Tamara Funiciello
Biografie
Tamara Funiciello ist die Tochter einer Detailhandelsangestellten und eines Fabrikarbeiters. Sie wurde in Bern geboren, wuchs jedoch auf Sardinien auf. Um die Jahrtausendwende zog die Familie erneut nach Bern. Sie absolvierte die Matura, begann ein Studium in Internationalen Beziehungen an der Universität Genf und wechselte für das Studium der Geschichte und Sozialwissenschaften an die Universität Bern. Vor ihrer Zeit als Präsidentin der Juso Schweiz arbeitete sie als Lagermitarbeiterin, Büro- und Serviceangestellte sowie als Gewerkschaftssekretärin bei der Unia.[1][2] Funiciello spielte in der Schweizer Landhockey-Nationalmannschaft und gewann Gold an der U21-Europameisterschaft der C-Division.[3][2] In einem im Juni 2019 veröffentlichten Interview mit dem Magazin[4] nahm Funiciello erstmals öffentlich Stellung zu ihrer Sexualität und outete sich als bisexuell.[4] Mit ihrer Wahl als Nationalrätin ist sie die erste Frau im Schweizer Parlament, die ihre Liebe zu Frauen öffentlich machte.[5]
Politischer Werdegang
Funiciello startete ihre politische Laufbahn als Vorstandsmitglied der vorsitzlosen Stadtberner Juso, später war sie Präsidentin der Juso Kanton Bern und der den Sandinisten nahestehenden Hilfsorganisation JuBria. Weiter amtete sie als Mitglied in der Geschäftsleitung der SP Kanton Bern.[2] Am 18. Juni 2016 erreichte sie im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit als vierte und erste weibliche Präsidentin seitdem die Juso 2008 wieder ein Präsidium einführte. Am 4. Dezember 2016 wurde Funiciello als Vize-Präsidentin der SP Schweiz gewählt.[6] Seither gehört sie auch der Geschäftsleitung der SP Schweiz an.
Funiciello ist überzeugte Feministin und setzt sich aktiv mit dem Thema Sexismus und Gewalt an Frauen auseinander.[7] Als Sozialistin strebt sie eine gewaltlose Überwindung des Kapitalismus hin zu einem demokratischen Sozialismus an.[8]
Bei den Wahlen am 27. November 2016 wurde Funiciello als Vertreterin der Juso in den Berner Stadtrat gewählt.[9] Bei den Wahlen am 25. März 2018 wurde sie als Vertreterin der SP in den Grossen Rat des Kantons Bern gewählt, worauf sie aus dem Stadtrat zurücktrat.[10] Ihr Amt als Präsidentin der Juso hat sie nach drei Jahren per Ende August 2019 abgeben.[11] Ihre Nachfolgerin ist Ronja Jansen. Bei den Parlamentswahlen vom 20. Oktober 2019 wurde Funiciello auf der Liste der Berner SP-Frauen in den Nationalrat gewählt, wo sie Einsitz in der Rechtskommission nimmt.[12] Den Sitz im Grossen Rat gab sie daraufhin ab.
