus der III. Versorgungsstufe (wesentlich über 500 Betten)
- Hessen:
- Krankenhaus der Mindestversorgung (150 bis 199 Betten)
- Krankenhaus der Grundversorgung (200 bis 299 Betten)
- Krankenhaus der Regelversorgung (300 bis 499 Betten)
- Krankenhaus der Zentralversorgung (500 bis 699 Betten)
- Krankenhaus der Maximalversorgung (700 bis über 1000 Betten)
- Niedersachsen:
- Krankenhaus der Grundversorgung (mindestens 100 Betten, in der Regel 200 bis 250 Betten)
- Krankenhaus der Regelversorgung (mindestens 200 Betten, in der Regel 400 bis 600 Betten)
- Krankenhaus der Zentralversorgung (mindestens 400 Betten, in der Regel über 600 Betten)
- Nordrhein-Westfalen:
- Krankenhaus der Grundversorgungsstufe (keine Angaben zur Bettenzahl)
- Krankenhaus der gehobenen Breitenversorgung (keine Angaben zur Bettenzahl)
- Krankenhaus der Spitzenversorgung (keine Angaben zur Bettenzahl)
- Rheinland-Pfalz:
- Krankenhaus der Grundversorgung (bis 250 Betten)
- Krankenhaus der Regelversorgung (250 bis 500 Betten)
- Schwerpunktkrankenhäuser (über 500 Betten)
- Saarland:
- Krankenhaus der Grundversorgung (bis 250 Betten)
- Krankenhaus der Regelversorgung (251 bis 350 Betten)
- Krankenhaus der Zentralversorgung (351 bis 650 Betten)
- Krankenhaus der Maximalversorgung (über 651 Betten)
- Schleswig-Holstein:
- Regelkrankenhaus (mindestens 300 Betten)
- Schwerpunktkrankenhaus (mindestens 370 Betten)
- Zentralkrankenhaus (mindestens 1360 Betten)
Regelungen mit Versorgungsstufen
Wurde früher üblicherweise nach vier Versorgungsstufen differenziert (Grund-, Regel-, Schwerpunkt- und Maximalversorgung), werden heute durch Zusammenlegung der ersten beiden Stufen oftmals nur noch drei Versorgungsstufen definiert.
Bayern
In Bayern regelt der Krankenhausplan des Freistaates Bayern[1] die Versorgungsstufen wie folgt:
I. Versorgungsstufe
Diese Krankenhäuser dienen der Grundversorgung. Krankenhäuser der I. Versorgungsstufe sollen in Abhängigkeit vom bestehenden Bedarf an akutstationärer Grundversorgung in Oberzentren und Mittelzentren zur Verfügung gestellt werden.
II. Versorgungsstufe
Diese Krankenhäuser erfüllen in Diagnose und Therapie auch überörtliche Schwerpunktaufgaben. Krankenhäuser der II. Versorgungsstufe sollen entsprechend dem im Einzelfall gegebenen Bedarf an differenzierter Schwerpunktversorgung in Oberzentren zur Verfügung gestellt werden.
III. Versorgungsstufe
Diese Krankenhäuser halten im Rahmen des Bedarfs ein umfassendes und differenziertes Leistungsangebot sowie entsprechend medizinisch-technische Einrichtungen vor. Hochschulkliniken nehmen Aufgaben der III. Versorgungsstufe wahr. Sie sind unter Berücksichtigung ihrer Aufgaben aus Forschung und Lehre in die Krankenhausplanung einzubeziehen. Krankenhäuser der III. Versorgungsstufe sollen je nach Bedarfslage in Oberzentren zur Verfügung gestellt werden.
Rheinland-Pfalz
Das Land Rheinland-Pfalz hat in § 6 Landeskrankenhausgesetz (LKG) die Einteilung in Versorgungsstufen festgelegt, ohne diese näher zu definieren. Die Definition der einzelnen Versorgungsstufen erfolgt im Landeskrankenhausplan, der derzeit folgende Versorgungsstufen vorsieht:[2]
- Krankenhäuser der Grundversorgung
- Krankenhäuser der Regelversorgung
- Schwerpunktkrankenhäuser
- Krankenhäuser der Maximalversorgung
Sachsen
In Sachsen werden die drei Versorgungsstufen in § 4 Abs. 2 SächsKHG folgendermaßen definiert:
I. Versorgungsstufe
Krankenhäuser der Regelversorgung müssen die Fachrichtungen Chirurgie und/oder Innere Medizin umfassen. Wird ein entsprechender Bedarf festgestellt, können sie daneben zum Beispiel die Fachrichtungen Gynäkologie und Geburtshilfe, Augenheilkunde, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Orthopädie, Pädiatrie, Psychiatrie und Urologie vorhalten. Eigene Abteilungen für Teilgebiete einer Fachrichtung im Sinne der Weiterbildungsordnung der Sächsischen Landesärztekammer sollen sie nicht vorhalten.
