Steinbach (Fernwald)
Steinbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Fernwald im mittelhessischen Landkreis Gießen.
Steinbach Gemeinde Fernwald | |
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Höhe: | 229 (227–264) m ü. NHN |
Fläche: | 9,46 km²[1] |
Einwohner: | 3166 (31. Dez. 2020)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 335 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Postleitzahl: | 35463 |
Vorwahl: | 06404 |
Geografische Lage
Der Ort liegt westlich der Bundesautobahn 5 direkt an der Anschlussstelle Fernwald. Durch Steinbach führt die Landesstraße 3129. Die Bundesstraße 457 führte bis 1981 ebenfalls durch den Ort, wurde dann aber auf eine Umgehungsstraße südwestlich des Ortes verlegt. Nahegelegene Ortschaften sind die Ortsteile der Gemeinde Fernwald Albach und Annerod sowie Pohlheim-Garbenteich.
Geschichte
Steinbach wurde erstmals im Jahre 1141 urkundlich erwähnt.[1] Das Dorf hatte immer einen regen Kontakt zu Kloster Schiffenberg. Dorthin wurde bis 1809 noch der Zehnte gezahlt.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Steinbach:
„Steinbach (L. Bez. Giessen) evangel. Pfarrdorf; liegt 1 St. von Giessen, hat 122 Häuser und 736 Einwohner, die außer 8 Katholiken und 36 Juden evangelisch sind. – Clementia, Gräfin von Gleiberg und Stifterin des Klosters Schiffenberg, setzte durch eine Urkunde vest, daß die sechs Dörfer, welche auf den neuen Anrodungen im Wiesecker Wald, angelegt worden, nach Schiffenberg eingepfarrt werden sollten, und durch eine Urkunde von 1145 weißt der Erzbischof Albero diese sechs Dörfer, unter denen sich Steinbach befand, der Kirche zu Schiffenberg zu. Ein Konradsrode lag in der Nähe, und der Name des Konradsröder Feldes bei Steinbach soll noch bekannt seyn.“[3]
Am 23. Oktober 1719 kam es in Steinbach zu einem großen Brand, bei dem rund 40 Gebäude (Häuser, Ställe, Scheunen) verbrannten.[4] Ein weiterer Großbrand im Jahr 1842 zerstörte dann fast den ganzen Ort, inklusive der alten Kirche. Daraufhin wurde von 1845 bis 1848 die evangelische Kirche Steinbach in ihrer heutigen Form neu erbaut.
Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen schloss sich die Gemeinde Steinbach am 31. Dezember 1971 freiwillig mit den Gemeinden Annerod und Albach zur Gemeinde Fernwald zusammen.[5]
Historische Namensformen
In erhaltenen Urkunden wurde Steinbach unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]
- Steinbach (1141) [Scheinoriginal. Eine Fälscherhand des XIII. Jahrhunderts hat Seinbach nachträglich eingfügt Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3, Nr. 1331]
- Steinbach, in (1248) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 54 = Schenk zu Schweinsberg, Alt-Gießen, S. 247f.]
- Stenbach, in (1302) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 308]
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Steinbach lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][6][7]
- 1344 und später: Gericht Steinbach-Garbenteich
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Gießen[8]
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Gießen
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
- ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Oberamt Gießen (ab 1789), Gericht Steinbach[9]
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Oberfürstentum Hessen, Landamt Gießen[10][11]
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landamt Gießen[12]
- ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gießen (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Gießen) und Verwaltung)
- ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
- ab 1837: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Gießen
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- am 31. Dezember 1971: Zusammenschluss mit Albach und Annerod zur Gemeinde Fernwald.
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
- ab 1979: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Gießen
Gerichte seit 1803
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das „Hofgericht Gießen“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Steinbach das „Landamt Gießen“ zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. „Landgericht Gießen“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht, das für Steinbach zuständig war.
