Vennbahn (Radweg)
Vennbahn | |
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Gesamtlänge | 130 km |
Lage | Deutschland Belgien Luxemburg |
Karte | |
Verlauf der Vennbahn und Distanz- und Höhenangaben | |
Startpunkt | Aachen |
Zielpunkt | Troisvierges |
Orte am Weg | Aachen-Brand – Kornelimünster – Walheim – Schmithof – Raeren – Roetgen – Lammersdorf – Konzen – Monschau – Kalterherberg – Sourbrodt – Weywertz – Waimes – Ondenval – Born – St. Vith – Burg Reuland – Troisvierges |
Bodenbelag | 90 % asphaltiert 10 % geschottert[1] |
Höhendifferenz | Aufstiege 1011 m, Abstiege 760 m[2] (niedrigster Punkt: Aachen 180 m ü. NHN, höchster Punkt: Sourbrodt 563 m ü. NHN) |
Schwierigkeit | leicht, mit Ausnahme der Umgehung am Tunnel Lengeler (12 % auf 1,5 km) |
Verkehrsaufkommen | gering |
Anschluss an |
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ADFC-Zertifizierung | 4 von 5 Sternen[3] |
Webadresse | vennbahn.eu |
Der Vennbahnradweg ist ein grenzüberschreitender Fernradweg zwischen Deutschland, Belgien und Luxemburg, der auf der Trasse der zur Zeit Preußens entstandenen, ab 2002 stillgelegten und abgebauten Vennbahn über rund 130 km von Aachen durch den Naturpark Hohes Venn-Eifel und die Ardennen nach Troisvierges (dt.: Ulflingen) verläuft. Er ist Teil des RAVeL-Netzes (frz.: Réseau Autonome de Voies Lentes), das ein Wegenetz für Wanderer, Reiter und Radfahrer in der belgischen Wallonie ist und im Oktober 1995 ins Leben gerufen wurde. Im deutschsprachigen Raum erhielt der Wander- und Radweg den Namen Vennbahn und ist in seiner Gesamtlänge als Premiumradweg eingestuft.
Der Bahntrassen-Rad- und Wanderweg wird auch von zahlreichen Skatern genutzt und die Anrainergemeinden versprechen sich für die Zukunft eine Steigerung des lokalen Tourismus. Dies wird dadurch unterstützt, dass bereits einige ehemalige Bahnhofsgebäude zu Raststätten umgebaut worden sind, Hotels und Pensionen sich auf Tagestouristen einrichten und lokal der öffentliche Personennahverkehr so genannte Fahrradbusse als Pendelverkehr zur Verfügung stellt. Im Laufe des Jahres 2013 wurden zwischen Roetgen und Kalterherberg noch sieben Stahlhäuschen im Aussehen eines „Verlorenen Waggons“ aufgebaut, die als Wetterschutz oder Rastplatz gedacht sind.[4]
Im Bereich der Wallonie wurden z. T. die noch existierenden Wartehäuschen der Eisenbahn erhalten und mitunter liebevoll gepflegt (siehe Faymonville).
Entwicklung und Verlauf
Nachdem Belgien den Zugverkehr auf der Vennbahn stillgelegt hatte, wurde zum Erhalt und einer weiteren Nutzung der Trasse eine alternative, touristische Nutzung gesucht. Es entstand durch die Zusammenarbeit der „Euregio Maas-Rhein“ und der Großregion Saar-Lor-Lux im Interreg-Projekt IVA die Vennbahnroute als der längste grenzüberschreitende, zusammenhängende Rad- und Wanderweg Europas auf stillgelegten Eisenbahntrassen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 13,6 Mio. Euro (Stand 2012). Finanziell beteiligt sind im Wesentlichen die EU, Deutschland, Belgien (Wallonie und die Deutschsprachige Gemeinschaft), Luxemburg sowie diverse Gemeinden und Firmen.[5]
Die Strecke zwischen Aachen und Schmithof (Grenze) liegt in Deutschland, etwa ab der Grenze nordwestlich von Roetgen bis Grenze Kalterherberg führt die Trasse zwar teilweise durch Deutschland, sie ist aber belgisches Staatsgebiet. Im Bereich der Wallonie führt sie durch mehrere Sprachräume:
- Gemeinden in der französischen Gemeinschaft Belgiens mit Spracherleichterungen für Deutschsprachige
- Gemeinden in der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens mit Spracherleichterungen für Französischsprachige.
