Stadthaus (Cottbus)
Das Stadthaus, niedersorbisch Měsćański dom, in der Denkmalliste des Landes Brandenburg als Evangelisches Gemeindehaus geführt, ist heute der Sitz der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Cottbus in Brandenburg. Das in den Jahren 1913 und 1914 ursprünglich als kirchliches Gemeindezentrum errichtete Gebäude befindet sich auf dem Erich-Kästner-Platz zwischen der Bahnhofstraße und der Stadtpromenade im Cottbuser Stadtteil Mitte. Es wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgenutzt und dient nach umfangreichen Sanierungsarbeiten seit Januar 2013 seiner heutigen Bestimmung. Das Stadthaus ist ein eingetragenes Baudenkmal der Stadt Cottbus.
Geschichte
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts plante der Gemeindekirchenrat der Ober- und Klosterkirchengemeinde Cottbus den Bau eines großen Gemeindehauses. Das Gebäude wurde durch den Berliner Regierungsbaurat Erich Blunck entworfen, die Bauleitung wurde den Cottbuser Architekten Michaelis & Dietrich übergeben.[1] Die Grundsteinlegung fand am 10. November 1913 statt und am 23. August 1914 wurde das Gemeindehaus eingeweiht. Noch vor der Fertigstellung wurde angesichts des Ersten Weltkrieges beschlossen, das Haus zunächst als Reservelazarett zur Verfügung zu stellen. Seiner ursprünglichen Bestimmung wurde das Gebäude erst Ende 1919 übergeben.[2] Die Räumlichkeiten wurden unter anderem für Veranstaltungen und zur Aufnahme durchreisender Gäste genutzt. Eine im Gebäude bestehende Turnhalle wurde im Winter für orthopädisches Turnen sowie den Sportunterricht der umliegenden Schulen genutzt.
Während des Zweiten Weltkriegs diente das Gemeindehaus erneut als Lazarett. Nach dem Luftangriff auf die Stadt Cottbus am 15. Februar 1945, bei dem das städtische Carl-Thiem-Klinikum größtenteils zerstört wurde, war die chirurgische Abteilung im Gemeindehaus untergebracht. Ab 1950 wurde das Gebäude als Haftkrankenhaus genutzt. Ab 1979 war das Haus einer der Standorte der Station Junger Naturforscher und Techniker, die den schulpflichtigen Kindern zur naturwissenschaftlichen Weiterbildung diente.[3] Nach der Wende war das frühere Gemeindehaus zeitweise Museum für Natur und Umwelt, seit Mitte der 1990er Jahre stand das Gebäude leer. Im Jahr 1998 erfolgte eine Außensanierung.
2007 oder 2008 wurde das Haus von der Stadt Cottbus erworben, die ab September 2011 umfangreiche Umbau- und Sanierungsarbeiten an dem Gebäude vornehmen ließ.[4] Seit der Fertigstellung der Arbeiten Ende 2012 wurde das neue Stadthaus am 30. Januar 2013 feierlich eröffnet. Seitdem ist die Stadtverordnetenversammlung in dem Gebäude ansässig.[5] Bis dahin diente das Gebäude Altmarkt 21 als Stadthaus.
Architektur
Das Stadthaus weißt Elemente der Heimatschutzarchitektur auf. Es ist ein freistehender Massivbau aus Ziegelmauerwerk zu zehn Achsen. Der größere, zweieinhalbgeschossige Teil hat ein Satteldach, der nördliche Anbau hat nur zwei Vollgeschosse und ein Walmdach.[6] Der Mittelteils ist symmetrisch mit Lisenen gegliedert; die Fenster sind nach Stockwerken identisch, variieren aber auf den unterschiedlichen Stockwerken in ihrer Größe. Im Gegensatz dazu ist der Dachbereich nicht symmetrisch. In der Gebäudemitte befindet sich ein großer Eingangsbereich mit einer aufwendig gestalteten Doppeltür mit Oberlicht. Abgeschlossen wird die Mittelachse durch einen geschweiften Zwerchgiebel mit Voluten. Im Giebelfeld befindet sich ein Mosaik mit der Darstellung eines Kreuzes. An der Gebäuderückseite befindet sich ein fensterreicher Treppenhausanbau.
Im Inneren befindet sich eine ausgedehnte Vorhalle. Im ersten Obergeschoss liegt ein Foyer, das über zwei Terrazzotreppen erreichbar ist. Der Sitzungssaal der Stadtverordnetenversammlung, der früher als Festsaal genutzt wurde, hat eine Größe von 242 Quadratmetern[7] und verfügt über eine Bühne und eine Empore. Das Tonnengewölbe des Sitzungssaals stellt eine architektonische Besonderheit dar. Über der Bühne befindet sich eine Motivmalerei von zwei Hirschen an einem Brunnen, die mit Psalmsprüchen gerahmt ist.[1]
Im Jahr 2010 fertigte die „Werkstatt für Metallgestaltung“ aus Seidewinkel eine von Horst Ring entworfene Plastik an, die einen an einem Binsenrohr hinaufkletternden Krebs darstellt. Diese wurde während der im Jahr 2012 durchgeführten Umbaumaßnahmen auf dem Vorplatz des Stadthauses aufgestellt. Der Krebs ist das Wappentier der Stadt Cottbus.
Literatur
- Denkmale in Brandenburg. Band 2.1: Stadt Cottbus. Altstadt und Innere Stadtteile. Bearbeitet von Irmgard Ackermann, Marcus Cante, Antje Mues u. a. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2001, ISBN 3-88462-176-9, S. 317.
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09100004 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Stadthaus am Erich-Kästner-Platz auf der Seite der Stadt Cottbus
Einzelnachweise
- I. Ackermann, M. Cante, A. Mues, u. a.: Denkmale in Brandenburg. Band 2.1: Stadt Cottbus. Altstadt und Innere Stadtteile. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2001, ISBN 3-88462-176-9, S. 317.
- Zur Architektur und Geschichte des Stadthauses am Erich Kästner Platz. Stadt Cottbus, abgerufen am 15. Februar 2021.
- Ein Stadthaus voller Geschichten. Lausitzer Rundschau, 4. Juli 2013, abgerufen am 15. Februar 2021.
- Das neue Cottbuser Stadthaus am Erich Kästner Platz. Stadt Cottbus, abgerufen am 15. Februar 2021.
- Cottbuser dürfen das neue Stadthaus erkunden. Lausitzer Rundschau, 9. Januar 2013, abgerufen am 15. Februar 2021.
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09100004 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg, abgerufen am 15. Februar 2021.
- Die Räumlichkeiten des Stadthauses. Stadt Cottbus, abgerufen am 15. Februar 2021.