Centurion-Klasse
Die Centurion-Klasse war eine Klasse britischer Vor-Dreadnought-Schlachtschiffe, die für den Dienst in weit entfernten Seegebieten vorgesehen war. Zugunsten einer höheren Reichweite waren sie leichter bewaffnet als andere Schlachtschiffe der Royal Navy.
Bauwerft: | Portsmouth Dockyard Pembroke Dockyard Chatham Dockyard |
Bauzeit: | 1890–1897 |
Dienstzeit: | 1894–1913 |
Schiffe geplant: | 2 |
Schiffe gebaut: | 2 |
Verdrängung: | 10.500 tons Centurion / Barfleur 12.350 tons Renown |
Länge: | 110 mCenturion / Barfleur 120 mRenown |
Breite: | 21 mCenturion / Barfleur 22 mRenown |
Tiefgang: | 7,8 mCenturion / Barfleur 8,2 mRenown |
Antrieb: | 2 Dreizylinder-Dreifachverbunddampfmaschinen 6 Zylinderkessel 2 Schrauben |
Geschwindigkeit: | Centurion / Barfleur:17 kn normal / 18,5 kn erhöht Renown:17,5 kn normal / 19,75 kn erhöht |
Besatzung: | Centurion / Barfleur:620 Renown:674 |
Bewaffnung: | Centurion / Barfleur: (vor Umrüstung) Geschütze:
Torpedorohre:
Renown:
Torpedorohre:
|
Panzerung: | Centurion / Barfleur:
Renown:
|
Geschichte
Der Bau der Klasse geht unmittelbar auf den Naval Defence Act 1889 zurück. Die zwei Schiffe der Klasse waren für den Dienst bei der China Station und der Pacific Station der Royal Navy vorgesehen. Die Reduzierung der Hauptkalibers auf 10 inch (254 mm) ermöglichte das Bunkern größerer Kohlevorräte und eine höhere Geschwindigkeit. Sie waren zu leicht bewaffnet, um den Kampf mit gegnerischen Schlachtschiffen aufzunehmen, doch konnten sie sich aufgrund ihrer Geschwindigkeit und Reichweite einem Kampf mit diesen entziehen. Gegnerischen Kreuzern waren sie überlegen.[1] Ihr Tiefgang war so ausgelegt, dass sie den Sueskanal passieren und die größeren Flüsse in China befahren konnten. Der Rumpf war unterhalb der Wasserlinie mit Holz verkleidet und Kupferblechen beschlagen (sog. Muntzmetall), um die Zeit zwischen den Dockaufenthalten zu verlängern.[1]
Konstruktion
Die Klasse umfasste die HMS Centurion und HMS Barfleur. Die Konstruktion stammt von William Henry White. Die Hauptbewaffnung bestand aus vier 10-inch (254-mm)-Kanonen, die in zwei Barbetten montiert waren. Die Barbetten waren mit nach hinten offenen Panzerkuppeln versehen. Die Geschütze konnten in jeder Position nachgeladen werden. Die Sekundärbewaffnung bestand aus zehn 4.7-inch-(120-mm-)Kanonen und wurde durch eine Reihe kleinerer Kanonen und sieben Torpedorohre ergänzt. Die Royal-Sovereign-Klasse hatte die Möglichkeit zum Vergleich zweier Konstruktionsformen geboten: einerseits die Aufstellung der Geschütze in Barbetten, andererseits die Aufstellung in den älteren, schweren, Geschütztürmen. Letztere Konstruktion führte zu einem sehr geringen Freibord, der einen Einsatz im Atlantik bzw. der Nordsee praktisch unmöglich machte. Die Centurion-Klasse besaß daher die überlegenen Barbetten und war die erste Klasse britischer Schlachtschiffe, bei der diese Barbetten durch Panzerkuppeln geschützt wurden. Obwohl gänzlich anders konstruiert als die älteren Panzertürme, wurden diese ebenfalls als Turm bezeichnet. Allseitig geschlossen, wurden sie in der Folgezeit zum Standard auf Schlachtschiffen.
Auf der Centurion und der Barfleur wurden 1901–1903 bzw. 1902–1904 die 4,7-inch-Kanonen durch 6-inch-(152 mm-)Kanonen in gepanzerten Kasematten ersetzt. Das zusätzliche Gewicht wurde durch Kürzen der Masten und den Ausbau der fünf Überwasser-Torpedorohre kompensiert. Die umgebauten Schiffe waren mit 16,75 Knoten dennoch langsamer als vor dem Umbau.[1]
Die Renown war eine vergrößerte Version mit verbesserter Panzerung. Auf ihr wurde erstmals ein Harvey-Panzer eingesetzt, der bei gleicher Schutzwirkung wie die bisher verwendeten Panzer dünner und damit leichter war. Geschwindigkeit und Reichweite des Schiffes waren höher, die Sekundärbewaffnung wurde verstärkt.[2]
Allen Schiffen wurde eine gute Seefestigkeit und eine gelungene Maschinenanlage nachgesagt. Zur Erhöhung der Geschwindigkeit konnte zusätzlich Luft in die Feuerung eingeblasen werden. Da jedoch dabei die Kessel zu sehr beansprucht wurden, verzichtete man auf diese Leistungssteigerung.
Einsatz
Bestimmungsgemäß wurden die Schiffe zunächst bei der China Station, der Pacific Station und der North America and West Indies Station eingesetzt. Wie alle Vor-Dreadnoughts war die Centurion -Klasse mit Indienststellung der HMS Dreadnought im Jahre 1906 veraltet. Sie wurden für kurze Zeit der Home Fleet überstellt, alsbald in die Reserve versetzt und schon vor dem Ersten Weltkrieg abgebrochen. Gefechtsberührung hatte keines der Schiffe.
Schiffe der Klasse
HMS Centurion
HMS Centurion lief 1892 vom Stapel und wurde 1894 fertiggestellt. Sie diente bei der China Station von 1894 bis 1901 als Flaggschiff und nochmals von 1903 bis 1905. 1905 kam sie in die Reserveflotte und blieb dort bis 1907, anschließend wurde sie bis 1909 bei der Home Fleet eingesetzt und 1910 abgebrochen.[3]
HMS Barfleur
HMS Barfleur lief 1892 vom Stapel und wurde 1894 fertiggestellt. Sie wurde von 1894 bis 1895 in der Reserve im Dienst gehalten, danach war sie bis 1898 bei der Mittelmeerflotte, 1898–1901 bei der China Station, 1904–1906 bei der Reserveflotte. Anschließend wurde sie bis 1909 bei der Home Fleet eingesetzt und 1910 abgebrochen.[3]
Literatur
- R. A. Burt: British Battleships 1889–1904. Naval Institute Press, Annapolis MD 1988, ISBN 0-87021-061-0.
- Roger Chesneau, Eugene M. Kolesnik (Hrsg.): Conway’s All The World’s Fighting Ships 1860–1905. Mayflower Books, New York NY 1979, ISBN 0-8317-0302-4.
- Tony Gibbons: The Complete Encyclopedia of Battleships and Battlecruisers: A Technical Directory of All the World’s Capital Ships From 1860 to the Present Day. Salamander Books, London 1983.
- Gray, Randal (Hrsg.): Conway’s All The World’s Fighting Ships 1906–1921. Naval Institute Press, Annapolis MD 1985, ISBN 0-87021-907-3.
Einzelnachweise
- Conway S. 33.
- Conway S. 34.
- Burt, S. 94, 97–98.