Tegut
Tegut (Eigenschreibweise: tegut…) ist ein deutsches Handelsunternehmen und Vollsortimenter im Lebensmitteleinzelhandel mit Hauptsitz in Fulda. Tegut betreibt 296 Filialen[4] mit ca. 7.700 Mitarbeitern in Hessen, Bayern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Thüringen und Baden-Württemberg. Seit Januar 2013 ist Tegut im Besitz des Schweizer Einzelhandelsunternehmens Genossenschaft Migros Zürich, eines Gesellschafters des Migros-Genossenschafts-Bundes.
tegut… gute Lebensmittel GmbH & Co. KG | |
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Rechtsform | GmbH & Co. KG |
Gründung | 1947[1] |
Sitz | Fulda |
Leitung | Geschäftsführer: Thomas Gutberlet[2] |
Mitarbeiterzahl | ca. 8000 (2020)[3] |
Umsatz | 1,25 Mrd. € (2021)[4] |
Branche | Einzelhandel |
Website | www.tegut.com |
Geschichte
Das Handelsunternehmen wurde 1947 von Theo Gutberlet unter dem Namen Thegu gegründet, der aus den Anfangsbuchstaben seines Vor- und Zunamens abgeleitet war. 1955 folgte die Umbenennung in Tegut. Ab 1961 hießen die größeren Filialen HaWeGe als Akronym für „HandelsWarenGesellschaft“ und ab 1973 die kleineren Okay. 1972 entstand eine eigene Wurst- und Fleischverarbeitung als Tochterunternehmen kff Kurhessische Fleischwaren GmbH. Im Jahr 1973 übernahm Wolfgang Gutberlet, der Sohn des Unternehmensgründers, die Führung des Unternehmens.[5] 1989 wurde das Unternehmen in eine Stiftung überführt, deren Aufsichtsrat die Geschäftsführer einsetzt. Seit 30. August 2009 hat Thomas Gutberlet, der Enkel des Unternehmensgründers, den Vorsitz in dritter Generation inne.
Seit 1982 engagiert sich das Unternehmen für den Anbau und die Vermarktung von Bio-Lebensmitteln.[6] Dazu trägt besonders die eigene Wurst- und Fleischverarbeitung sowie die 1996 als weiteres Tochterunternehmen gegründete Bio-Bäckerei herzberger Bäckerei GmbH bei. Im Jahr 1997 war Tegut der erste Lebensmittelhändler in Deutschland, der Zahlungen per Kreditkarte akzeptierte.[7] 1998 wurde die Firma in tegut… umbenannt. Die Märkte firmieren nun ebenfalls unter diesem Namen. Mit dem Konzept „Lädchen für alles“ hat Tegut 2010 das Konzept des Tante-Emma-Ladens aufgegriffen und kleinere Geschäftslokale auf dem Land und in Stadtteilen eingerichtet, um eine ortsnahe Versorgung auch in kleineren Gemeinden zu erreichen.[8][9]
Am 11. Oktober 2012 wurde die Übernahme der aus sechs Einzelfirmen bestehenden Handelssparte von Tegut durch das Schweizer Einzelhandelsunternehmen Genossenschaft Migros Zürich, einen Gesellschafter des Migros-Genossenschafts-Bundes, bekanntgegeben.[10][11][12][13] Die Transaktion wurde nach Erhalt der kartellbehördlichen Genehmigung und der Zustimmung der Verwaltung des Migros-Genossenschafts-Bundes im Januar 2013 wirksam, und die Genossenschaft Migros Zürich (GMZ) übernahm die Handelssparte der ehemaligen „tegut… Gutberlet Stiftung & Co. KG“. Die Migros Zürich übernimmt die rund 280 Tegut-Märkte in Hessen, Nordbayern, Thüringen sowie in Göttingen und Mainz, die Tegut-Logistik sowie die -Zentrale in Fulda mit insgesamt über 5000 Beschäftigten unter der Geschäftsleitung von Thomas Gutberlet.
