Thomas Ostermeier
Thomas Ostermeier (* 3. September 1968 in Soltau) ist ein deutscher Theaterregisseur. Er ist seit 1999 Mitglied der Schaubühne am Lehniner Platz und deren Intendant.
Leben
Von 1990 bis 1991 war Ostermeier Schauspieler beim Faust-Projekt von Einar Schleef an der Hochschule der Künste Berlin. Von 1992 bis 1996 studierte er Regie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin. Von 1993 bis 1994 war er Assistent von Manfred Karge am Berliner Ensemble. Von 1996 bis 1999 war er Künstlerischer Leiter und Regisseur an der Baracke am Deutschen Theater Berlin. 1998 wurde die Baracke am Deutschen Theater in der Kritikerumfrage der Zeitschrift Theater heute zum Theater des Jahres gewählt. Er inszenierte unter anderem am Deutschen Theater Berlin, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, an den Münchner Kammerspielen, am Burgtheater Wien und an der Comédie-Française in Paris.
In Abwandlung zum Method Acting von Stanislawski entwickelte Ostermeier seine eigene Methode des sogenannten storytelling für seine Probenarbeiten. Die Schauspieler werden dabei von ihm gebeten, sich in vorgegebenen Rollenspielen aus eigenem Erlebten oder aktuellem Erleben einem bestimmten Thema des Bühnenstoffs zu nähern.[1]
Ostermeier erhielt zahlreiche Auszeichnungen. 1998, 2003, 2006, 2008 und 2018 wurde er zum Berliner Theatertreffen eingeladen. 1997 und 2011 erhielt er den Friedrich-Luft-Preis. 2003 wurde er mit dem Wiener Theaterpreis Nestroy ausgezeichnet. 2009 und 2015 wurde ihm der Ordre des Arts et des Lettres verliehen. 2011 wurde er mit dem Goldenen Löwen der Biennale in Venedig ausgezeichnet.
Seit 1999 ist Ostermeier Künstlerischer Leiter und Regisseur an der Schaubühne Berlin. Von 2010 bis 2018 war er Präsident des Deutsch-Französischen Kulturrates. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und seit 2019 Mitglied der Akademie der Künste, Berlin.[2]
2020 spielte Ostermeier eine Nebenrolle im Film Schwesterlein.
Inszenierungen
- 1996: Recherche Faust / Artaud von Thomas Ostermeier, bat-Studiotheater Berlin
- 1996: Fette Männer im Rock von Nicky Silver, Baracke am Deutschen Theater Berlin
- 1997: Messer in Hennen von David Harrower, Baracke am Deutschen Theater Berlin (Einladung zum Berliner Theatertreffen 1998)
- 1997: Mann ist Mann von Bertolt Brecht, Baracke am Deutschen Theater Berlin
- 1997: Suzuki von Alexei Schipenko, Baracke am Deutschen Theater Berlin
- 1998: Shoppen & Ficken von Mark Ravenhill, Baracke am Deutschen Theater Berlin (Einladung zum Berliner Theatertreffen 1998)
- 1998: Unter der Gürtellinie von Richard Dresser, Baracke am Deutschen Theater Berlin
- 1999: Der blaue Vogel von Maurice Maeterlinck, Deutsches Theater Berlin
- 1999: Disco Pigs von Enda Walsh, Deutsches Schauspielhaus Hamburg
- 1999: Feuergesicht von Marius von Mayenburg, Deutsches Schauspielhaus Hamburg
- 2000: Personenkreis 3.1 von Lars Norén, Schaubühne Berlin
- 2000: Gier von Sarah Kane, Schaubühne Berlin
