Garbenteich
Garbenteich ist der zweitgrößte Ortsteil der Stadt Pohlheim im mittelhessischen Landkreis Gießen.
Garbenteich Stadt Pohlheim | |
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Höhe: | 218 (218–239) m ü. NHN |
Fläche: | 6,55 km²[1] |
Einwohner: | 3198 (31. Dez. 2018)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 488 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1970 |
Postleitzahl: | 35415 |
Vorwahl: | 06404 |
Geografische Lage
Die Ortsbebauung geht am Nordrand in die von Hausen über.
Garbenteich liegt am Obergermanischen Limes am Rande der Wetterau in Mittelhessen am Lückebach. Am Ortsrand treffen sich die Landesstraßen 3129, 3131 und 3358. Im Südosten verläuft die Bundesautobahn 5.
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf im Jahre 1141 als Gariwardiseich.[1] Das Datum ist aber nicht bestätigt. Es könnte sich um eine gefälschte Urkunde handeln. 1258 wurde eine Kapelle im Dorf erwähnt.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Garbenteich:
„Garbenteich (L. Bez. Giessen) evangel. Filialdorf; liegt 1 1⁄2 St. von Giessen, hat 93 Häuser und 476 Einw., die außer 13 Kath. und 12 Juden evangelisch sind; auch findet sich hier eine Mühle. – Dieses Dorf wurde im 12. Jahrhundert mit 5 andern auf neue Anrodungen im Wiesecker Wald angelegt und dann nach Schiffenberg eingepfaret und solches 1145 durch den Erzbischof Albero bestätiget. Zu damaliger Zeit kam der Ort unter dem Namen Gariwarthseich vor. Von diesen 6 existiren, außer Garbenteich, noch Steinbach und Watzenborn.“[3]
Die Schule wurde 1817 erbaut und 1970 abgebrochen. Die Sport- und Kulturhalle wurde 1968 errichtet und 1998 renoviert. 1969 kam ein Kindergarten in den Ort.
Im Jahre 1939 gehörte der Ort zum Landkreis Gießen und hatte 1060 Einwohner.
Die Gemeinde Pohlheim wurde am 31. Dezember 1970 im Zuge der Gebietsreform in Hessen durch freiwilligen Zusammenschluss der Gemeinden Dorf-Güll, Garbenteich, Grüningen, Hausen, Holzheim und Watzenborn-Steinberg gegründet.[4][5] Für Garbenteich wurde, wie für die übrigen ehemaligen Gemeinden von Pohlheim, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]
Historische Namensformen
In erhaltenen Urkunden wurde Garbenteich unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]
- Gariwardiseich (1141) [Scheinoriginal Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3, Nr. 1331]
- Garwartseyc (1258) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3, Nr. 1354]
- Garwarteich (1288) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3, Nr. 1373]
- zu Garwerteych (1359) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 871]
- zu Garweteiche (1382) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 1382]
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Garbenteich lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][7][8]
- 1353: Gericht Garbenteich.
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Gießen, Gericht Steinbach
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Gießen, Gericht Steinbach[9]
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
- ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Oberamt Gießen (ab 1789), Gericht Steinbach
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Oberfürstentum Hessen, Landamt Gießen[10][11]
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landamt Gießen[12]
- ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gießen (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Gießen) und Verwaltung)
- ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
- ab 1837: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Gießen
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- am 31. Dezember 1970 wurde Garbenteich als Stadtteil nach Pohlheim eingegliedert.
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
- ab 1979: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Gießen
Gerichte seit 1803
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das „Hofgericht Gießen“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Garbenteich das „Landamt Gießen“ zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. „Landgericht Gießen“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht, das für Garbenteich zuständig war.
