United-Airlines-Flug 93
United-Airlines-Flug 93 (Flugnummer: UA93 bzw. UAL93) war ein Linienflug der US-Fluggesellschaft United Airlines, der planmäßig von Newark nahe New York nach San Francisco führen sollte. Am 11. September 2001 wurde die Passagiermaschine des Typs Boeing 757-222 von vier radikal-islamischen Mitgliedern des Terrornetzwerks Al-Qaida als letztes von vier Flugzeugen im Rahmen der Terroranschläge am 11. September 2001 entführt.
Entgegen den Planungen der Entführer stürzte das Flugzeug im Zuge einer Revolte der Passagiere um etwa 10:03 Uhr Ortszeit auf einem Feld in der Nähe von Shanksville, Pennsylvania ab. Bei dem Absturz starben alle 44 Menschen an Bord. United-Airlines-Flug 93 war der einzige Flug, der nicht das von den Terroristen anvisierte Ziel erreichte. Zum Gedenken der Opfer wurde in der Nähe der Absturzstelle das Flight 93 National Memorial errichtet.
Zeitlicher Überblick
Gemäß dem 9/11 Commission Report bildeten der Flugkapitän Jason Dahl, sein Erster Offizier LeRoy Homer, Jr., die Flugbegleiterinnen (Flight attendants) Lorraine Bay, Sandra Bradshaw, Wanda Green, CeeCee Lyles und Deborah Welsh die siebenköpfige Crew. Eingecheckt hatten 37 Passagiere. Planmäßige Abflugszeit war 8:00 Uhr (Ortszeit) am Newark International Airport in Newark, New Jersey. Ziel des Fluges war der San Francisco International Airport. Tatsächlicher Abflug war um 8:42 Uhr.[1]
Um 9:24 Uhr wurden die Piloten von einem Fluglotsen gewarnt: Beware any cockpit intrusion – two a/c [aircraft] hit World Trade Center. (deutsch: „Vorsicht vor Eindringlingen ins Cockpit. Zwei Flugzeuge sind im World Trade Center eingeschlagen.“). Um 9:26 Uhr baten die Piloten um Bestätigung der Nachricht.
Um 9:28 Uhr hörte die Flugverkehrskontrolle in Cleveland Hilferufe der Piloten und Geschrei der Attentäter aus dem Cockpit ab. 40 Sekunden später waren weitere Schreie und Hilferufe zu hören. In dieser Zeitspanne sank das Flugzeug um 700 Fuß (200 m). Um 9:32 Uhr informierte ein Mann mit arabischem Akzent, vielleicht Ziad Jarrah, die Flugsicherung (eventuell unbeabsichtigt): Ladies and gentlemen: Here the captain, please sit down keep remaining seating. We have a bomb on board. So sit. (deutsch: „Meine Damen und Herren, hier [spricht] der Kapitän. Bitte setzen Sie sich und bleiben Sie sitzen. Wir haben eine Bombe an Bord. Also setzen.“) Danach änderte sich die Flugrichtung, und das Flugzeug flog in niedriger Höhe ostwärts in Richtung Washington.
Um 9:39 Uhr hörte der Fluglotse Jarrah (?) sagen, Ah. Here’s the captain; I would like to tell you all to remain seated. We have a bomb aboard, and we are going back to the airport, and we have our demands. So please remain quiet. (deutsch: „Äh, hier ist der Kapitän. Ich möchte Ihnen allen sagen: bleiben Sie sitzen. Wir haben eine Bombe an Bord und fliegen zurück zum Flughafen, und wir haben unsere Forderungen. Also bleiben Sie bitte ruhig.“) Danach gab es keinen Funkkontakt mehr.
Um 10:03 Uhr oder kurz danach stürzte die Maschine nahe Shanksville, Pennsylvania auf das Gelände einer verlassenen Kohlengrube. Dabei kamen alle 44 Personen an Bord (33 Passagiere, sieben Besatzungsmitglieder und vier Entführer) ums Leben. Von einigen Quellen wird die Zahl der Opfer mit 45 angegeben, da eine Passagierin, die 38-jährige Lauren Grandcolas, im dritten Monat schwanger war. Das ungeborene Baby wird dabei als das 45. Opfer an Bord von UA-93 betrachtet. Bei der Absturzstelle in Somerset County konnte laut 9/11-Kommission eine teilweise verbrannte Kopie des US-Visums vom Entführer Ziad Jarrah geborgen werden.[2]
Es ist unbekannt, welches Ziel die Terroristen ansteuern wollten. Kommunikation zwischen Mohammed Atta und Ramzi Binalshibh zwei Tage zuvor deutet darauf hin, dass das Weiße Haus und als Ausweichziel das Kapitol angegriffen werden sollten.
Laut der 9/11-Kommission hätte das Flugzeug Washington D.C. gegen 10:15 Uhr erreicht, 12 Minuten nach dem Absturz. Bereits um 10:07 Uhr erreichten Kampfjets die Hauptstadt, allerdings ohne vom Absturz erfahren zu haben.
