Albach (Fernwald)

Albach ist ein Ortsteil der Gemeinde Fernwald im mittelhessischen Landkreis Gießen.

Albach
Gemeinde Fernwald
Höhe: 226 (216–241) m ü. NHN
Fläche: 4,49 km²[1]
Einwohner: 1245 (31. Dez. 2020)[2]
Bevölkerungsdichte: 277 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 35463
Vorwahl: 06404
Albach Ortskern
Albach Ortskern

Geografische Lage

Der Ort liegt östlich der Bundesautobahn 5 und zwischen den Gießener und Licher Wäldern. Durch Albach führt die Landesstraße 3129. Die Bundesstraße 457 (Gießen-Nidda) liegt südlich des Ortes. Albach liegt etwa 10 km östlich von Gießen und 60 km nördlich von Frankfurt am Main. Nahegelegene Ortschaften sind Fernwald-Steinbach, die Stadt Lich sowie Oppenrod (Gem. Buseck) und Burkhardsfelden (Gem. Reiskirchen).

Geschichte

Albacher Kirche von 1774

Von den Anfängen bis zur Gebietsreform in Hessen

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Albach erfolgte unter dem Namen Alpach im Jahr 1239 im Urkundenbuch des Klosters Arnsburg.[1][3] Damals gab es zwei Ortsteile, nämlich Oberalbach und Niederalbach. Sie lagen unterhalb des Hofgutes, welches von den Vertretern der Familie von Albach bewohnt wurde. Die von Albach tauchen in Urkunden als Edelknechte auf. Später fanden sich Albacher Höfe im Besitz der Familien von Trohe und von Buseck und Albach war Teil des Busecker Tales.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Albach:

„Albach (L. Bez. Giessen) evangel. Filialdorf; liegt 112 St. von Giessen, gehört dem Freiherrn von Buseck, hat 60 Häuser und 285 Einw., die bis auf 1 Kath. evangelisch sind- – Noch im 15. Jahrhundert gehörte Albach zur Kirche in Winnerod. Im Jahr 1827 hat die Freiherrl. Familie von Buseck die ihr im Dorfe zustehende Patrimonialgerichtsbarkeit an den Staat abgetreten.“[4]

Die Evangelische Kirche Albach wurde 1774 erbaut. In ihr befindet sich eine Orgel aus dem Jahre 1863. Bereits 1271 wird eine Kirche für Nieder-Albach erwähnt[5] und 1332 eine Kirche für Ober-Albach.[6]

Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen schloss sich die Gemeinde Albach am 31. Dezember 1971 freiwillig mit den Gemeinden Annerod und Steinbach zur Gemeinde Fernwald zusammen.[7]

In den Jahren 1964 bis 1987 befand sich nordöstlich des Ortes der Abschussbereich einer Flugabwehrstellung der Bundeswehr, deren Raketen im Ernstfall mit taktischen US-Atomsprengköpfen bestückt worden wären. Heute befindet sich auf dem Gelände ein Solarpark.

Historische Namensformen

In erhaltenen Urkunden wurde Albach unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]

  • Alpach, de (1239) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 28]
  • Allepach, in (1248/1249) [Baur, Güterverzeichnis Mainz, S. 564]
  • Albach, in (1271) [Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 2, Nr. 93]
  • Albbach superiori, in (1280) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 180: Korrigiert nach Reichardt, Siedlungsnamen, S. 17]
  • Niedern Alpach (1295) [XVI, Baur, Hessische Urkunden 1 (Starkenburg und Oberhessen), Nr. 292]
  • Abern Alpach (1387) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 1081]
  • Ober-Albach

Territorialgeschichte und Verwaltung

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Albach lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][8][9]

Gerichte seit 1803

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das „Hofgericht Gießen“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Albach das „Patrimonialgericht der Freiherren zu Buseck“ in Großen-Buseck zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.

Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. Aber erst ab 1827 wurde die Patrimonialgerichtsbarkeit durch das „Landgericht Gießen“ im Namen der Freiherren ausgeübt. Erst infolge der Märzrevolution 1848 wurden mit dem „Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren“ vom 15. April 1848 die standesherrlichen Sonderrechte endgültig aufgehoben.[13]

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes am 1. Oktober 1879 wurden die bisherigen Land- und Stadtgerichte im Großherzogtum Hessen aufgehoben und durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt, ebenso verfuhr man mit den als Obergerichten fungierenden Hofgerichten, deren Funktion nun die neu errichteten Landgerichte übernahmen. Die Bezirke des Stadt- und des Landgerichts Gießen wurden zusammengelegt und bildeten nun zusammen mit den vorher zum Landgericht Grünberg gehörigen Orten Allertshausen und Climbach den Bezirk des neu geschaffenen Amtsgerichts Gießen, welches seitdem zum Bezirk des als Obergericht neu errichteten Landgerichts Gießen gehört.[14] Zwischen dem 1. Januar 1977 und 1. August 1979 trug das Gericht den Namen „Amtsgericht Lahn-Gießen“ der mit der Auflösung der Stadt Lahn wieder in „Amtsgericht Gießen“ umbenannt wurde. In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen des Amtsgerichts Gießen, das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Albach 1131 Einwohner. Darunter waren 54 (4,8 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 216 Einwohner unter 18 Jahren, 492 zwischen 18 und 49, 240 zwischen 50 und 64 und 186 Einwohner waren älter.[15] Die Einwohner lebten in 459 Haushalten. Davon waren 102 Singlehaushalte, 138 Paare ohne Kinder und 168 Paare mit Kindern, sowie 42 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 75 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 336 Haushaltungen lebten keine Senioren/-innen.[15]

Einwohnerzahlen

 1577:33 Hausgesesse[1]
 1630:7 zweispännige, 7 einspännige Ackerleute, 14 Einläuftige, 5 Witwen, 16 Vormundschaften.[1]
 1669:124 Seelen[1]
 1742:ein Geistlicher/ Beamter, 42 Untertanen, 8 Junge Mannschaften, 2 Beisassen/ Juden[1]
 1800:253 Einwohner[16]
 1806:271 Einwohner, 65 Häuser[12]
 1829:285 Einwohner, 60 Häuser[4]
 1867:323 Einwohner, 61 Häuser[17]
Albach: Einwohnerzahlen von 1800 bis 2011
Jahr  Einwohner
1800
 
253
1806
 
271
1829
 
285
1834
 
303
1840
 
318
1846
 
343
1852
 
329
1858
 
323
1864
 
326
1871
 
358
1875
 
363
1885
 
368
1895
 
369
1905
 
361
1910
 
378
1925
 
354
1939
 
379
1946
 
524
1950
 
513
1956
 
509
1961
 
496
1967
 
560
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
1.131
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[15]

Religionszugehörigkeit

 1830:284 evangelische, ein römisch-katholischer Einwohner[1]
 1895:367 evangelische Einwohner[1]
 1961:455 evangelische (= 91,73 %), 40 römisch-katholische (= 8,06 %) Einwohner[1]

Erwerbstätigkeit

 1961:Erwerbspersonen: 113  Land- und Forstwirtschaft, 101  Produzierendes Gewerbe, 21  Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 13  Dienstleistungen und Sonstiges.[1]

Literatur

Commons: Albach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ober-Albach, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. November 2016). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Porträt. In: Webauftritt. Gemeinde Fernwald, abgerufen am 22. Januar 2021.
  3. Ludwig Baur: Urkundenbuch des Klosters Arnsburg in der Wetterau. Darmstadt 1851 Regest Nr. 28.
  4. Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 1 (Online bei google books).
  5. Hanno Müller: Ober- und Nieder-Albach. in Koch, S. 12.
  6. Koch, S. 19
  7. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 292.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
  10. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 172, 260 (Online in der HathiTrust digital library).
  11. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 6 (Online bei google books).
  12. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 221 (Online in der HathiTrust digital library).
  13. Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren vom 7. August 1848. In: Großherzog von Hessen (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1848 Nr. 40, S. 237–241 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 42,9 MB]).
  14. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  15. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 4 und 44;.
  16. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 182 (Online in der HathiTrust digital library).
  17. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 2 (Online bei google books).
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