Typ 92 Jū-Sōkōsha
Der Typ 92 Jū Sōkōsha (japanisch 九二式重装甲車 Kyū-ni-shiki jūsōkōsha, deutsch ‚Typ 92 Schwerer Panzerwagen‘), war eine japanische Tankette im Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg und im Zweiten Weltkrieg, die von 1932 (Kōki 2592, daher die Typbezeichnung) bis 1945 vom Kaiserlich Japanischen Heer eingesetzt wurde.[1]
Typ 92 Jū Sōkōsha | |
---|---|
Japanischer Typ 92 (1935) | |
Allgemeine Eigenschaften | |
Besatzung | 3 (Kommandant/Schütze, Fahrer, Bug-MG-Schütze) |
Länge | Turm 12 Uhr 3,95 m |
Breite | 1,63 m |
Höhe | 1,86 m |
Masse | 3,5 t |
Panzerung und Bewaffnung | |
Panzerung | 6–12 mm |
Hauptbewaffnung | anfangs Typ 91 6,5-mm-Maschinengewehr später Typ 92 13,2-mm-Schweres-Maschinengewehr |
Sekundärbewaffnung | anfangs Typ 91 6,5-mm-Maschinengewehr später Typ 97 7,7-mm-Maschinengewehr |
Beweglichkeit | |
Antrieb | Luftgekühlter Franklin/Ishikawajima-Sumida-C6-6-Zylinder-Benzinmotor 34 kW (45 PS) |
Geschwindigkeit | 40 km/h (Straße) |
Leistung/Gewicht | ca. 9,7 kW/t (12,9 PS/t) |
Reichweite | ca. 200 km |
Geschichte
Nach dem Ersten Weltkrieg erkannte das japanische Heer die Notwendigkeit, zur Unterstützung seiner Infanterie gepanzerte Fahrzeuge einzusetzen. Nachdem während des Ersten Weltkrieges die Kavallerie auf dem europäischen Kriegsschauplatz keine entscheidende Rolle mehr gespielt hatte, war auch die Führung der japanischen Kavallerie, die relativ unabhängig von der Infanterie agierte, zu der Erkenntnis gelangt, dass das Zeitalter der berittenen Einheiten vorbei war. Sie wollte deswegen ihre Einheiten mit gepanzerten Fahrzeugen ausrüsten und begutachtete den Typ 89 I-Gō, dessen Höchstgeschwindigkeit von 24 km/h für Aufklärungsmissionen der Kavallerie zu langsam war.[1] Die britische Carden-Loyd Tankette schien am besten für die Aufgabe geeignet, woraufhin einige für die Erprobung erworben wurden.[2] Der daraus resultierende Entwurf war ein Amphibienpanzer, der die Bezeichnung Typ 92 A-I-Gō trug.[3] Doch die Straßen- und Geländegängigkeit des Typs 92 A-I-Gō war bei Versuchen so ungenügend, dass sich zu einem konventionelleren Design entschlossen wurde. Darauf wurden die Ishikawajima-Motorenwerke (heute Isuzu) mit dem Design eines passenden Fahrzeugs beauftragt. Das Ergebnis war der Typ 92, der als Zusatz schwerer Panzerwagen und nicht Panzer oder Tankette erhielt. Hintergrund war, dass für die Kavallerieeinheiten Panzer nicht vorgesehen waren, sondern ausschließlich gepanzerte Fahrzeuge bzw. Panzerwagen. Der Typ 92 hatte ein Gewicht von lediglich 3,5 Tonnen, was unter anderem auf seine geringe Panzerung von 6 mm zurückzuführen war. Das Design war für seine Aufgaben ausreichend, aber schlechte Verarbeitung der Schweißnähte und schlechte Kampfeigenschaften ließen das Fahrzeug keinen guten Ruf genießen.[4] Schließlich musste die Radaufhängung dreimal überarbeitet werden, sodass der Panzerwagen als gescheitertes Design betrachtet wurde. Obwohl der Typ 92 während des Zweiten Japanischen-Chinesischen Krieges zahlreich eingesetzt wurde, wurden zwischen 1932 und 1939 nur 167 Stück gebaut.[2]
Herstellungszahlen des Typ 92 Jū-Sōkōsha[5] | |||||||||
Jahr | 1933 | 1934 | 1935 | 1936 | Insgesamt | ||||
Stückzahl | 42 | 49 | 44 | 32 | 167 |
Einsätze
Die meisten Kavallerie-Einheiten, und somit die meisten Typ 92, waren in der Mandschurei eingesetzt. Erste Einsätze des Schweren Panzerwagens erfolgten innerhalb der Kwantung- und der Chōsen-Armee. Der erste Kampfeinsatz erfolgte 1932 während der Schlacht von Harbin. 1933 nahmen während der Schlacht von Rehe unter anderem zwei Typ 92 und elf Typ 89 I-Gō der 8. Division teil.[6] Dabei stellte sich die geringe Panzerung und Bewaffnung als zu schwach im Kampf gegen gegnerische Panzer heraus. Auch die geringe Geschwindigkeit im Gelände überzeugte nicht und so wurde der Typ 92 1937 nach und nach durch Typ 97 Te-Ke Tanketten ersetzt. Die restlichen Typ 92 verblieben in der Mandschurei und wurden während der Mandschurischen Strategischen Operation der Roten Armee vernichtet.