- 2000: Der Name von Jon Fosse, Schaubühne Berlin
- 2000: Parasiten von Marius von Mayenburg (Uraufführung), Schaubühne Berlin
- 2001: Das ist ein Stuhl von Caryl Churchill, Schaubühne Berlin
- 2001: Dantons Tod von Georg Büchner, Schaubühne Berlin
- 2001: Supermarket von Biljana Srbljanovic (Uraufführung), Schaubühne Berlin
- 2002: Der starke Stamm von Marieluise Fleißer, Münchner Kammerspiele
- 2002: Goldene Zeiten von Richard Dresser, Schaubühne Berlin
- 2002: Nora von Henrik Ibsen, Schaubühne Berlin (Einladung zum Berliner Theatertreffen 2003)
- 2003: Wunschkonzert von Franz Xaver Kroetz, Schaubühne Berlin
- 2003: Woyzeck von Georg Büchner, Schaubühne Berlin
- 2003: Suburban Motel 6: Risiko von George F. Walker, Schaubühne Berlin
- 2003: Der Würgeengel von Karst Woudstra, Schaubühne Berlin
- 2004: Lulu von Frank Wedekind, Schaubühne Berlin
- 2004: Baumeister Solness von Henrik Ibsen, Burgtheater Wien
- 2004: Eldorado von Marius von Mayenburg (Uraufführung), Schaubühne Berlin
- 2005: Zerbombt von Sarah Kane, Schaubühne Berlin
- 2005: Vor Sonnenaufgang von Gerhart Hauptmann, Münchner Kammerspiele
- 2005: Hedda Gabler von Henrik Ibsen, Schaubühne Berlin (Einladung zum Berliner Theatertreffen 2006)
- 2006: Trauer muss Elektra tragen von Eugene O’Neill, Schaubühne Berlin
- 2006: Ein Sommernachtstraum nach William Shakespeare (zusammen mit Constanza Macras), Schaubühne Berlin
- 2006: Liebe ist nur eine Möglichkeit von Christoph Nußbaumeder (Uraufführung), Schaubühne Berlin
- 2006: Das Produkt von Mark Ravenhill, Schaubühne Berlin
- 2007: Die Ehe der Maria Braun nach Rainer Werner Fassbinder, Münchner Kammerspiele (Einladung zum Berliner Theatertreffen 2008)
- 2007: Die Katze auf dem heißen Blechdach von Tennessee Williams, Schaubühne Berlin
- 2007: Room Service von John Murray und Allen Boretz, Schaubühne Berlin
- 2008: Die Stadt und Der Schnitt von Martin Crimp (Uraufführung) und Mark Ravenhill, Schaubühne Berlin
- 2008: Hamlet von William Shakespeare, Schaubühne Berlin
- 2009: John Gabriel Borkmann von Henrik Ibsen, Schaubühne Berlin
- 2009: Susn nach Herbert Achternbusch, Münchner Kammerspiele
- 2010: Dämonen von Lars Norén, Schaubühne Berlin
- 2010: Othello von William Shakespeare, Schaubühne Berlin
- 2011: Maß für Maß von William Shakespeare, Schaubühne Berlin
- 2012: Ein Volksfeind von Henrik Ibsen, Schaubühne Berlin
- 2013: Der Tod in Venedig / Kindertotenlieder nach Thomas Mann und Gustav Mahler, Schaubühne Berlin
- 2013: Les revenants von Henrik Ibsen, Théâtre Vidy-Lausanne
- 2014: Die kleinen Füchse – The Little Foxes von Lillian Hellman, Schaubühne Berlin
- 2015: Richard III. von William Shakespeare, Schaubühne Berlin
- 2015: Bella Figura von Yasmina Reza, Schaubühne Berlin
- 2016: Professor Bernhardi von Arthur Schnitzler, Schaubühne Berlin[3]
- 2016: La Mouette von Anton Tschechow, Théâtre de l'Odéon, Paris
- 2017: Returning to Reims. Nach Didier Eribon, 5. Juli bis 14. Juli mit Nina Hoss, mif.co.uk 2017 in Manchester.
