Annerod
Annerod ist ein Ortsteil der Gemeinde Fernwald im mittelhessischen Landkreis Gießen mit rund 3000 Einwohnern.
Annerod Gemeinde Fernwald | |
---|---|
Höhe: | 230 m ü. NHN |
Fläche: | 5,36 km²[1] |
Einwohner: | 2997 (31. Dez. 2020)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 559 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Postleitzahl: | 35463 |
Vorwahl: | 0641 |
Historischer Ortskern |
Geografische Lage
Annerod liegt etwa 5 km östlich von Gießen umgeben von Wäldern. Durch den Ort führt die Kreisstraße 157, die nordwestlich in die Bundesstraße 49 mündet.
Geschichte
Der Namensteil rode für roden deutet auf eine gerodete Waldfläche hin, die dem Ort bereits in karolingischer Zeit ihren Namen gab. Der historische Ursprung des Dorfes liegt im Dunkeln. Bodenfunde weisen – wie der Ortsname – in die karolingische Zeit, die erste bekannte urkundliche Erwähnung datiert jedoch erst von 1307 unter dem Namen Anenrode im Urkundenbuch der Stadt Wetzlar.[1]
1703 wurde Annerod im hessisch-nassauischen Teilungsvertrag Hessen zugeschrieben.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Annerod:
„Annerod (L. Bez. Giessen) evangel. Filialdorf; liegt 1 St. von Giessen, hat 74 Häuser und 360 evangel. Einw., 1 Kirche und 1 Mühle. Im Jahr 1820 wurden auf der Anneröder Heide viele teutsche Todtenhügel entdeckt. Durch die Aufhebung der Gemeinschaft mit Nassau Weilburg im Jahr 1703, kam der Ort ausschließend an Hessen.“[3]
Annerod gehörte zum Gebiet des Gemeinen Rechts, das hier ohne die Überlagerung von Partikularrecht galt. Dieses behielt seine Geltung auch während der Zugehörigkeit zum Großherzogtum Hessen im 19. Jahrhundert, bis es zum 1. Januar 1900 von dem einheitlich im ganzen Deutschen Reich geltenden Bürgerlichen Gesetzbuch abgelöst wurde.[4]
Gebietsreform
Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen schloss sich die Gemeinde Annerod am 31. Dezember 1971 freiwillig mit den Gemeinden Albach und Steinbach zur Gemeinde Fernwald zusammen.[5]
Historische Namensformen
In erhaltenen Urkunden wurde Annerod unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]
- Anenrode, in (1312) [Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 2, Nr. 243]
- Anninrode, in villa (1318) [Urkundenbuch der Stadt Friedberg 1, Nr. 230]
- Anrode, zu (1494) [Reichardt, Siedlungsnamen, S. 35]
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Annerod lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][6][7]
- ab 14. Jahrhundert: Heiliges Römisches Reich, Amt Hüttenberg (Kondominium: Grafschaft Nassau und Landgrafschaft Hessen)
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Amt Hüttenberg (Kondominium: Grafschaft Nassau und Landgrafschaft Hessen-Marburg)[8]
- 1604–1648: hessischer Anteil strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
- ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Amt Hüttenberg (Kondominium: Grafschaft Nassau-Weilburg und Landgrafschaft Hessen-Darmstadt)
- ab 1703: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt (durch Teilungsvertrag), Oberfürstentum Hessen, Amt Hüttenberg[9]
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Oberfürstentum Hessen, Amt Hüttenberg[10][11]
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Hüttenberg[12]
- ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gießen
- ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
- ab 1837: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Gießen
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- am 31. Dezember 1971: Zusammenschluss mit Albach und Steinbach zur Gemeinde Fernwald.
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
- ab 1979: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Gießen
Bevölkerung
Nach 1945 verzeichnete der Ort bezüglich der Einwohnerzahl die stärkste Zuwachsrate aller Gemeinden im Kreis Gießen. Auch von 1965 bis 2005 stieg die Zahl der Einwohner, bedingt auch durch ausgewiesene Neubaugebiete und Ansiedlung von Industrie von 1.500 Einwohnern auf über 2.800.
