Union Rheinische Braunkohlen Kraftstoff AG
Die Union Rheinische Braunkohlen Kraftstoff AG, (auch UnionKraftstoff oder auch nur UK genannt) war ein im Jahre 1937 im Zuge der Autarkie-Bestrebungen des nationalsozialistischen Deutschen Reiches gegründetes Hydrierwerk, ansässig in Wesseling-Süd. Das Hauptinteresse des Unternehmens bestand ursprünglich in der Benzinproduktion durch Kohleverflüssigung. Damaliger Gründungsvorstand der UK waren: Carl Müller von Blumencron, Erich Meissner und Heinz Nedelmann.
Union Rheinische Braunkohlen Kraftstoff AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft, ehemalige |
Gründung | 1937 |
Sitz | Wesseling, Nordrhein-Westfalen |
Branche | Mineralölunternehmen, Erdölraffinerie, Petrochemie |
Firmengeschichte
Die Gesellschaft wurde als Tochterunternehmen von der Rheinischen AG für Braunkohlenbergbau und Brikettfabrikation (RAG) gegründet.[1][2] Anfangs war alleiniger Zweck des Werkes, vorwiegend für Heer und Luftwaffe der Wehrmacht mittels Kohleverflüssigung nach dem Bergius-Pier-Verfahren aus heimischer Braunkohle synthetisches Benzin herzustellen. Die dafür benötigte Braunkohle wurde aus dem nahegelegenen Rheinischen Braunkohlerevier abgebaut, vor allem aus dem Tagebau Berrenrath und der Grube Vereinigte Ville. Die dort aufbereitete und getrocknete Kohle wurde mit der Villebahn, der Querbahn (HGK) und der Schwarzen Bahn von Berrenrath nach Wesseling gebracht. Den naheliegenden Rhein nutzte man als Transportweg für die Tankschiffe und das Wasser wurde zur Kühlung verwendet. Die Produktion startete im Jahr 1941 und im Jahr darauf wurden bereits 250.000 Tonnen Kraftstoffe produziert.
Während der NS-Zeit beschäftigte das Unternehmen mehrere Tausend Zwangsarbeiter.[3][4] Die beschäftigten Zwangsarbeiter waren in Holzbaracken[5] untergebracht, welche sich im sogenannten Südlager[6] befanden. Ein zweites Barackenlager lag direkt am Rhein, das sogenannte Rheinlager[7][8]
Nach mehreren heftigen Luftangriffen im Juli und Oktober des Jahres 1944[9][10] stand das Werk gegen Ende des Jahres 1944 still.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahre 1945 wurde die zerstörte Raffinerie wieder aufgebaut. Durch Auflagen des Alliierten Kontrollrates war es in Deutschland zunächst verboten, Treibstoffe zu produzieren. Aus dieser Not heraus fand die Union-Kraftstoff AG neue Produktionswege und nutzte ihre Hydrieranlagen zunächst zur Herstellung von Ammoniak nach dem Haber-Bosch-Verfahren für die Düngemittelindustrie. Später wurden auch Harnstoffe zu Viehfutter verarbeitet.
Ab 1949 begann das Werk wieder mit der Herstellung von Treibstoffen, diesmal jedoch auf der Basis von Rohöl. 1956 beteiligte sich die UK an der Nord-West-Ölleitung (Pipeline).
Eine eigene Erfindung nutzte die UK zur Herstellung von Methanol und eroberte sich damit einen gewaltigen Marktvorsprung. Mit dem hauseigenen Peukert-Hilberath-Verfahren (Ernst Peukert & Friedrich Hilberath) zur Methanolherstellung[11] wurde die UK in den 1960er Jahren zum größten Methanolproduzenten Europas.
In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die UK zu einer leistungsfähigen Erdölraffinerie und steigerte ihre Rohölkapazität von anfänglich 250.000 Tonnen auf jährlich mehrere Millionen Tonnen. 1985 wurde die Produktpalette um Düsentreibstoffe erweitert, ab 1986 wurden auch Schmierstoffe hergestellt.
1989 wurden die Verarbeitungs- und Vertriebsaktivitäten der UK in die DEA Mineraloel AG eingebracht. Die verbleibenden Aktivitäten gingen auf die RWE-DEA AG über. Im Zusammenhang mit allen anderen DEA Raffinerien konzentrierte sich das Werk UK-Wesseling fortan auf die Herstellung hochwertiger Mineralölprodukte und petrochemischer Grundstoffe.
2002 wurde ein Joint-Venture mit der Shell & DEA Oil GmbH Rheinland Raffinerie Werk Wesseling (RWE Dea) gestartet, woraus im Jahre 2004 die Gesamtübernahme des Raffinerie-Werkbetriebes durch die Shell Deutschland Oil GmbH – Rheinland Raffinerie, Werk Wesseling, erfolgte.
Literatur
- Hans-Josef Joest: KraftAkte – Ein halbes Jahrhundert Union Kraftstoff in Wesseling. ECON Verlag, 1987, ISBN 3-430-15097-3.
Weblinks
Einzelnachweise
- VDI (Hrsg.): Technikgeschichte. Band 65. Verein Deutscher Ingenieure, 1998, S. 151.
- Gustav Stolper (Hrsg.): Der deutsche Volkswirt. Zeitschrift für Politik und Wirtschaft. Band 14. Berlin, 1938, S. 1614.
- Region Rhein-Erft-Rur und der Einsatz von Zwangsarbeitern. (Memento vom 10. Juni 2007 im Internet Archive) historicum.net.
- Zwangsarbeiter in der Industrie. (Memento vom 4. März 2009 im Internet Archive) historicum.net.
- Lebensumstände in Barackenbauten. (Memento vom 19. Juni 2009 im Internet Archive) historicum.net.
- Fotografie: Südlager-Wesseling (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive) historicum.net.
- Fotografie: Rheinlager-Wesseling Ansicht 1 (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive) historicum.net.
- Fotografie: Rheinlager-Wesseling Ansicht 2 (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive) historicum.net.
- Royal Air Force Bomber Command 60th Anniversary – Campaign Diary (Memento vom 6. Juli 2007 im Internet Archive) – 18/19 July 1944 – Attack the synthetic-oil plant'at Wesseling. raf.mod.uk.
- 30 October 1944 – Raid on the oil refinery at Wesseling (Memento vom 29. September 2004 im Internet Archive) raf.mod.uk.
- Patent DE819854C: Verfahren zur Herstellung von Alkoholen, insbesondere Methanol. Angemeldet am 2. Oktober 1948, veröffentlicht am 5. November 1951, Anmelder: Union Rheinische Braunkohlen Kraftstoff A. G., Erfinder: Ernst Peukert, Friedrich Hilberath.