Stromae
Stromae [stʁɔˈmaj] (* 12. März 1985 in Etterbeek, Region Brüssel-Hauptstadt; bürgerlich Paul Van Haver) ist ein belgischer Musiker, Produzent und Modedesigner.[1] Er produziert Musik in den Genres New Beat, Hip-Hop und Electro House. Sein Künstlername ist ein Verlan von Maestro.[2]
Biografie
Paul Van Haver ist der Sohn einer belgischen Mutter. Er wuchs ohne seinen ruandischen Vater auf,[3] der die Familie verließ und nach Ruanda zurückkehrte, wo er 1994 dem Völkermord zum Opfer fiel.[4] Seine Mutter schickte ihn auf ein jesuitisches Internat, an dem er eine Hip-Hop-Band gründete.[5] An der Académie musicale de Jette erhielt Van Haver Unterricht in Musiklehre und Schlagzeug.
Im Jahre 2000 trat er zunächst unter dem Pseudonym OpsMaestro in der Hip-Hop-Szene auf.[6][7] Später änderte er seinen Künstlernamen in Stromae (Maestro mit vertauschten Silben) und hatte unter diesem Namen auch erste Erfolge. Mit 18 Jahren gründete er in Belgien zusammen mit dem Rapper J.E.D.I. eine Rapgruppe namens Suspicion.[8] Sie produzierten gemeinsam das Lied und den Clip Faut que t’arrêtes le Rap. Danach entschied sich J.E.D.I. jedoch, das Rapduo zu verlassen.
Stromae arbeitete zeitweilig in einem Fast-Food-Restaurant, um sich den Besuch einer Privatschule zu finanzieren. Seine Ersparnisse reichten jedoch nicht aus, woraufhin er sich im Institut National de Radioélectricité et Cinématographie einschrieb. Dort vollendete er sein erstes Werk, sein Album Juste un cerveau, un flow, un fond et un mic…
Er unterzeichnete 2008 einen Plattenvertrag über vier Jahre bei Because Music und Kilomaître. Im Jahre 2009 arbeitete Van Haver als Volontär bei der NRJ Radio Station in Brüssel. Der Musikmanager Vincent Verbelen war von Stromaes erster Single Alors on danse überzeugt und spielte den Song zum ersten Mal überhaupt auf NRJ. Die Hörer waren begeistert und Stromaes Karriere kam in Schwung. Alors on danse hielt sich fünf Wochen lang als Nummer eins in den Charts im französischsprachigen Belgien. In Deutschland erreichte der Titel Anfang Februar 2010 Platz 1 der iTunes-Charts[9] und stieg am 12. März auch in den deutschen Single-Charts auf den ersten Platz. Damit ist er der erste komplett französischsprachige Titel auf Platz eins seit Ella, elle l’a von France Gall aus dem Jahre 1988. Am 3. April 2010 erhielt er den ersten NRJ Young Talent Revelation Award, der ihm von der belgischen Kulturministerin Fadila Laanan überreicht wurde. 2011 wurde er mit dem European Border Breakers Award (EBBA) ausgezeichnet.
Bis zu seinem nächsten Album vergingen drei Jahre. Vorab erschienen gleich zwei Singles: Formidable erschien im Juni 2013 und wurde in Stromaes Heimat zum Sommerhit. Papaoutai (klanggleich mit „Papa où t’es“ = Papa, wo bist du) ist ein Song über die innere Suche nach seinem Vater, einem Architekten, der als Tutsi ein Opfer des Völkermords in Ruanda geworden war.[10] Das Lied erreichte in Belgien und in Frankreich die Chartspitze und war über die französischsprachigen Länder hinaus in den Hitparaden.[11] Das Album Racine carrée (= Quadratwurzel) erschien im August 2013 und ist ebenfalls international erfolgreich in die Hitparaden eingestiegen. In Frankreich wurde es für bisher über zwei Millionen Verkäufe viermal mit Diamant ausgezeichnet und konnte sich mit Unterbrechungen 25 Wochen an der Spitze der Album-Charts halten. Im September 2013 coverte die belgische Rockband Mintzkov seinen Song Formidable in englischer Sprache unter dem Titel Formidable/Wonderful für den Radiosender Studio Brussel.
Seitdem er 2015 wegen – durch das Malariamedikament Lariam (Mefloquin) ausgelösten – Angstzuständen eine Tournee durch Afrika hatte abbrechen müssen, meidet Stromae öffentliche Auftritte. In einem Interview gab er 2017 an, er leide noch immer unter Panikattacken und ließ zunächst offen, ob er je wieder professionell Musik machen könne.[1] Am 22. November 2019 allerdings war er Gastsänger bei der Band Coldplay beim Live-Auftritt in Jordanien. Er sang das Lied Arabesque mit.