Technik
Das Design des Typs 92 orientierte sich an der Carden-Loyd Tankette. Im Gegensatz zu anderen Tanketten dieser Zeit war der Typ 92 groß genug, um einen Turm und drei Mann Besatzung aufzunehmen. Damit stellte er eine Mischung aus Tankette und leichtem Panzer dar. Die Tatsache, dass die japanischen Besatzungen eine geringe Körpergröße hatten, ermöglichte erst die kompakte Designform. Beim Bau des Typ 92 wurde weltweit zum ersten Mal die Elektroschweißtechnik während einer Serienproduktion eingesetzt. Die Motorisierung bestand aus einem luftgekühlten Ishikawajima Sumida C6 6-Zylinder Benzinmotor, der unter Mitsubishi-Lizenz gebaut wurde, und im hinteren Teil des Fahrzeugs untergebracht war. Nachdem Mitte der 1930er ein Dieselmotor zur Verfügung stand wurde der Benzinmotor durch diesen ausgetauscht.[7]
Die Radaufhängung basierte auf am Rumpf verschweißte Blattfedern. Das Laufwerk ruhte pro Seite auf drei Aufhängungen für jeweils zwei gummierte Laufräder, die als Laufrollen die Ketten führten. Die Kette wurde über das vordere Antriebsrad, welches über ein Lenkgetriebe die Leistung erhielt, angetrieben. Die Spannräder befanden sich am Heck. Im Einsatz zeigte sich, dass der Typ 92 bei schneller Fahrt und Richtungsänderung schnell die Kette verlor und so wurde die Radaufhängung komplett überarbeitet. Fortan befanden sich auf jeder Seite nur noch zwei Radaufhängungen mit jeweils zwei Metallrädern. Anfangs war die Tankette mit zwei 6,5-mm-Maschinengewehren Typ 91 in Kugelblenden ausgestattet, wovon eines der Bug-MG-Schütze und das andere der im Turm stehende Kommandant bediente. Später wurde das Bug-MG durch eine 13-mm-Maschinenkanone Typ 92 ausgetauscht und der Kommandant erhielt ein stärkeres 7,7-mm-Maschinengewehr Typ 96. Die Maschinenkanone befand sich ebenfalls in einer Kugelblende. Der Fahrer saß links.
Varianten
Um die Panzerabwehrfähigkeiten des Typs 92 zu erhöhen, wurden einige Exemplare mit panzerbrechenden Waffen ausgestattet, doch bildete dies die Ausnahme.[2]
- Typ 92 mit 20-mm-Maschinenkanone Typ 98
- Typ 92 mit 37-mm-Panzerabwehrkanone Typ 94
Literatur
- George Forty: World War Two Tanks. 1st Edition Auflage. Osprey, London 1995, ISBN 1-85532-532-2.
- Steven J. Zaloga: Japanese tanks. 1939-45. Osprey, Oxford 2007, ISBN 978-1-84603-091-8 (englisch).
Weblinks
- Type 92 Jyu-Sokosha. Tanks Encyclopedia, abgerufen am 7. Dezember 2014.
- Type 92 Combat Car. Taki’s Page, abgerufen am 8. Dezember 2014.
- Japan’s Type 94 Te-Ke Tankette. WWII Vehicles, abgerufen am 7. Dezember 2014.
- Typ 92 schweres Panzerfahrzeug. ww2technik.de, abgerufen am 10. Dezember 2014.
Einzelnachweise
- Zaloga, S. 6.
- Type 92 Jyu-Sokosha. Tanks Encyclopedia, abgerufen am 7. Dezember 2014.
- Forty: WW II Tanks 1995 S. 193
- Zaloga, S. 7.
- Steven J Zaloga: Japanese Tanks 1939–45., S. 10.
- THE HISTORY OF BATTLES OF IMPERIAL JAPANESE TANKS, PART I. Taki's Page, abgerufen am 4. Dezember 2014.
- Typ 92 schweres Panzerfahrzeug. ww2technik.de, abgerufen am 10. Dezember 2014.