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes am 1. Oktober 1879 wurden die bisherigen Land- und Stadtgerichte im Großherzogtum Hessen aufgehoben und durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt, ebenso verfuhr man mit den als Obergerichten fungierenden Hofgerichten, deren Funktion nun die neu errichteten Landgerichte übernahmen. Die Bezirke des Stadt- und des Landgerichts Gießen wurden zusammengelegt und bildeten nun zusammen mit den vorher zum Landgericht Grünberg gehörigen Orten Allertshausen und Climbach den Bezirk des neu geschaffenen Amtsgerichts Gießen, welches seitdem zum Bezirk des als Obergericht neu errichteten Landgerichts Gießen gehört.[13] Zwischen dem 1. Januar 1977 und 1. August 1979 trug das Gericht den Namen „Amtsgericht Lahn-Gießen“ der mit der Auflösung der Stadt Lahn wieder in „Amtsgericht Gießen“ umbenannt wurde. In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen des Amtsgerichts Gießen, das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.
Einwohnerentwicklung
• 1502: | [1] | 6 Männer
• 1577: | Hausgesesse[1] | 40
• 1630: | zweispännige, 19 einspännige Ackerleute, 8 Einläuftige, 1 Witwe, 7 Vormundschaften[1] | 1 dreispännige, 7
• 1669: | [1] | 183 Seelen
• 1742: | Untertanen, 19 Junge Mannschaften, 1 Beisasse/Jude.[1] | 1 Geistliche/Beamte, 75
• 1791: | 359 Einwohner[14] |
• 1800: | 382 Einwohner[15] |
• 1806: | 401 Einwohner, 89 Häuser[11] |
• 1829: | 476 Einwohner, 93 Häuser[3] |
• 1867: | 576 Einwohner, 103 Häuser[16] |
Garbenteich: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2015 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1791 | 359 | |||
1800 | 382 | |||
1806 | 401 | |||
1829 | 476 | |||
1834 | 502 | |||
1840 | 543 | |||
1846 | 611 | |||
1852 | 627 | |||
1858 | 620 | |||
1864 | 588 | |||
1871 | 606 | |||
1875 | 650 | |||
1885 | 687 | |||
1895 | 706 | |||
1905 | 812 | |||
1910 | 875 | |||
1925 | 1.007 | |||
1939 | 1.060 | |||
1946 | 1.376 | |||
1950 | 1.489 | |||
1956 | 1.533 | |||
1961 | 1.574 | |||
1967 | 1.822 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 2.843 | |||
2015 | 3.117 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; Zensus 2011[17] |
Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1830: | römisch-katholische Einwohner, 12 Juden | 451 evangelische, 13
• 1961: | 1309 evangelische, 240 römisch-katholische Einwohner. |
Erwerbstätigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1961: | Erwerbspersonen: 137 Land- und Forstwirtschaft, 333 Produzierendes Gewerbe, 148 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 135 Dienstleistungen und Sonstiges. |
Wappen
Am 9. September 1970 wurde der Gemeinde Garbenteich ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: In Rot ein silberner, von je drei Blättern und Eicheln besteckter Eichenzweig, belegt von zwei goldenen gekreuzten Speeren.[18]
Verkehr
Der Haltepunkt Garbenteich liegt an der Bahnstrecke Gießen–Gelnhausen. Es verkehrt die RB 46 Gießen – Hungen – Nidda – Gelnhausen.
Literatur
- Garbenteich, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Suche nach Garbenteich In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Weblinks
- Geschichte der Ortsteile. In: Webauftritt der Stadt Pohlheim.
- Garbenteich, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Garbenteich, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 15. Januar 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Zahlen und Daten. Einwohner-Struktur. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Stadt Pohlheim, archiviert vom Original am 16. April 2019; abgerufen im April 2019.
- Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 80 (Online bei google books).
- Zusammenschluss von Gemeinden zur Gemeinde „Pohlheim“, Landkreis Gießen vom 6. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 4, S. 140, Punkt 165 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
- Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 307.
- Hauptsatzung. (PDF; 97 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Pohlheim, abgerufen im August 2020.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
- Die Zugehörigkeit des Amtes Gießen anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 6 (Online bei google books).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 220 (Online in der HathiTrust digital library).
- Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 413 (online bei Google Books).
- Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 172 (Online in der HathiTrust digital library).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 181 (Online in der HathiTrust digital library).
- Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 30 (Online bei google books).
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt; Stadt Pohlheim
- Genehmigung eines Wappens und einer Flagge der Gemeinde Garbenteich, Landkreis Gießen vom 9. September 1970. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 39, S. 1864, Punkt 1717 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).