Die weiteren Betriebe der ehemaligen „tegut… Gutberlet Stiftung & Co. KG“, insbesondere die Produktionsbetriebe Herzberger Bäckerei und KFF (Kurhessische Fleischwaren Fulda) sowie die landwirtschaftlichen Betriebe, verbleiben bei der neuen „W–E–G Stiftung & Co. KG“. Die Produktionsbetriebe und Lieferanten arbeiten weiterhin mit Tegut zusammen. Die Anteile der Gutberlet-Stiftung an der KFF, die wegen des durch die Migros-Übernahme bedingten Wegfalls ihres Hauptkunden Tegut existentiell bedroht war, wurden Ende 2016 an einen Heimtiernahrungshersteller, die Deuerer-Gruppe aus Bretten, verkauft.[14] Im Mai 2017 wurde die Herzberger Bäckerei wieder in die Tegut-Gruppe eingegliedert.[15] Ende April 2021 machte dem Unternehmen eine Cyberattacke zu schaffen, welche durch den Ausfall des Warenwirtschaftssystems für leere Regale sorgte.[16] Daraufhin wurde von den Hackern eine Datenbank mit persönlichen Daten von Kundenkartenbesitzern im Darknet veröffentlicht.[17][18]
Entwicklung
Jahr | Filialen | Mitarbeiter | Umsatz |
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2021 | 296 | n.b. | 1,25 Mrd. € |
2020 | 283 | ca. 8000 | 1,26 Mrd. € |
2019 | 275 | 7000 | 1,069 Mrd. € |
2018 | 273 | n.b. | 1,035 Mrd. € |
2017 | 273 | n.b. | 1,008 Mrd. € |
2016 | 272 | 5780 | 996 Mio. € |
2015 | 273 | 5500 | 981 Mio. € |
2014 | 280 | n.b. | 970 Mio. € |
2011 | 309 | 6353 | 1,17 Mrd. € |
2010 | 309 | 6301 | 1,15 Mrd. € |
2009 | 301 | 6058 | 1,117 Mrd. € |
2008 | 305 | 6247 | 1,112 Mrd. € |
2007 | 305 | 6181 | 1,100 Mrd. € |
2006 | 303 | 5847 | 1,064 Mrd. € |
2005 | 301 | 5412 | 1,030 Mrd. € |
2004 | 301 | 5146 | 1,000 Mrd. € |
2003 | 300 | 5065 | 972 Mio. € |
2002 | 308 | 6951 | 948 Mio. € |
2001 | 316 | 7671 | 1,010 Mrd. € |
2000 | 331 | 7482 | 971 Mio. € |
1997 | 360 | 8000 | 971 Mio. € |
1993 | 294 | 6700 | 869 Mio. € |
1988 | 141 | 3200 | 368 Mio. € |
1983 | 197 | 2400 | 286 Mio. € |
1978 | 67 | 1400 | 179 Mio. € |
1973 | 53 | 1000 | 105 Mio. € |
1968 | 45 | 500 | 38,3 Mio. € |
1953 | 7 | 35 | 562.400 € |
1947 | 2 | 2 | 12.700 € |
Märkte
Die 296 Filialen[4] befinden sich in relativer Nähe zum Firmensitz im osthessischen Fulda, seit der vom neuen Eigentümer Migros begonnenen Expansionspolitik auch im Raum Stuttgart und München. Diese werden vom Zentrallager in Fulda sowie vom thüringischen Seebergen aus beliefert. Im größten Teil Hessens, Thüringens und im Westen Frankens ist Tegut weitgehend flächendeckend vertreten. Dazu kommen einige Filialen im rheinland-pfälzischen Mainz und im Raum Göttingen in Südniedersachsen. 2014 wurde in Stuttgart der erste Markt außerhalb des bisherigen Verbreitungsraums eröffnet.
Diese Märkte werden in fünf Kategorien unterteilt:
- tegut… Supermarkt
- Die 122 Supermärkte („gute Lebensmittel“) in Eigenregie haben Verkaufsflächen von 800 bis 2500 m² und vertreiben rund 25.000 Produkte.