Bei der ehemaligen Exklave Hemmeres verlässt dieser Weg vorübergehend die Trasse und das belgische Hoheitsgebiet und führt für wenige 100 m wieder durch Deutschland. Die Strecke zwischen Lengeler (ab Tunnel Wilwerdingen) bis Ulfingen gehört zu Luxemburg.
Der Vennbahn Rad-/Wanderweg selbst führt überwiegend auf der Bahntrasse, aber auch stellenweise ungefähr parallel daneben.
Belgien arbeitete den auf der Vennbahntrasse verlaufenden Radweg von Raeren über Kalterherberg[6] Sourbrodt, Waimes bis St. Vith als Linie 48 und die Strecke St. Vith-Oudler-Ulfingen als Linie 47 ins RAVeL-Netz ein.[7]
Der Radweg führt von Aachen über Monschau, Waimes und Sankt Vith bis ins luxemburgische Troisvierges (dt. Ulflingen) über insgesamt 130 Kilometer mit eisenbahntypischen sehr geringen Steigungen mit Ausnahme der 12 %-Steigung im Verlauf der dauerhaften Umleitung am Tunnel Wilwerdingen nahe dem belgischen Ort Lengeler und der luxemburgischen Grenze. Sourbrodt ist der höchstgelegene Ort auf der Strecke.
Nachdem auf deutscher Seite die Strecke bis Walheim bereits im Jahr 2008 fertiggestellt worden war, sollten die durch das Gebiet der Städteregion Aachen führenden Teilstücke ursprünglich schon 2011 fertiggestellt werden. Beim Abschnitt Roetgen – Lammersdorf konnte aber erst Ende 2010 mit Vorarbeiten begonnen werden, die Abschnitte Walheim – Roetgen und Lammersdorf – Kalterherberg folgten. Auf letzterem Abschnitt waren es im Besonderen die Birkhuhnvorkommen, die zu einer massiven Verzögerung geführt hatten.[8][9] Probleme gab es ferner auf deutschem Gebiet bei der Querung der stark befahrenen Bundesstraße 258, der der Sicherheit halber besondere Beachtung geschenkt werden musste. Zunächst wurde eine Brücke angedacht, jedoch entschloss man sich für den Bau einer Unterführung. Eine neuerliche Schwierigkeit tat sich auf, als festgestellt wurde, dass mit Schadstoffen belasteter Erdaushub zwischen Schmithof und Raeren nicht ordnungsgemäß entsorgt, sondern seitlich des Radweges aufgehäuft worden war.
Auf belgischem Gebiet gab es eine Interessenkollision mit dem Naturschutz, da die Route zwischen Kalterherberg und Sourbrodt durch ein Natura-2000-Gebiet führt, in dem die sehr selten gewordenen Braunkehlchen brüten.[10] Diese Probleme wurden aber mit dem Kompromiss, eine Ausweichtrasse zu errichten, ausgeräumt.[11] Im Oktober 2013 konnte die geänderte Route in diesem Teilstück freigegeben werden.[12] Dagegen wird die Teilstrecke von Waimes nach Sankt Vith bereits seit Jahren touristisch genutzt und hat seit Herbst 2007 einen Anschluss nach Prüm in der deutschen Eifel.
Auf der Grenze zu Luxemburg ist der Tunnel Wilwerdingen (790 m) bei Lengeler aus Umweltschutzgründen gesperrt und wird nicht mehr instand gesetzt, was eine asphaltierte Umgehungsstrecke mit einer maximalen Steigung von 12 % (auf 1,3 km) erforderlich machte. Die Gesamtstrecke wurde am 2. Juli 2013 offiziell eröffnet, die Gesamtkosten beliefen sich auf 14,7 Mio. Euro.[13][14] Am 15. September 2013 wurde in Simmerath-Lammersdorf der letzte Abschnitt nach Kalterherberg offiziell eröffnet.
