Thomas Losse-Müller
Thomas Losse-Müller (geb. Müller, * 3. April 1973 in Schwerte) ist ein deutscher Volkswirt und Politiker (SPD, bis Herbst 2020[1] Bündnis 90/Die Grünen). Von 2012 bis 2017 war er Staatssekretär des Landes Schleswig-Holstein, bis 2014 im Finanzministerium und anschließend als Chef der Staatskanzlei. Der Landesvorstand der SPD nominierte ihn im August 2021 zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2022.
Leben und Beruf
Losse-Müller studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität zu Köln und der School of Oriental and African Studies (SOAS) in London. Von 2000 bis 2004 arbeitete er im Risikomanagement der Deutschen Bank in London, anschließend zunächst bis 2008 und dann erneut von 2010 bis 2012 bei der Weltbank in Washington im Bereich Finanz- und Privatsektorentwicklung; zwischenzeitlich war er von 2008 bis 2010 für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit als Leiter des Programms Making Finance Work for Africa tätig.[2]
In seiner Zeit in Washington gründete er 2007 einen Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen; von 2009 bis 2012 war Losse-Müller Beisitzer im Landesvorstand der Grünen in Hessen.[2][3]
2012 holte ihn Monika Heinold nach Schleswig-Holstein[3], ab dem 12. Juni 2012 war er Staatssekretär im Schleswig-Holsteinischen Finanzministerium. Als Nachfolger von Stefan Studt (SPD) übernahm er am 26. September 2014 die Leitung der Staatskanzlei unter dem sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Torsten Albig, die er bis zum 28. Juni 2017 innehatte.[4][5] In dieser Zeit war er unter anderem Vorsitzender des Verwaltungsrats der Investitionsbank Schleswig-Holstein, Mitglied des Aufsichtsrats der HSH Nordbank, Mitglied des deutschen IT-Planungsrats, des Verwaltungsrats von Dataport und der Rundfunkkommission der Länder. Aus der Landespolitik schied er nach der Landtagswahl 2017 aus und arbeitete unter anderem in einer Unternehmensberatung.[6][7]
Im Oktober 2020 trat er bei den Grünen aus[8] und wechselte zur SPD.[9] Dort arbeitet er in der Denkfabrik der Partei in Schleswig-Holstein mit, in die ihn die Landesparteivorsitzende Serpil Midyatli holte.[10] Im April 2021 erklärte Losse-Müller, im Landtagswahlkreis Eckernförde für die SPD bei der Landtagswahl 2022 kandidieren zu wollen, in dem er gegen den Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU) antreten würde.[11] Der Vorstand der SPD Schleswig-Holstein beschloss am 15. August 2021 einstimmig, dass Losse-Müller Spitzenkandidat der Partei bei der Landtagswahl am 8. Mai 2022 werden soll. Die Personalentscheidung muss noch von den Delegierten des Parteitags im Februar 2022 bestätigt werden.[12]
Losse-Müller ist FiFo Policy Fellow am Finanzwissenschaftlichen Forschungsinstitut der Universität zu Köln und Mitglied im Beirat Innovative Verwaltungsentwicklung der Freien Hansestadt Bremen. Er ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt in Bistensee.[13]
Losse-Müller kündigte im Juni 2021 seinen Job bei einer Unternehmensberatung und lebt seitdem von seiner Pension als Staatssekretär.[14][15] Seine freie Zeit nutzt er für den Wahlkampf.
Positionen
Losse-Müller, der als Experte für Digitalisierung und Reform der öffentlichen Verwaltung gilt[16], steht für einen starken Staat, der die großen Zukunftstrends wie Digitalisierung, Klimawandel und Globalisierung aktiv gestaltet. Zu den Grundsatzfragen politischer Gestaltung im 21. Jahrhundert produziert er in Kooperation mit dem Behörden Spiegel und der Hertie-School einen Podcast.[17]
Weblinks
- Kurzporträt von Thomas Losse-Müller (Memento vom 23. März 2015 im Internet Archive) im Landesportal Schleswig-Holstein
Einzelnachweise
- Jan Kahlcke: Kieler Landeschefin Midyatlı verzichtet: SPD schickt Ex-Grünen ins Rennen. In: Die Tageszeitung: taz. 13. August 2021, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 10. Dezember 2021]).
- Hamburg.de: Kurzlebenslauf, abgerufen am 7. Dezember 2014
- Mann aus dem Maschinenraum. In: Süddeutsche Zeitung. 15. August 2021, abgerufen am 16. August 2021.
- LIS-SH Gesamtbestand: Amts- und Mandatsträger SH. Abgerufen am 12. August 2021.
- SPD schickt Ex-Grünen ins Rennen. In: Taz. Abgerufen am 13. August 2021.
- Ex-Staatskanzleichef Losse-Müller vor SPD-Spitzenkandidatur. In: Die Zeit. 13. August 2021, abgerufen am 13. August 2021.
- SPD-Spitzenkandidatur: Wird es Losse-Müller – und nicht Midyatli? NDR, 13. August 2021, abgerufen am 13. August 2021.
- NDR: Losse-Müller: Vom Ex-Staatskanzleichef zum SPD-Spitzenkandidat. Abgerufen am 10. Dezember 2021.
- Mein Werdegang. Abgerufen am 12. August 2021.
- Denkfabrik – Wie ändert sich die Gesellschaft? Abgerufen am 21. April 2021.
- Kay Müller: Parteien: Albigs Staatskanzleichef tritt gegen Daniel Günther an. In: shz.de. Abgerufen am 21. April 2021.
- Landtagswahl 2022: Losse-Müller soll SPD-Spitzenkandidat werden. In: NDR, 15. August 2021.
- Mein Werdegang. Abgerufen am 12. August 2021.
- So will Günthers SPD-Herausforderer neuer Ministerpräsident werden. Abgerufen am 13. Dezember 2021.
- Kieler Nachrichten. Kiel 21. Oktober 2021, S. 10 (Originaltitel: "Ich werde das besser organisieren als Daniel Günther".).
- EY investiert in das Geschäft mit dem Staat. In: Manager Magazin. 28. August 2018, abgerufen am 13. August 2021.
- 21Staatskunst. Abgerufen am 21. April 2021.