Theodor Wilhelm Düren
Theodor Wilhelm Düren (* 1866[1]; † 8. Juli 1928 in Bad Godesberg[2]) war ein deutscher Bauunternehmer. Das von ihm begründete Bauunternehmen Theodor Wilhelm Düren in Bad Godesberg, einem heutigen Stadtbezirk von Bonn, erlangte überregionale Bedeutung.
Leben und Wirken
Herkunft
Düren entstammte einer Familie Godesberger Bauunternehmer, die sich bis auf seinen Großvater Johann Wilhelm Düren (1801–1852) zurückverfolgen lässt. Sein Vater Wilhelm Düren (1830–1886), der noch einen jüngeren Sohn hatte, war gemeinsam mit seinen Brüdern Anton (1826–1904) und Theodor (1834–1885) Inhaber des Bauunternehmens (gegründet 1855[3]) sowie der Gasanstalt (errichtet 1869/70)[4] Wilhelm Düren.
Werdegang
Düren wurde von Privatlehrern auf das Gymnasium vorbereitet und trat zu Ostern 1877 in die Quarta des Königlichen Gymnasiums Bonn ein; 1882 wechselte er auf das Gymnasium in Münstereifel, wo er das Einjährige und die Unterprima-Reife erreichte. Es schlossen sich eine praktische Ausbildung im Baugewerbe und im Sommer 1885 ein Besuch der Kunst- und Gewerbeschule in Lüttich an.[1] Nach einem vorbereitenden Unterricht durch den Baumeister Esser in Honnef, einen früherer Mitarbeiter des Bauunternehmens Wilhelm Düren, wurde er in die Baugewerkschule Köln aufgenommen; diese schloss er mit dem Baumeisterexamen und der Note „gut“ ab. Es folgte eine Tätigkeit im Büro des Architekten Josef Crones (1848–1934)[5] in Köln, ebenfalls ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma Wilhelm Düren. 1888/89 leistete Düren bei den Deutzer Pionieren als Einjährig-Freiwilliger seinen Wehrdienst ab. Aus dem Heeresdienst wurde er entlassen, als er eine Übung verließ, um sich um sein Unternehmen zu kümmern.[6] Ab Herbst 1898 wohnte er im Haus Rheinallee 19, ab etwa 1902 im Haus Gerhard-Rohlfs-Straße 8.[7]
Am 10. Oktober 1889 gründete Düren in Godesberg das Unternehmen „Theodor Wilhelm Düren Baugeschäft“, wobei die Firma Wilhelm Düren liquidiert wurde; in seiner Außendarstellung gab sich das Unternehmen jedoch als Fortführung dieser Firma zu erkennen. Einen Bauhof und ein Verwaltungsgebäude ließ Düren auf einem vom Vater ererbten Gelände zwischen Hauptstraße[8] und Oststraße errichten sowie auf einem Grundstück an der Plittersdorfer Straße eine Feldbrandziegelei. Seinen ersten Auftrag erhielt das Unternehmen von der Eisenbahndirektion Köln für eine Bahnunterführung in Verlängerung der Bahnhofstraße[9]. 1890 gewann Düren eine Ausschreibung für den Neubau des Krankenhauses Markusstift an der Burgstraße und musste für dieses Projekt bereits Arbeiter aus dem Nassauischen anwerben. Er wurde zum bedeutendsten Bauunternehmer und Bodenspekulant in der Gemeinde, insbesondere im „zweiten“ Godesberger Villenviertel und baute dort auch zahlreiche Straßen – meist zunächst als Privatstraßen, die später von der Gemeinde übernommen wurden.[10] 1897 errichtete Düren darüber hinaus die „Godesberger Dampfziegelei“ – die er auch in seine Firma aufnahm – mit Tongrube in der ehemaligen Schindskaule bei Schweinheim[11]. Sie entwickelte sich zur größten Ziegelei von Godesberg und produzierte jährlich bis zu acht Millionen Steine.[12] 1901 beschäftigte Düren bereits 1.441 Arbeiter[3]; zahlreiche auswärtige Aufträge, davon viele für das Militär und einige im damaligen Reichsland Elsaß-Lothringen, führten zur Eröffnung von Zweigstellen in Straßburg (1896–1900) und Metz (ab 1901), eine weitere bestand in Frankfurt am Main (ab 1900)[13]. 1903 wurde das bisher von ihm als Einzelkaufmann geführte Unternehmen in die neugegründete „Theodor Wilhelm Düren Baugesellschaft mbH“ umgewandelt. Im selben Jahr bezog seine Hauptverwaltung ein neuerrichtetes Bürohaus (Karl-Finkelnburg-Straße 49)[3], als privates Wohnhaus ließ er sich eine Villa (Kaiserstraße 5a[14]) nach Plänen des Architekten Ernst Spindler erbauen und konnte es ab August 1904 bewohnen.[3]