Rechtliche Besonderheiten
Auf Grund der besonderen Situation, dass einzelne Abschnitte auf deutschem oder belgischem Hoheitsgebiet verlaufen, gilt die jeweilige nationale Straßenverkehrsordnung.[15] Bei einem Unfall ist die zwischen Deutschland, Belgien und Luxemburg einheitlich verwendete kostenlose internationale Notrufnummer 112 zu wählen und der Standort mitzuteilen.[15] Zu diesem Zweck sind auf deutschem Gebiet in regelmäßigen Abständen so genannte Rettungspunkte mit Kilometerangaben, Notrufnummer und eine weitere Nummer, die Hinweise auf den Standort gibt, installiert worden. Dabei ist von Aachen bis hinter Kalterherberg die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass der Anruf per Handy-Netz zuerst bei den deutschen Rettungsdiensten und Polizeidienststellen eingeht. Diese informieren im Bedarfsfalle die belgische Leitstelle, wo ein deutschsprachiger Mitarbeiter sitzt. Dennoch fährt meist der deutsche Rettungsdienst zum Unfallort, weil dieser als erstes alarmiert wurde und oftmals auch als Erster vor Ort sein kann.[16] Diese Regelung besteht bereits seit dem Versailler Vertrag.
Allerdings darf die deutsche Polizei bei Unfall- und/oder Strafanzeigen auf belgischem Hoheitsgebiet nicht tätig werden.[17] Darüber hinaus kann es zu unerwarteten Komplikationen kommen, da deutsches Zivilrecht auf der belgischen Trasse nur dann zur Anwendung gelangt, wenn alle Beteiligten (Verunglückten) aus Deutschland kommen. Auch bei der Höhe des Schmerzensgeldes gibt es wesentliche Unterschiede in Belgien und Deutschland. Im Zweifelsfalle sollte ein Sachverständiger hinzugezogen werden.
Anschlüsse (Auswahl)
An verschiedenen Knotenpunkten des Vennbahnradweges bestehen Anschlüsse sowohl zu weiteren Radfernwegen als auch zu lokalen Radwegnetzen, darunter:
- die Stolberger Vennbahnroute, 9,7 km, Stolberg (Altstadt)-Breinig-Kornelimünster-Abzw. Hahn, ehemals zweigleisiger Vennbahnast.[18]
- der Rurufer-Radweg, der von der Botrange kommend bei Kalterherberg den Vennbahnweg kreuzt und über Monschau, Heimbach, Jülich mit einer Gesamtlänge von 180 km nach Roermond verläuft.
- die Eifel-Höhen-Route, die mit einer Gesamtlänge von 230 km als Rundkurs von Blankenheim kommend die Anschlussstelle Kalterherberg kreuzt und bis Heimbach identisch mit dem Rurufer-Radweg ist, dann aber über Mechernich wieder nach Blankenheim zieht.
- der Eifel-Ardennen-Radweg, der bei St. Vith vom Vennbahnweg abzweigt und über Prüm und Gerolstein über eine Gesamtlänge von ca. 112 km zum Nürburgring verläuft.
- der RAVeL-Weg L45, der von Trois-Ponts kommend über Stavelot und Malmedy bis Waismes führt und dort auf den Vennbahnweg trifft[19]
- der RAVel-Weg L45a, der in Weywertz von der Vennbahn abzweigt und auf der Vennquerbahn zum Losheimergraben (Grenze) führt. Ab Grenze verläuft er auf der Bahntrasse weiter als Kylltal-Radweg über Stadtkyll und Jünkerath mit Weiterführung nach Trier.
- die Piste cyclable du Nord PC21, die in Huldange, einem Ortsteil der Gemeinde Troisvierges, beginnt und mit einer Gesamtlänge von 47 km über Clervaux nach Kautenbach verläuft.[20]
- Vennbahnradweg bei Kornelimünster
- Vennbahnroute von/nach Stolberg
- Vennbahn Rastplatz Monschau
- Rollefbachviadukt
- Vennbahn Überreste der ehemaligen Lokomotivdrehscheibe
- Vennbahnweg bei Kalterherberg während der Ausbauphase
- Ein Tunnel auf der Vennbahn
- Ein Blick von der Trasse
- Vennbahnweg für Fußgänger und Radfahrer bei Ondenval (B)
- Amel-Born-Viadukt
- in Belgien als Wander-, Radweg und gebietsweise auch als Reitweg
- Hinweistafeln zur Geschichte der Vennbahn
- Vennbahnradweg Beschilderung auf dem Teilstück St. Vith-Aachen
- Blick zurück nach Bf. Ulflingen
Auszeichnungen
- „European Greenways Award“ der European Greenways Association (September 2013)[21]
- „Radstrecke des Jahres 2014“ im Rahmen der „Fiets Awards“ (März 2014)[22]
- „Qualitätsroute mit vier Sternen“, verliehen auf der Internationalen Tourismus-Börse Berlin vom ADFC[23]
- „Excellent-Award in der Kategorie Region“ beim internationalen Filmwettbewerb „Das goldene Stadttor 2015“ für den Vennbahn-Film „A path of transmission“[24]
Literatur
- Die Vennbahn. Auf dem Rad von Aachen nach Luxemburg, Hans-Jürgen Serwe und Gotthard Kirch, GEV (Grenz-Echo Verlag), 2014. ISBN 978-3-86712-079-1
Weblinks
- Vennbahn in Wikivoyage
- Offizielle Internetseite
- Vennbahnradweg im Radreise-Wiki
- Premiumradweg Vennbahn auf eastbelgium.com
- RailBike – Fahrraddraisinenverkehr zwischen Monschau-Kalterherberg und Sourbrodt.