- tegut… Nahversorger
- Die 120 Nahversorger (ehemals „nah & gut“) haben meist eine Verkaufsfläche bis 800 m² und vertreiben rund 7500 Produkte. Diese Filialen sind rechtlich eigenständige inhabergeführte Unternehmen.
- tegut… Lädchen für alles
- Die inzwischen 30 Lädchen für alles sollen die Nahversorgung im ländlichen Raum ermöglichen. Sie haben eine Verkaufsfläche ab 120 m² und vertreiben rund 4200 verschiedene Produkte. Ein Teil der tegut Lädchen für alles werden in Zusammenarbeit mit Integrationsbetrieben realisiert.
- tegut… Citymarkt
- Als tegut… Citymarkt werden rund 20 kleinere Märkte in größeren Orten und Städten wie Darmstadt, Frankfurt am Main (unter anderem auch im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens), Oberursel, Wiesbaden und Fulda bezeichnet. Sie haben meist eine Verkaufsfläche von etwa 600 m² und vertreiben rund 6500 bis 8000 Produkte.
- tegut… teo
- Das bestehende Tegut-Filialnetz wird weiter ergänzt durch die Tegut-Teo-Kleinstläden mit rund 950 Produkten auf 50 Quadratmetern für den täglichen Gebrauch. Die Läden sind mit Hilfe digitaler Verkaufstechnologien rund um die Uhr geöffnet. Der erste Markt eröffnete im November 2020 in Fulda, bis Ende 2021 ca. 10 Standorte.
In einigen Märkten bestanden im Vorkassenbereich Bäckereitheken des Tochterunternehmens herzberger. Im Jahr 2012 gab Tegut bekannt, diese selbstbetriebenen Marktcafés aufzugeben und die Flächen mit regionalen Bäckereien zu besetzen. Die Herzberger-Backwaren sind in Backstationen und/oder in Brot- und Backwarenregalen im Selbstbedienungsbereich der Märkte weiter erhältlich.[19]
Sortiment
Schon seit den 1980er Jahren gehören neben dem herkömmlichen Supermarkt-Sortiment Bio-Lebensmittel zur Produktpalette.[20] Die Bioprodukte machten 2021 30,47 %[4] des Sortiments aus. Die über 3000 verschiedenen Bio-Produkte stammen teilweise von der eigenen herzberger Bäckerei und dem Rhöner Biosphärenrind e.V., die auch eng mit Landwirten der Region Osthessen zusammenarbeiten. Wichtiger Partner für Bio-Produkte ist auch das ebenfalls anthroposophisch geführte Unternehmen Alnatura. Neben der Naturkost bietet Tegut auch diätische Lebensmittel an, etwa glutenfreie Lebensmittel zur Ernährung bei Zöliakie.
Tegut führt seit 1999 Produkte unter Eigenmarken mit der Absicht, den Geschmack vergleichbarer Markenprodukte mindestens zu erreichen oder zu übertreffen.[21] Im Juli 2019 begann Tegut damit, in einer Filiale in Fulda 144 Lebensmittel verpackungsfrei anzubieten.[22]
Auszeichnungen
- 2008: Deutscher Nachhaltigkeitspreis: „Sonderpreis nachhaltigste Strategie“[23]
- 2008: Bundesverdienstkreuz am Bande für Wolfgang Gutberlet für die hohe Ausbildungsquote, Schaffung neuer Arbeitsplätze und seinen Einsatz für hohe Lebensmittelqualität durch den hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch[6]
- 2007: Entrepreneur des Jahres für Wolfgang Gutberlet (Kategorie Handel)[24]
Einzelnachweise
- tegut… Historie. Tegut, abgerufen am 12. Oktober 2019.
- Thomas Gutberlet übernimmt Führung. FAZ.net, 31. August 2009, abgerufen am 12. Oktober 2019.
- Kunden vertrauen in der Corona-Krise ,guten Lebensmitteln' von tegut… Tegut, 2021, abgerufen am 15. Januar 2020.