Am 29. Februar 2020 wurde Funiciello im ersten Wahlgang als Co-Präsidentin der SP Frauen Schweiz gewählt.[13]
Am 15. January 2021 übernahm sie die Patenschaft für Mikalaj Dzjadok, Activist und politischer Gefangener aus Belarus.[14]
Mediale Aufmerksamkeit
Grössere mediale Aufmerksamkeit erfuhr Funiciello im Jahr 2017 durch eine politische Aktion, bei der sie und weitere weibliche Parteimitglieder sich mit der Verbrennung eines Büstenhalters und entblösstem Oberkörper gegen Sexismus wehrten.[15] 2018 erlangte sie besondere mediale Aufmerksamkeit mit ihrer Kritik am Song 0-7-9 des Popduos Lo & Leduc, den sie im Interview[16] mit Tele Bärn als sexistisch bezeichnete. Die Zeitung Schaffhauser Nachrichten druckte eine Karikatur mit ihrer (öffentlich abrufbaren) Mobiltelefonnummer ab.[3] Funiciello erhielt daraufhin Beleidigungen und Drohungen.[17][18] Der Presserat rügte die Veröffentlichung.[19] Im Februar 2019 besuchte sie einige Kommentarschreiber, um im Gespräch mit ihnen etwas über die Hintergründe von Hate Speech im Internet zu erfahren.[3]
Weblinks
- Tamara Funiciello auf der Website der Bundesversammlung
- Tamara Funiciello auf der Website des Grossen Rats des Kantons Bern
- Tamara Funiciello auf der Website des Berner Stadtrates
- Persönliche Website
- Sendung «Schawinski». Roger Schawinski im Gespräch mit Tamara Funiciello. Video in: SRF 1 vom 28. August 2017 (Online, 27 Minuten)
- Christof Gertsch: Die Zukunft der Linken? Porträt in: Das Magazin Nr. 25, 22. Juni 2019, S. 8–17 (Archiv).
Einzelnachweise
- Artikel WTF!, vom 21. Juni 2016
- Lebenslauf. Abgerufen am 11. März 2020.
- Zielscheibe der Wut – Tamara Funiciello auf dem Roadtrip ins Hassland. In: watson.ch. 28. März 2019, abgerufen am 28. März 2019.
- Gerade Linke. In: Das Magazin. 21. Juni 2019, archiviert vom Original; abgerufen am 24. Juni 2019.
- Tamara Funiciello outet sich als Bisexuell. Abgerufen am 11. März 2020.
- Funiciello ist Vizepräsidentin der SP Schweiz | NZZ. Abgerufen am 11. März 2020.
- Anliegen – Tamara Funiciello. In: Tamara Funiciello. (tamarafuniciello.ch [abgerufen am 11. März 2020]).
- Streitbare Juso-Präsidentin - Tamara Funiciello – radikal, aber diskussionsbereit. 11. März 2017, abgerufen am 11. März 2020.
- Gemeindewahlen vom 27. November 2016. In: www.bern.ch. Abgerufen am 15. Januar 2017.
- Wahlen und Abstimmungen. Abgerufen am 26. März 2018.
- Tamara Funiciello tritt zurück. In: srf.ch. 6. April 2019, abgerufen am 6. April 2019.
- Ratsmitglied Funiciello Tamara. Abgerufen am 11. März 2020.
- Tamara Funiciello neue Co-Präsidentin der SP Frauen* Schweiz. 29. Februar 2020, abgerufen am 11. März 2020 (deutsch).
- Members of the Swiss National Council and the British House of Lords take over godparenthood for Mikalai Dziadok and Stsiapan Latypau (en) Libereco – Partnership for Human Rights. 15. Januar 2021. Archiviert vom Original am 14. September 2021. Abgerufen am 14. September 2021.
- Cinzia Venafro: Juso Feministinnen provozieren mit Busen-Aktion. (blick.ch [abgerufen am 19. Januar 2018]).
- Ist der Sommerhit „079“ sexistisch? In: TeleBärn News. Abgerufen am 11. November 2018.
- Christina Neuhaus: «0-7-9» het sie gseit | NZZ. In: Neue Zürcher Zeitung. 3. September 2018, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 12. November 2018]).
- Nach Kritik an 079-Song von Lo & Leduc druckt Zeitung Handynummer von Juso-Chefin ab. In: az Aargauer Zeitung. (aargauerzeitung.ch [abgerufen am 12. November 2018]).
- Der Presserat rügt die Publikation von Tamara Funiciellos Telefonnummer | NZZ. In: Neue Zürcher Zeitung. (nzz.ch [abgerufen am 11. März 2020]).
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Fabian Molina | Präsidentin der JungsozialistInnen Schweiz Juni 2016 – August 2019 | Ronja Jansen |