- Video des Vennbahnradweges des INTERREG Projektes, Stand 2011
- Video des Vennbahnradweges des INTERREG Projektes, Stand 2013
- Vennbahnroute – Die Chancen am neuen Radweg ergreifen, In: Aachener Zeitung vom 6. November 2012
- Vennbahnradweg auf OpenStreetMap
- Vennbahn – A path of transmission, Kurzfilm 2015 auf youtube.com (OmU)
Einzelnachweise
- Mit dem Rad von Aachen über Vennbahn, Our und Sauer an die Mosel auf dav-koblenz.de, abgerufen am 27. März 2018
- Vennbahn (Memento vom 28. März 2018 im Internet Archive), auf adfc-tourenportal.de
- Vier Sterne für die Vennbahn, auf grenzecho.net, abgerufen am 22. Mai 2019
- Heiner Schepp: In verlorenen Waggons dem Wetter trotzen. In: Aachener Nachrichten vom 29. Mai 2013
- Interreg-Projekt „Vennbahnroute“ im Film
- L48 : Raeren – Roetgen (D) – Montjoie (D) – Sourbrodt – Waimes – Saint-Vith (± 70 km) (frz.)
- L47 : Saint-Vith – Neidingen – Oudler – Lengeler (± 24 km) (frz.)
- Birkhuhn beschäftigt jetzt Brüssel. In: Aachener Nachrichten vom 28. November 2011
- Birkhuhn-Population – NABU übt scharfe Kritik, In: Aachener Zeitung vom 3. Juni 2012
- AVES-Ostkantone und die ostbelgischen Naturschutzvereinigungen: Nein zur RAVeL-Streckenführung durch das Rurtal (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive) (PDF; 343 kB)
- Vennbahnroute wird auf belgischer Seite ausgebaut, In: Aachener Zeitung vom 6. Mai 2013
- Freie Fahrt zwischen Sourbrodt und Kalterherberg. In: Vennbahn.eu. EWIV Eifel-Ardennen Marketing, abgerufen am 27. Januar 2014.
- Lengeler Tunnel für Radfahrer gesperrt (Memento vom 23. Oktober 2013 im Internet Archive). Tageblatt, 3. Juli 2013, abgerufen am 5. Juli 2013.
- Ein Meilenstein in der touristischen Infrastruktur. Aachener Zeitung, 3. Juli 2013, abgerufen am 5. Juli 2013.
- Sicherheitshinweis. Abgerufen am 22. Mai 2019.
- Andreas Gabbert: Vennbahnradweg: Bei Unfällen kommen meist die Deutschen in Aachener Zeitung vom 28. Januar 2014
- Vennbahn-Radweg keine Motorradpiste, auf aachener-zeitung.de, abgerufen am 22. Mai 2019
- Stolberger Vennbahnroute, auf eisenbahn-stolberg.de, abgerufen am 1. August 2021
- L45 – Der grüne Weg des ehemaligen Fürstbistums Waimes – Malmedy – Trois Ponts (Memento vom 6. April 2016 im Internet Archive)
- PC21 DU NORD. In: Portail des Travaux publics. Abgerufen am 22. Mai 2019 (französisch, Nordradweg PC21).
- vennbahn.eu: „European Greenways Award 2013“: And the winner is…Vennbahn!
- vennbahn.eu: Vennbahn ist „Radstrecke des Jahres 2014“
- Mitteilung von der ITB (Memento vom 6. April 2016 im Internet Archive), auf kabinett-online vom 6. März 2015
- Auszeichnung für Vennbahn-Film. Abgerufen am 22. Mai 2019., auf wirtschaft.eifel.info, vom 6. März 2015