Im April 1909 zog Düren aus geschäftlichen Gründen in das lothringische Diedenhofen um.[7] Nachdem die Firma in Schwierigkeiten geraten war, wurde 1910 ihre Liquidation eingeleitet und die bisher zu ihr gehörenden Grundstücke in die zuvor neu gegründete „Godesberger Immobiliengesellschaft mbH“ mit den Gesellschaftern Theodor Wilhelm Düren und seiner Frau sowie die bisherige Zweigstelle in Metz in die „Rheinisch-Elsass-Lothringische Baugesellschaft mbH“ ausgegliedert. 1912 musste Düren die zuletzt mit Hypotheken belastete Dampfziegelei, zwei Jahre nach Einstellung der Produktion, verkaufen.[15] 1914 wurde die „Baugesellschaft Düren mbH“ gegründet, deren Geschäftsführer Düren und seine Frau waren.[16] Im Ersten Weltkrieg war er vor allem mit deutschen Militärbauten in Lothringen befasst und musste im August 1918 aufgrund der herannahenden alliierten Truppen von Diedenhofen zurück nach Godesberg ziehen, wo er zunächst mit seinen Kindern die ihm gehörende Villa Kaiserstraße 7 bezog. Am Rheinufer hatte er für seine Familie über seine Immobiliengesellschaft 1918/19 ein „Landhaus“ (Büchelstraße 53)[17] nach Plänen des Architekten Heinrich Müller-Erkelenz erbauen lassen, das er jedoch nicht bezog; ab November 1922 lebte er wieder in der Villa Kaiserstraße 5a.[18] Das Bauunternehmen konnte in der Nachkriegszeit nicht an seinen bisherigen Erfolg anknüpfen, zudem gingen Dürens Söhne beruflich andere Wege.[16]
Tod und Nachwirken
Düren starb Anfang Juli 1928 in seiner Villa Kaiserstraße 5a an einem Herzschlag. Er wurde auf dem Burgfriedhof in Bad Godesberg beigesetzt.[18][19] Das Bauunternehmen wurde zunächst vom Regierungsbaurat a. D. A. Beil als neuem Geschäftsführer fortgeführt und, ab 1938 in Köln ansässig, zum Jahresende 1953 aufgegeben.[20] Nach Düren ist bis heute die von seinem Unternehmen angelegte Dürenstraße im Godesberger Villenviertel benannt.[21]
- Villa Theodor Wilhelm Düren, Kaiserstraße 5a (1910)
Öffentliches Engagement
Düren war als „meistbegüterter Grundeigentümer“ von 1896 bis 1908 sowie von 1914 bis 1919 Mitglied des Gemeinderats von Godesberg.[7] Er gehörte einigen Ortsvereinen an, darunter der Gesellschaft Erholung, dem Pionier-Verein, dem Garde-Verein sowie dem Verschönerungsverein Bad Godesberg (von 1903 bis 1910 als Vorstandsmitglied).[18]
Familie
Düren war ab etwa 1898 mit Wilhelmina Augusta (Minna) Rauschert (1876–1937) aus Straßburg verheiratet und hatte mit ihr drei Kinder: Maria (1900–1914), Wilhelm Rudolf (1901–1944) und Theodor Wilhelm Anton (* 1903; † unbekannt). Theodor Düren wurde zum Gerichtsreferendar ausgebildet und promovierte 1931 zum Dr. jur.; Wilhelm Düren war Kaufmann und der Nachlassverwalter seines Vaters, betätigte sich zuletzt (auch) als Schriftsteller[22] und fiel im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront.[23]
Literatur
- Horst Heidermann: Godesberger Industriegeschichte I. In: Godesberger Heimatblätter: Jahresheft des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V., ISSN 0436-1024, Heft 48 (2010), Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg, Bad Godesberg 2011, S. 96–134 (hier: S. 116–132). (unverändert in Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg (Hrsg.); Horst Heidermann: Die Entwicklung der Industrie in dem Badeort Godesberg. Bad Godesberg 2014, ISBN 978-3-9816445-0-0, S. 68–86.)