- 2018: Im Herzen der Gewalt. Von Édouard Louis, in einer Fassung von Thomas Ostermeier, Florian Borchmeyer und Édouard Louis, 3. Juni 2018 an der Schaubühne Berlin
- 2018: La Nuit des rois ou tout ce que vous voulez. Von William Shakespeare, Comédie-Francaise, Paris
- 2018: Italienische Nacht. Von Ödön von Horváth, in einer Fassung von Thomas Ostermeier und Florian Borchmeyer, Schaubühne Berlin
- 2019: Abgrund. Von Maja Zade, Schaubühne Berlin
- 2019: Jugend ohne Gott. Von Ödön von Horváth, in einer Fassung von Thomas Ostermeier und Florian Borchmeyer, eine Koproduktion mit den Salzburger Festspielen
- 2020: Qui a tué mon père. Von Édouard Louis, Théâtre de la Ville Paris
- 2021: Das Leben des Vernon Subutex 1. Von Virginie Despentes, Schaubühne Berlin
- 2021: Ödipus. Von Maja Zade, Schaubühne Berlin
Auszeichnungen
- 1997: B.Z.-Kulturpreis
- 1997: Friedrich-Luft-Preis für Messer in Hennen
- 1998: Theater des Jahres in der Kritikerumfrage der Zeitschrift Theater heute
- 1999: Bester junger Regisseur beim MESS-Festival in Sarajewo
- 2000: Europäischer Theaterpreis in Taormina
- 2002: Herald-Angel-Award in Edinburgh
- 2003: Politika-Preis des Internationalen Belgrader Theater-Festivals (BITEF) für Nora
- 2003: Nestroy-Theaterpreis in der Kategorie Beste Regie für Nora
- 2006: Publikumspreis Aufführung des Jahres der TheaterGemeinde Berlin für Hedda Gabler
- 2009: Officier des Ordre des Arts et des Lettres
- 2011: Friedrich-Luft-Preis für Maß für Maß
- 2011: Goldener Löwe der Biennale in Venedig
- 2014: Publikumspreis Aufführung des Jahres der TheaterGemeinde Berlin für Die kleinen Füchse
- 2015: Commandeur des Ordre des Arts et des Lettres
- 2016: Ehrendoktorwürde der University of Kent[3]
- 2018: Kythera-Preis
- 2018: Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland[6]
Filme
- Thomas Ostermeier. Auf der Bühne wie im echten Leben. (OT: Thomas Ostermeier, insatiable théâtre.) Dokumentarfilm, Frankreich, 2016, 56:26 Min., Buch und Regie: Jérémie Cuvillier, Produktion: arte France, Compagnie des Indes, Erstsendung: 17. Juli 2016 bei arte, Inhaltsangabe von arte, (Memento vom 17. Juli 2016 im Internet Archive).
Probenarbeiten zu Tschechows Möwe anlässlich des Theaterfestivals in Avignon. - Abgeschminkt. Thomas Ostermeier. Dokumentarfilm, Deutschland, 2009, 15:22 Min., Buch und Regie: Johanna Schickentanz, Produktion: Euro Kultur-TV, ZDFtheaterkanal, ZDF, Reihe: Abgeschminkt, Erstsendung: 1. Mai 2009 beim ZDFtheaterkanal, Inhaltsangabe von ZDFtheaterkanal.
Literatur
- Gerhard Jörder: Ostermeier. Verlag Theater der Zeit, Berlin 2013, ISBN 978-3-943881-93-6.
- Peter M. Boenisch, Thomas Ostermeier: The Theatre of Thomas Ostermeier. Verlag Routledge, London 2016, ISBN 978-1-138-91447-6
- Peter M. Boenisch: The Schaubühne Berlin under Thomas Ostermeier: Reinventing realism, London u. a.: Methuen Drama, 2021, ISBN 978-1-350-16582-3
Weblinks
- Thomas Ostermeier in der Internet Movie Database (englisch)
- Thomas Ostermeier bei Theapolis
- Thomas Ostermeier im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- 50 Regisseure im deutschsprachigen Theater: Thomas Ostermeier. In: Goethe-Institut
- Thomas Ostermeier. In: Schaubühne Berlin
- Stephan Lebert: Thomas Ostermeier: Der Radikale. In: Die Zeit vom 9. Dezember 2011
Einzelnachweise
- Thomas Ostermeier. Auf der Bühne wie im echten Leben. (Memento vom 17. Juli 2016 im Internet Archive). In: arte, 17. Juli 2016.
- Thomas Ostermeier (Mitglied AdK). In: Akademie der Künste, Berlin. Abgerufen am 25. März 2020.
- Thomas Ostermeier. In: Schaubühne Berlin
- „Rückkehr nach Reims“ mit Nina Hoss. Theaterkritik. In: Der Freitag online, 25. September 2017.
- Peter Laudenbach: Rückkehr nach Reims. Didier Eribons „Rückkehr nach Reims“ wird in Berlin mit Nina Hoss auf die Bühne gebracht. In: Süddeutsche online, 30. September 2017.
- Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit. In: bundespräsident.de. 2. Oktober 2018, abgerufen am 2. Oktober 2018.