Am 9. November 2020 verkündete er, dass er nach sieben Jahren Abstinenz (ausgenommen eine Single aus 2018) wieder Musik machen wolle und bereits an einem Album arbeite.[12] Am 15. Oktober 2021 veröffentlichte er die Single Santé (nach dem gängigen französischen Trinkspruch), die er all den oft vergessenen Arbeitenden widmete, die wegen ihres Berufes oder ihrer Armut nicht feiern können, wie Reinigungspersonal, Krankenschwestern, Bordpersonal oder Bäcker.[13] Am 9. Januar 2022 wurde mit L’enfer (die Hölle) der zweite Titel des neuen Albums Multitude veröffentlicht. Das Lied über Depression präsentierte Stromae der Öffentlichkeit erstmals in einem Interview der Nachrichtensendung Journal de 20 heures des französischen Senders TF1: Auf eine Frage der Moderatorin Anne-Claire Coudray reagierte er mit dem Vortrag des Chansons.[14] Diese Gesangseinlage, die zuvor mit dem Sender vereinbart gewesen sei, habe, so Arno Frank in Der Spiegel, die Trennung zwischen Interview und Show aufgehoben und sei „ein Coup, ein Geniestreich, vielleicht sogar eine Frechheit“.[15][16] Das Album Multitude erschien am 3. März 2022.
Stromae ist verheiratet und betreibt mit seiner Frau Coralie das Modelabel Mosaert.[1]
Diskografie
Studioalben
Jahr | Titel Musiklabel |
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen (Jahr, Titel, Musiklabel, Platzierungen, Wochen, Auszeichnungen, Anmerkungen) |
Anmerkungen | ||||||
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DE | AT | CH | UK | FR | BEF | BEW | |||
2010 | Cheese Mosaert |
DE28 (8 Wo.)DE |
AT33 (8 Wo.)AT |
CH18 (28 Wo.)CH |
— | FR6 Gold (213 Wo.)FR |
BEF7 ×3 (39 Wo.)BEF |
BEW1 (… Wo.)BEW |
Erstveröffentlichung: 14. Juni 2010 Verkäufe: + 120.000 |
2013 | Racine carrée Universal Music Group • B1 Recordings • Mosaert |
DE21 Gold (24 Wo.)DE |
AT— Gold |
CH1 ×5 (126 Wo.)CH |
— | FR1 ×4 (182 Wo.)FR |
BEF1 ×12 (… Wo.)BEF |
BEW1 (… Wo.)BEW |
Erstveröffentlichung: 16. August 2013 Verkäufe: + 2.687.500 |
2022 | Multitude Universal Music Group • B1 Recordings • Mosaert |
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Erstveröffentlichung: 3. März 2022 |
Weblinks
- Website Stromaes
- Website des Modelabels Mosaert
- Stromae bei Discogs
- Stromae – Biographie, discographie et un extrait (Memento vom 3. September 2010 im Internet Archive) (französisch)
Einzelnachweise
- Scheue Kollegen. In: Der Spiegel. Nr. 42/2017. Hamburg, S. 134.
- Bonjour, Stromae! auf Einslive.de
- http://www.belgieninfo.net/artikel/view/article/das-musikphaenomen-stromae/ (Memento vom 10. April 2014 im Internet Archive)
- Andrea Crossan: This musician has a half-billion video views. So who the hell is he? In: PRI’s The World vom 27. März 2015 (englisch)
- taz, Ostern 2016, S. 3.
- Interview Musique Maestro ! (Memento vom 26. Januar 2011 im Internet Archive), geführt von Maxime Le Cerf für kcnv.net im Dezember 2010
- Interview Stromae : "Maintenant on va faire la fête sur des morceaux tristes" (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , geführt von Michaël Rochette, veröffentlicht am 23. März 2010 im Internetangebot des französischen Mobilfunkanbieters SFR
- Biografie: Stromae bei swr3.de, abgerufen am 5. März 2010
- http://www.newspoint.cc/artikel/Musik/Neuer_Hit_Stromae_-_Alors_On_Danse_50304.html (Memento vom 16. September 2011 im Internet Archive)
- Stromae, le géant calme marianne.net, 8. September 2013
- Chartquellen: DE AT CH UK FR BEW (Wallonien) BEF (Flandern)
- Stromae kondigt nieuw album aan, DS, 9. November 2020.
- Musik. Abgerufen am 29. Oktober 2021 (deutsch).
- Olivier Lamm: Stromae au 20 heures de TF1: mesdames et messieurs, bonsoir le storytelling. In: Libération. 10. Januar 2022, abgerufen am 31. Januar 2022 (französisch).
- Stromaes Auftritt im TV-Interview: Ein Taschenspielertrick mit Tiefe. In: spiegel.de. 11. Januar 2022, abgerufen am 13. Januar 2022.
- Stromae – L’enfer (Live Performance) auf YouTube, 9. Januar 2022, abgerufen am 13. Januar 2022.