Ernst Spindler
Ernst Spindler (* 13. März 1854 in Königswinter; † 7. Dezember 1916 in Berlin) war ein deutscher Architekt. Er führte einige Jahre zusammen mit dem Architekten Gustav Erdmann das Büro Erdmann und Spindler.
Leben
Ernst Spindler studierte Architektur an der Technischen Hochschule Charlottenburg und an der Technischen Hochschule Stuttgart. Er arbeitete später in Berlin, für zwei Jahre war er Leiter der „Vereinigung Berliner Architekten“ und Mitherausgeber der Zeitschrift „Berliner Architekturwelt“. Mit seinem Schwager Gustav Erdmann unterhielt er ab 1884 das erfolgreiche Architekturbüro Erdmann und Spindler in Berlin. Die beiden Architekten realisierten Landhäuser, Industrie- und Geschäftsbauten und auch Grabmäler. Viele bemerkenswerte Bauten haben sie in Berlin und im Berliner Umland hinterlassen.
Eine Folge der Geschäftsausdehnung war eine strengere Arbeitsaufteilung der Art, dass Erdmann vorzugsweise die geschäftliche und praktische Seite des Unternehmens in die Hand nahm, wogegen die Leitung des Ateliers immer mehr Spindler zufiel. Die Erfolge beruhten auch auf dem Umstand, dass sie sich nicht allein auf die Schaffung des Grundrisses und der äußeren Architektur beschränkten, sondern auch die künstlerischen Ausbildung der Innenräume selbst in die Hand nahmen und auf die sog. Architekt-Dekorateure grundsätzlich verzichteten. Während in den früheren Bauten Motive älterer Architektur in freier Verwendung erschienen, zeigten die jüngeren Werke eine durchaus selbstständige neuzeitige Formgebung. Dementsprechend tragen auch die Innenräume einen völlig neuartigen Charakter. Die neugewonnenen Errungenschaften auf dem Gebiet der Innenkunst in Bezug auf Raumgestaltung, Harmonie der Linien und Farben hatten sie sich zu Nutze gemacht. Die Erreichung des Wohnlichen, Behaglichen, Zweckmäßigen blieb dabei stets das oberste Ziel.[1]
Ernst Spindler verstarb am 7. Dezember 1916 in Berlin. Er wurde bestattet auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin, im Grab von Familie Gustav Erdmann – ohne Namensnennung. Im Totenbuch des Friedhofs wird er mit Bestattungsdatum erwähnt (Information von der hier zuständigen Zwölf-Apostel-Kirchhofsverwaltung).
Werk (Auswahl)
Bauten
- 1884: Villa Fabrikant Stiller, Seifersdorf bei Sorau
- 1887: Haus Engel in (Berlin-)Zehlendorf, Potsdamer Straße 47
- 1887–1898: Wohnhaus Dr. Fr. Meyer in Tangermünde
- 1886–1888 und 1896: Gebäude der Feuerversicherungsbank in Gotha, Bebelstraße 10
- 1896: Schloss Dammsmühle in Schönwalde
- 1901–1902: Bad Godesberg, Bismarckturm
- 1901–1902: Villa Ritter zu Berka in Thüringen
- 1903: Wohnhaus für Georg Pasewaldt in (Berlin-)Zehlendorf, Teltower Damm 14
- 1903–1904: Weimar, Frauentorstraße 3, Norddeutsche Grundkreditbank.
- 1904: Bad Godesberg, Kaiserstraße 5a[2], Villa Theodor Wilhelm Düren (nicht erhalten)[3]
- 1905–1906: Sparkassengebäude in Gotha, Lutherstraße 2
- 1909: S-Bahnhof Botanischer Garten in (Berlin-)Lichterfelde
- 1914: Süd-Grundschule in Berlin
- 1914–1915: Bankhaus Ebeling in Berlin-Mitte, Jägerstraße 54–55 (heute Griechische Botschaft in Berlin, im zugehörigen Wohnhaus das Restaurant Vau)
- weitere Bauten: Villa Grosser in Thorn, Mietshaus Schwartz in Thorn, Haus Rüdingsheim bei Thorn, Villa Große in Dahme, Schloss Bartmannshagen bei Grimmen in Vorpommern für Rittergutsbesitzer Arthur Becker, Magdalenenstift in Teltow (Zwangserziehungsanstalt für Mädchen)
Schriften
- Der Wettbewerb um ein Geschäftshaus für die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft in Berlin. In: Berliner Architekturwelt, 8. Jahrgang 1905/1906, Heft 2 (Mai 1905), S. 43ff. (Digitalisat, PDF-Datei mit ca. 17 MB)
Literatur
- Friedrich Paulsen: Ernst Spindler. (= Zirkel-Monographien.) Berlin 1917.
- Frank Rattay: Gustav Erdmann & Ernst Spindler. In: Zehlendorfer Chronik, 17 (2005).
- Frank Rattay: Im besten Sinne des Wortes modern. Die Architekten Gustav Erdmann und Ernst Spindler. In: Jahrbuch, Zehlendorf 2008.
Weblinks
Einzelnachweise
- Berliner Architekturwelt, 6. Jahrgang 1903/1904, Heft 2 (Mai 1903) S. 41–68: Neuere Bauten von Erdmann und Spindler mit vielen Bildbeispielen (online als PDF; 6,9 MB), neu abgerufen am 15. Januar 2021.
- heute Am Kurpark 5a
- Horst Heidermann: Godesberger Industriegeschichte I. In: Godesberger Heimatblätter: Jahresheft des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V., ISSN 0436-1024, Heft 48 (2010), Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg, Bad Godesberg 2011, S. 96–134 (hier: S. 118, 128).