Einwohnerentwicklung
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1502: | 15 Hausgesesse |
• 1577: | 35 Hausgesesse |
• 1630: | 6 zweispännige, 12 einspännige Ackerleute, 21 Einläuftige, 2 Witwen, 6 Vormundschaften |
• 1677: | 44 Hausgesesse, davon 2 freie. |
• 1742: | ein Geistlicher/ Beamter, 82 Untertanen, 33 Junge Mannschaften, 3 Beisassen/ Juden. |
• 1791: | 317 Einwohner[13] |
• 1800: | 318 Einwohner[14] |
• 1806: | 303 Einwohner, 75 Häuser[11] |
• 1829: | 360 Einwohner, 74 Häuser[3] |
• 1867: | 470 Einwohner, 76 bewohnte Gebäude[15] |
• 1875: | 502 Einwohner, 82 bewohnte Gebäude[16] |
Annerod: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2011 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1791 | 317 | |||
1800 | 318 | |||
1806 | 303 | |||
1829 | 360 | |||
1834 | 369 | |||
1840 | 398 | |||
1846 | 430 | |||
1852 | 426 | |||
1858 | 467 | |||
1864 | 479 | |||
1871 | 490 | |||
1875 | 502 | |||
1885 | 514 | |||
1895 | 529 | |||
1905 | 575 | |||
1910 | 598 | |||
1925 | 638 | |||
1939 | 745 | |||
1946 | 1.024 | |||
1950 | 1.083 | |||
1956 | 1.074 | |||
1961 | 1.113 | |||
1967 | 1.286 | |||
1980 | ? | |||
1987 | 2.388 | |||
2000 | ? | |||
2011 | 2.526 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; Volkszählung 1987[17]; Zensus 2011[18] |
Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1829: | 360 evangelisch Einwohner[3] |
• 1895: | 536 evangelisch Einwohner |
• 1961: | 882 evangelische, 203 römisch-katholische Einwohner |
Erwerbstätigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1961: | Erwerbspersonen: 115 Land- und Forstwirtschaft, 194 Produzierendes Gewerbe, 91 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 126 Dienstleistungen und Sonstiges. |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Die Evangelische Kirche ist im neugotischen Stil 1879/1880 errichtet worden. Sehenswert sind vor allem auch die Holzschnitzarbeiten im Inneren.
Das Heimatmuseum Annerod bietet einen Einblick in die oberhessische Kultur und Lebensweise vergangener Zeiten.
Vereine
In Annerod gibt es folgende Vereine:
- Sportverein Annerod,
- Gesangverein „Heiterkeit“ Annerod,
- Heimatverein Annerod,
- Schützenclub Annerod,
- Tennisclub Annerod,
- Naturschutz- und Gartenbauverein Annerod,
- Freiwillige Feuerwehr Annerod.
Wirtschaft und Infrastruktur
Im Norden Annerods liegt das gleichnamige Industrie- und Gewerbegebiet, in dem einige bekannte Firmen angesiedelt sind, z. B. die Rovema Verpackungsservice GmbH.
Alle Ortsteile von Fernwald, so auch Annerod, sind durch Busverbindungen mit Gießen verbunden. Der Ort liegt direkt an der B 49 und unweit der Autobahnen A 485 und A 5 sowie der B 457.
Weblinks
- Aus der Geschichte der Gemeinde Fernwald. In: Webauftritt der Gemeinde Fernwald
- Annerod, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Annerod In: Hessische Bibliographie[19]
Einzelnachweise
- Annerod, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 15. Januar 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Porträt. In: Webauftritt. Gemeinde Fernwald, abgerufen am 22. Januar 2021.
- Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 13 (Online bei google books).
- Arthur B. Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 100, Anm. 6 und S. 9, 11.
- Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 292.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
- Die Zugehörigkeit des Amtes Hüttenberg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 16, § 28 (google books).
- Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 8 (Online bei google books).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 262 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
- Neuste Länder und Völkerkunde, Band 22, S. 419, Weimar 1821 (books.google.de).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 200 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 217 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
- Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB 013163434, OCLC 162730484, S. 115 (Online bei google books).
- Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB 013163434, OCLC 162730484, S. 10 (Online bei google books).
- Gemeinde Fernwald (Hrsg.), Adolf Wallbott (Red.): Annerod gestern und heute. Festschrift zum Jubiläumsjahr 2007. Gibietz, Fernwald 2006, S. 58.
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!