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes am 1. Oktober 1879 wurden die bisherigen Land- und Stadtgerichte im Großherzogtum Hessen aufgehoben und durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt, ebenso verfuhr man mit den als Obergerichten fungierenden Hofgerichten, deren Funktion nun die neu errichteten Landgerichte übernahmen. Die Bezirke des Stadt- und des Landgerichts Gießen wurden zusammengelegt und bildeten nun zusammen mit den vorher zum Landgericht Grünberg gehörigen Orten Allertshausen und Climbach den Bezirk des neu geschaffenen Amtsgerichts Gießen, welches seitdem zum Bezirk des als Obergericht neu errichteten Landgerichts Gießen gehört.[13] Zwischen dem 1. Januar 1977 und 1. August 1979 trug das Gericht den Namen „Amtsgericht Lahn-Gießen“ der mit der Auflösung der Stadt Lahn wieder in „Amtsgericht Gießen“ umbenannt wurde. In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen des Amtsgerichts Gießen, das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.
Einwohnerentwicklung
• 1502: | 18 Männer[1] |
• 1577: | 73 Hausgesesse[1] |
• 1630: | 2 dreispännige, 8 zweispännige, 21 einspännige Ackerleute, 16 Einläuftige, 8 Witwen, 4 Vormundschaften[1] |
• 1669: | 276 Seelen[1] |
• 1742: | 3 Geistliche/ Beamte, 115 Untertanen, 43 Junge Mannschaften, 5 Beisassen/ Juden[1] |
• 1791: | 523 Einwohner[9] |
• 1800: | 545 Einwohner[14] |
• 1806: | 656 Einwohner, 110 Häuser[11] |
• 1829: | 736 Einwohner, 122 Häuser[3] |
• 1867: | 1009 Einwohner, 158 Häuser[15] |
Steinbach: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2011 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1791 | 523 | |||
1800 | 545 | |||
1806 | 656 | |||
1829 | 736 | |||
1834 | 766 | |||
1840 | 837 | |||
1846 | 852 | |||
1852 | 916 | |||
1858 | 953 | |||
1864 | 1.004 | |||
1871 | 979 | |||
1875 | 970 | |||
1885 | 1.003 | |||
1895 | 979 | |||
1905 | 1.016 | |||
1910 | 1.094 | |||
1925 | 1.112 | |||
1939 | 1.271 | |||
1946 | 1.756 | |||
1950 | 1.885 | |||
1956 | 1.795 | |||
1961 | 1.875 | |||
1967 | 1.934 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 2.811 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; Zensus 2011[16] |
Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1830: | 692 evangelische, 8 römisch-katholische Einwohner, 36 jüdische Einwohner |
• 1961: | 1491 evangelische, 360 römisch-katholische Einwohner |
Erwerbstätigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1961: | Erwerbspersonen: 265 Land- und Forstwirtschaft, 450 Produzierendes Gewerbe, 14 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 172 Dienstleistungen und Sonstige. |
Wappen
Beschreibung: „In Rot auf ein goldenes Schrägkreuz aufgelegt ein silbernes, mit einem durchgehenden schwarzen Kreuz belegtes Herzschild.“
Der Deutschordensschild und das Gleiberger (Merenberger) Schrägkreuz stehen für deren Besitzrechte in Steinbach.[17]
Wirtschaft
Die Firma Rinn Beton- und Naturstein betreibt in Steinbach ein Werk zur Produktion von Betonwerksteinen.
Persönlichkeiten
- Carl Roth (1884–1967), Politiker (SPD)
- Axel Redmer (* 1951), Politiker (SPD)
Einzelnachweise
- Steinbach, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Porträt. In: Webauftritt. Gemeinde Fernwald, abgerufen am 22. Januar 2021.
- Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 273 (Online bei google books).
- Fürstlich Solms-Hohensolms-Lich'sches Archiv im Staatsarchiv Darmstadt, F31, Nr. 253.
- K.-H. Gerstenmeier: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Melsungen 1977, S. 292.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
- Die Zugehörigkeit des Amtes Gießen anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 172 (Online in der HathiTrust digital library).
- Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 6 (Online bei google books).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 220 (Online in der HathiTrust digital library).
- Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 413 (Online bei Google Books).
- Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 181 (Online in der HathiTrust digital library).
- Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 84 (Online bei google books).
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt
- Gemeinde auf der Webseite der Gemeinde Fernwald
Weblinks
- Aus der Geschichte der Gemeinde Fernwald. In: Webauftritt der Gemeinde Fernwald.
- Steinbach, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Steinbach In: Hessische Bibliographie[1]
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!