- Götz Denzinger: „Eine bleibende Erinnerung durch seine Werke geschaffen“: Theodor Wilhelm Düren, ein Godesberger Bauunternehmer. In: Bonner Geschichtswerkstatt (Hrsg.): „Wie herrlich duftet es hier nach Eau de Cologne“: Bad Godesberg – ein historisches Lesebuch, Bonn 2008, S. 93–99.
Einzelnachweise und Anmerkungen
- Horst Heidermann: Godesberger Industriegeschichte I. S. 116.
- Todesanzeige im General-Anzeiger, 9. Juli 1928, S. 7 (online)
- Horst Heidermann: Godesberger Industriegeschichte I. S. 120.
- Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V. (Hrsg.); Horst Heidermann: Die Entwicklung der Industrie in dem Badeort Godesberg. Bad Godesberg 2014, ISBN 978-3-9816445-0-0, S. 24.
- Wolfram Hagspiel: Köln. Marienburg. Bauten und Architekten eines Villenvororts (=Stadtspuren, Denkmäler in Köln, Band 8). J. P. Bachem Verlag, Köln 1996, ISBN 3-7616-1147-1, Band 2, S. 813.
- Horst Heidermann: Godesberger Industriegeschichte I. S. 117.
- Horst Heidermann: Godesberger Industriegeschichte I. S. 118.
- heute Koblenzer Straße (→ Eintrag im Bonner Straßenkataster)
- heute Alte Bahnhofstraße (→ Eintrag im Bonner Straßenkataster)
- Horst Heidermann: Godesberger Industriegeschichte I. S. 127.
- Quellenstraße 1, am Hang oberhalb der heutigen Dechant-Heimbach-Straße
- Horst Heidermann: Godesberger Industriegeschichte I. S. 123.
- Horst Heidermann: Godesberger Industriegeschichte I. S. 131/132.
- 1963 umgebaut bzw. abgebrochen; heute Am Kurpark 5a
- Horst Heidermann: Godesberger Industriegeschichte I. S. 122.
- Horst Heidermann: Godesberger Industriegeschichte I. S. 125.
- ab 1978 Am Büchel 53 (→ Am Büchel im Bonner Straßenkataster); 1974/75–1986 Residenz des finnischen Botschafters, 1995 abgebrochen
- Horst Heidermann: Godesberger Industriegeschichte I. S. 119.
- Das Grab wurde 1973 verkauft.
- Horst Heidermann: Godesberger Industriegeschichte I. S. 126/127.
- Eintrag im Bonner Straßenkataster
- Mutmaßlich Autor von Publikationen bei der Bonner Universitäts-Buchdruckerei Gebr. Scheur 1929 und im Verlag Ludwig Röhrscheid 1934–1940 (→ Datensatz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek)
- Horst Heidermann: Godesberger Industriegeschichte I. S. 117, 126.