II. Versorgungsstufe
Krankenhäuser der Schwerpunktversorgung erfüllen in Diagnose und Therapie auch überörtliche Schwerpunktaufgaben. Sie umfassen die Fachrichtungen Chirurgie und Innere Medizin, Gynäkologie und Geburtshilfe, Augenheilkunde, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Orthopädie, Pädiatrie und Urologie. Wird ein entsprechender Bedarf festgestellt, können sie auch die Fachrichtungen Dermatologie, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Neurologie und Psychiatrie vorhalten.
III. Versorgungsstufe
Krankenhäuser der Maximalversorgung müssen im Rahmen des Bedarfs mit ihren Leistungsangeboten über Krankenhäuser der Schwerpunktversorgung wesentlich hinausgehen. Sie sollen die entsprechenden hochdifferenzierten medizinisch-technischen Einrichtungen vorhalten. Universitätskliniken nehmen Aufgaben der Maximalversorgung wahr. Sie sind unter Berücksichtigung ihrer Aufgaben aus Forschung und Lehre in die Krankenhausplanung einzubeziehen.
Sachsen-Anhalt
Das Land Sachsen-Anhalt setzt in § 3 Landeskrankenhausgesetz (KHG LSA) ebenfalls Versorgungsstufen voraus, die gemäß § 3 Abs. 2 KHG LSA von Land, Kommunen, Krankenhausgesellschaft und Verbänden der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung in gemeinsamen Rahmenvorgaben definiert werden.[3]
Es bestehen vier Versorgungsstufen:
- Basisversorgung
- Schwerpunktversorgung
- Spezialversorgung
- Universitäre Versorgung
Regelungen ohne Versorgungsstufen
Die meisten Bundesländer verzichten in ihren Krankenhausgesetzen auf die Einteilung der Krankenhäuser in Versorgungsstufen.
In den Gesetzen von Bremen (§ 4 BremKrhG) und Hamburg (§ 15 HmbKHG) sind Versorgungsschwerpunkte genannt, die jedoch eine andere Bedeutung haben als Versorgungsstufen. In Niedersachsen werden die im Krankenhausplan aufgeführten Krankenhäuser gemäß § 3 Abs. 3 Nds KHG nach medizinischen Fachrichtungen, Planbetten und Funktionseinheiten sowie Ausbildungsstätten nach § 2 Nr. 1 a KHG gegliedert.
In Nordrhein-Westfalen werden nach §§ 12, 16 KHGG NRW im Bescheid über die Aufnahme eines Krankenhauses in den Krankenhausplan u. a. das Versorgungsgebiet, die Versorgungsregion für die psychiatrische Pflichtversorgung, die Gesamtzahl der Planbetten, die Art der Abteilungen mit ihrer Planbettenzahl und ihren Behandlungsplätzen sowie die Ausbildungsstätten nach § 2 Nr. 1a KHG aufgenommen. Ähnliche Vorschriften bestehen in Baden-Württemberg (§ 6 LKHG), Berlin (§ 4 LKG), Brandenburg (§ 14 LKGBbg), Mecklenburg-Vorpommern (§ 24 LKHG M-V), Saarland (§ 23 SaarKHG), Thüringen (§ 4 ThürKHG).
In Hessen wurde mit der Novellierung des Krankenhausgesetzes im Jahr 2002 die Unterscheidung von Versorgungsstufen faktisch abgeschafft (siehe § 17 HKHG).[4]
Überblick über die Bettenzahl der allgemeinen Krankenhäuser in Deutschland 2016
Anzahl der Betten | Anzahl der allg. Krankenhäuser[5] |
---|---|
1 bis 49 | 292 |
50 bis 99 | 193 |
100 bis 149 | 201 |
150 bis 199 | 151 |
200 bis 299 | 227 |
300 bis 399 | 157 |
400 bis 499 | 122 |
500 bis 599 | 95 |
600 bis 799 | 73 |
800 bis 999 | 36 |
über 1000 | 60 |
Schlagwort Supramaximalversorgung
Verschiedene Universitätskrankenhäuser beanspruchen für sich, zum Beispiel im Hinblick auf die Bewältigung eines Massenanfalls von Verletzten und Erkrankten (ManV), als Krankenhaus der Supramaximalversorgung zu gelten. Diese Bezeichnung existiert aber nicht in den Krankenhausbedarfsplänen.
Weblinks
Einzelnachweise
- Krankenhausplan des Freistaates Bayern. (pdf) Freistaat Bayern, 1. Januar 2018, abgerufen am 19. Oktober 2019.
- Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Rheinland-Pfalz: Landeskrankenhausplan 2010 (Memento vom 26. Mai 2015 im Internet Archive) (PDF), S. 42f.
- sachsen-anhalt.de: Rahmenvorgaben für Versorgungs- und Qualitätsziele der Krankenhausplanung in Sachsen-Anhalt gemäß § 3 (2) KHG LSA (PDF; 895 kB), S. 14f.
- Hessisches Krankenhausgesetz § 17.
- http://www.gbe-bund.de/oowa921-install/servlet/oowa/aw92/WS0100/_XWD_PROC?_XWD_2/1/XWD_CUBE.DRILL/_XWD_30/D.922/11784