- Bio-Anteil erneut gesteigert: tegut… mit Rückenwind ins Jubiläumsjahr. Tegut, 2022, abgerufen am 23. Januar 2022.
- Jacqueline Vogt: Händler mit Überzeugung. faz.net, 25. Mai 2008, abgerufen am 12. Oktober 2019.
- „Großes für das Land geleistet“. (Nicht mehr online verfügbar.) Fuldaer Zeitung, 8. März 2008, ehemals im Original; abgerufen am 14. Oktober 2012. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- Tegut-Kunden zahlen mit Visa. Lebensmittelzeitung, 18. Dezember 1997, abgerufen am 11. Oktober 2014 (Paywall).
- Jörn Perske: Tegut expandiert mit Tante-Emma-Läden. Frankfurter Rundschau, 8. Juli 2011, archiviert vom Original am 20. Dezember 2014; abgerufen am 13. Juli 2011.
- Steffen Grimberg: Lädchen für das Land. Die Tageszeitung, 15. September 2012, abgerufen am 12. Oktober 2019.
- Christian Weber: Live-Ticker aus Zürich: Migros kauft Tegut. Fuldaer Zeitung, 11. Oktober 2012, archiviert vom Original am 14. Oktober 2012; abgerufen am 14. Oktober 2012.
- Migros schluckt Supermarktkette Tegut. Handelsblatt, 11. Oktober 2012, abgerufen am 14. Oktober 2012.
- Migros Zürich übernimmt Handelsgeschäft der tegut… Gutberlet Stiftung & Co. KG – Expansion von Tegut geplant. Tegut, archiviert vom Original am 13. Oktober 2012; abgerufen am 11. Oktober 2012 (Medienmitteilung auf der Tegut-Website ohne Datumsangabe).
- Migros/Tegut: Die Pressemitteilung im Wortlaut. Fuldaer Zeitung, 11. Oktober 2012, archiviert vom Original am 14. Oktober 2012; abgerufen am 14. Oktober 2012.
- Tierfutter statt Wurst: Fuldaer KFF-Fleischerei gerettet. Fuldaer Zeitung, 16. Dezember 2016, abgerufen am 12. Oktober 2019.
- tegut… übernimmt herzberger Bäckerei. Tegut, 15. Mai 2017, abgerufen am 12. Oktober 2019.
- Volker Nies: Fulda: Tegut von Hacker-Angriff schwer getroffen - Leere Regale. Fuldaer Zeitung, 10. Mai 2021, abgerufen am 10. Mai 2021.
- Fulda: Cyber-Angriff auf Tegut - Täter stellen Daten ins Darknet. Osthessen News, 19. Mai 2021, abgerufen am 19. Mai 2021.
- Tegut-Kundendaten sind im Darknet aufgetaucht Bericht auf hardwareluxx.de vom 29. Mai 2021, abgerufen am 31. Mai 2021
- Tegut: Kein Verkauf von Herzberger oder KFF – Marktcafés schließen. Eichenzell Aktuell, 7. August 2012, abgerufen am 11. Juli 2013.
- Georg Etscheit: Guter Geist im Regal. Die Zeit, 5. März 2009, abgerufen am 12. Oktober 2019.
- Neuer frischer Auftritt für die Tegut-Eigenmarken! utopia.de, 24. Juni 2011, archiviert vom Original am 17. Juni 2018; abgerufen am 6. Januar 2013.
- Unverpackt einkaufen beim Tegut Fulda-Kaiserwiesen. Fuldaer Zeitung, 18. Juli 2019, abgerufen am 20. Juli 2019.
- Preistraeger 2008. Deutscher Nachhaltigkeitspreis, 5. Dezember 2008, archiviert vom Original am 13. Mai 2011; abgerufen am 19. November 2012.
- Willkommen in der Galerie der Sieger! Entrepreneur des Jahres, archiviert vom Original am 20. Dezember 2014; abgerufen am 20. Dezember 2014.
- Kunden vertrauen in der Corona-Krise ‚guten Lebensmitteln‘ von tegut… Tegut, 2021, abgerufen am 15. Januar 2020.