Vorkommnisse an Bord
Ab 9:32 Uhr führten mehrere Passagiere und Flugbegleiter Telefongespräche mit Angehörigen und Notrufeinrichtungen. Auf diese Weise erfuhren sie von den Anschlägen auf das World Trade Center. Aus den Gesprächen lässt sich rekonstruieren, dass die Passagiere einen Angriff auf die Entführer begannen, weil sie annehmen mussten, dass der Tod unausweichlich war. Die Terroristen im Cockpit flogen daraufhin Rollbewegungen sowie Nickbewegungen, um die Passagiere bei ihrem Vorhaben zu stören. Die Aufzeichnungen des Voice Recorders lassen nicht den Schluss zu, dass es jenen gelang, das Cockpit zu stürmen. Vielmehr ist anzunehmen, dass die Terroristen das Flugzeug abstürzen ließen, weil sie einsahen, dass die Erreichung ihres Ziels nicht mehr realistisch war.
Verschwörungstheorien
Es gibt zu diesem Flug eine Reihe von Verschwörungstheorien. Eine davon ist, dass die Maschine von der United States Air Force abgeschossen worden sei. Das wurde anfangs auch fälschlicherweise von vielen Nachrichtenmagazinen so bekanntgegeben. Diese Behauptung hat sich als falsch erwiesen, auch weil außerhalb der Absturzstelle keine Überreste des Flugzeugs gefunden wurden. Es wurden nur Papiere gefunden, die von der Explosion und der aufsteigenden heißen Luft mitgerissen und vom Wind bis zu drei Kilometer weit bis in die Gemeinde Indian Lake geweht wurden.[3][4][5] Ein Abschuss mit einer Rakete kann somit ausgeschlossen werden.
Gedenkstätte
An die Opfer erinnerte vor Ort ein vorläufiges Denkmal, bis die nationale Gedenkstätte errichtet war. Die Absturzstelle selbst ist für die Allgemeinheit nicht zugänglich. Das Mahnmal wurde am 10. September 2011 in Anwesenheit der ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton, George W. Bush und des damals amtierenden Barack Obama eingeweiht.[6][7]
Nationalitäten der Opfer im Flugzeug
Die Nationalität der 33 Passagiere und 7 Besatzungsmitglieder umfasste 4 verschiedene Länder.[8] Unter den Opfern befand sich ein 37-jähriger Geschäftsmann aus Rheinland-Pfalz, der auf dem Weg von New York zu einer Weinmesse in Kalifornien war.[9]
Nationalität | Passagiere | Besatzung | Gesamt |
---|---|---|---|
Vereinigte Staaten | 30 | 7 | 37 |
Deutschland | 1 | - | 1 |
Japan | 1 | - | 1 |
Neuseeland | 1 | - | 1 |
Gesamt | 33 | 7 | 40 |
Literatur
- Melodie Homer: From Where I Stand: Flight #93 Pilot’s Widow Sets the Record Straight. ISBN 978-1-936782-74-1.
Darstellung in Filmen
- 2006: Flug 93 (United 93) – Buch und Regie: Paul Greengrass
- 2006: Flight 93 – Todesflug am 11. September (Flight 93) – Regie: Peter Markle, Buch: Nevin Schreiner
- 2008: Flug 93 – Die Dokumentation. Von Carl-Ludwig Paeschke, Uli Weidenbach.
Weblinks
- Flight 93 Abschrift der Cockpit-Tonbänder (PDF; 154 kB). (englisch)
- Flight 93 – Nationale Gedenkstätte, Offizielle NPS-Website (englisch)
- Flight 93 Memorial Project (englisch)
- Absturz der United 93: Amateurfilmer hielt Material zurück. in: Tages-Anzeiger vom 5. September 2011
- Ausführliche Zeitübersicht zu United Airlines Flight 93 (Memento vom 4. Januar 2006 im Internet Archive) – Center for Cooperative Research (englisch)
- Als die Terroristen auf Widerstand stiessen. in: NZZ Online vom 9. September 2011
Siehe auch
- Ablauf der Terroranschläge am 11. September 2001
- American-Airlines-Flug 11 (Nordturm, WTC1)
- United-Airlines-Flug 175 (Südturm, WTC2)
- American-Airlines-Flug 77 (Pentagon)
- Verschwörungstheorien zum 11. September 2001
Einzelnachweise
- Chapter 1. In: 9/11 Commission Report, S. page 10.
- 9/11 AND TERRORIST TRAVEL – Staff Report of the National Commission on Terrorist Attacks Upon the United States. Seite 173
- White House target of Flight 93, officials say. CNN, 23. Mai 2002, abgerufen am 26. September 2009 (englisch).
- Feds Would Have Shot Down Pa. Jet. CBS, 16. September 2001, abgerufen am 26. September 2009 (englisch).
- „9/11 – Die Verschwörungstheorien“ – Eine zweiteilige TV-Dokumentation, die hin und wieder auf dem deutschen Fernsehsender N24 zu sehen ist.
- Grief, reflection mark Flight 93 memorial ceremony, 3news.co.nz
- Flight 93 Memorial To Be Dedicated Saturday In Pennsylvania. sandiegouniontribune.com
- Namensliste am National September 11 Memorial & Museum. Abgerufen am 3. November 2019.
- In Gedenken an den Geisenheimer Dipl.-Ing. Christian Adams – Opfer der Terroranschläge vom 11.9.2001 Archiv der Hochschule Geisenheim, 11. September 2009